Beneath
Beneath
Originaltitel: Beneath
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Dagen Merrill
Darsteller: Nora Zehetner, Matthew Settle, Gabrielle Rose, Jessica Amlee, Warren Christie, Don S. Davis, Carly Pope, ...
Trailer:
http://www.youtube.com/watch?v=upgnzqoru4U
Der 2007er Horror-Thriller „Beneath“ ist eine Gemeinschaftsproduktion von „Paramount Classics“, ein für den Vertrieb unkonventioneller Indies wie „Northfork“ oder „Black Snake Moan“ gegründetes Sub-Label des traditionsreichen Hollywood-Studios, und „MTV Films“, einem Hause, das regelmäßig nicht gerade tiefsinnige cineastische Kost für die breite Masse (á la „Varsity Blues“ oder „Save the last Dance“) veröffentlicht, nichtsdestotrotz aber auch einige echte Perlen im Programm hat, wie z.B. „Napoleon Dynamite“ oder Alexander Payne´s „Election“. Letztere Beteiligung an einem Projekt dieser Art erscheint heutzutage irgendwie logisch, da sich entsprechende Genre-Ware bei der Jugend, ihres Zeichens ja die primäre Zielgruppe des Musiksenders, noch immer einer reichhaltigen Beliebtheit erfreut – man muss sich nur mal die vielen lukrativen „PG-13“-Releases da draußen ansehen. Allerdings assoziiert der geneigte Filmfan (aus Erfahrung) mit diesem aus den drei großen Buchstaben bestehenden Firmennamen zumeist unweigerlich spezielle stilistische Dinge, die sich allgemein nur begrenzter Beliebtheit erfreuen – vorrangig wohl eine schnell geschnittene (moderne) Bildersprache, wahlweise mit einem eingängigen Soundtrack unterlegt. Glücklicherweise beschritten die Entscheidungsträger in diesem Fall keineswegs jenen beschriebenen Pfad, sondern lieferten einen geradezu (im positiven Sinne) „altmodisch“ anmutenden Grusel-Streifen ab, der schon allein deshalb erste Sympathiepunke auf seiner „Haben“-Seite verbuchen kann…
Vor sechs Jahren verschuldete die 14-jährige Christy (Brenna O´Brien) einen Autounfall, durch den ihre ältere Schwester Vanessa (Carly Pope) ums Leben kam – wobei jene aber erst sechs Monate nach dem eigentlichen Crash verstarb, bei welchem sie schwerste, die ehemals wunderschöne junge Frau grauenhaft entstellende Verbrennungen erlitt. Seither leidet Christy an schrecklichen Visionen, die sie damals bei der Beerdigung selbst zu der Überzeugung leiteten, man hätte ihre Schwester lebendig in den Sarg gelegt, was in einem Eklat bei der betreffenden Veranstaltung mündete. Daraufhin war sie zeitweise in eine psychiatrische Klinik eingeliefert worden und hatte anschließend ihrem ländlichen Heimatstädtchen erst einmal den Rücken gekehrt, um fernab jenes Ortes ein neues Leben zu beginnen – bloß gelang ihr das nie richtig, in erster Linie aufgrund der noch immer regelmäßig vor ihrem inneren Auge aufblitzenden Bilder und Erinnerungen. Diese hält sie unterdessen in Form von Zeichnungen fest – doch haben diese, in Kombination mit ihrem belastenden Schuldbewusstsein, im Laufe der Zeit gar dazu geführt, dass sich bei ihr eine bedrückende Borderline-Störung ausprägte…
Heute kehrt sie (Nora Zehetner), eine angehende Medizin-Studentin, die erst kürzlich wegen ihrer seelischen Labilität eine wichtige Stelle verloren hat, nun zum ersten Mal erneut nach Hause zurück, da ein den Schwestern in ihrer Kindheit nahe stehender Hausverwalter (Don S.Davis) verstorben ist und in wenigen Tagen beigesetzt wird. Auf der Beerdigung trifft sie ihren Schwager John Locke (Matthew Settle) wieder, der mit seiner jungen Tochter Amy (Jessica Amlee) und etwas eigenwilligen Mutter (Gabrielle Rose) noch immer im alten Herrenhaus der Familie wohnt. Von Anfang an tritt letztere ihr gegenüber recht kühl auf – ebenso wie mancher Einwohner, angesichts der nicht in Vergessenheit geratenen Ereignisse. Untergekommen bei einer alten Schulfreundin (Nicola Anderson), fällt es Christy fortwährend schwerer, die erneut an Stärke gewinnenden Halluzinationen im Zaum zu halten. Als Amy ihr zudem davon berichtet, dass angeblich dunkle Wesen hinter ihren Wänden existieren, sie selbst seltsame Blackouts erleidet und wenig später gar John´s Mom unter mysteriösen Umständen (so wie in ihren Visionen vorausgesehen) tot aufgefunden wird, begibt sie sich mit Nachdruck daran, alle seit dem Umfall ungeklärten Angelegenheiten aufzuarbeiten und die ganze Wahrheit endlich ans Licht zu bringen – so entsetzlich diese auch sein mag…
Wie bereits erwähnt, vermittelt „Beneath“ von seiner gesamten Beschaffenheit her ein angenehm klassisches Gefühl – allerdings auf eine natürliche Weise, also ohne dabei den Eindruck zu erwecken, als hätte Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Dagen Merrill ein solches „Retro-Feeling“ bewusst forciert. Was wie eine typische Geschichte im inzwischen gängigen „the Grudge“- oder „Boogeyman“-Stil beginnt, mit irgendwelchen rastlosen Seelen oder die Lebenden heimsuchenden Geistern, entpuppt sich im zunehmenden Verlauf eher als ein Mystery-Thriller der alten Schule, dessen Handlung und Umsetzung man für die heutige Zeit nur geringfügig entstaubt bzw angepasst hat – als Vergleichstitel kommen mir da spontan Werke wie „Disturbing Behaviour“ oder „Population 436“ in den Sinn. Im Zuge ihrer Ermittlungen bringt Christy zahlreiche bislang von einigen Personen bewusst im Verborgenen gehaltene Gegebenheiten an die Oberfläche, die ihrerseits meist wiederum verschiedene Fragen und Erkenntnisse aufwerfen, denen es dann (hin gen des Rätsels Lösung) nachzugehen gilt. Was weiß John noch alles, das er ihr aber nicht mitzuteilen gedenkt? Welches Geheimnis hütete seine Mutter – und wurde sie deshalb wohlmöglich aus dem Leben gerissen? Welche Rolle spielt Vanessa´s ehemalige Pflegerin Claire (Eliza Norbury), die seither scheinbar verschwunden ist? Woran genau starb ihre Schwester eigentlich – an den Folgen des Unfalls oder eventuell einer Fremdeinwirkung? Ist die schwarze Gestalt, die Amy zu sehen glaubt, echt – oder nur der lebhaften Phantasie eines Kindes entsprungen? Welche Bedeutung ist ihren eigenen Visionen zuzuordnen? Was geschieht mit ihr in den Phasen, an die sie sich im Nachhinein stets nicht mehr erinnern kann? Hinzu gesellen noch weitere traditionelle Motive, die von Natur aus förderlich mit der gewählten Ausrichtung harmonieren: Erwartungsgemäß empfangen die Bewohner des kleinen Städtchens sie und ihre Theorien nicht gerade mit offenen Armen, sind kaum daran interessiert, so lange schon schlafende Hunde zu wecken. Hilfe erhält sie dennoch von einem aus ihrer Mitte, nämlich seitens des nur unwesentlich älteren Polizisten Jeff (Warren Christie). Es gilt, alte Heimlichkeiten der in jener Gemeinde recht angesehenen Familie Locke zu lüften, welche ihrerseits früher die örtliche, viele Arbeitsplätze bietende Mine betrieb, bevor diese stillgelegt werden musste. Gibt es in der Hinsicht vielleicht irgendeinen Zusammenhang? Dass Christy aktiv nachforscht, die Antworten also selbst herausarbeitet und nicht bloß von einer Situation in die nächste stolpert, passt gut zum Gesamtbild und weiß entsprechend zu gefallen.
„Death is always hardest on the Living” heißt es an einer Stelle – und die Auswirkungen dieser Weißheit plagen Christy schwer. Neben den ohnehin vorhandenen Schuldgefühlen weiß sie einfach tief in ihrem Innersten, dass damals etwas nicht mit rechten Dingen zuging, was sie nun ein für alle Mal (nicht nur sich selbst) beweisen will. Verkörpert wird sie von der gleichermaßen talentierten wie charismatischen Nora Zehetner (TV´s „Heroes“/„May“/„Brick“), welche die Präsentation der unterschiedlichen gefühlsbetonten Zustände ihrer Figur solide meistert sowie uns (die Zuschauer) simultan auf diesem Wege relativ schnell für ihre Sache gewinnt. Leider ist ihr Part, wie alle anderen übrigens auch, nicht sonderlich gehaltvoll konzipiert worden, was man selbstverständlich als „schade“ einstufen muss – jedoch ist es schön zu sehen, dass Christy tatsächlich clever agiert und von den Verantwortlichen nie auf eine Funktion als „Scream-Queen“ und/oder „Eye Candy“ reduziert wurde. Obwohl Matthew Settle („the Celestine Prophecy“/„the In Crowd“) keineswegs schlecht agiert, hätte ich mir in der Rolle des alleinerziehenden Witwers doch einen ausdrucksstärkeren Darsteller gewünscht, der John´s kühl erscheinende, die Emotionen weitestgehend hinter der Fassade zurückhaltende Art besser transportiert. Gabrielle Rose („Sisters“/„In the Name of the King“) agiert passabel als dominantes Familienoberhaupt, die junge Jessica Amlee („They“/„Last Chance Cafe“) liefert ebenfalls eine Performance ab, über die sich im Grunde nicht klagen lässt, und darüber hinaus sind noch Don S.Davis (TV´s „Stargate SG-1“), Brenna O´Brien („Masters of Horror: the Screwfly Solution“), Warren Christie (TV´s „October Road“), Eliza Norbury („Agent Cody Banks“) sowie die reizende Carly Pope (TV´s „Popular“/„Nemesis Game“) zu sehen. Insgesamt eine ziemlich unverbrauchte Besetzung, die allerdings keine wirklich herausragenden Akzente zu setzen vermag.
„Beneath“ kann mit einigen sehr ansprechenden wie atmosphärischen (kanadischen) Locations aufwarten – neben einer kleinen Fischerhütte an einem Waldsee, inklusive nettem Bergpanorama im Hintergrund, oder einem baufälligen Minengebäude, das manche bestimmt als das (u.a.) aus Uwe´s „Alone in the Dark“ wiedererkennen werden, in erster Linie das alte Herrenhaus der Lockes, das viele verwinkelte Flure, ungenutzte Zimmer, von Insekten bevölkerte Kellerräume, Passagen zwischen den Wänden und weitläufige (mit den unterirdischen Abbaustollen verbundene) Geheimgänge besitzt. Demgemäß ist es keine Überraschung, dass sich etliche zentrale Szenen in diesen Kulissen entfalten und nicht nur dank ihrer Ausleuchtung klassische Zeiten und Motive des Genres in Erinnerung rufen. Unglücklicherweise sieht man gerade diesen Momenten gelegentlich die Unerfahrenheit des Regiedebütanten Merrill an, dem offensichtlich (noch?) das Fingerspitzengefühl fehlt, im Rahmen seiner Inszenierung ein Optimum aus den gegebenen Mitteln herauszuholen. Das Gebotene wirkt zu nüchtern und ohne einer individuellen Handschrift in Szene gesetzt – etwas, das ebenso auf die Kameraarbeit von Mike Southon zutrifft, der bereits Produktionen wie „Replicant“ oder „Pursued“ ähnlich einfallslos bebilderte. Zumindest ist ein akzeptables Maß an Spannung vorhanden, der Score schön stimmig (John „Ghost Ship“ Frizzell höre ich eh immer gern) und das Tempo genau richtig (weder zu übereilt noch zu gemächlich) – ferner sucht man CGI-Zusätze so gut wie vergebens, Jump Scares und zügige Schnittfolgen halten sich stark in Grenzen. Das Skript, welches von Merrill und Kevin Burke („the First Vampire“) verfasst wurde, kommt mit einem Minimum an Blut aus, hält stets einen ernsthaften Ton aufrecht und folgt einem traditionellen Aufbau, der allerdings zwischen dem jeweils effektvollen Einstieg und Finale im Kernstück eine kurze Phase lang auf der Stelle tritt, in welcher Christy mehrere Örtlichkeiten nacheinander aufsucht und ihre Visionen sich zu wiederholen beginnen, ohne genügend neue Informationen preiszugeben. Zudem werden einige Plot-Inhalte schlichtweg zu oberflächlich abgehandelt – allen voran die Auswirkungen der Grubenstilllegung auf die Stadt und Leute. Zum Glück ist der letzte Akt ungemein gelungen – und das trotz der Tatsache, dass die Auflösung beileibe nicht unvorhersehbar daherkommt. Die Ursprünge bzw Hintergründe der Flashbacks werden gelüftet, worauf ein vergleichsweise intensiver, von einem großartigen wie tragischen Abschluss gekrönter Showdown einsetzt, der mich auf emotionaler Ebene simultan überraschte und überzeugte – keine schlechte Art, in den Abspann entlassen zu werden…
Fazit: Alles in allem stellte sich „Beneath“ – unabhängig des Eindrucks, aufgrund seiner unmarkanten Machart insgesamt eher wie ein „Made for TV“-Movie anzumuten – als ein einigermaßen atmosphärischer Mystery-Gruselthriller heraus, der auf angenehm altmodisch-subtile Weise solide zu unterhalten vermag…
knappe
Die deutsche DVD-Veröffentlichung stammt aus dem Hause "Paramount", trägt eine "FSK16"-Freigabe und
kommt uncut daher...
Da mir die Zehetner net so gefällt (optisch UND darstellerisch) werde ich mir den hier fürs TV aufheben. Schlagworte wie klassisch ohne bewusst darauf getrimmt wurden zu sein, klingen in meinen Ohren immer gut. Wegen des netten Covers hätte ich beinahe mal zu einer gebrauchten Scheibe in der Theke gegriffen, da klang mir der Covertext aber zu 08/15 ... und nach deinem Review hat sich dieser Eindruck net wirklich verflüchtigt ... Nächste Wortmeldung nach Sichtung ;-). Feines Review btw.
In diesem Sinne:
freeman
In diesem Sinne:
freeman
Leider haben sich ALL meine Befürchtungen bestätigt. Beneath ist leider so abartig 0815, dass es in allen Ecken scheppert. Da war nicht eine einzige Idee im ganzen Film zu sehen. Atmosphäre und Spannung wollten sich so gleich mal gar nicht einstellen und ...
In diesem Sinne:
freeman
Holy Shit, ich mag es ja, wenn man ich Damen, die ich eh net so mag, beim Dilletieren zuschauen darf, aber das hier schlug ja dem Fass den Boden aus! Dagegen ist ja sogar Steven Seagal mimisch eine Wucht. Die Gesichtsmaske von Frau Zehetner scheint echt ihre ganze Mimik eingeschnürt zu haben! Panik, Angst, Erschrecken, normale Dialoge, Nachforschen, aus Träumen aufwachen ... EIN und DERSELBE Gesichtsausdruck, der sich nichtmal in Nuancen verschob! Ganz groß. Ich hab dann irgendwann die Tapeten hinter der Zehetner angeschaut, weil ich es nicht mehr ertragen habe. Das Ende ist dann schwer vorhersehbar und auch net wirklich creepy, weil man eben genau weiß, wies enden wird. Ich war ziemlich bored ... massiv ... Schade ... wäre ich wieder fast auf nen geiles Cover reingefallenDa mir die Zehetner net so gefällt (optisch UND darstellerisch) werde ich mir den hier fürs TV aufheben.
In diesem Sinne:
freeman
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