(aka Blast Heroes)

Originaltitel: Ying xiong wei lei
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1986
Regie: John Woo
Darsteller: Chin Yuet Sang, Doo Hee Jang, Ho Kon Kim, Eddy Ko, Lam Ching Ying, Chau Sang Lau, Cécile Le Bailly, Philippe Loffredo, Kuo Sheng, Lee Hoi-Suk, Ma Ying Chai, Tit Yuet Tin
John Woo’s Karriere begann bekanntlich nicht erst mit „A better Tomorrow“; er konnte bereits damals auf eine stattliche Anzahl an von ihm deregierten Filmen zurückblicken.
Und auch „Heroes shed no Tears“ gehört zu jenen Frühwerken, die sich rückblickend sicher nicht gerade zu den bekanntesten oder erwähnenswertesten Streifen des Action Regisseurs zählen können.
Zwar folgte kurz danach auch schon der für Woo’s Karriere wichtige „A Better Tomrrow“, doch die Unterschiede bleiben trotzdem groß.
Vielleicht liegt das auch daran, dass sich John Woo bis dahin nicht vollkommen auf das Actiongenre spezialisierte, sondern auch das ein oder andere Drama abgedreht hatte; Vor allem aber hatte er auch reichlich mit Comedy zu tun.
Entsprechend sieht dann auch „Blast Heroes“ aus; actiontechnisch sicherlich nicht auf Woo-typischem Niveau und außerdem versehen mit Comedy, die leider Richtung Klamauk abdriftet.
Dabei macht der Film anfangs noch einen ganz anderen Eindruck, denn mit einem schnell dahingerotzten Prolog von etwa 30 Sekunden, sehen wir einige Eliteeinheiten, die einen Assault auf ein feindliches Lager vorbereiten.
Und schon kracht und scheppert es an allen Ecken und Enden; riesige Patronen fegen über Böden, ziehen reichlich Staubwolken mit sich, hier und dort gibt es blutige Einschüsse, und ein Flammenwerfer gibt dem scheinbar miesen Pack den Rest.
Herrlich; nur wozu das ganze?
Ein böser Drogenbaron sollte von unseren Helden entführt, und aus dem Vietnam geschafft werden PUNKT
Dass nach dieser geglückten, bleihaltigen, etwa 10min andauernden Mission nicht sofort die Credits über den Bildschirm laufen ist klar; irgendetwas stellt sich da noch in den Weg...
Der Leader des Elitetrups Chan Chung (Eddy Ko) muss noch Frau und Kind zu Hause vor einigen Angreifern retten und auf dem Weg Richtung Ausland geraten sie an eine militärische Gruppe, die zu allem Übel auch noch die örtlichen Eingeborenen auf sie hetzt.
Das ganze findet in zugegebenermaßen recht anschaulichen Shootouts statt, die zwar Woo’s bekannte Ästhetik missen lassen, da er Bloodshed und Slowmotion nicht ganz so gekonnt mixt wie in seinen späteren Werken, doch nach wie vor ist das Gezeigte durchaus von Qualität.
Das ist gehobene B-Action Kost, die sich für keinen Feuerball und keine Splattereinlage (natürlich nicht gar so übertrieben) zu schade ist.
Und auch die waffenlosen Auseinandersetzungen können sich sehen lassen, da auf übermäßige Martial Arts verzichtet wird; stattdessen Prügeln sich die Recken dreckig und bodenständig in gut choreographierten Fights.

Chan Chung und seine Berrets, voll männlich; erinnert an Arnies Gruppe aus Predator, auch wenn der ein Jahr später kam...
Kurz gesagt, actiontechnisch ist das Ganze zwar nicht wirklich Woo, aber immer noch verdammt gut.
Was dem Film dann aber doch ein wenig das Genick bricht, ist der ganze Blödsinn drum herum.
Für einen Woo Film ungewohnt wurde „Blast Heroes“ von Golden Harvest produziert, jene Firma, deren Vorzeige-Maskottchen Jackie Chan war.
Leonard Ho und Raymond Chow stecken also dahinter; nicht dass ich sie dafür verantwortlich machen möchte, aber es fällt schon auf, wenn gerade durch dieses Gespann der Film mit einigen Blödeleien aufwartet, die in einem solchen Kriegsthriller eigentlich überhaupt nichts verloren haben.
Wenn sich die Söldnertruppe also mal eine Pause gönnt, dann lassen Zwei davon alberne Witzfiguren raushängen, und zanken sich wie Dick und Doof.
Da brät einer von den beiden Ein Steak, während der andere wie bekloppt gaffert.
Teilen will Kriegskamerad natürlich nicht; erst als er das gebratene Fleisch gegen einen Wucherpreis eintauscht, darf der andere daran kauen, und kotzt auch schon im selben Moment als der ursprüngliche Besitzer hinzufügt, dass Steak mehr als 3 Wochen mit sich herumgeschleppt zu haben.
Hach wie witzig.
Später dann findet sich einer der beiden urplötzlich zwischen glücksspielbetreibenden Dschungel-Jägern wieder; einer davon reibt seinen ganzen Körper mit dem Paar Würfel ein, um sich Glück von Buddah zu erhoffen.
Als alles nichts hilft und unser Söldner Clown zum wiederholten Male gewinnt, hält man ihm auch schon einen Gewehr vor die Nase, doch er findet noch genug Zeit, eine Granate zu zünden und in Deckung zu hechten.
Der andere der beiden filzt derweil einige Leichen, denn deren Golduhren kann er nicht einfach liegen lassen, und als er im selben Moment toter Mann spielt, die Gelegenheit jedoch nützt und einem der umherschnüffelnden Soldaten einen Tritt in den Hintern verpasst, um diesen auf einen Kollegen zu hetzen, kann man den Film nicht mehr ernst nehmen.
Der Film hat noch mit reichlich anderen Unglaubwürdigkeiten zu kämpfen, wie dem kleinen Jungen, der sich mitten in einer brennenden Wiese schnell ein Loch gräbt und überlebt, oder der böse General, der zwischen seinen ballernden Männern mit nüchternem Blick hin und her stiefelt, ab und zu auspeitscht, und dabei keine Kugel abzukriegen scheint, während die Männer neben ihm einer nach dem anderen tot umfallen.
Richtig beknackt wird es, als sich alle nachts in der Hütte eines alten Kriegskameraden richtig gut gehen lassen und im Kreise einen Joint weiterreichen...
Und auch an einer völlig hirnrissigen WTF?-Szene hat der Film nicht gespart, und lässt den Freund des Helden, einen dämlichen, vermeintlichen heldenhaften Suizid begehen, mit dem er tatsächlich zwei weibliche Geiseln (die es eigentlich zu retten galt, schließlich gehörten sie zur Gruppe) mit in den Tod zieht.
An dieser Stelle musste ich mir nun doch gehörig an den Schädel fassen; wahrscheinlich haben sich die Drehbuchautoren auch beim Schreiben einen Joint weitergereicht, ich weiß es nicht genau.
Das Drehbuch weist jedenfalls so einige Lücken auf, und John Woo vermag sie mit seiner holprigen Inszenierung auch nicht wirklich zu füllen; das hat dann zur Folge, dass verschwundene Gruppenmitglieder tot wieder gefunden werden, und der Zuschauer dann in genau diesem Augenblick feststellt, jene Figur gar nicht erst vermisst zu haben. LoL
Nichtsdestotrotz handelt es sich bei „Heroes shed no Tears“ um ein kurzweiliges (da knapp 85minütiges) Actionfilmchen aus dem Hause Golden Harvest, welches John Woo wohl ein wenig in die Arbeit gepfuscht zu haben schien.
Wie sonst soll man sich den blöden Klamauk und die immer wieder selbe Musik aus Karate Tiger geklaut (ja der Van Damme Streifen) erklären?
Rein actiontechnisch ist der Streifen mehr als brauchbar; es gibt Shootouts satt, deftige Härte, eine kranke Folterszene und viel Pyrotechnik mitten im sonnigen Dschungel.
Die actionreiche, Non-Stop Hetzjagd quer durch den vietnamesischen Dschungel verkommt jedoch zu einem insgesamt schwer verdaulichen Vergnügen, wenn man Ansprüche an Glaubwürdigkeit, Ernsthaftigkeit und auch wooscher Ästhetik legt.
Ein richtiger John Woo ist das nun doch nicht, und der geballte Blödsinn, teils beabsichtigt, teils aber auch nicht stampft den Film in den mittleren Durchschnitt.

Auch hier gilt der Dank dem OFDB-Guru McClane, der mir hier das uncut UK-Tape für günstig Geld (hehe bin voll das Wirtschaftsgenie

Da es in der OFDB noch gar nicht eingetragen ist, werde ich selbiges vornehmen, es soll sich aber auch im Deutschen Handel eine unbekürzte VHS von Screen Power rumtummeln X.x
wer suchet, der findet...vielleicht

Wer mehr Screenies sehen will, guckt in die Schnittberichte rein

http://www.schnittberichte.com/schnittb ... hp?ID=3237