
Originaltitel: Get Smart
Herstellungsjahr: 2008
Produktionsland: USA
Regie: Peter Segal
Darsteller: Steve Carell, Anne Hathaway, Dwayne “The Rock” Johnson, Alan Arkin, Terence Stamp, James Caan, Bill Murray, Masi Oka u.a.
Serienverfilmungen haben Hochkonjunktur in Hollywood. Was sich über Jahre hinweg im heimischen Pantoffelkino bewährt, muss doch einfach auch auf der großen Leinwand funktionieren. Auf der Flucht, Starsky und Hutch, Mission Impossible, Drei Engel für Charlie ... da war es doch nur eine Frage der Zeit, bis Mini-Max das Licht der großen Leinwand erblicken musste. Und endlich ist es vollbracht!
Mini was? Minirock? Minigun? Mini Maus? Nein, richtig gelesen, Mini-Max. Die gigantisch erfolgreiche Serie, bei der gar Mel Brooks seine Hände im Spiel hatte und bei der klassische Agentenfilme a la James Bond und Co veralbert werden sollten! Es klingelt immer noch nicht? Selbst wenn ich sage: Schuhtelefon? Macht nichts! Das sollte wohl dem Großteil der Bevölkerung genauso gehen und obschon nun der größte Teil der Bevölkerung kaum irgendwelche Anspielungen auf die Serie erkennen wird, sollte man sich von dem Kinorevival ordentlich unterhalten fühlen, denn Get Smart macht weitaus mehr Spaß, als erwartet.

Dazu offeriert uns Regisseur Peter Segal eine Geschichte um die beiden Geheimorganisationen Control und Kaos. Beide stammen aus der Zeit des kalten Krieges und können einander nicht wirklich riechen. Und während Control die Ordnung in der Welt aufrechterhalten will, will Kaos ... nun ja ... Chaos verbreiten. Dafür soll diesmal ein gigantischer Anschlag sorgen und blöderweise kann Control nicht viel dagegen machen, da Kaos unlängst alle Geheimdienstmitarbeiter von Control enttarnen konnte. So muss Control auf seinen Bürohengst Nummero Uno zurückgreifen: Maxwell Smart. Seines Zeichens süchtig nach seinem ersten Feldeinsatz, aber zum Außendienstagenten ungefähr so sehr befähigt wie James Bond zur Monogamie. Apropos Monogamie: Seine Mitstreiterin ist Agentin 99 ... dank Gesichtsoperation um Jahrzehnte verjüngt und im Kampfeinsatz deutlich effektiver als der alle Nase lang über die eigenen Füße stolpernde Smart. Gemeinsam versucht man den Anschlag zu verhindern ...
Das geht insgesamt recht flott und zügig vonstatten, leidet aber unter dem typischen Phänomen amerikanischer Komödien, bei denen hochtourig und megawitzig eingestiegen wird, um sich dann zunehmend im anderen lancierten Genre zu verheddern. Da es sich bei Get Smart um eine Actionkomödie handelt, muss dann also die Komik mehr und mehr dem teils brachialen Actionanteil weichen und verliert spätestens auf der Hälfte seiner Laufzeit den Humor als Antrieb ziemlich aus den Augen. Somit stemmt Get Smart wie die meisten amerikanischen Komödien die meisten seiner Lacher in der ersten Hälfte und kann hier einige genial witzige Szenen transportieren, die dem Rezensenten an einer Stelle sogar die Tränen in die Augen trieben. Auch die zweite, sehr krachige Hälfte weiß durchaus zu unterhalten und gleicht den zunehmend niedrigeren Humoranteil mit ordentlich Tempo und Schauwerten aus.
Nur Steve Carell ist es in dieser zweiten Phase zu verdanken, dass immer noch der eine oder andere gelungene Gag aufblitzen darf. Er ist eh die halbe Miete in diesem Film. Mit seiner stoischen Ruhe, mit der er auf das größte Chaos um sich herum zu reagieren weiß, und offen zur Schau getragener Dämlichkeit macht er diverse Szenen zu einem komödiantischen Hochgenuss. Obendrein zählt Carell zu den sympathischeren Meistern seiner Zunft, was es auch in den restlichen Momenten leicht macht, ihm die Daumen zu halten, dass der nächste von ihm abgegebene Schuss nicht wieder im eigenen Bein landet. Anne Hathaway ist vor allem aus Eye Candy Gründen an Bord und bewältigt diesen Part mit aus- äääh einladendem Dekollete und großen Bambiaugen mühelos. Zudem funktioniert sie als Stichwortgeber für Carell hervorragend und bekommt im Laufe der Handlung von Carell auch viele eigene, sehr gelungene Momente im komödiantischen Bereich zugeschustert. Terence Stamp als Chaoschef hat mir leider gar nicht zugesagt. Witz- und lustlos eiert er durch seine Auftritte und bietet keinen sonderlich guten Kontrapart für Carell.

Und The Rock als Superagent 23 sollte langsam aufpassen, dass er sich mit seinen Rollenentscheidungen nicht allmählich ins Aus manövriert. Eingestiegen als hoffnungsvolles neues Actiontalent begann er wie Vin Diesel viel zu früh damit, sein eigenes Image als harter Hund zu konterkarieren. Zwar gelang dies bei ihm ein wenig erfolgreicher und gekonnter als bei Vin Diesel, das Hauptproblem bleibt aber, dass sowohl The Rock als eben auch Vin Diesel als Actionstars noch gar nicht ausreichend Profil entwickelt haben, um dies bereits persiflieren zu können. Und so konnten Filme wie Daddy ohne Plan einfach nur vor die Wand gehen. Glücklicherweise besetzte ihn Segal hier für das, was The Rock gut kann: Charismatisch rüberkommen und Leute verwammsen, so dass er bei Weitem nicht so deplaziert wirkt, wie in gefühligem Quatsch a la Gridirons Gang. Und so darf er hier zwei größere Actionszenen bestreiten, ein echtes Profil kann er dabei aber auch nicht entwickeln. Weder als Komiker, noch als Actionheld ... Und damit der Aufruf an Herrn Dwayne Johnson: Es wird Zeit, mal wieder zu rocken ;-)
Technisch kann man sich bei Get Smart nicht beschweren. Die Actionszenen würden jedem Actionfilm alle Ehre machen. Die Effektszenen sitzen und die von Kamerameister Dean Semler gewuppte Optik macht insgesamt einen sehr ordentlichen, sehr farbgesättigten und energetischen Eindruck bei sehr geerdeter Inszenierung, die auf wilde Kamerafahrten verzichtet. Allerdings muss man erwähnen, dass Semler nach seinen Erfahrungen mit Apocalypto in den Actionszenen erneut offensichtlich auf digitale Kameratechnik setzte, was bei so mancher Actionszene den Hochglanzlook des restlichen Streifens sträflich missen lässt und einen einheitlich gelungenen Gesamtlook arg zuwiderläuft. Glücklicherweise wirkt sich dieses optische Manko nicht allzu störend auf den Film aus. Der Soundtrack von Trevor Rabin ist solide, die Liedauswahl treffend und auch das weltberühmte Mini-Max Thema wird häufiger verbraten. Ok, ich gebe zu, den letzten Fakt ums Mini-Max Thema hab ich irgendwo gelesen, denn irgendwie war mir das Thema gar nicht bekannt ... ;-)

Das Ergebnis ist eine in der ersten Hälfte genial amüsante Verhohnepiepelung von Bond und Konsorten, die sich zu keiner Minute ernst nimmt und von einem brillant stoischen Steve Carrell auf höchstem Niveau zu einer Gagparade Deluxe verwandelt wird. In der zweiten Hälfte des leider mindestens 20 Minuten zu langen Get Smart regiert dann die Agentenaction, in deren Verlauf der Film deutlich an Leichtigkeit verliert und mehr und mehr zu einem Bondwiedergänger mutiert. Und obwohl eine Parodie ja eigentlich nicht zum zu parodierenden Objekt mutieren sollte, überwiegt letztendlich ein durchaus positiver Gesamteindruck.

In diesem Sinne:
freeman