
Originaltitel: Zong heng si hai
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1991
Regie: John Woo
Darsteller: Leslie Cheung, Chow Yun-Fat, Kong Chu, Cherie Chung, Kenneth Tsang, David Wu, Chang Seng-Kwong
Nachdem sein Vietnamkriegsdrama „Bullet in the Head“ am HK-Boxoffice eine spektakuläre Bruchlandung hingelegt hatte, sattelte Heroic-Bloodshed-Koryphäe John Woo 1991 auf heiter-leichtes Terrain um und drehte mit „Once A Thief“ eine humorige Gaunerkomödie, die er fünf Jahre später für den Pilotfilm der kurzlebigen kanadischen TV-Serie „Die Unfassbaren“ als „The Thief“ bedingt gelungen selbst remaken sollte. Das Original, Woos vom Überkracher „Hard-Boiled“ gefolgter zweitletzter Hongkong-Film vor Start seiner US-Karriere, hat mit Stammstar Chow Yun-Fat als Hauptdarsteller, Zeitlupen-Shootouts und der obligatorischen weißen Taube zwar alle gewohnten Trademarks an Bord, stellt als nicht primär actionfokussierte Hommage an Heist-Streifen der 50er-Jahre aber eine doch etwas aus der Reihe fallende Heroic-Bloodshed-Drama-Pause im Wooschen Oeuvre dar.
Seit ihrer Kindheit verstehen sich die befreundeten Waisenkinder Jim (Leslie Cheung), Joe (Chow Yun-Fat) und Chu (Cherie Chung) aufs raffinierte Diebeshandwerk, erwachsen geworden gehört das unzertrennliche Trio zu den versiertesten Kunstdieben der Welt. Im Auftrag ihres Ziehvaters stehlen sie wertvolle Gemälde aus Museen und Galerien quer über den Globus. Als ein in einem gnadenlosen Feuergefecht endender Coup allerdings in Joes scheinbaren Tod mündet, markiert dies nur den Anfang einer Reihe von Schwierigkeiten im Geschäftsleben unserer Protagonisten…
Gefilmt in Frankreich und Hongkong, legt Woo „Once A Thief“ als klassischen, seine Höhepunkte in den raffiniert eingefädelten, kreative Ablenkungsmanöver gleichwie genreobligatorische Lasterstrahl-Turnereien inkludierenden Einbruchssequenzen findenden Heist-Thriller, der sich mit ausgefallen durchgeführten Coups und stetigem ironisch-humoristischen Augenzwinkern bestens in die Tradition seiner Gattung einreiht. Eine Dreieckslovestory, gelegentliche Exkursionen in Dramagefilde, alberner Humor sowie die Woo-typisch im Vordergrund stehende Freundschaftsthematik runden den hierzulande unter dem irreführend martialischen Titel „Killer Target“ releasten Gaunerspaß auf Storyebene nicht beeindruckend, aber passabel zum nur vereinzelte Längen aufweisenden Krimientertainment ab, dessen bunte Mixtur genannter Elemente keinerlei negative Effekte offenbart.
Dabei verzichtet der Regisseur freilich auch nicht auf sein Markenzeichen und flicht die von ihm erwarteten Bleigewitter in zwei groß angelegten Actionsequenzen in die Handlung mit ein: Die eine entwickelt sich in der ersten Hälfte des Films aus der Flucht nach einem erfolgreichen Coup und klotzt neben ausgiebigen Feuergefechten mit einer ausführlichen, zahlreiche Überschläge und Blechschäden einfordernden Auto-Verfolgungsjagd, die zweite wird als Showdown aufgefahren, während dazwischen lediglich einige kurze Martial-Arts-Momente und McGuyver-Tricks für Actionmomente im kleinen Rahmen sorgen. Ist Woo einmal in seinem Element, lässt die Qualität des Gebotenen freilich kaum zu wünschen übrig: So elegant und fein choreografiert wie beim Hongkonger Taubenmeister sprechen die Waffen schließlich kaum sonstwo. Dass er sich allerdings nicht nur hinsichtlich des Härtegrads der Schießereien äußerst moderat gibt, sondern auch dem Comedy-Charakter seines Films durch diverse over-the-top- und gewollt krude Semi-Slapstick-Einlagen im Finale Rechnung trägt, verweigert der Gunplay-Action eine Toppostion im Wooschen Schaffen.
Darstellerisch ruht der Film souverän auf den bewährten Schultern eines sich lediglich gegen Ende etwas zum Affen machenden Chow Yun-Fat, der von Leslie Cheung und Cherie Chung solide Unterstützung erhält.
Fazit: Mit seinem Ausflug in heiter-komödiantische Gefilde „Once A Thief“ schuf HK-Actionmagier John Woo einen kurzweiligen, flotten Gaunerspaß, dessen Story einige wenige Hänger aufweist und der auf der Zielgeraden in allzu alberne Comedy-Sphären abdriftet, dafür aber mit unterhaltsamen Heist-Sequenzen klassischen Strickmusters und gewohnt souveränen, wenngleich weder inflationär gesäten noch herausragenden oder der gewohnten Härte entsprechenden Actionszenen entschädigt. In der Wooschen Filmografie sicherlich eher eine Randnotiz, als solche aber eine durchaus sehenswerte Abwechslung zu den ernsteren Heroic-Bloodshed-Dramen des „Mozarts der Zerstörung“.

Da alle deutschen Laser Paradise - DVDs cut sind, empfiehlt sich der Griff zum UK-Silberling.