Scar
Scar
Originaltitel: Scar
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Jed Weintrob
Darsteller: Angela Bettis, Kirby Bliss Blanton, Christopher Titus, Devon Graye, Brittney Wilson, Tegan Moss, Ben Cotton, ...
Trailer:
http://www.youtube.com/watch?v=wFW3Z6_EdM8
Auf den ersten Blick ist die im Oktober 2006 in kanadischen Landen realisierte Low-Budget-Produktion „Scar“ nichts weiter als ein typischer, dem klassischen Genre-Schema entsprechender sowie auffällig humorlos daherkommender „Slasher-Flick“, welchen man überdies mit etlichen vordergründigen „Torture Porn“-Elementen zu einem zeitweise ziemlich ungemütlich anzusehenden „Filmvergnügen“ angereichert hat. Neben der gewohnten 2D-Fassung des Werks existiert jedoch auch eine in 3D, für welche man im Rahmen der Entstehung (erstmals bei einem Horror-Streifen) auf die modernste High-Definition-Technik dieser Art zurückgreifen konnte – was in diesem Fall zwar keine Grenzen sprengt oder Wunder bewirkt, wohl aber den allgemeinen Reiz steigert sowie den letztendlichen Unterhaltungswert ein nicht unwesentliches Stück weit erhöht…
16 Jahre nachdem Joan (Brittney Wilson) im jugendlichen Alter gemeinsam mit ihrer besten Freundin Susie (Tegan Moss) eines Nachts in die Hände des psychopathisch-sadistischen Bestattungsinstitut-Betreibers Bishop (Ben Cotton) geriet, welcher beide Mädchen so lange auf grausamste Weise folterte, bis ihm eine von ihnen schließlich die „Erlaubnis“ erteilte, die andere zu töten, um so das eigene Leben zu retten, kehrt sie nun in ihr kleines Heimatstädtchen in Colorado zurück, um dort ihren Bruder Jeff (Christopher Titus) zu besuchen sowie den anstehenden Schulabschluss-Feierlichkeiten ihrer Nichte Olympia (Kirby Bliss Blanton) beizuwohnen…
Die Erinnerungen an jene schrecklichen Ereignisse, inklusive der gewichtig auf sie lastenden Schuld, dass sie aufgrund der erlittenen Schmerzen zuerst nachgegeben und daher Susie´s Ermordung quasi erst in die Wege geleitet hat, stecken ihr auch heute noch merklich tief in den Knochen: Sie ist zu einer Frau (Angela Bettis) herangewachsen, deren mentale wie körperliche Narben sich nicht so einfach verbergen lassen – und die Rückkehr in diese einstmals vertraute Umgebung, welche sie seither bewusst gemieden hatte, wird natürlich unweigerlich von erneut aufkeimenden Emotionen und belastenden Impressionen begleitet. Kurz nach ihrer Ankunft geschieht es außerdem zu allem Überfluss, dass eine Klassenkameradin Olympias ermordet aufgefunden wird – die erste in einer rasch umfangreicher werdenden Mordserie, welcher infolge dessen diverse Teens des örtlichen Senior-Highschool-Jahrgangs zum Opfer fallen…
Die Spuren an den Leichen lassen erkennen, dass sich der Täter offensichtlich an dem grausamen Stil Bishops orientiert, sich die Vorgehensweisen im Prinzip genau gleichen – nur ist der ja schon lange tot und begraben...oder? Unabhängig der Gegebenheit, dass sie ihn damals selbst ins Jenseits befördert hat, so glaubte sie es bislang jedenfalls, hegt Joan nun augenblicklich wie fortan den Verdacht und die Überzeugung, dass er irgendwie für diese neuen Taten hier verantwortlich ist, was die zuständigen Ermittler hingegen (erwartungsgemäß) eher weniger bzw. überhaupt nicht in Betracht ziehen – vielmehr sind sich diese noch nicht völlig darüber im klaren, ob sie es mit einem Copycat-Killer zutun haben oder die sich zunehmend paranoider verhaltende und psychisch ja beileibe nicht sonderlich stabile (weil unverkennbar traumatisierte) Joan nicht wohlmöglich selbst hinter allem steckt…
Inhaltlich hangelt sich „Scar“ im Grunde genommen entlang einer traditionell konzipierten „Slasher“-Verlaufsstruktur von einem brutalen Akt zum nächsten, widmet den gängigen „Stalk&Scare“-Sequenzen dabei allerdings nur eine untergeordnete Aufmerksamkeit – stattdessen stehen eindeutig die „Torture-Set-Pieces“ im Zentrum des Geschehens, welche im finalen Drittel ihren blutigen Höhepunkt erfahren und einem bis dato zusätzlich noch in Form von regelmäßig eingefügten Flashbacks (gen Joan´s und Susie´s Martyrium im Teenie-Alter) dargereicht werden. Die Geschichte aus Skript-Autor Zack Ford´s Feder entfaltet sich ebenso schnörkellos und vorhersehbar wie frei von Ironie und Innovationen: „Einfallslos“ ist das treffende Wort, um sein Drehbuch sowohl angemessen zu beschreiben als auch simultan mit einer aussagekräftigen Wertung zu versehen. Die einzelnen Elemente sind altbekannt (Party-hungrige Jugendliche, nichtsnutzige Polizisten etc.), in konstanten Abständen tun sich mal wieder verschieden ausgeprägte Plot-Löcher auf – und wem es nicht gelingt, die Identität des Mörders binnen der ersten 20 Minuten mit absoluter Sicherheit zu bestimmen, der sollte besser eine gute Ausrede dafür parat haben, denn offensichtlicher geht es (gerade heutzutage) beinahe kaum mehr. Oberflächlich und stereotyp gezeichnete Charaktere sowie eine bestenfalls mäßige Dialogqualität runden die gesamte Sache schließlich homogen ab. Ein amüsantes Beispiel in letzterer Hinsicht, ausgesprochen im Zuge eines nächtlichen Nacktbadens, möchte ich Euch an dieser Stelle dann aber doch nicht vorenthalten: „Hey, altar boy! Come up here and take my virginity!“
Allein die Tatsache, dass die Hauptrolle von der stets verlässlichen Angela Bettis („May“/„the Toolbox Murders“) bekleidet wird, welche für kantige Figuren wie die der Joan ja scheinbar förmlich wie geschaffen ist, erntet dem Werk auf dieser Ebene so manch einen unterm Strich dienlich zugute kommenden Pluspunkt, denn eine minder talentierte Schauspielerin hätte fraglos nur wesentlich weniger aus jenem weder unbedingt originell noch reichhaltig gestrickten Part herausgeholt. Ihr zur Seite steht die bezaubernde Kirby Bliss Blanton (TV´s „Hanna Montana“/„Ball don´t Lie“), welche über eine ansprechende Leinwandpräsenz verfügt und erfreulicherweise auch nie zu nerven beginnt, was bei Mädels in Olympia´s Alter allgemein ja durchaus leicht passieren kann. Mit der Performance von Christopher Titus als Cop, Vater und Bruder habe ich mich nicht so wirklich anfreunden können, vielleicht weil ich ihn einfach noch zu sehr aus seiner Comedy-TV-Serie „Titus“ im Hinterkopf präsent hatte, und Devon Graye (TV´s „Dexter“) vermochte mich ebenso nur bedingt zu überzeugen – die in den Rückblenden als gequälte Teens kraftvoll agierenden Brittney Wilson („12 Hours to Live“) sowie Tegan Moss („White Noise 2“) hingegen schon, und zwar auf ganzer Linie. Als ihr sadistischer Peiniger, der stets eine Baskenmütze tragende Bishop, müht sich Ben Cotton („the Tooth Fairy“) im Übrigen redlich – leider mangelt es ihm am erforderlichen Charisma, den Killer zu einem solchen werden zu lassen, der einem nachhaltig im Gedächtnis haften bleibt…
In den 1950ern erlebte der 3D-Film, welcher dem Publikum (durch stereoskope Verfahren) den Eindruck räumlicher Tiefe bietet, seine erste Sternstunde – und das quasi aus einer Not heraus, um Zuschauer vom Fernsehen weg zurück in die Kinos zu locken. In den 80ern griff man die Idee (nicht nur angesichts des Videotheken-Booms) dann erneut auf und nutzte die Technik infolge dessen erstrangig als Gimmick bzw. „nette Zugabe“ – vgl. „Jaws 3“, „Amityville 3“ oder „Friday the 13th, Part 3“. Gegenwärtig kämpft die Industrie nun zum wiederholten Male mit abflauenden Besucherzahlen (vs. DVDs, Blu-Rays und das Internet), weshalb eine Rückbesinnung auf jene Taktik im Grunde genommen nur eine Frage der Zeit war. Mit dem Fortschritt im Rücken, u.a. da bei dem „Real-D“-Verfahren (z.B.) keine zwei Projektoren mehr nötig sind, das Bild jetzt flackerfrei wahrzunehmen ist und sich reguläre Geräte außerdem zum Teil mit einem speziellen Vorsatz gar nachrüsten lassen, befindet sich der Trend momentan in vollem Gange – siehe interessante Projekte wie „Final Destination 4“ oder James Cameron´s „Avatar“. Tja, und „Scar“, eben dieser kleine Indie hier, war im Prinzip der erste Ausläufer dieser aktuell über uns hereinbrechenden Welle…
Im Gegensatz zu den meisten artverwandten Werken, wie etwa „My Bloody Valentine“ (2009), nutzt das vorliegende den 3D-Effekt (zu meiner großen Überraschung) allerdings nicht primär für einzelne „in your Face“-Einstellungen, welche normalerweise rein zu dem Zweck arrangiert bzw. in die jeweiligen Szenen integriert werden, um den Betrachter zum Zusammenzucken sowie den geneigten Horrorfilm-Fan freudigen Grölen zu bringen: Statt in Gestalt herausgedrückter Augäpfel oder geworfener Spitzhacken (etc.) manifestiert sich das genutzte Verfahren überwiegend rein in der erzeugten plastischen Tiefe des Bildes – was nicht nur angenehm subtil und (nichtsdestotrotz) faszinierend anzusehen ist, sondern zugleich die heraufbeschworene creepy Atmosphäre dienlich anreichert. Manche werden darin gewiss eine vertane Chance sehen – doch empfand ich das persönlich als absolut okay, zumal man in der 2D-Version auf diese Weise nicht permanent daran erinnert wird, dass der Streifen ja eigentlich auf 3D ausgelegt ist, da eben jene „Gimmick-Sequenzen“ fehlen bzw. kaum als solche auszumachen sind. Das soll nun aber beim besten Willen nicht heißen, dass überhaupt keine Momente derartiger Beschaffenheit existieren – das wird einem spätestens bei dem entsprechend ins rechte Licht gerückten Strip einer jungen Dame unverkennbar bewusst…
Die (etliche werden unter Garantie sagen: äußerst fragwürdigen) „Highlights“ des Films sind definitiv die vielen ausgiebigen Folter-Torturen, welche die (hauptsächlich weiblichen) Opfer über sich ergehen lassen müssen – erstaunlicherweise stellte man übrigens ausschließlich die Qualen der Frauen in dieser Form zur Schau, während die betroffenen Männer stets „nur“ sterbend oder schon tot (natürlich ebenfalls übel zugerichtet) irgendwo aufgefunden werden. Die frei von jeglicher Zurückhaltung dargebotenen Grausamkeiten, bei deren Zufügen „Instrumente“ wie Skalpelle, Tacker, Rasierklingen und Sägen (um bloß einige zu nennen) ihre unschöne Verwendung finden, sind arg ungemütlich beizuwohnen, womit sie ihren strittigen Zweck jedoch (alles in allem) bravourös erfüllen. Hervor gehen sie aus einem perfiden „Spiel“ des Killers, welches stark an das ähnlich konzipierte in „W Delta Z“ (aka „W∆Z”) erinnert, nur eindeutig nicht über dessen arglistige Cleverness verfügt – hier zählt nicht der Hintergedanke, wurde kein Wert auf Kreativität, Feinfühligkeit oder eine Botschaft gelegt, stattdessen die jeweilige Tat und das daraus resultierende Ergebnis förmlich zelebriert. Kalt lässt es einen jedenfalls nicht, wenn Teens die Beine und Gesichter aufgeschlitzt, Zungen herausgeschnitten und/oder Atemwege zugeklebt werden: Beileibe keine leichte Kost – erst recht ohne Trash-Appeal oder auflockernde Humor-Zusätze…
Bevor Jed Weintrob bei diesem „reinrassigen Genre-Werk“ den Posten des Regisseurs übernahm, war er an der Entstehung einiger Video-Games beteiligt und inszenierte zudem zwei kleinere Indie-Dramen („On_Line“/„the F Word“). Ohne kreative Nuancen aufzuweisen – von der 3D-Einbindung selbstverständlich mal abgesehen – ragt seine vorliegend präsentierte Handschrift aber in keiner Weise irgendwie aus dem Einheitsbrei artverwandter Produktionen heraus, weshalb man ihm in der Hinsicht auch nicht wirklich ein Lob (oder so) auszusprechen vermag. Zwar gelingt es ihm, etliche schön stimmige Augenblicke zu kreieren, nur nützen diese nicht allzu viel, wenn sie in einer Story eingebettet sind, die keinen erinnerungswürdigen Killer aufbietet sowie sich schlichtweg zu sehr auf eingefahrene Zutaten und Mechanismen verlässt – wie Rückblenden, Albträume oder (auffällig gern durch Tiere ausgelöste) „Fake Shocks“. Hinzu kommt die Tatsache, dass der Film von seiner Kolorierung her nicht gerade ansprechend anzusehen ist: Die Farben sind extrem dunkel und ausgewaschen – graue, braune und beige Töne dominieren. Darüber hinaus ist das Tempo mäßig, ebenso wie die Ausprägung des Spannungsgrads. Im Großen und Ganzen handelt es sich hierbei also nur um absolute Standard-Ware – nichts weiter…
Fazit: „Scar“ ist eine durchschnittliche Kombination aus „Slasher“ und „Torture Porn“, die außer einer stets gern gesehenen Angela Bettis und fiesen Brutalitäten nicht unbedingt viel zu bieten hat. Während die 2D-Version des Films „sehr 08/15“ daherkommt, begeistert jene in 3D indessen dank einer gut funktionierenden und cool anzusehenden Tiefenwirkung des gebotenes Bildes – einem Effekt, dem es auf diesem Wege dann auch relativ dienlich glückt, zumindest ein passables Stück weit von dem mäßigen Drumherum (á la Drehbuch- und Regie-Qualität) abzulenken…
In GB ist der Film schon seit einiger Zeit auf DVD (aus dem Hause "Universal") zu haben - uncut ("Grusome Edition"), sowohl inklusive der 2D- als auch 3D-Fassung auf der DVD, komplett mit zwei 3D-Brillen. Von einer deutschen Veröffentlichung ist mir noch nichts bekannt.
Wie sehen eigentlich die da mitglieferten Brillen aus? Sind das die gewohnten Papp-Blau-Rot-Fensterbrillen? Gerade diese Veröffentlichung lässt ja hoffen, dass auch die derzeit im Kino laufenden 3D Filme die 3D Fassung mit an Bord haben könnten. Habe da ja auch schon gegenteiliges gelesen. Ich schau heute übrigens den von dir erwähnten Bloody Valentine in 3D, der ja genauso über fantastische Tiefenwirkung und Plastizität verfügen soll, aber noch etwas mehr auf den Partyfaktor setzt ... bin dahingehend gespannt. Und wenn der Scar hier auch bei uns in Deutschland mit 3D Fassung kommt, isser mein ;-)
In diesem Sinne:
freeman
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freeman
Jip, sind die gewohnten Brillen. In England und den USA ist die DVD/BR-VÖ von "My Bloody Valentine" ja auch derart aufgebaut bzw. ausgefallen (beide Fassungen, Brillen mit dabei). Wünsche Dir viel Spaß bei dem Remake - hatte das Teil ja auf´m FFF geschaut und für unterhaltsam befunden (aber leider nur die 2D-Version). Ist schon ne nette Technik, die auch (wie beschrieben) durchaus helfen kann, ansonsten eher mäßige Filmchen noch aufzuwerten.
Sehr interessant finde ich DIESEN Schnittbericht, der direkt belegt, dass die sich nen bissel ne Platte gemacht haben und nicht einfach nur die 3D Fassung normgewandelt haben. Inklusive DIESES Schnittberichts, der ja davon zeugt, dass der Film bei uns große Probleme haben wird, werd ich wohl die Tage mal zur UK Scheibe greifen.
In diesem Sinne:
freeman
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freeman
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