Babysitter Wanted
Babysitter Wanted
Originaltitel: Babysitter Wanted
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Jonas Barnes & Michael Manasseri
Darsteller: Sarah Thompson, Kai Caster, Bruce Thomas, Kristen Dalton, Matt Dallas, Jillian Schmitz, Bill Moseley, Nana Visitor, Scott Spiegel, ...
Trailer:
http://www.imdb.com/title/tt0819755/trailers
Eigentlich kommt es relativ selten vor, dass sich eine aktuelle Genre-Produktion bis etliche Wochen nach ihrer Veröffentlichung in Ländern wie Großbritannien und/oder den USA nahezu gänzlich „unterhalb meines persönlichen Radars hindurchbewegt“, von mir also recht lange fast vollkommen unbemerkt verbleibt – speziell wenn sie, so wie im vorliegenden Fall, in entsprechend geneigten Fan-Kreisen offenbar verhältnismäßig bekannt und beliebt zu sein scheint. Dem 2008er Indie „Babysitter Wanted“ ist genau dies allerdings kürzlich erst gelungen, weshalb ich an dieser Stelle umso nachdrücklicher darauf hinweisen möchte, sich weder vom einfallslosen Cover-Design noch dem „relativ 08/15“ ausschauenden Trailer täuschen oder gar abschrecken zu lassen, denn was die beiden Erstlings-Regisseure Jonas Barnes und Michael Manasseri hier abgeliefert haben, das ist ein richtig schön unterhaltsamer Horror-Thriller, der diverse klassisch-vertraute Elemente und Motive eben jener Filmgattung auf inspirierte Weise miteinander vereint sowie dabei auch nicht auf ein ansprechendes „Augenzwinkern“ verzichtet – und nicht allein deshalb (zumindest meiner Meinung nach) das von mir nur alle Jubeljahre mal gezückte Prädikat „kleiner Geheimtipp“ durchaus verdient…
Angie (Sarah Thompson) ist ein gleichermaßen hübsches, lebensfrohes wie religiöses 18-jähriges Mädel, das nach ihrem High-School-Abschluss nun zum ersten Mal für längere Zeit das Haus verlässt, in dem sie bis dato unter der Aufsicht ihrer fürsorglichen und ebenfalls sehr gläubigen Mutter Linda (Nana Visitor) aufgewachsen war. Ihr Ziel markiert das etliche hundert Meilen entfernte „Adams Community College“, welches eher ländlich, nichtsdestotrotz aber in einer merklich größeren Stadt als ihr bisheriges Heimatörtchen gelegen ist und an dem sie fortan Kunstgeschichte zu studieren gedenkt. Unmittelbar am Abend ihrer Ankunft muss sie jedoch bereits einen „frühen kleinen Kulturschock“ erleben bzw. erleiden, denn ihre neue Wohnheim-Appartement-Genossin Erica (Jillian Schmitz) entpuppt sich als ein Piercings und Tattoos stolz zur Schau tragendes „Stoner-Party-Chick“, das offensichtlich nicht sonderlich viel Wert auf jegliche Form von Hygiene zu legen scheint – zum Beispiel stapelt sich unabgewaschenes Geschirr in der Küchenzeile, weisen alle Möbel verschiedenartige Flecken auf und stehen oder liegen diverse Aschenbecher, Bongs, Verpackungen, Dosen und Flaschen überall in der Wohnung herum. Zu allem Überfluss stellt sich dann außerdem noch heraus, dass ihre WG-Vorgängerin das zweite Bett bei ihrem Auszug (entgegen der ursprünglichen Absprache) kurzerhand einfach mitgenommen hat – nun also keins mehr für sie vorhanden ist! Einer unfreiwilligen Nacht auf der versifften Couch folgend, ist klar, dass schnellstmöglich eine vernünftige Schlafgelegenheit her muss: Nur sind die Dinger ja teuer, hat Angie jene Summe nicht parat und hängt an der Campus-Kleinanzeigen-Pinnwand aktuell auch kein in Frage kommendes Angebot aus – stattdessen fällt ihr Blick allerdings auf ein dort angeschlagenes Babysitter-Gesuch…
Da ihr ein Nebenverdienst schon weiterhelfen würde, bekundet sie umgehend telefonisch Interesse und trifft sich etwas später auch gleich mit Jim (Bruce Thomas) und Violet (Kristen Dalton) Stanton, welche „außerhalb“ wohnen und jemanden suchen, der auf ihren recht eigenbrötlerischen sowie ständig ein Cowboy-Kostüm tragenden Sohn Sam (Kai Caster) aufpasst – wie etwa am kommenden Freitag, während sie an einer Versammlung der in der Gegend ansässigen Farmer teilnehmen. Das Kind wirkt nicht unbedingt wie ein „Satansbraten“, die Eltern scheinen nett zu sein und sind von ihr ebenso angetan – weshalb sie auch zügig zusagt, und das unabhängig der Anmerkung Ericas, dass ihr „die Leute da draußen auf dem Lande“ nicht gerade geheuer sind. In aller Ruhe nimmt Angie in den nächsten Tagen nun erst einmal ihr Studium auf, sucht sich eine Kirche in College-Nähe und lernt sogar einen netten christlichen Kommilitonen (Matt Dallas) kennen – wird dabei aber irgendwie das Gefühl nicht los, von jemandem beobachtet und verfolgt zu werden, was sie so auch dem örtlichen Sheriff (Bill Moseley) mitteilt, welcher der Angelegenheit allerdings nicht übermäßig viel Aufmerksamkeit widmet, da derzeitig so einige „sensibler reagierende Frauen“ mit solchen Vermutungen an ihn herantreten würden, seit vor kurzem erst ein Mädel aus der Stadt spurlos verschwunden ist. Angie´s Gemütszustand ist es da natürlich nicht wirklich zuträglich, bis tief in die Nacht hinein auf sich allein gestellt „mitten im Nirgendwo“ zu jobben, doch letztlich läuft der betreffende Abend locker und ohne jegliche Vorfälle an – bis sie auf einmal merkwürdige Anrufe zu erhalten beginnt sowie erschrocken feststellen muss, dass sich offenbar jemand auf dem Grundstück in der direkten Nähe des Hauses herumtreibt…
An diesem Punkt der Handlung sind nun weniger als 40 der insgesamt knapp 87 Minuten Lauflänge von „Babysitter Wanted“ verstrichen – was im Klartext heißt, dass dem Publikum eine nicht unerhebliche Ereignismenge erst noch bevorsteht, worauf ich im Folgenden allerdings bewusst (zumindest auf inhaltlicher Ebene) nicht allzu viel genauer eingehen werde, u.a. weil dem Zuschauer nämlich so ungefähr gegen Halbzeit ein zu gleichen Proportionen großartiger wie überraschender Twist präsentiert wird, von welchem man im Vorfeld eventuell zwar einige Bruchstücke bzw. Teilbereiche, definitiv aber nicht seine umfassende Beschaffenheit vorauszusehen vermag. Die in jener speziellen Szene dargebrachten Informationen geben schlagartig veränderte Rahmenbedingungen preis: Dank der auf diese Weise hinzugewonnenen Erkenntnisse werden die bislang gesammelten Karten plötzlich (unerwartet) neu gemischt, wonach eine leicht alterierte Richtung eingeschlagen und so einiges im Zuge dessen auf ein ganz anderes Level emporgehoben wird. Bis zum Einsetzen des Abspanns hin, dem im Übrigen (fast schon obligatorisch) ein kommendes Unheil ankündigender Cliffhanger vorausgeht, verdient sich der Film sein „R“-Rating zudem ebenfalls noch (aktiv) in Gestalt so manch eines ungemütlich anzusehenden Gewaltakts, während der generelle Basiston zuvor eher einer gängigen „PG-13“-Ausrichtung treu geblieben war, da es den Machern in erster Linie insgesamt vielmehr um das Erzeugen einer dichten Atmosphäre sowie einträglichen Suspense-Ausprägung ging – etwas, das ihnen auch ziemlich gut gelungen ist…
Nach der eigentlich klar „Torture Porn!“ suggerierenden (bzw. gar buchstäblich herausschreienden) Pre-Credits-Sequenz, in der man einen Blick auf das brutale Schicksal einer jungen Dame geboten erhält, beruhigen sich die Geschehnisse erst einmal merklich, so dass man unüberstürzt einen griffigen Zugang zu der Materie erhält – was vor allem über die sympathische Hauptprotagonistin sowie verschiedene ersprießliche schwarz-humorige Zusätze geschieht. Angie ist neu im Ort, wähnt sich im Grunde genommen vom zweiten Tag an verfolgt, trifft einen netten jungen Mann, der auch ein gläubiger Kirchgänger ist, und nimmt schließlich (quasi „aus der Not heraus“) den Job als Babysitterin etliche Meilen außerhalb der Stadt an, wo creepy Anrufe unbekannten Ursprungs daraufhin eine sich immer weiter zuspitzendere Ereignisfolge einläuten. Jip, die Klischees sind allesamt evident und nicht zu verleugnen: Weibliche vermisste Personen, nicht sonderlich hilfreiche Cops, ein unheimlicher Stalker, die abgelegene Location, ein eigenwilliges Kind, das alte Haus, in welches ein bewaffneter Aggressor vehement einzudringen versucht – und so weiter und so fort. Bestimmte Anspielungen (etwa gen „When a Stranger calls“ oder die jenem Streifen zugrunde liegende „urbane Legende“) sind ebenso problemlos auszumachen wie vertraute Genre-Versatzstücke, welche allerdings erfreulich ergiebig miteinander verwoben wurden, so dass man statt zum Gähnen eher zum Schmunzeln angeregt wird – was nicht allzu vielen Werken dieser Art in der vorliegenden Form glückt und daher auf jeden Fall als ein beachtlicher Erfolg zu werten ist. Parallel dazu wird eine weiter voraus reichende (potentielle) Vorhersehbarkeit dank diverser entlang des Weges eingefügter Schlenker dienlich in Grenzen gehalten, die Offenbarung des Twists geschieht im Prinzip in genau dem optimalen Moment – von wo aus an der „eigentliche Spaß“ ohnehin erst so richtig losgeht…
Das Skript aus der Feder von Co-Regisseur Jonas Barnes weist genügend Kreativität und Cleverness auf, um die meisten der (zweifellos vorhandenen) Schwachpunkte vollkommen zufrieden stellend zu kaschieren – zum Beispiel ist man angesichts beschwingter Dialogzeilen sowie der allgemeinen Story-Entfaltung ohne weiteres dazu bereit, hinsichtlich vereinzelter Plot-Löcher gern auch mal ein Auge zuzudrücken. Ähnlich lässt sich die Beschaffenheit der Charakterzeichnungen umschreiben und bewerten, denn auf Anhieb mögen die Figuren zwar allesamt einigermaßen stereotyp wirken, entpuppen sich im späteren Verlauf aber fast durch die Bank weg als nicht so einfallslos in die Geschichte eingebunden wie eingangs noch befürchtet – siehe etwa die auf der Basis ihrer „Sex&Drugs“-Lebensweise geradezu das Label „Opfer“ auf der Stirn tragende Erica, welche später jedoch tatsächlich mal nicht „dem bösen Wolf zum Fraß vorgeworfen“ wird. Obwohl ihr Part letzten Endes (vom Gesamtbild ausgehend) ebenso leicht verschenkt anmutet wie der des netten Kommilitonen Rick, verkörpern Jillian Schmitz („Barry Munday“) und Matt Dallas („As good as Dead“) beide immerhin absolut ordentlich. Bruce Thomas (TV´s „Kyle XY“) und Kristen Dalton (TV´s „the Dead Zone“) liefern jeweils tolle Leistungen als Sam´s Eltern ab – ihren Sohn verkörpert Kai Caster („Backyards & Bullets“) angemessen. Für Fans gibt es in Nebenrollen außerdem noch Leute wie Bill Moseley („the Devil´s Rejects“), Nana Visitor („Friday the 13th“) und Scott Spiegel („Intruder“) zu entdecken – doch die Show stiehlt allen ganz eindeutig Hauptdarstellerin Sarah Thompson (TV´s „Angel“/„Brooklyn´s Finest“), welche eine wirklich überzeugende Performance abliefert: Unabhängig der Tatsache, dass sie zu Zeiten des Drehs schon seit rund 10 Jahren kein Teen mehr war (sie ist Jahrgang 1979), vereint sie alle Facetten ihres gut ausgearbeiteten Parts (von unsicherer Naivität über Liebenswürdigkeit bis hin zu persönlicher Stärke) nahezu makellos! Sie ist es, die den Film förmlich trägt – und es ist eine wahre Freude, ihr dabei zuzusehen…
Statt sich auf die Möglichkeiten und Entlastungen eines hohen Budgets verlassen zu können, welches hier schlichtweg nicht zur Verfügung stand, waren Barnes und Manasseri in erster Linie auf sich selbst sowie das Talent und Engagement der gesamten Cast&Crew angewiesen. Ihre vereinten Bemühungen haben sich definitiv gelohnt, denn das fertige Ergebnis braucht sich in keinerlei Weise irgendwie zu verstecken – im Gegenteil: Es ragt aus dem sonst üblichen (eher unoriginellen) B-Movie-Einheitsbrei auffallend positiv heraus, primär dank der gelungenen Vorlage und kompetenten Umsetzung dieser. Durchgängig beschwört die Inszenierung einen beseelten Eindruck herauf – was auch auf die Darstellung der brutaleren Momente zutrifft, welche stets eine gekonnte Balance zwischen gezeigten Details und dem Zuschauer überlassene Vorstellungen halten und daher ein umso kraftvolleres Resultat erzielen. Alex Vender´s Kameraarbeit ist solide, Kurt Oldman´s Score ebenso – selbst wenn die Instrumentalstücke an manchen Stellen minimal zu vordergründig eingespielt wurden, was bei all der erzeugten Atmosphäre in dieser Form gar nicht nötig gewesen wäre. Das zügige Tempo und die konstante (also nie auf der Stelle tretende) Evolution der Handlung, u.a. verbunden mit verschiedenen inhaltlichen Schlenkern sowie der Injektion der Begebenheiten mit einer willkommenen Priese schwarzen Humors, sorgen unterm Strich für ein rundum kurzweiliges Sehvergnügen, das auf jeden Fall einen Blick wert ist…
Fazit: In „Babysitter Wanted“ wurden diverse bekannte Versatzstücke und Archetypen des Horror-Thriller-Genres auf clevere wie inspirierte Weise miteinander zu einer interessanten wie ansprechenden Einheit verknüpft, die zwar beileibe nicht frei von Makel ist, nichtsdestotrotz aber in jeder Minute ihrer Laufzeit ziemlich gut zu unterhalten vermag – und deshalb von mir sowohl eine „starke 7“ auf der gebräuchlichen „10er-Bewertungsskala“ als auch das Prädikat „kleiner Geheimtipp“ verliehen bzw. anerkannt bekommt!
In den USA und Großbritannien ist der Film bereits auf DVD erschienen. Eine deutsche VÖ steht wohl unmittelbar bevor - allerdings ist in der Hinsicht noch unklar, ob diese dann auch uncut sein bzw. ausfallen wird...
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