Metamorphosis
Originaltitel: Metamorphosis
Herstellungsland: Deutschland / Großbritannien / Kanada / Ungarn / Österreich
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Jenö Hodi
Darsteller: Corey Sevier, Irena A. Hoffman, Christopher Lambert, Jennifer Higham, Charlie Hollway, Zolee Ganxsta, Florentine Lahme, András Kern, Anja Kruse u.a.
Die ungarische Gräfin Erzebet Bathory steht in dem Ruf, eine besonders blutrünstige Vertreterin der Gattung Mensch zu sein, soll sie doch angeblich im Blut getöteter Kinder baden, um sich ihre Jugend zu erhalten. Irgendwann reicht es ihren Untertanen und unter der Führung der Familie Thurzo stürmt man das Schloss der Gräfin, stellt sie vor Gericht und nimmt ihr ihre Tochter Elisabeth weg. Jahre später will der lackaffige Amerikaner Keith ein Buch über die Gräfin schreiben und reist zu Recherchezwecken mit seinen Nervkumpels nach Ungarn, um vor Ort das Domizil der Gräfin zu begutachten und sich inspirieren zu lassen. Wie der gemeine Ami so ist, findet er den Arsch der Kuh selbst dann nicht, wenn jener gerade auf ihn scheißt und so braucht man Hilfe. Diese findet man in der aparten Elisabeth, die sich obendrein in Keith verliebt zu haben scheint. Irgendwann stellt sich heraus, dass sie die längst verstorben geglaubte Tochter von Gräfin Bathory ist, die, als sie die Kirche für den Siechtod ihrer Mutter im Gefängnis verfluchte, zum Vampir wurde. Sie geleitet die Jugendlichen zum Schloss der Gräfin, wo sie von Constantine empfangen werden. Dem letzten verbliebenen Nachkommen der Familie Thurzo! Unlängst von Elisabeth zum Vampir gemacht, richtet sich dessen Wut komplett gegen die junge alte Vampirdame. Gegen die knackigen Amis hat er aber auch nicht wirklich etwas einzuwenden und bittet zum fröhlichen Aderlass ...
Die Geschichte von Metamorphosis in einen Satz zusammenzufassen, ist wahrlich eine herkulische Aufgabe, die vor allem daran scheitert, dass dieser Film nicht wirklich ein Ziel hat, auf das er zusteuert. Beständig fragt man sich als Zuschauer, worauf der Film eigentlich hinaus will, was er uns zu erzählen versucht und welche Figur eigentlich welches Ziel verfolgt. Da solche Filme per se meist nicht zu den interessantesten ihrer Gattung gehören, bleibt einem genug Laufzeit, um ein wenig nebenher zu recherchieren.
Denn die Gräfin Bathory gab es wirklich. Unlängst verfilmte die ätherische Französin Julie Delpy mit sich selbst in der Hauptrolle das spannende Leben der Gräfin und versucht dabei, den Menschen hinter den vampirischen Legenden zu ergründen. Erzebet Bathory lebte von 1560 – 1614 und entstammte einem fürstlichen Geschlecht aus Siebenbürgen, das sich im 15. Jahrhundert in Ungarn ansiedelte. Spricht man über Erzebet, kommt man schnell auf vampirische Mythen. So soll sie 600 Mädchen getötet haben, um sich in deren Blut zu baden und es gibt sogar Zusammenhänge zwischen ihrer Familie und dem Geschlecht der „Draculas“. (Man kämpfte beispielsweise gemeinsam in verschiedenen Schlachten.) Die Mär um die Blutverrücktheit geht auf ein Ereignis zurück, als Erzebet angeblich eine Dienstmagd gezüchtigt haben soll. Dabei ging sie so heftig zur Sache, dass ein Tropfen Blut auf der schlagenden Hand landete und augenblicklich den Teint der Gräfin auffrischte. Diese wollte nun durchgehend eine Haut wie Alabaster und erhoffte diese durch Blutbäder. Eigens dafür soll sie die eiserne Jungfrau erfunden haben, zu deren Füßen sie sich in einer Wanne in dem heraus fließenden Blut badete. Soweit die Legende, die erstmals im Jahr 1742 durch den Jesuitenpater Laszlo Turoczi in seinen Aufzeichnungen kolportiert wurde und von vielen anderen Autoren adaptiert irgendwann zu einer Art Tatsache mutierte! In den Prozessen um die Person Erzebet Bathory ist in den zugehörigen Protokollen nicht einmal der Begriff der Blutbäder erwähnt wurden. Wohl aber die sehr sadistische Ader der Gräfin, die ihre Bediensteten schlug, mit Nadeln und Messern stach, sie mit glühenden Eisen verbrannte und teilweise bis zum Tod quälte. Das Gericht verurteilte sie daraufhin 1611 zu lebenslanger Haft, während der sie 1614 verstarb.
Dieses Geflecht aus Sagen und Mythen im Verbund mit überlieferten Halbwahrheiten und verbrieften Fakten ist im Großen und Ganzen zehnmal so spannend wie Metamorphosis, der einfach zu keiner Sekunde so etwas wie Spannung aufzubauen versteht und keinerlei Form von Spannungskurve etablieren kann. Erst zum Ende gelingt dem Film ein absehbarer, nichtsdestotrotz interessanter Twist, der nur deshalb nicht mitzureißen versteht, weil er die Ziellosigkeit des gesamten Drehbuchs nur noch einmal deutlich hervorhebt. Zudem schafft es Metamorphosis nicht einmal ansatzweise, den Mythos um Gräfin Bathory gewinnbringend für sich einzusetzen. Dazu kommt ein ganzer Haufen komplett talentbefreiter Darsteller, die Figuren verkörpern müssen, die hirnrissiger kaum angelegt sein könnten. Vor allem die drei Amerikaner sind Witzfiguren sondergleichen, die einem nach fünf Minuten Screentime so dermaßen auf den Zünder gehen, dass man ihnen umgehend die Pest an den Hals wünscht. Der Rest der Darsteller rekrutiert sich weitgehend aus osteuropäischen Blassbacken, von denen zumindest Irena A. Hoffman als Elisabeth richtig schmuck ausschaut. Optisch bewegt sich der Film auf trantütigem Fernsehniveau, ohne jedweden Sinn für atmosphärische oder stimmige Bilder und obendrein wusste man selbst anscheinend nicht, was man hier eigentlich produziert und so ist Metamorphosis noch blutleerer als eine richtig schlechte Buffyfolge und bietet Fighteinlagen, die an genau diese Serie erinnern. Nur dass die Reihe sympathische Darsteller und schnippische Dialoge hatte. Davon kann Metamorphosis nur träumen.
Doch Stop! Metamorphosis hat einen echten Trumpf in der Hinterhand und dieser heißt Christopher Lambert. Er ist hier der letzte Nachfahre der Familie Thurzo, der von Elisabeth zum Vampir gewandelt wurde und sofort über alles herfällt, was auch nur einen Tropfen Blut im Körper hat. Das macht er mit einer riesigen Portion Ironie, mit der er immer wieder den Mythos des Vampirs aufbricht und mit Verve der Lächerlichkeit preisgibt. Fast als habe er gecheckt, dass ein Drehbuch, das den Vampirmythos wieder so dreht, wie es ihn braucht (Sonne juckt die Vampire nicht, Kreuze auch nicht, dafür ist man in Spiegeln nicht sichtbar und hat keine Lust auf Holzpflöcke), einfach nicht ernt genommen werden sollte. Und so sorgt er in der 30minütigen One Man Show, die er gegen Ende abbrennt (zuvor ist er nur kurz zu sehen), mit Seagalgedächtniszopf, netten (nicht unklug gedoubelten) Kickereinlagen und herrlich lakonischen Dialogen für die absoluten Highlights im Film, die auch über die eigentliche Wirrnis hinaus durchaus in Erinnerung bleiben.
Leider weiß man letztlich auch nicht so recht, was die Macher mit Lamberts Figur eigentlich bezweckt haben. Es wirkt immer so, als habe er kurz vor Drehende noch zugesagt, im Film ein wenig mitzuwirken. Also baute man ihn schnell in den Film ein, bog alles auf seine Figur um und hoffte, dass irgendwie schon alles zusammenpassen wird. Das macht es leider nicht. Das Ergebnis ist ein mieser Vampirfilm mit hervorragender Lambert Soloshow und einem letztlich netten Endtwist, der einiges gut macht, aber gleichzeitig die verfahrene Chose nicht mehr retten kann.
Die deutsche DVD kommt von Universum/Ufa und ist mit einer FSK 16 uncut …
In diesem Sinne:
freeman
Metamorphosis
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