
Originaltitel: Fei Ying
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 2004
Regie: Jingle Ma Chor-Sing
Darsteller: Michelle Yeoh, Luke Goss, Brandon Chang, Daming Chen, Kouichi Iwaki, Li Bingbing, Richie Ren, Brandon Rhea, Max Ruddock, Michael Jai White u.a.
Die chinesische Mauer. Das amerikanische Weichei Angelina Jolie fährt in Tomb Raider II darauf herum. Die chinesische Powerfrau Michelle Yeoh springt in Silver Hawk mit ihrem Motorrad darüber und setzt so eindrucksvoll die Pace für das, was jetzt noch kommen wird: Ein Comic Strip ... Bigger than Life ...
Michelle spielt Lulu Wong, eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die hinter der Alltagsfassade einer wohlhabenden, geschäftstüchtigen und schönen Frau (gut ok, so alltäglich ist das net unbedingt ...) von Welt eine Geheimidentität versteckt. Denn immer wenn Ungerechtigkeiten geschehen, verwandelt sich Lulu in Silver Hawk. Eine mit allen Wasser gewaschene, kampferprobte Superheldin, die mit diversen Gadgets, die wohl selbst James Bonds Q vor Neid erblassen lassen würden, den Bad Asses dieser Welt ordentlich den Allerwertesten versohlt. Dabei passiert es immer häufiger, dass Silver Hawk die zuständige Polizei von Polaris City düpiert, wird doch deren Berufsstand durch Silver Hawk fast schon obsolet. Obendrein werden die Cops von den Gangstern gar nicht mehr ernst genommen. Also rufen die Polizisten den Cop Rich Man (geiler Name), der die Identität von Silver Hawk lüften soll, so dass man sie zur Aufbesserung der eigenen Reputation aus dem Verkehr ziehen kann. Doch je mehr sich die Cops mühen Silver Hawk zu erhaschen, umso gewitzter kann sie ihren Verfolgern entkommen. Dieser Kampf der beiden Parteien, die eigentlich auf der selben Seite kämpfen, lässt den Gangstern alle Möglichkeiten sich frei zu entfalten, was diese auch nutzen, um Polaris City ins Chaos zu stürzen.

Rattenfraß am Pony?

Gegen solche Spagate kann sogar van Damme einpacken ...
Ein Professor hat nämlich einen Chip entwickelt, der in der Lage ist, die Gedanken von Menschen zu lesen und ihnen gleichsam bestimmtes Handeln und Denken aufzuzwängen. Der Professor wird daraufhin von Alexander Wolf gekidnappt. Dieser will den Chip in Massen produzieren und in ein Handy installieren lassen. Dieser Gebrauchsgegenstand kommt den Menschen nah genug, um sie mittels des Chips lenkbar und gefügig zu machen. So will er sich zum Premierminister des Landes wählen lassen. Nun ist es an Rich und Silver Hawk einzusehen, dass sie gegen Alexander Wolf zusammenarbeiten müssen ...
Silver Hawk bemüht ein Fantasieland als Schauplatz des Geschehens. Dieses ist obendrein in der Zukunft angesiedelt und es dominiert ein blitzblank gewienertes, von vielen Glasbauten beherrschtes Stadtbild. Diverse technische Gimmicks und Hologramme / Hologrammschilder runden dann den Sci-Fi Look ab. Der Film selber wird von monochromen, silber- und chromfarbenen Bildern dominiert, was den technischen modernen Look des Filmes abrundet. Eine kräftige Farbpalette findet man in dem Film somit wirklich nicht, dafür wird mittels Ausstattung und Farbgebung eine wirklich coole Optik erzeugt, die dem Film gut steht und durch dynamische Kamerafahrten und schräge Perspektiven - die das HK Kino einst groß gemacht haben - noch verfeinert wird. Weit mehr ist aus HK - Nostalgiesicht aber nicht geblieben. Die überdrehte Story, die extreme Blutarmut, die Pervertierung des Style over Substance Prinzips und die reine Konzentration auf das Spektakel sperren alles Emotionale aus Prinzip aus und man spürt nichts mehr von dem innovativen, hyperenergetischen HK-Kino der 80er und 90er Jahre. Silver Hawk ist Blockbuster Kino, irgendwie sehr amerikanisch anmutend und mit seinen international besetzten Bösewichtern auch eindeutig auf den Massenmarkt ausgerichtet. Das HK-Kino wird dieser Film somit wahrlich nicht aus der Krise reißen können, denn wo früher die USA bei den Hongkong-Chinesen klauten und sich Anregungen holten, funktioniert das Ganze jetzt genau andersherum. Hollywood setzt die Pace für die chinesischen Spektakel.

Schwerkraft ist für Weicheier ...

Ein Funkemariechenpatt ;-)
Luke Goss (Blade 2) als Bad Ass Alexander Wolf für einen Film dieses Formates ist für den Oberbäddie viel zu glatt und langweilig. Ein bisschen Overacting hätte hier wahre Wunder wirken können und hätte auch gepasst. Michael Jai White (Spawn/Unviversal Soldier II) als Wolfs Mitarbeiter ist arg unterbeschäftigt, zeigt aber beeindruckende Kampfsportfähigkeiten. Michelle Yeoh sieht schlicht und ergreifend fantastisch aus und ist mit sichtlich viel Spaß bei der Sache. Vor allem in den Actionszenen wirbelt sie wie entfesselt und zeigt einige beeindruckende Stunts, wird hier aber mit einem eher unvorteilhaft designten Superheldinnen Kostüm verunstaltet. Als Lulu sieht sie immer wieder aufs Neue hinreißend aus. Schauspielerisch leistet sie nicht viel, muss sie bei dem Film aber auch wahrlich nicht. Toll sind ihre Reaktionen, wenn ihre Gegner nicht mehr kämpfen wollen oder können.

Kann ich dafür Flugmeilen beantragen?

Im chinesischen Luftraum ist wirklich IMMER was los ...
Eine Macht sind die Chinesen immer noch im Actionbereich. Diese ist zwar erschreckend blutleer geraten, wurde aber brillant choreographiert und kann getrost als kleine Stilbombe bezeichnet werden. Highlights setzen die Bungeeseilklopperei, in deren Verlauf auch Jai White ordentlich hinlangen darf und der ausgiebig und lang zelebrierte Showdown, an dessen Ende freilich alles in Rauch aufgeht, was in Rauch aufgehen kann. Actiontechnisch macht der Film wahrlich viel Spaß und obendrein hält sich der Wireworkeinsatz stark in Grenzen. Wenn überhaupt kommt er fast ausschließlich für Yeoh zum Einsatz.
Substanzlose aber hoch unterhaltsame Over the Top Action, der man die derzeitigen Probleme der ehemaligen Kronkolonie im Kinobereich an allen Ecken und Enden ansehen kann. Es fehlt an Innovationen, zupackenden Geschichten und Ideen. Popcornkino ... nicht mehr und nicht weniger.

Eine technisch vor allem im Bildbereich überzeugende DVD kommt von Kinowelt, bietet ein zwei nette bonustechnische Dreingaben und ist mit der FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman