das Grab der Ligeia ("the Tomb")
das Grab der Ligeia ("the Tomb")
Originaltitel: the Tomb
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Michael Staininger
Darsteller: Wes Bentley, Kaitlin Doubleday, Sofya Skya, Michael Madsen, Eric Roberts, Cary-Hiroyuki Tagawa, Mackenzie Rosman, Christa Campbell, ...
Trailer:
http://www.ligeiamovie.com/
Bei dem 2009er Horror-Streifen „das Grab der Ligeia“ („the Tomb“) handelt es sich um eine zeitgemäße Neuinterpretation der annähernd gleichnamigen Erzählung des berühmten amerikanischen Schriftstellers Edgar Allen Poe (1808-1849), welche 1838 erstmalig erschien sowie im Jahre 1964 von Roger Corman (als Abschluss seiner achtteiligen Adaptions-Reihe mehrerer Poe-Werke) schon einmal verfilmt wurde. Für das hier vorliegende Werk hat Drehbuchautor John Shirley („the Crow“) die sich um Motive wie Liebe, Obsession, Mystizismus und Reinkarnation rankende Geschichte (im Rahmen seines Skripts) nun in einen veränderten Kontext eingebettet, sie also abgewandelt und auf die heutige Gegenwart übertragen, sowie die Handlung an sich (statt in England und einer „alten Stadt am Rhein“) sowohl in der Ukraine als auch in den Vereinigten Staaten angesiedelt…
Als der erfolgreiche Autor und Literatur-Professor Jonathan Merrick (Wes Bentley) eines Tages an seiner Heimat-Universität eine Vorlesung hält, welche der Veröffentlichung seines neusten Buches nachgeht, sticht ihm sogleich eine betörend hübsche junge Dame (Sofya Skya) unter den Zuhörern ins Auge, die ihm kürzlich bereits bei einer anderen Veranstaltung schon einmal aufgefallen war. Dass ihr Name Ligeia lautet und sie auf dem Campus als eine sehr hoffnungsreiche Studentin gilt, erfährt er nach Ende seines Vortrags (auf Anfrage) von dem gut mit ihm befreundeten Dekan der Institution (Cary-Hiroyuki Tagawa) – worauf er sie kurzerhand einfach mal anspricht sowie infolge dessen (mit jedem weiteren Kontakt) immer stärker in den Bann der verführerischen Schönheit gerät, was auch seiner Verlobten Rowena (Kaitlin Doubleday) nicht lange unbemerkt verbleibt. Obgleich er mit letzterer bis dato eigentlich rundum glücklich war, verlässt er sie schließlich für Ligeia – heiratet jene wenig später sogar und zieht mit ihr im Anschluss zudem in das alte (am Ufer des Schwarzen Meeres gelegene) Herrenhaus ihrer Vorfahren, welches er zuvor für sie erworben hatte, nachdem sich ihre Familie vor Jahren mal dazu gezwungen sah, es aus Geldmangel zu verkaufen…
Was Jonathan allerdings (noch) nicht ahnt, ist dass seine neue Gemahlin an einer mysteriösen Erbkrankheit leidet, welche ihre Kräfte zunehmend verzehrt und an der sie schon bald zu sterben droht – etwas, das sie verzweifelt zu verhindern versucht, und zwar mit Hilfe dunkler Rituale und geheimer Experimente. Einen praktikablen Weg zum Erreichen dieses Ziels hat sie (im Zuge ihrer Forschungen) inzwischen tatsächlich gar finden können – nämlich durch das Einfangen menschlicher Seelen im Augenblick des Todes, um diese im nächsten Schritt dann in einen neuen Körper „einzupflanzen“. Grundlagen bzw. Hilfsmittel für diesen „Vorgang“ bilden u.a. eine eigens zu diesem Zweck konstruierte Apparatur sowie ein spezielles Serum, welches den Betroffenen jeweils im Vorfeld injiziert werden muss. Auf diese Weise will sie den Tod überlisten – bloß läuft ihr mit jedem verstreichenden Moment die Zeit davon! Als ihr „Einfluss“ auf Jonathan (vor diesem Hintergrund) ein neuerliches Stück weit nachlässt, sucht der wiederum den Kontakt zu Rowena und fasst überdies den Entschluss, die Verbindung mit Ligeia zu beenden. Kurz vor der Umsetzung seines Vorhabens kommt er ihren düsteren Geheimnissen dann allerdings auf die Spur – was in einer direkten Konfrontation mündet, welche für sie „nicht gerade gut“ ausgeht. Ihrer Beerdigung folgend, ziehen Rowena und ihr Dad (Michael Madsen) erst einmal mit zu Jonathan in das Hauptgebäude des geräumigen Anwesens, um ihn bestmöglich (seelisch sowie beim Abwickeln aller nötigen Angelegenheiten) zu unterstützen – doch stellt sich rasch heraus, dass „die ganze Sache“ noch lange nicht endgültig abgeschlossen bzw. ausgestanden ist…
Mit einem Budget von 2 Millionen Dollar hat der aus Österreich stammende Regie-Debütant Michael Staininger „das Grab der Ligeia“ im Dezember 2007 und Januar 2008 auf zwei verschiedenen Kontinenten in Szene gesetzt: Zuerst wurden 18 Drehtage in und um St. Louis absolviert, bevor das Team dann (nach den Feiertagen) für 8 weitere in die Ukraine flog, um dort vorrangig entsprechende Außenaufnahmen der im Skript vorgesehenen Locations einzufangen. Staininger war es wichtig, dem Werk in seinen amerikanischen Szenen ein deutliches „Ostküsten-Feeling“ zu verleihen, um auf diese Weise die von ihm angedachte Atmosphäre zu erzeugen, für welche er sich primär vom „europäischen Film“ inspirierten ließ und die zugleich auch viel besser mit dem „klassischen Geist“ der ursprünglichen Literatur-Vorlage harmoniert. Missouri´s grauer Winter spielte ihm dabei dienlich in die Karten – ebenso wie die markante Architektur einiger Gebäude der Gegend sowie die Beschaffenheit unterschiedlicher Parkanlagen, in denen sich (insbesondere in Kombination mit dem kalten, kaum Sonnenstunden aufweisenden Wetter) außerdem noch etliche Einstellungen realisieren ließen, die im „fertigen Produkt“ nun ebenfalls als Orte in der betreffenden ehemaligen Sowjet-Republik ausgegeben werden. Auf der Krim selbst vermochte man auf passende Kulissen (wie etwa eine schöne Steilküste oder prächtige Burg) zurückzugreifen – weshalb man alles in allem, also einschließlich einer Berücksichtigung des annehmbaren Scores Patrick Cassidys („Salem´s Lot“ 2004) sowie der soliden Bebilderung Chris Bensons („Ghost Image“), auf der audio-visuellen Ebene durchaus von einem einigermaßen stimmungsvollen Gesamtergebnis sprechen kann…
Ligeia, deren Name im Übrigen auf die griechische Mythologie zurückzuführen ist, in der eine der Sirenen („die Helltönende“) so genannt wurde, ist der letzte Nachfahre einer ehemals reichen russischen Adels-Familie, deren weibliche Mitglieder allesamt an einer rätselhaften Krankheit litten, welche sie jeweils nicht sonderlich alt werden ließ. Als Kind musste sie mit ansehen, wie ihre Mutter dieser „unerklärlichen Einwirkung“ zum Opfer fiel: Unmittelbar vor ihren Augen, für sie demnach sichtbar, entwich dabei die Seele dem Körper der Sterbenden – und von dem Moment an war ihr klar, diesem Schicksal nicht folgen zu wollen, weshalb sie fortan alles daran setzte, den Tod zu „übervorteilen“. Über die Jahre hinweg näherte sie sich diesem Ziel immer weiter an – mit Hilfe schwarzer Magie sowie zahlreicher Versuche an diversen (unfreiwilligen) Testanten. Die zum Einfangen der menschlichen Seelen geschaffene bzw. verwendete Apparatur kann man als eine Art „den Mundbereich überdenkende Maske“ beschreiben, in welcher deren „Essenz“ (präsentiert in Form eines leuchtenden Nebels bzw. „finalen Lebenshauchs“) in einem gläsernen Gefäß eingeschlossen wird – ein wenig abstrus, zugegeben, im Prinzip aber vollkommen in Ordnung so. Verkörpert wird Ligeia von der attraktiven Russin Sofya Skya („Shadows in Paradise“), welche u.a. die angesehene „Vaganova Ballet Academy” besuchte, 2006 die „Miss World“-Wahl gewann und vorliegend ihre erste größere Filmrolle (absolut zufrieden stellend) meistert – und das unabhängig dessen, dass ihre Schauspiel-Künste sporadisch leicht hölzern anmuten und sie damals (zu Zeiten des Drehs) der englischen Sprache kaum mächtig war. Die geheimnisvolle Verführerin nimmt man ihr jedenfalls in jeder Sekunde ab – worüber hinaus sie stets schlichtweg hinreißend ausschaut, speziell in schönen „Gothic-Kleidern“…
Wie zuletzt leider häufiger, verbleibt der aus Werken wie „American Beauty“ oder „Ghost Rider“ bekannte Wes Bentley auch hier verhältnismäßig blass – etwas, das nicht allein auf die ungenaue Charakterzeichnung seiner Rolle zurückzuführen ist, denn gerade in emotionalen Augenblicken schafft er es einfach nicht, die entsprechenden Gefühle in der notwendigen Ausprägung zu transportieren. Rowena bildet quasi das Gegenteil von Ligeia (ist liebevoll, bodenständig, blond etc.) und wurde als eine Figur angelegt, die nach einer recht wandlungsfähigen Aktrice verlangt: Kaitlin Doubleday (TV´s „Cavemen“) erfüllt diese Aufgabe bzw. Herausforderung anständig – mit zunehmender Laufzeit gefiel sie mir persönlich gar immer besser. In weiteren Nebenparts sind zudem drei Herren zu sehen, die (entgegen ihres maßgeblichen Images in der Branche) vorliegend mal nicht als Baddies gecastet wurden: Als Rowena´s (meist besorgter und/oder betrunkener) Vater wirkt Michael Madsen („Kill Bill“) aber eher deplatziert, Cary-Hiroyuki Tagawa („Mortal Kombat“) durchläuft seine Screen-Time immerhin ohne Grund zur Beanstandung und Eric Roberts („the Dark Knight“) wurde als Hausverwalter besonders offenkundig verschenkt – abgesehen davon, dass er einen nicht unbedingt klangvollen russischen Akzent an den Tag legt und seine Beteiligung in erster Linie als ein „Freundschaftsdienst“ zu werten ist, was er selbst auch freimundig (im Rahmen eines auf der deutschen BluRay zu findenden Interviews) zugibt. Ausgefüllt werden die Besetzungsreihen dann u.a. noch von Christa „2001 Maniacs“ Campbell (als Gattin des Dekans) sowie der jungen Mackenzie Rosman (TV´s „7th Heaven“), welche als „E-Rob´s“ Film-Töchterchen durchaus achtbar agiert…
Für einen Skript-Autoren gestaltet sich die Adaption einer Poe-Geschichte nie sonderlich leicht, da sich viele der seine Werke auszeichnenden Elemente (inhaltlicher wie stilistischer Natur) nur schwer „cineastisch Aufbereiten“ lassen: Vor diesem Hintergrund ist John Shirley´s Ansatz, nur einige zentrale Motive des Ausgangsmaterials beizubehalten sowie diese in eine veränderte (erweiterte und zeitgemäß aktualisierte) Story-Line einzubetten, wahrlich nicht der schlechteste – allerdings mutet das von ihm „neu“ erdachte Handlungsgerüst über weite Strecken hinweg dann doch etwas zu konventionell, oberflächlich und klischeebehaftet an, um einen unterm Strich in einem vernünftigen Maße überzeugen zu können. In Anlehnung an Poe wird eine Menge Absinth getrunken, steht bei Ligeia in der Wohnung ein Totenschädel auf einer Ablage, besitzt diese eine Schlange, welche in einer Schlüssel-Sequenz mit einer Ratte „konfrontiert“ wird (was natürlich als Metapher gedacht ist), und erhält auch ein krächzender Rabe einen prominenten Auftritt zugestanden: Obgleich an sich beileibe nicht unpassend, stechen diese Momente aber jeweils zu deutlich aus dem Kontext hervor, statt „homogen mit ihm verschmolzen“ daherzukommen – was vorrangig an ihrer Darbietungsweise liegt, die mir persönlich ein Tick zu vordergründig ausgefallen ist...
Die Majorität der gebotenen Kern-Konflikte (z.B. „Liebe vs. Obsession“ oder „Licht vs. Schatten“) entsteht aus dem zwischenmenschlichen Dreiecks-Verhältnis heraus, welches die Hauptprotagonisten miteinander verbindet – wobei sich die nur unzureichend ausgearbeiteten Rollen jedoch schnell als „prekär“ entpuppen: Generell mangelt es ihnen an der nötigen Tiefe, weshalb man (u.a.) keinen ersprießlichen Zugang zu den Personen findet, einem keiner je wirklich sympathisch wird und letztlich einfach zu viele Fragen unbeantwortet verbleiben. Wie ist das Verhältnis zwischen Jonathan´s „Faible fürs Makabre“, seiner Neugier und Lust gegenüber der Kraft von Ligeia´s Bann zu gewichten, wie hat sich jene ihre übernatürlichen Fähigkeiten überhaupt angeeignet und warum zur Hölle will Rowena ihren Ex eigentlich derart innig zurückgewinnen, nach allem, was er ihr so angetan hat? Man muss ja beim besten Willen nicht alles haarklein aufdröseln und darlegen – aber einige Antworten mehr hätten es schon sein dürfen. Ab und an sind vereinzelte Plot-Löcher nicht zu übersehen, die allgemeine Dialog-Qualität kommt nie übers Mittelmaß hinaus und manche Szenen entbehren einer gewissen „Cleverness“ – wie im Fall einer neugierigen Nachbarin Ligeias, die allein in ihrer Wohnung in einem der oberen Stockwerke eines Appartement-Hauses wohnt, von einem entsandten Angreifer allerdings mitten am helllichten Tage direkt in der Eingangshalle überwältigt wird. Des weiteren ist der grundsätzliche Verlauf nicht gerade unvorhersehbar – was ebenso auf die im finalen Akt eingestreuten Wendungen bzw. Offenbarungen sowie die lahme (weil bereits x-mal zuvor in anderen Werken in ähnlicher Form gesehene) Schluss-Einstellung zutrifft...
Produziert von Jeff Most, der sich vor allem mit der filmischen Umsetzung der „the Crow“-Franchise einen Namen gemacht hat, ließ sich Regisseur Staininger im Zuge seiner Herangehensweise stärker von „traditionellen übernatürlichen Grusel-Thrillern“ als vom „modernen Horror-Kino“ inspirieren: Entsprechend verzichtete er nahezu völlig aufs Aufzeigen blutiger Details sowie (mit Ausnahme einiger flüchtiger „Editing-Blitze“) zudem auf die meisten der heutzutage verbreiteten „Kamera-Mätzchen“ und raschen Schnittfolgen – und zwar zugunsten diverser längerer „Dolly-Shots“ sowie einem akzentuierten „Retro-Vibe“, für welchen man die „düster-geheimnisvollen Facetten“ der Handlung gezielt in den Vordergrund rückte und jene als Basis der Atmosphäre-Erzeugung nutzte. Die einzelnen Settings und Locations wurden adäquat gewählt, Cinematographer Chris Benson kleidete die Geschehnisse in stimmige Bilder und auch die in der Nachbearbeitung des Materials „eingefügten Ergänzungen“ (wie etwa Flashbacks, denen man ein Großteil ihrer Farben entzogen hat, oder recht künstlich wirkende Naturphänomene im Himmel über dem Anwesen am Roten Meer) erfüllen ihren beabsichtigten Zweck dienlich...
Über unfreiwillig komische Gegebenheiten, wie dass es beim Einfangen der Seelen stets zu Elektrizitäts-Schwankungen kommt, dass in der vorherrschenden „Nebel-Form“ jener weiterhin die Gesichter ihrer ursprünglichen „Besitzer“ erkennbar sind, dass Ligeia sie später mal in einer Weinflasche mit dem Label „Spirit of `08“ aufbewahrt oder sich in einer Szene ein „Sensenmann“ in einem „Zauber-Spiegel“ manifestiert, in dem sich (im Übrigen) ebenfalls Jonathan´s „sexuell aufgeladene Aura“ ersehen lässt – darüber mag man ja noch geteilter Meinung sein: Problematisch wird es jedoch, wenn einen das „Umgebende“ nicht anständig genug zu packen bzw. zu fesseln vermag und dieser vermittelte Eindruck den Unterhaltungswert im Folgenden dann zunehmend reduziert. Unabhängig des geringfügig zu gemächlichen Erzähltempos (auf der einen Seite) sowie der netten Optik (auf der anderen) betrachtet, verfügt Staininger offenkundig (noch?) nicht über das nötige Fingerspitzengefühl, um echte Suspense zu generieren – und auch die „erotischen Komponenten“ der Geschichte bringt er leider nur ungenügend zur Geltung. So geschah es schließlich, dass ich mich irgendwann tatsächlich ein wenig zu langweilen begann – was selbstverständlich eine denkbar ungünstige Empfindung markiert. Solche „Begleiterscheinungen“ erschweren es überdies, noch wohlwollend über „bestimmte Kleinigkeiten“ hinwegsehen zu können – wie über zwei viel zu zügig herbeigeführte Hochzeiten, einen plötzlichen Tag/Nacht-Wechsel zum Ende hin oder die Beobachtung, dass das alte ukrainische Herrenhaus vorne irgendwie einen ganz anderen Baustil aufweist als seine (vermeintliche) Rückseite…
Fazit: Auf den ersten Blick ist Edgar Allen Poe´s „das Grab der Ligeia“ („the Tomb“) ein solide produzierter, nett anzusehender sowie nicht gerade uninteressant besetzter Indie – allerdings mangelt es dem Streifen letzten Endes sowohl an Spannung als auch inhaltlicher Tiefe, bleiben die vor der Kamera agierenden Akteure nahezu allesamt hinter ihren Möglichkeiten zurück und hätte eine gezielte Straffung dem Werk (in so manchen Momenten) mit Sicherheit ein merkliches Stück weit gut getan. Aber immerhin ist Sofya Skya eine wahre Augenweide…
Hierzulande ist der Film (uncut) auf DVD und BluRay erschienen - in den USA (z.B.) nur auf DVD...
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