
Copyright aller Bilder: Splendid Home Entertainment
Originaltitel: Traveler, The
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2010
Regie: Michael Oblowitz
Darsteller: Val Kilmer, John Cassini, Denyc, Chris Gauthier, Nels Lennarson, Paul McGillion, Dylan Neal, Sierra Pitkin, Zachary Throne u.a.
Heiligabend in einem verschlafenen kleinen Nest. Das Polizeipräsidium wird nur noch von einer Rumpftruppe besetzt und alle stellen sich auf einen ruhigen Abend ein. Da steht auf einmal ein Fremder in der Tür und behauptet, er wolle einen Mord gestehen. Oder besser gleich sechs. Man sperrt den Typen ein, der bei der erkennungsdienlichen Behandlung Nobody als Namen angibt, keine Fingerabdrücke hat und auf Polaroidfotos nicht zu sehen ist. Kurz darauf meint einer der Cops, dass Mr. Nobody aussehe, wie ein Landstreicher, den man vor Jahr und Tag wegen dem angeblichen Mord an der Tochter eines Detectives in der Polizeistation ins Koma geprügelt habe. Da wird einer der Cops von einer unsichtbaren Macht ins Jenseits gerissen ... auf ebenjene Art und Weise, wie der Landstreicher einst getötet wurde.
Den Rest kann man sich sicher denken. Die restlichen Cops schauen einem ähnlichen Schicksal entgegen, alle fragen sich, wer dieser Mr. Nobody wohl sein mag und der Zuschauer überlegt, ob die Tagline „Nobody will survive“ auf dem Coverartwork schon die Pointe des Filmes vorwegnimmt. Keine Angst, das werde ich mal nicht verraten. Stattdessen kann ich euch aber sagen, dass dieser Film aus der Hand von C-Regisseur Michael Oblowitz über ungeahnte atmosphärische Qualitäten verfügt. Der sonst eher stümperische Regisseur lanciert faszinierend düstere, regendurchtränkte, an Sieben gemahnenden Bilderwelten (ohne deren Klasse zu erreichen, dafür fehlte dann sicherlich auch das Geld), die seinem Film wirklich den einen oder anderen Pluspunkt bescheren. Leider war es das dann auch schon an positiven Errungenschaften. Denn die Düsteroptik kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Drehbuchautoren viel zu früh in die Karten schauen lassen und mit dem Erkennen des Motivs des unheimlichen Fremden die ohnehin kaum vorhandene Spannungskurve durch den Kellerboden kracht. Das schlimmste ist, dass dieses Motiv einen schon zu Beginn leider sprichwörtlich anspringt und man die Erklärung gar nicht brauchen würde. Doch in Filmen wie diesen muss ja alles ganz genau erklärt werden. Gegen Ende wird es dann richtig problematisch. Denn je nachdem, ob einem die hier dargereichte Rumpelstilzchen Hommage zusagt oder nicht, bekommt man hier entweder eine hübsche Wendung oder eben einen echten Fremdschämmoment sondergleichen. Ich war irgendwo dazwischen gefangen. Zum einen gefiel mir die Dreistigkeit des Endes, die das ohnehin verquere Gut-Böse-Schema des Filmes noch einmal auf den Kopf stellte, zum anderen wird es sehr verkitscht und überinszeniert dargereicht.

Darstellerisch zeigt sich dann wieder die ganze „Qualität“ des Michael Oblowitz. Er bekommt fast schon wie gewohnt seine Darsteller nicht unter Kontrolle. Während die einen hemmungslos chargieren, schlafen die anderen beim Sprechen förmlich ein. Die Charaktere, die sie bedienen müssen, sind obendrein ein tiefer Griff in die Klischeekiste der Reißbrettfiguren und die Dialoge, die sie erbrechen müssen, spotten jeder Beschreibung. Absolutes Highlight ist aber Val Kilmer. Im Grunde der Steven Seagal unter den schauspielernden Schauspielern. Denn wie Seagal dreht der unglaublich aufgedunsene, schwammig aussehende Langmantelträger einen Film nach dem anderen und verweigert wie unser Aikidomoppel gerne mal die Arbeit. Doch während Seagal einfach nicht mehr kickt oder sich einfach einen abnuschelt, weigert sich Kilmer einfach zu spielen (das kann man Seagal nicht vorwerfen, denn der kann ja laut landläufiger Meinung eh nicht spielen ;-) ). In Traveller sitzt Kilmer also meist irgendwo in einem Raum, hat die Augen geschlossen und zitiert aus dem alten Testament. Zweimal läuft er durch die Gegend. Das war es auch schon. Dabei durchzieht keinerlei Regung sein Gesicht ... Mannometer ...
So wird es dann doch irgendwann recht langweilig, dem Treiben auf der Mattscheibe zu folgen, zumal sich mit zunehmender Laufzeit auch der Düsterlook abnutzt und diverse Budgetprobleme auffallen. So ist die Polizeistation ein schlechter Witz und erinnert im Hauptraum eher an eine Schlachterei mit Schreibtischen drin. Auch geraten Oblowitz die anfangs interessanten Kameraeinstellungen mehr und mehr zu beliebig und für Action war dann anscheinend gleich gar kein Geld mehr da. Braucht es in einem Horrorstreifen auch nicht wirklich, aber selbst die Horroreinlagen wirken arg „actionarm“ und leiden unter einer chronischen Wiederholitis, inszeniert sie Oblowitz doch durchweg identisch. Ein Opfer schreit, die Kamera hält drauf und man sieht vor lauter Dunkelheit nichts, dann wird eine Wand gefilmt, gegen die Innereien klatschen. Das alles wird mehrmals aneinandergeschnitten als eine Todesszene präsentiert und kann sich schon mal auf bis drei Minuten und mehr strecken. Gerne auch mit Zeitlupeneinlagen. Beklemmung oder gar eine Befriedigung des Splatterherzens kommt so nie auf. Eher die Frage, wo die FSK bei dieser dilettantischen Inszenierung eine Jugendgefährdung entdeckt hat und dem Film die mehr als ausreichende FSK 18 verwehrte.

Auch bringen langweilige Zeitlupengewehrballereien kein Tempo in die Chose. Die lächerlichen Räumchen wechsle dich Spielchen des Travellers (der Arme kann wohl nur zwischen Gefängniszellen traveln, wie es scheint


Die deutsche DVD von Splendid ist nur uncut, wenn ihr Cover ein uncut Vermerk ziert und auf dem Backcover eine Spio/JK Freigabe erstrahlt. Die FSK 18 Fassung ist ziemlich derb verstümmelt wurden ...
In diesem Sinne:
freeman