Summer's Moon
Summer's Moon
Originaltitel: Summer's Moon / Summer's Blood
Herstellungsland: Kanada
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Lee Demarbre
Darsteller: Ashley Greene, Peter Mooney, Stephen McHattie, Barbara Niven, ...
Trailer:
http://www.youtube.com/watch?v=vDULHauoVFA
Seit mir das Poster der kanadischen Low-Budget-Produktion „Summer´s Blood“ (2009) zum ersten Mal ins Auge gefallen ist, habe ich jenen kleinen Indie mit neugierigem Interesse fest im Blick behalten: Neben der in eine deutliche Richtung weisenden Frage „Abducted by a twisted family, will she become one of them to survive?“, welche einem ja prompt gewisse Anhaltspunkte auf den „inhaltlichen Ton“ des Films zu liefern vermag, präsentiert das vergleichsweise schlicht und in harmonisch abgestimmten (rot-braun-gräulichen) Farbtönen gehaltene Motiv vorrangig die ein blutiges Messer in Händen haltende Hauptdarstellerin des Werks – „Twilight“-Beauty Ashley Greene. Irgendwann geschah es dann aber, dass letztere aufgrund ihrer Mitwirkung an jener erfolgreichen „Saga“ Stephenie Meyers zu einer der angesagtesten Newcomerinnen Hollywoods avancierte – was die zuständigen Entscheidungsträger (leider) auf die „ach so glorreiche“ Idee brachte, den Titel des Streifens kurzerhand in „Summer´s Moon“ umzuwandeln sowie seinen DVD-Veröffentlichungstermin in die direkte zeitliche Nähe des Kinostarts von „New Moon“ (dem zweiten Teil der genannten Reihe) zu legen…
Parallel dazu wurde auch das betreffende Cover-Design noch einmal kräftig überarbeitet: Abgesehen von einer veränderten (primär nun bläulich-schwarzen) Farbgebung und einem vollzogenen Tag/Nacht-Wechsel, prangt auf diesem nun ein auffällig platzierter Vollmond, einschließlich der Konturen eines Nadelwalds darunter – worüber hinaus man die zuvor zitierte Frage um ihren ersten Abschnitt „erleichterte“ und bei den europäischen Versionen sogar die Waffe aus Ashley´s Hand entfernte. Auf diese Weise ist es für manch einen „Unkundigen“ jetzt durchaus möglich, spontan davon auszugehen, es würde sich dabei um einen weiteren Vampir-Flick im Fahrwasser eben jener einflussreichen „Pop-Kultur-Franchise“ handeln. Aber keine „Sorge“: In der Geschichte tauchen weder Blutsauger noch anderweitige übernatürliche Elemente auf. Obgleich in einer relativ pervertierten Form, geht es vielmehr um die „gute alte Familienbande“ – wie unmittelbar zu Beginn in Gestalt des Statements „In a stinkin´ world like this, you need something that you can rely on. And do you know what that is? It´s family!” recht treffend auf den Punkt gebracht…
Im Umfeld ihrer (dem Alkohol keineswegs abgeneigten) Mutter ist Summer Matthews (Greene) zu einer rebellischen jungen Dame herangewachsen, die eines Tages (per Zufall) herausfinden muss, dass ihr Vater in Wahrheit doch nicht tot ist: Einem heftigen Streit mit ihrer Mom folgend, bricht sie umgehend auf, um nach ihm zu suchen – und das mit kaum mehr als einem alten Foto, einigen von ihm gesandten Zeilen (deren Absenderadresse sie nun ansteuert) sowie einem dem Eigenschutz dienenden Revolver bei sich. Per Anhalter gelangt sie schließlich an ihr Ziel – nämlich in das kleine Provinz-Städtchen Massey, wo sie allerdings schon wenige Minuten nach ihrer Ankunft vom örtlichen Sheriff (Paul Whitney) beim Stehlen von Lebensmitteln erwischt wird. Seinem Zugriff kann sie sich jedoch entziehen, indem sie die angebotene Hilfe des charmanten Handwerkers Tom Hoxey (Peter Mooney) in Anspruch nimmt, der ihr in seinem Wagen ein Versteck bietet sowie den Cop (dank einer Falschaussage) erfolgreich von ihrer Spur ablenkt…
Mit dieser Aktion als Ausgangspunkt, kommen beide (unweigerlich) miteinander ins Gespräch, teilen sich später einige Drinks in der örtlichen Bar und verbringen letztlich auch die Nacht zusammen. Sein „wahres Gesicht“ offenbart er ihr allerdings erst am nächsten Morgen, als sie vom leicht abgelegenen Anwesen seiner Familie aus weiterziehen will, um ihre Suche voranzutreiben – und obwohl es ihr noch gelingt, ihre Waffe auf ihn zu richten, hat sie keinerlei Chance gegen einen heftigen (sie am Hinterkopf erwischenden) Schlag, den ihr seine Mutter Gaia (Barbara Niven) auf einmal unerwartet zufügt. Gefesselt inmitten einer Art Blumenbeet liegend, erwacht sie kurz darauf im Keller und muss sogleich (zu ihrem Entsetzen) feststellen, dass sich nicht nur eine Ansammlung unterschiedlicher Pflanzen, sondern auch ein anderes, anscheinend bereits länger dort festgehaltenes sowie „dem Ende“ (physisch und psychisch) inzwischen recht nahes Mädel (Danielle Kind) mit ihr im Raum befindet – ebenso wie einige säuberlich in einem Regal aufgereihte, von weiteren „Vorgängerinnen“ stammende Schädelknochen...
Tom nennt diesen Ort seinen „Garten“, an welchen er regelmäßig junge Frauen verschleppt, um diese dann immerzu innig „zu hegen und zu pflegen“ – stets in der Hoffnung, es würde sich bei ihnen um „ganz spezielle Exemplare“ handeln. Dieses abnormale Verhalten ihres Sohnes duldet Gaia annährend stillschweigend – von ihr geäußerte Sorgen beziehen sich vielmehr auf die Befürchtung, jemand könnte dahinter kommen und sie im Zuge dessen „auffliegen“ lassen. In Tom´s Gewalt wird es Summer (mit der Zeit) zunehmend klarer, dass ihre einzige Aussicht auf Überleben vermutlich nur darin besteht, in einem gewissen Umfang zu „kooperieren“, bis sich auf jenem Wege irgendwann vielleicht mal eine Fluchtmöglichkeit ergibt – und so richtet sie ihr Verhalten fortan stärker eben darauf aus, was schon bald eine sexuelle Beziehung mit ihrem Peiniger mit einschließt, ihr aber auch rasch einige „Freiheiten“ einbringt, wie etwa den Keller verlassen und stattdessen im Haus arbeiten zu dürfen. Die Lage verschärft sich allerdings dramatisch, als Gaia beim Durchgehen von Summer´s Sachen plötzlich eine schockierende Entdeckung macht sowie ihr hitzköpfiger Gatte Gant (Stephen McHattie) von einer seiner zahlreichen Reisen zurückkehrt – denn im direkten Vergleich zu seinem Daddy mutet selbst Tom noch wie ein eher harmloser Zeitgenosse an...
„Summer´s Moon“ weist zwar verschiedene Elemente der „Serienkiller“- und „Torture Porn“-Sub-Genres auf, doch handelt es sich bei dem Streifen insgesamt vielmehr um einen düsteren Psycho-Thriller – was in erster Linie aus der gewählten Herangehens- und Darbietungsweise der betreffenden Inhalte resultiert. Von Beginn an deutet die Tagline „Blood is sicker than water“ darauf hin, dass es weniger um das Vergießen von Blut als um die „vereinenden Eigenschaften“ jenes roten Lebenssaftes geht – und unterstreicht zugleich erneut die frappante Unsinnigkeit des aktuellen Titels. Die Hoxeys sind gestörte Individuen unter einer nach außen hin relativ passabel gewahrten Fassade – also keine „vordergründig durchgeknallte Irren”, wie etwa die Angehörigen der jeweiligen Sippen aus „TCM“ oder „House of 1000 Corpses“. Gant ist ein eiskalter, brutaler Frauenmörder, der sich auf seinen Trips ein Opfer nach dem anderen sucht, augenscheinlich über eine niedrige Reizschwelle verfügt und vor so ziemlich nichts zurückschreckt, wenn es ums Durchsetzen seiner Meinungen, Absichten und Ziele geht. Tom dagegen ist ein geistig instabiler junger Mann, der – basierend auf abstrusen Vorstellungen sowie im klaren Unterschied zu seinem Vater – maßgeblich auf das am Leben erhalten seiner unglückseligen Auserwählten bedacht ist. Gaia indessen hält eine weitestgehend passive Rolle inne: Sie „duldet“ die begangenen Taten und gibt ihrem heiß geliebten Sohn auch so manch eine (ihn schützen sollende) Empfehlung – wie Summer bloß nicht zu vertrauen oder ja niemanden aus der unmittelbaren Gegend zu entführen. Nur selten aber schenkt Tom ihren Worten ernsthafte Beachtung, da er von sich und seiner Sache generell überaus eingenommen bzw. überzeugt ist...
Die zeitweise durchaus recht ausgeprägte beklemmende Atmosphäre des Films generiert sich größtenteils aus der bedrohlichen Unberechenbarkeit der Handlungen beider Männer. Die Performance Peter Mooneys („Category 7“) würde ich dabei als „knapp befriedigend“ charakterisieren: Ohne herausragende Akzente setzen zu können, erfüllt er die Anforderungen des Parts unterm Strich zumindest (noch) halbwegs brauchbar – nichtsdestotrotz wäre es wünschenswert gewesen, wenn das Skript Tom mit einem merklicheren Maß an Tiefe ausgestattet hätte. An letzterer mangelt es Familienoberhaupt Gant zwar ebenfalls, doch fällt das dank der guten darstellerischen Leistung Stephen McHatties („Pontypool“) deutlich geringer ins Gewicht, da dieser in jedem Moment seiner Screen-Time eine unweigerlich Anspannung erzeugende Intensität mit ins Spiel bringt, die sich dann immerzu sofort auf alle Anwesenden (inklusive des Zuschauers) überträgt: Entsprechend markieren seine Auftritte die Highlights des Streifens. Als seine Gemahlin agiert Barbara Niven („Redline“) akzeptabel, ohne größerem Anlass zur Klage – während die verbliebenen Akteure, unter ihnen Peter Dillon („Posers“), Cinthia Burke („Arctic Blast“), Danielle Kind („Carny“) und Paul Whitney („White Coats“), durch die Bank weg nicht weiter der Rede wert sind...
Die generelle Oberflächlichkeit des Drehbuchs aus den Federn Seth Hogans („Lie Still“) und Christine Conradts („Hotel California“) ist offenkundig eines der Hauptprobleme, mit denen „Summer´s Moon“ zu kämpfen hat. Im Zuge des Sichtens wird einem schnell klar, dass die Verantwortlichen eine Menge Potential schlichtweg nicht ergiebig genug zu nutzen wussten: Bestimmte Gegebenheiten, wie das umfassende Gedankenkonstrukt hinter Tom´s „Garten“ oder die unverkennbar ins Inzestuöse hinein tendierende Verbindung zwischen ihm und Gaia, verblieben unausgelotet – insgesamt erfährt man einfach zu wenig über die Protagonisten, ihre Seelenleben und inneren Antriebe, weshalb so einige ihrer Verhaltensweisen nicht unbedingt schlüssig anmuten. Besonders evident wird einem das am Exempel der Hauptfigur: Summer wird als toughe junge Dame eingeführt, die sich souverän gegen einen Autofahrer zur Wehr setzt, der sie in seinem Wagen mitnimmt und prompt zu belästigen anfängt – nur verfällt sie nach ihrer „Gefangennahme“ plötzlich arg rasch in eine umfangreiche Passivität, die sowohl verwundert als ihr auch einen gewissen Grad an Sympathie kostet. Um ihre Situation zu verbessern, nähert sie sich ihren Peinigern im Folgenden außerdem ja immer stärker an und gibt sich Tom gar auf sexueller Ebene hin: Dies mündet schließlich (fast) in so etwas wie einer Variante des „Stockholm-Syndroms“ – jedoch ebenfalls ohne allzu nachvollziehbar herausgestellt zu werden, was sich demnach (weiter) negativ auf die allgemeine Glaubwürdigkeit auswirkt. Die attraktive Ashley Greene („the Apparition“) ist ein keineswegs untalentierter „Rising Star“ Hollywoods – leider meistert sie diesen Part hier bestenfalls mäßig, ist in einzelnen Momenten gar richtig schwach, wie zum Beispiel bei einem Streitgespräch mit ihrer Mom innerhalb eines Flashbacks. Es ist allerdings durchaus möglich bzw. denkbar, dass man das vorliegende Werk in einigen Jahren ähnlich betrachtet wie zum Beispiel „Leprechaun“ im Kontext der Karriere Jennifer Anistons oder „TCM: the Next Generation“ im Hinblick auf den Werdegang Renée Zellwegers und Matthew McConaugheys – also als nichts weiter als eine „kleine Jugendsünde“...
Eingebettet in einem gemächlichen Erzähltempo, steuert der Verlauf vorhersehbar auf eine zentrale Offenbarung hin, die kurz nach Anbruch der zweiten Hälfte zutage tritt und zugleich einen weiteren Fall von Inzest preisgibt. Ab diesem Punkt wird der Film ein Stück weit besser – was vor allem der Rückkehr Gants und der damit verbundenen neuen (unsicheren) Familien-Konstellation zuzurechnen ist, welche ohne weiteres den gedanklichen Vergleich mit einer „tickenden Zeitbombe“ heraufbeschwört. Als diese schlussendlich „explodiert“, wird einem abermals gewahr, wie eisig der „Grundton“ des Streifens und wie irritierend die stilistische Entscheidung doch eigentlich ist, auf das direkte Präsentieren grausamer Details im Prinzip vollständig zu verzichten. Irgendwie ist man es kaum mehr gewohnt, Quälereien und Morde mal nicht vordergründig aufgezeigt zu bekommen – schon gar nicht im Rahmen einer solchen Genre-Produktion. Heftige Szenen gibt es dennoch einige – allen voran ein Moment, in welchem ein neben Summer im Wagen sitzender Mann per Kopfschuss getötet wird...
Für einen Low-Budget-Indie kann man die gebotene Regie-Leistung Lee Demarbres („Smash Cut“) insgesamt noch als „annehmbar“ einstufen – zumindest wurden die einzelnen Sequenzen bzw. Set-Pieces solide arrangiert und ist es ihm darüber hinaus auch geglückt, eine relativ eigenwillige, unbequeme Atmosphäre zu generieren. Gescheitert ist er jedoch im Bereich der Implementierung einer effektiven Dramaturgie, einschließlich der Erzeugung handfester Suspense, speziell wenn es um Geschehnisse außerhalb des Hoxey-Hauses geht: Ein Trio verschiedener Sub-Plots, die unabhängig voneinander verlaufen und sich um die Nachforschungen dreier ortsansässiger Personen ranken (nämlich die des Sheriffs, einer misstrauischen Bekanntschaft Toms sowie eines frisch aus dem Knast entlassenen Vaters auf der Suche nach seiner Tochter, die sich recht zügig als das andere Mädchen aus dem Keller herausstellt), tragen in dieser Hinsicht schlichtweg nicht genügend zum Gesamteindruck bei – laufen eher „so am Rande“ ab und sind demnach genauso wenig aufregend wie die „üblichen“ (absehbaren) Fluchtversuche Summers. Obgleich an sich ebenfalls nicht gerade einfallsreich, gelingt es dem Finale aber immerhin, den „inhaltlichen Kreis“ (Stichwort: „Veranlagung durch Blutlinie“) unmittelbar vor Einsetzen des Abspanns doch noch konsequent zu vollenden...
Fazit: „Summer´s Moon“ ist ein weitestgehend belangloser, unaufregender Horror-Thriller, der zwar über eine beklemmend-düstere Basis-Stimmung verfügt, die vorrangig aus den abscheulichen Verhaltensweisen und seelischen Abgründen bestimmter Figuren resultiert – andererseits allerdings auch einen Großteil seines Potentials unausgeschöpft belässt, was primär seiner unausgegorenen und überraschungsarmen Skript-Vorlage zuzuschreiben ist. Anspruchslosere Genre-Freunde können ruhig mal einen Blick riskieren, während für Fans von Miss Greene und Mister McHattie ja ohnehin kein Weg an dem Werk vorbeiführt – alle anderen sollten sich dagegen lieber gleich nach besseren Alternativen umschauen, von denen es „da draußen“ (auf dem Markt) durchaus so einige gibt...
zu verorten nahe der Grenze zur
Hierzulande ist der Film nur geschnitten erschienen. Wer ihn uncut sowie mit einer deutschen Tonspur und/oder gar auf BluRay besitzen möchte, muss sich daher in Richtung Österreich orientieren - ansonsten ist sowohl die amerikanische als auch britische DVD-Version ebenfalls "vollständig" und (entsprechend) zu empfehlen.
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