the Acquirer: Lucien
the Acquirer: Lucien
Originaltitel: the Acquirer
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Matt Schulze
Darsteller: Matt Schulze, May Andersen, Tom Sizemore, ...
Trailer:
http://vimeo.com/773219
Ursprünglich verfolgte das Multi-Media-Entertainment-Unternehmen „Briggs Digital Media“ in Gestalt des Projekts „the Acquirer“ (2008) die ambitionierte Absicht, eine wegweisende, ausschließlich fürs Internet produzierte Serie zu realisieren, die mit Hilfe der Einbindung und Nutzung der sich bietenden Möglichkeiten moderner Technologien neue Geschäftsfelder auf dem betreffenden Unterhaltungs-Sektor eröffnen und ausloten sollte. Nicht bloß kurze Webisodes waren angedacht, sondern „vollwertige Episoden“ – mit je knapp 45 Minuten Laufzeit, einigen namhaften Beteiligten sowie einem passablen Budget, das eine anständige Umsetzung an ausgesuchten internationalen Locations zulassen würde. Ihren Platz erhielt die Veröffentlichung auf der firmeneigenen Online-Plattform „Cinsay.com“ zugestanden, wobei die Verantwortlichen neben einzelnen „Social Networking Features“ (wie etwa eine Webcam-Chat-Funktion zum Ansehen der Videos gemeinsam mit anderen Usern) eine ganz spezielle Form von Interaktivität anstrebten, durch welche sie sowohl ihre Finanzierung sichern als auch den Interessierten einen übers „passive Konsumieren“ hinaus reichenden Mehrwert bieten wollten – zum Beispiel per Öffnen eines Links zur Ferrari-Website, wenn man beim Schauen auf das Logo eines im Werk zu sehenden Fahrzeugs jener Marke clickt, ebenso wie (entsprechend) zum Hersteller bzw. Online-Vertrieb einer markanten Lederjacke oder zu einer Info-Seite über die beteiligten Akteure, während der Stream in der Zwischenzeit „pausiert“. So zumindest lautete der Plan...
Am 21. März 2008 feierte die erste Folge, welche den Titel „Lucien“ trägt sowie von ihrem Hauptdarsteller Matt Schulze (obendrein) verfasst und in Szene gesetzt wurde, schließlich ihre (von gewissen technischen Problemen geplagte) Premiere: Weitere sollten dann in jeweils zweimonatigen Abständen „nachgelegt“ werden – wozu es letztlich jedoch nicht mehr kam, da das Projekt wenig später kurzerhand (ohne einer offiziellen Angabe von Gründen) eingestellt wurde. Ob man sich zu diesem Schritt auf Basis der Kosten, des Aufwands, einem Mangel an Zuspruch, der Qualität des fertigen Produkts und/oder irgendwelcher sonstiger Faktoren entschlossen hat, vermag ich nicht genau zu sagen – allerdings bin ich davon überzeugt, dass in irgendeiner Weise eine Kombination all jener Punkte dafür entscheidend war. Auf der Story-Ebene werden dem Zuschauer jedenfalls Ansätze verschiedener Plot-Stränge dargereicht, die erst im Rahmen der fortschreitenden Serie eine Konkretisierung erfahren hätten und daher (in dieser Form) nicht allzu viel hergeben – an sich (zugleich) aber auch weder sonderlich reizvoll noch aufregend wirken, weshalb es einem im Prinzip egal verbleibt, wie es mit den eingeführten Personen und Handlungsfäden wohl vorangegangen wäre…
Bereits früh musste sich Lucien Hayes (Schulze), seines Zeichens Sohn eines verschwundenen CIA-Agenten, dessen Mutter zudem auch noch den Freitod als ihren „finalen Ausweg“ wählte, allein auf der Welt zurecht finden – worauf er sich im Laufe der Jahre u.a. zu einem knallharten Typen und Meisterdieb „entwickelte“ (Knast-Aufenthalte inklusive). Zusammen mit seiner Freundin (May Andersen) hält er sich momentan gerade in Paris auf, wo er für einen Mittelsmann (Tom Sizemore) unterschiedliche Aufträge (á la das Stehlen von Edelsteinen) ausführt. Es ist jedoch so, dass alle drei inzwischen mit dem Gedanken spielen, aus dem gefährlichen Geschäft auszusteigen, um endlich mal wieder ein „normales Leben“ führen zu können: Bevor dieser Schritt allerdings in Angriff genommen werden kann, gilt es aber noch, Diverses zu erledigen – wie einen krönenden Coup zu landen sowie einige lose Enden zu verschnüren...
„the Acquirer: Lucien“ eröffnet gar nicht mal so unansprechend: Aus der blendenden Sonne eines anbrechenden Morgens heraus rast ein Helikopter übers offene Meer hinweg, während unser Hauptprotagonist (Meilen entfernt) vor dem im Hintergrund zum Teil vom Frühnebel verhüllten Eifelturm eine alt-ehrwürdige Seine-Brücke überschreitet sowie kurz darauf ein mit rauer Stimme vorgetragenes Voiceover einsetzt, welches angesichts seines als gritty zu charakterisierenden Klangs und Inhalts einen netten Kontrast zu den vorherigen „Hochglanz-Impressionen“ rund um den erwähnten Hubschrauberflug erzeugt. Die sinnlose Existenz einer frei von Kontext eingefügten Stock-Footage-Explosion lässt einen dann aber doch schonmal prompt mit der Stirn runzeln – allerdings ist es ja noch früh im Verlauf, und soll sich ein solcher „Ausrutscher“ im Folgenden auch nicht wiederholen. Dennoch bleibt der Einstieg mit das Beste an dieser „Start-Episode“ – denn rasch entpuppt sich die ganze Angelegenheit als ebenso substanzlos wie zäh, was zunehmend mit immer intensiver werdender Langeweile einhergeht und schließlich in einem fast vollständigen Verlust des Publikum-Interesses resultiert…
Die gesamte Produktion mutet erstaunlich unausgegoren an: Ein in Anbetracht des zugrunde liegenden Drehbuchs erweckter Eindruck, denn jenes reiht eine einfallslose Sequenz an die nächste und gesteht seinen Figuren (überdies) keine sonderlich reizvollen Eigenheiten zu. In diesem Zusammenhang ist auch die dargebotene Präsentationsweise zu erwähnen, die seitens ihrer kompletten Art (u.a. im Hinblick auf die gewählten Stilmittel) eine relativ unebene Impression erzeugt und mit Sicherheit von einer gezielten Überarbeitung und Straffung im Editing-Room ein gutes Stück weit profitiert hätte. Einige Szenen, wie etwa Lucian und seine Lebensgefährtin bei einem gemeinsamen Essen, laufen irgendwie einen Tick zu lang ab – worüber hinaus ersterer regelmäßig dabei gezeigt wird, wie er trainiert, seinen Ferrari durch die Straßen von Paris lenkt oder sich zu Fuß durch die französische Hauptstadt bewegt, was auf Dauer durchaus öde (weil repetitiv) anmutet. Gar schlimmer noch ist allerdings die gleichermaßen aufdringliche wie unentwegt triviale Erklärungen und gestelzte Pseudo-Weisheiten von sich gebende Erzählstimme aus dem Off...
Schulze´s mangelnde Erfahrung als Autor spiegelt sich in angrenzend allen Bereichen seines Skripts wieder – von den ausdrucksschwachen Dialogen über die schlicht gezeichneten Rollen bis hin zur generellen Oberflächlichkeit des Plots. Selbst unabhängig dessen, dass einiges vermutlich in späteren Folgen vertieft worden wäre, können nicht einmal die abgeschlossenen „Jobs“ in dieser hier überzeugen, bei denen es (zum Beispiel) um Juwelen des letzten russischen Zaren sowie um eine Liste mit Namen von Kreditinstituten geht, die im 2.Weltkrieg mit den Nazis kollaborierten. Nie kommt eine vernünftige „Verbindung“ zum Zuschauer zustande – was u.a. daran liegt, dass ausgerechnet Lucian eine ziemlich unsympathische Person ist: Matt Schulze („Blade 2“/„Torque“) verkörpert ihn, dessen Lieblingsfarbe schwarz zu sein scheint und der durchaus mal Whiskey direkt aus der Flasche zu sich nimmt, seinem Tough-Guy-Image entsprechend – und obgleich er seine Freundin liebt und schützt, ändert das nichts an der Tatsache, dass er wenig mehr als ein ungeselliger Krimineller ist. Noch „farb- und konturloser“ agiert derweil das dänische Model May Andersen als seine sich nach einem sorgloseren Leben sehende Screen-Partnerin – während Tom Sizemore („the Relic“) immerhin seine „gewohnte Routine“ an den Tag legt, und das trotz etlicher „privater Probleme“ zu jener Zeit…
Inszenatorisch sieht es ähnlich mau aus: Neben einer Menge uninspirierter Bildüberblendungen und unnützer Zeitlupen-Einstellungen fällt besonders eine Dusch-Strip-Sex-Ereigniskette ins Auge, bei welcher die „wechselnde“ (sprich: unterschiedliche) Kleidung der Frau keinen rechten Sinn ergibt – ebenso wie ein unglaublich lahmer Diebstahl und ein mäßig choreographierter Fight, bei dem der spätere Zustand der Wohnung durchaus die eine oder andere Frage aufwirft (etwa hinsichtlich des Verbleibs zweier Körper oder etwaiger Kampfspuren, die eigentlich hinterlassen wurden). Immerhin vermitteln einzelne der in High Definition eingefangenen Pariser Locations einen gewissen „Flair“ – wobei als weitere Drehorte ursprünglich mal San Francisco und Rom angedacht waren. Abgesehen davon passiert jedoch weder allzu viel noch ist das Gezeigte unbedingt der Rede wert. Am Ende wird der Zuschauer übrigens in Gestalt eines Cliffhangers zurückgelassen, der an den Einstieg (Stichwort: Helikopter) anschließt, Lucien´s Herzdame in Not zeigt und das Vorhaben einer Terrorgruppe offenbart, mit Hilfe zweier Privatjets nahe Chicago Anschläge auf US-Atomkraftwerke begehen zu wollen: Klingt einigermaßen okay – ist inzwischen allerdings ohnehin nicht mehr von Bedeutung...
Fazit: Bei „the Acquirer: Lucien“ handelt es sich um die Pilot-Episode einer Web-Serie, die im Folgenden nie fortgeführt wurde – was angesichts ihrer zu gleichen Teilen langweiligen wie uninteressanten Beschaffenheit auch niemanden unbedingt verwundern sollte. Versprach die Werbung noch „breathless intensity and heartpounding action“, ist im fertigen Produkt davon nicht der Hauch einer Spur. Eindeutig ist Regisseur, Skriptautor und Hauptdarsteller Matt Schulze für die meisten Punkte auf der (langen) Liste der auszumachenden Schwächen und Verfehlungen verantwortlich: Sein Versuch, über das Bekleiden von Nebenrollen hinaus mal etwas Neues innerhalb der Branche anzugehen, lässt sich jedenfalls treffend mit den Worten „kläglich gescheitert“ zusammenfassen...
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