
Originaltitel: Gaam yuk fung wan
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1987
Regie: Ringo Lam
Darsteller: Roy Cheung, Chow Yun-Fat, William Ho Ka-Kui, Tony Leung Ka Fai, Shing Fui On
Lo Ka Yiu fährt – nachdem er einen der Kerle, die seinen Vater beklaut und verprügelt haben – im Affekt vor einen anrollenden Bus geschubst hat und dieser den Frontalcrash nicht überlebt – ein. Im Gefängnis angekommen wird der extrovertierte junge Mann schnell zum Spielball der Triadenbanden und kann sich auch gegen den Oberaufseher Hung nicht durchsetzen. All das ändert sich, als ihn Ching unter seine Fittiche nimmt und ihm zeigt, wann man gegen das System aufbegehren darf und wann man(n) die Schnauze halten darf.
So schafft es Lo sich bald im Knast zu etablieren und er hat bald auch einen ansehnlichen Freundeskreis, doch der Konflikt mit einem Triadenboss, der es immer wieder schafft, Lo ans Bein zu pinkeln, schreit nach Klärung und diese wird es sehr bald geben ...
Ja, auch die Chinesen können Knastfilme drehen. Dabei fahren sie alle Klischees auf, die die Amis mit Filmen wie Papillon oder der Gefangene von Alcatraz geprägt haben und zeigen, dass sie damit auch hervorragend umgehen können. Es gibt den Einzelgänger mit Herz, seinen Mentor, den gnadenlos fiesen Oberaufseher, die ohnmächtige Knastleitung, die sich der unmenschlichen Zustände bewusst ist, aber nichts ändern kann/will, Knastaufstände, Einzelhaft und und und. Dabei lassen die Chinesen selbstverständlich die für sie typische Emotionalität einfließen, die manche Szenen mehr als pathetisch werden lassen, ohne dabei jedoch in Kitsch zu verfallen.
Die wundervollsten Szenen sind dabei:
Die Weihnachtsfeier, bei dem alle Konflikte für einen Tag vergessen zu sein scheinen und Freund und Feind einfach einmal miteinander tanzen. (Woher wohl Joint Security Area seine Ausgangsidee bezogen hat? ;-) ) Und mittendrin Chow Yun Fat mit seinem spitzbübischen Lächeln. Er dominiert auch Szene Nummer zwei, die an Intensität kaum noch zu überbieten ist: Der Showdown in dessen Verlauf Yun Fat das Lächeln ziemlich vergehen soll!
Chow Yun Fat ist der emotinale Backbone des Filmes und vereint – trotz Mörderbackground – alle Sympathien auf sich. Seine darstellerische Leistung in diesem Film ist schlichtweg grandios. Ebenfalls überzeugen kann Tony Leung Ka Fei als Lo, der die Passivität seiner Figur beeindruckend transportieren kann und im Grunde die grandiose Leistung von Tim Robbins bei den Verurteilten vorwegnimmt. Auch der Rest des Castes agiert mehr als nur solide, wobei auf Overacting verzichtet wurde, denn dies ist eines der Hauptmerkmale des Filmes: Alles ist auf Realismus ausgerichtet.
So sind die Auseinandersetzungen innerhalb der Gefängnismauern hart, rau und ungeschliffen. Es gibt kein Gekicke, nur dreckige, kurze Infights. Auch Optik und Kameraarbeit genügen diesem realistischen Anspruch. Das der Film zu einer Reformation des Hongkonger Strafvollzugsystems geführt haben soll, wage ich jetzt erst einmal zu bezweifeln, aufrütteln tut der Film aber alle mal. Zudem ist er sehr rasant inszeniert, lässt Reaktion auf Aktion in hohem Tempo folgen und ist stringent auf die Zuspitzung der Konflikte ausgerichtet, um ein befriedigendes Ende zu finden. Top.
Die DVD von EMS präsentiert den Film in erstaunlicher Bildqualität mit gelungener Synchro und uncut.

In diesem Sinne:
freeman