the Garden
the Garden
Originaltitel: the Garden
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2005
Regie: Don Michael Paul
Darsteller: Adam Taylor Gordon, Lance Henriksen, Brian Wimmer, Sean Young, Claudia Christian, ...
Mit „the Garden“ hat nun also eine weitere Produktion aus dem Hause „IDT Entertainment“ („Left in Darkness“, „Room 6“ etc) ihren Weg in meinen heimischen DVD-Player gefunden. Fans temporeicher, blutiger Horrorkost sollten sich, trotz der bisherigen Veröffentlichungen jener Schmiede, hiermit von Anfang an als gewarnt betrachten, denn bei der (nach „Half Past Dead“) zweiten Regiearbeit von Don Michael Paul handelt es sich primär um einen Story-orientierten sowie Dialog-lastigen Film, welcher sich in die Tradition der „the Prophecy“-Reihe einordnen lässt und die Thematik des ewigen Kampfes zwischen Gut und Böse in einem wenig reißerischen oder Action-reichen Stil präsentiert.
Die Scheidung seiner Eltern hat den zwölfjährigen Sam (Adam Taylor Gordon) allem Anschein nach psychisch stark mitgenommen, denn seither leidet er an fürchterlichen Albträumen und Phantasien, in deren Zentrum sich ein alter Baum befindet, welcher von grotesk verunstalteten Personen umlagert wird. Die davon ausgehenden Ängste führen ihn gar soweit, dass er sich selbst Schnitte am ganzen Körper zufügt, um von den vermittelten Eindrücken und Emotionen abzulenken. Doch liegen die Wurzeln wirklich in der Alkoholsucht seines Vaters sowie dem dadurch heraufbeschworenen Scheitern dessen Ehe – oder sind noch andere, weniger offensichtliche Faktoren im Spiel, die aus einer ganz unterschiedlichen Richtung auf den Jungen einwirken? Seine Ärztin Dr.Cairns (Claudia Christian) jedenfalls hält die zersplitterte Familie für den Ursprung der Probleme, weshalb sie Sam zuversichtlich für den Sommer in die Obhut seines (inzwischen „trockenen“) Vaters David (Brian Wimmer) entlässt. Gemeinsam wollen sie einige Pferde für die heimische Ranch kaufen und zumindest ein wenig Zeit zusammen verbringen, bevor er seinen Sohn bei dessen Mutter abliefert, wo dieser dann die nächsten Wochen verbringen soll. Beide verstehen sich sehr gut, und es scheint, als habe David sein Leben wieder einigermaßen in den Griff bekommen. Auf dem Heimweg geschieht es jedoch, dass Sam plötzlich eine Gestalt mitten auf der Straße vor sich erblickt, deren Auge und Mund man offensichtlich zugenäht hat, worauf er seinem Dad ins Steuer greift und das Fahrzeug so einen Abhang hinunter lenkt…
Als Sam nach drei Tagen wieder zu sich kommt, findet er sich in einem charmant-rustikalen Zimmer auf einer kleinen Farm vor, die dem freundlichen, aber irgendwie geheimnisvollen Ben Zachary (Lance Henriksen) gehört, welcher ihn, wie David berichtet, aus dem Wrack gezogen und verarztet hat. Inzwischen ist allerdings noch eine andere Sache geschehen, die Auswirkungen auf ihre aktuellen Pläne mit sich bringt: Die heimische Ranch wurde vom Gesundheitsamt unter Quarantäne gestellt, weshalb sie vorerst nicht betreten werden darf. Aus diesem Grund hat David dankend ein Angebot von Ben angenommen, ihm bei einigen Reparaturarbeiten zur Hand zu gehen, um etwas Geld zu verdienen und zugleich Abstand zum sorgenreichen Alltag zu erlangen. Trotz einiger Gemeinsamkeiten, z.B. ein Interesse für Comics oder das Schachspiel, ist Sam sehr misstrauisch gegenüber Ben, vor allem weil seine Visionen an diesem Ort zunehmend schlimmer werden. David hingegen lebt auf eine gewisse Weise auf und genießt die Annehmlichkeiten des Single-Lebens – er trifft sich mit „lockeren“ Frauen und ist dem Rauchen sowie Trinken ebenfalls gar nicht mehr so abgeneigt…
Im Verlauf seines Aufenthalts in dieser ländlichen Region besucht Sam die örtliche Schule, wo er schnell in der Gestalt der Mitschülerin Holly (Victoria Justice) eine nette Freundin findet, aber auch mit dem Klassen-„Bully“ Jesse (Erik Walker) aneinander gerät. Darüber hinaus scheinen sich die Inhalte des von Miss Chapman (Sean Young) gehaltenen Religionsunterrichts, u.a. Ausführungen über den Sündenfall oder die vier Reiter der Apokalypse, auf seine Gedankenwelt auszuwirken, weshalb er schon bald zu der Annahme gelangt, ein Obstbaum auf dem Grundstück wäre tatsächlich DER „Baum der Erkenntnis“ – und ihr Gastgeber entweder Luzifer himself oder einer seiner Minions. Diese Überzeugung festigt sich, als Dr.Cairns kurz darauf eintrifft und im Auftrag von Sam´s Mutter mal nach dem Rechten sehen möchte. Was sie von ihrem jungen Patienten erfährt, bereitet ihr eher bezüglich seiner geistigen Verfassung Sorgen, weshalb sie ihn mit zurück in die Stadt zu nehmen gedenkt – doch das will Zachary nicht zulassen, worauf er sie mit einer Axt tötet, was Sam vom Fenster aus beobachtet. David glaubt der Geschichte freilich kein Wort, selbst als Ben diese mehr oder weniger bestätigt, und sein Verhalten beginnt sich allmählich auch seinem Sohn gegenüber zu verändern, worauf letzterer erkennt, dass es hier wohlmöglich weniger um ihn, sondern verstärkt um seinen Vater geht, während die Visionen immer stärker in die Realität übergreifen…
Wer beim Lesen der Inhaltsangabe nun „ach, da wird ja die gesamte Story verraten“ gedacht hat, den kann ich durchaus beruhigen, denn all das klärt sich in der ersten Filmhälfte auf bzw findet innerhalb dieser statt. Es wird kein Geheimnis aus den Hintergründen gemacht (etwas, das sich bereits am Titel, Cover und Trailer erkennen lässt), sondern man hat das Hauptaugenmerk ganz klar auf die Entwicklung der Geschichte gelegt, welche sich so zwar nicht wirklich spannend, dafür hingegen recht interessant entfaltet – zumindest für diejenigen Betrachter, welche mit derartigen Themen etwas anfangen können. Der Konflikt um die Zukunft der Menschheit wird nicht auf einer großen Bühne mit epischen Schlachten ausgetragen, sondern in einem kleinen Rahmen – auf einer ländlichen Farm zwischen drei Personen. Es geht nicht um Massen, sondern Individuen, deren Handlungen quasi stellvertretend für alle stehen. Wie genau sieht der rechte Weg im Leben aus? Ist der persönliche Glaube wirklich eine umfassende Lösung? Was passiert, wenn man sich hin zur Sünde verführen lässt, da diese das Leben angenehmer gestalten kann? Ben gelingt es leicht, David zu manipulieren, da dieser schwach ist – in Sam sieht er einen Gegner, den er entweder überzeugen oder überlisten muss, was die wahre Herausforderung für ihn darstellt. Die verwendete Schach-Parallele ist zwar inzwischen zweifelsohne ziemlich abgegriffen, ungeachtet dessen aber zutreffend – überstürzte Handlungen führen auch dort nicht zum Erfolg. Dieses beinahe minimalistische Szenario erinnert teilweise an ein Kammerspiel, welches man im Rahmen der filmischen Aufarbeitung um zusätzliche Elemente erweitert hat.
Nur mit Gottes Hilfe kann Satan sein Ziel erreichen, welches weniger die Vernichtung der Menschheit ist, sondern vielmehr eine erneute Anerkennung seiner Person im Himmel, nachdem er ja aus diesem verbannt wurde. Dafür ist er auf einen „Neuanfang“ angewiesen, nämlich die Apokalypse, welche nur von Gott ausgehen kann – und da kommt der „Tree of Knowledge of Good of Evil“ ins Spiel, jener Baum mit der verbotenen Frucht, von der Adam und Eva gekostet haben, worauf sie aus dem Paradies vertrieben wurden. Aus diesem Grund ist Ben derart offen bezüglich seiner Motive, denn nur wenn ein Mensch wissentlich davon isst, werden die vier Reiter losgelassen, um die gesamte Schöpfung auszulöschen, was weniger als Strafe, sondern vielmehr als Rettung der Seelen angesehen wird. Satan ist an einer Umkehr der jetzigen Situation interessiert, da das ein Scheitern der aufgestellten moralischen Ordnung markieren würde und sich Gott dann wohlmöglich, nach der abermaligen Enttäuschung durch seine geliebten Menschen, ihm zuwendet und ebenfalls eine zweite Chance gewährt. Der jüngste Tag wird (laut Bibel) zweifellos irgendwann mal eintreten, denn jener stellt einen ganz natürlichen „Reinigungsprozess“ dar – die Manipulation hin zu einem „früheren Termin“ dient in diesem Fall ausschließlich dazu, Gottes Gnade wiederzuerlangen. Bestimmte Interpretationen werden verwendet, damit alle Storyelemente ineinander greifen können. Natürlich wird nie behauptet, der Garten Eden hätte sich „damals“ tatsächlich im Herzen Amerikas befunden, sondern dieser betreffende Baum steht nur stellvertretend für die Gedanken dahinter. Unabhängig des christlichen Kontexts gefallen mir derartige „mythologische“ Geschichten allgemein sehr gut, weshalb der Filminhalt schon im Vorfeld einen nicht unerheblichen Reiz auf mich ausgeübt hat. Religiöse Untertöne und Symboliken sind allgegenwärtig – manche subtil, etliche überdeutlich, jedoch weder in einem nervigen noch zu überzogen Ausmaß.
Als größter Trumpf von „the Garden“ erweist sich Genre-Veteran Lance Henriksen (“Pumpkinhead“/“Aliens“), der nach einer Vielzahl Nebenrollen in jüngster Vergangenheit (“Mimic 3“,“One Po1nt 0“ etc) endlich mal wieder einen dominierenden Part einnimmt. Das nötige bedrohliche Gewicht verleiht er seiner Figur unter anderem mit Hilfe seines durchdringenden Blickes sowie der markanten Stimme, während sein beinahe kumpelhaftes Auftreten zugleich das Gefühl von Weisheit und Erfahrung vermittelt – vergleichbar mit dem Idealbild eines Großvaters (Schlapphut und Zigarillo inklusive), dessen Anwesenheit und Rat man schätzt. Lance spielt Zachary zurückhaltend, also ohne dem Overacting zu verfallen, und generiert so die nötige Glaubwürdigkeit für den Erfolg seiner Manipulationen – Erinnerungen an die Herangehensweisen von Al Pacino („Devil´s Advocate“) und Viggo Mortensen („the Prophecy“) kommen dabei unweigerlich in den Sinn. Alle anderen Beteiligten agieren solide, stehen jedoch allesamt klar in seinem Schatten: Adam Taylor Gordon (“Cellular“/“Cheaper by the Dozen“) hat mich zu keiner Zeit gestört, was bei Kinderdarstellern nun wirklich nicht selbstverständlich ist, Brian Wimmer (“Final Justice“/“Tank Girl“) nimmt man den charakterlich schwachen Vater ab, der zwar die richtigen Entscheidungen treffen will, vom Leben allerdings ständig enttäuscht wurde, dadurch anfällig für plausibel erscheinende Ratschläge geworden ist und seither verzagt nach einem Ausweg aus seiner deprimierenden Lage sucht. Der grundlegende Fokus ist eindeutig auf Ben, Sam und David gerichtet, weshalb den Nebenfiguren von Anfang an nur eingeschränkter Raum zur Entfaltung zugestanden wird: Claudia Christian (TV´s“Babylon 5“/“the Chase“), die ich eigentlich noch nie leiden konnte, besitzt bestenfalls einen ausgedehnten Kurzauftritt und verbleibt unscheinbar, Sean Young (“Blade Runner“/“Ace Ventura“) macht ihre Sache anständig, nur spricht ihr das Skript leider wenig Charakterzeichnung zu – etwas, das vorteilhaft gewesen wäre, um ihre Handlungen und Motive gegen Ende mit mehr Substanz zu unterfüttern.
In Sachen Stil und Form gibt es an dem Film eigentlich nichts auszusetzen – im Gegenteil, denn die Kameraarbeit ist erstklassig und der Score von John Lee („Demon Hunter“) einfach großartig. Letzterer ist mit seinen ruhigen Streicher- und Klavierklängen wunderbar auf die elegant eingefangenen Bilder abgestimmt und schafft auf diese Weise eine dichte, stimmige Atmosphäre. Der hochwertige, stylische Look der Produktion hat mir sehr gefallen – angefangen bei den idyllischen Aufnahmen der ländlichen Gegend nahe der Grenze zu Oregon, welche in kräftigen Farben erstrahlen, bis hin zu den albtraumhaften, modern geschnittenen Visionen. Zwar ist das Tempo nicht überaus hoch (die sporadischen Traumsequenzen und Tötungen sowie der Showdown sind die einzigen rasanteren Momente), doch das Timing stimmt. Wie aus meiner Inhaltsangabe hervorgeht, beginnt sich die Story gleich von Anfang an zu entfalten, wobei parallel dazu den Charakteren genügend Raum geboten wird, eingehend eingeführt zu werden und so das Gefühl von Oberflächlichkeit zu überwinden. Der Zeitpunkt des ersten Mordes ist ideal gewählt, denn er hebt die Handlung auf die nächste Ebene und hält zugleich das Interesse des Zuschauers aufrecht. Die Make-up-Arbeit einiger umherwandelnder Seelen, denen Ben die Münder zugenäht hat, damit man (oder besser: er) ihre Schreie nicht hört, ist überzeugend, diverse Szenen sind überraschend blutig und direkt ausgefallen.
Bis zur 46.Minute hat mir „the Garden“ hervorragend gefallen – Idee und Umsetzung stimmten, alle inhaltlichen wie stilistischen Elemente wirkten optimal aufeinander abgepasst – bis dann das „Schwert der Wahrheit“ ins Spiel kommt, welches den Baum beschützt: In der Bibel, also auf Papier, mag der Gedanke vielleicht noch ganz nett klingen – auf Film gebannt, zumindest in meinen Augen, jedoch weniger. Ferner bildet das Auftauchen einen leichten Stilbruch, denn bis dato hatte man konsequent auf CGI verzichtet. Zugegeben, die Sequenz dauert vielleicht 10 Sekunden und stellt, neben einem weiteren Erscheinen des Schwertes gegen Ende, die einzige per PC eingefügte Ergänzung dar – trotzdem hat es mich irgendwie gestört. Auch die fortan immer stärker ins Geschehen eingreifenden apokalyptischen Reiter erzeugten in meinen Augen auf Dauer eher den Eindruck unvorteilhafter Fremdkörper, was eventuell daran liegt, dass man sie möglichst imposant in Szene zu setzen versuchte (im Stile jener aus „Lord of the Rings“), was meiner Meinung nach nicht mehr so richtig zu dem ansonsten recht zurückhaltenden Rest passen will. Das Skript von Sam Bozzo („Holiday on the Moon“) weist einige zu konstruiert klingende Dialogzeilen sowie Logiklöcher und Schwachstellen auf (besonders der Einfall mit der Quarantäne oder die gemeinsame Comic-Leidenschaft von Sam und Zachary), gibt sich allerdings Mühe, ausgelatschte Standard-Horror-Pfade zu umgehen und dem Zuschauer eine alternative Herangehensweise näher zu bringen. In Form einer noch konsequenteren Zurückhaltung, also stärker in Richtung eines Kammerspiels oder Psychodramas, wäre der Effekt der Thematik wahrscheinlich intensiver ausgefallen, hätte die Zielgruppe hingegen zugleich weiter verkleinert. So bleibt ein ruhiger, schön anzusehender religiöser Horror-Thriller, welcher in der zweiten Hälfte getrost auf den einen oder anderen Schauwert (zugunsten einer Fortführung der eingangs eingeschlagenen subtilen Ausrichtung) hätte verzichten können. Wem Werke wie „the Omega Code“ oder jene der „Prophecy“-Reihe gefallen, der kann getrost mal einen Blick riskieren. Ein wirklich nachhaltiges Sehvergnügen ist hierbei zwar letztendlich leider nicht entstanden – brauchbare, interessante Unterhaltung aber allemal …
glatte
In Deutschland ist der Film bislang noch nicht erschienen. Hier mein Kommentar zu der RC1 von "Anchor Bay": Eine durch und durch solide Veröffentlichung, welche insgesamt zufrieden stellt, ohne Begeisterung hervorzurufen. Das vorhandene Bonusmaterial erscheint mir etwas blass, doch die Bild- und Tonqualität geht in Ordnung, was ebenfalls auf die Menügestaltung zutrifft. Immerhin ist zu erkennen, dass sich „Anchor Bay“ selbst bei „kleinen“ DTV-Veröffentlichungen jedes Mal ein gewisses Maß an Mühe gibt, was man nicht von vielen Vertrieben behaupten kann.
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