
Originaltitel: Qi jian
Herstellungsland: China / Hongkong / Südkorea
Erscheinungsjahr: 2005
Regie: Tsui Hark
Darsteller: Charlie Yeung, Leon Lai, Donnie Yen, Sun Hong Lei, Kim So-Yeon, Duncan Lai, Huang Peng, Lu Yi, Michael Wong, Liu Chia Liang, Tai Li Wu, Zhang Jingchu u.a.
Tsui Hark, das Regie Enfant Terrible aus Hongkong, meldet sich aus einer langjährigen Phase kreativen Umherirrens und künstlerischer Erfolglosigkeit zurück! Der Regisseur, der in den späten 80ern und frühen 90ern mit der Produktion von Filmen wie "A Chinese Ghost Story" und der Inszenierung von Streifen wie dem "Peking Opera Blues" (1986) oder Wuxia Gassenhauern wie "Once upon a Time in China" (1991) fast im Alleingang das neue, hyperkinetische Kino Hongkongs begründete und es über die Landesgrenzen hinaus bekannt machte, fiel während seinen Versuchen in den USA Fuß zu fassen in ein tiefes Loch. Es lief zwar schon vor seinem Weggang aus Hongkong nicht mehr so gut für den Regisseur Hark (dem Produzenten Hark ging es ganz ordentlich), doch die van Damme Vehikel "Knock Off" (1998) und "Double Impact" (1997) waren in der Vita Harks echte Kniefälle vor dem Kommerz und fast eine Verleugnung seiner selbst. Das Einzige, was er in den USA ins Extrem kultivierte, war sein überbordender Stilwillen, den man so vorher noch nicht kannte und der jedes seiner Werke zu einer Art Epilepsiegefahr für den Zuschauer mutieren ließ. Ein wirklich positives Beispiel dahingehend ist sein Comeback in der Kronkolonie: "Time and Tide" (2000), nach dem es dann aber wieder beständig bergab ging, einfach weil sich sein überzogener Stilmitteleinsatz tot lief. Absolute Negativbeispiele dahingehend sind "Zu Warriors" (2001) und das megamiese Trashdebakel "Black Mask II" (2002). Tsui Hark ging intensiv in Klausur mit sich selbst und ließ das Regiehandwerk fast drei Jahre ruhen. Für sein Comeback wählte er nun einen Film aus dem Genre, das ihn einst berühmt gemacht hatte und in dem ihm - mit dem fast schon surrealistischen "The Blade" (1995) - sein letzter Achtungserfolg vor seinem Tief gelungen war: Ein Film aus dem Wuxia Genre, dem Filmgenre über Schwertkämpfer, Schlachten, Soldaten- und Reiterkämpfe, die überwiegend an historischen oder pseudohistorischen Schauplätzen spielen ...
Mitte des 17 Jahrhunderts beginnt in China die Ching Dynastie der Mandschu. Um das Volk besser kontrollieren zu können, verbietet der neue Kaiser sogleich das Ausüben jeglicher Form von Kampfkünsten und setzt Kopfgelder auf die Kampfkunstmeister aus. Einer seiner Generäle, namens Feng, metzelt sich nun mit unnachgiebiger Härte durch die Reihen der chinesischen Bevölkerung, da es ihm prinzipiell ziemlich egal ist, wer nun Meister der Kampfkünste ist und wer nicht. Ein Kopfgeld lässt sich in diesen unsicheren Zeiten immer herausschlagen. Aus Angst vor Fengs Mordlust bittet ein von dem General bedrohtes Dorf den legendären General Fu um Hilfe.


Fu ist nämlich der Hüter der "sieben Schwerter". Sieben vollkommen verschiedene Waffen, die ihre Träger zu wahren Großmeistern der Schwertkampfkunst machen. Und obwohl Fu zunächst kein gutes Gefühl in Bezug auf die kommenden Ereignisse hat, brechen er und vier gute Freunde sofort auf, um den Dorfbewohnern zu helfen. Zwei der Dorfbewohner erhalten im Zuge dessen ebenfalls eines der Schwerter, um nun gemeinsam mit Fu und seinen Freunden als die "Sieben Schwerter" dem General Feng und seiner mordlüsternen Horde Paroli zu bieten.
Das klingt ein wenig wie "Die sieben Samurai" oder "Die Glorreichen Sieben"? Stimmt, allerdings geht der Film genügend eigene Wege, um sich eine gewisse Eigenständigkeit zu bewahren. So sind "Die sieben Schwerter" eigentlich nur fünf, zwei kommen ja aus den Reihen der Dorfbevölkerung. Auch ist die Dorfbevölkerung nicht so wehrlos wie bei den "glorreichen Sieben" oder den "sieben Samurai" und vor allem mutiert "Die sieben Schwerter" auch bald zu einer Art Verfolgungsfilm, verlassen doch die Dörfler unter Führung der "sieben Schwerter" irgendwann ihr Dorf, um der zermürbenden Belagerung durch General Feng zu entgehen. Dieser verfolgt sie daraufhin gnadenlos, ohne dabei zu berücksichtigen, dass die "sieben Schwerter" dies ausnutzen könnten. Im Laufe des Fluchthandlungsstranges müssen die "sieben Schwerter" auch noch einen miesen Verräter in den eigenen Reihen enttarnen. Mit zunehmender Laufzeit wird somit der Film immer epischer und breiter, was das eigentlich simple Storykonstrukt ziemlich aufzublähen beginnt und den Film - oh Wunder! - immer besser werden lässt!


Doch zunächst einmal muss man allgemein feststellen, dass der epische Ansatz Tsui Hark etwas zum Verhängnis wird. Eposgerecht lässt er sich nämlich viel Zeit zu erzählen und zwar genau 2,5 Stunden. Leider vergisst er dabei in der ersten Stunde die Etablierung von Charakteren, die einem ans Herz wachsen und eben helfen, in den Film hineinzufinden. Hark reiht hier nur eine Hauen und Stechen Szene an die andere, was den Zugang zu den Film extrem erschwert und einen recht teilnahmslos das Geschehen auf dem Bildschirm verfolgen lässt. Nach diesem etwas ziellosen Umherirren beginnt Hark dann endlich uns die Figuren näher zu bringen. Es setzt Liebesirrungen und -wirrungen und Einblicke in die Vergangenheit der sieben Kämpfer. Leider wirken diese Abschnitte etwas "übers Knie gebrochen", ja sogar unfertig und man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass Hark trotz der langen Laufzeit nicht alles erzählen konnte, was er eigentlich erzählen wollte. Dazu scheint die Buchvorlage von Yu Sheng (Sieben Schwerter kommen nach Tianshan) letztendlich zu komplex gewesen zu sein und im Internet kursierenden Gerüchten eines geplanten Director's Cut, der eine fast doppelt so lange Laufzeit aufweisen soll, möchte man nach Ansicht der bisher vorliegenden Fassung nur zu gern Glauben schenken. Dennoch funktioniert die Story ganz ordentlich und mit Anbrechen der Flucht der Dörfler vor Feng wird der Film richtig gut, dramatisch, spannend und anrührend. Ein wenig mehr Feintuning für den Einstieg in den Film und "Die sieben Schwerter" hätte auch in der jetzigen Erscheinungsform ein echtes Epos werden können.
Was dafür von Anfang an funktioniert, ist die Action des Films. Diese hat nur im figuren- und dialogintensiven Mittelteil Pause, veredelt ansonsten aber die erste Stunde und die letzten 30 Minuten in regelmäßigen Abständen und geht ordentlich nach vorne. Hark beschönigt die Swordplayaction kaum, inszeniert sie düster und dreckig, setzt nicht auf poetisch anmutende Kampfgemälde wie die Streifen "House of Flying Daggers" oder "Hero" und hält die Duelle kurz und trocken. Ab und zu reicht gar eine einzige Bewegung und ein einziger Schwerthieb, um ein Mano a Mano Duell zu beenden. Die Fights sind klasse choreographiert - ohne dabei jemals die Genrereferenzen erreichen zu können - und bilden einen hervorragend funktionierenden Mix aus bodenständiger Martial Arts und Wireworkintensiven Kick und Flugeinlagen. Das Choreographiehighlight setzt der Endkampf von Donnie Yen gegen den Ober Bäddie in einem wahrlich engen Gang, den die beiden Kämpfer wirklich in JEDE erdenkliche Himmelsrichtung ausnutzen. So geht es im furiosen Tempo den Gang hoch und runter ... horizontal wie vertikal! Ein wahrlich begeisterndes Highlight, das man gesehen haben muss, um es zu glauben. Der Bodycount des Filmes ist wahrlich beachtlich, macht Hark in "Die sieben Schwerter" doch absolut keine Gefangenen. Es gibt eigentlich kein Körperteil, das in diesem Streifen NICHT abgeschlagen wird. In jedem Fight rollen Köpfe, fallen besitzerlose Arme und Beine gen Boden und wird geschlitzt, aufgespießt und durchbohrt, dass man meinen könnte, Hark wolle ein Bewerbungsvideo für eine Metzgereistelle drehen. Dabei hält sich der Einsatz von Kunstblut in erträglichen Maßen, was das Gesehene dann ein wenig abfedert und den Film nicht zu einem Schlachtfest verkommen lässt. Dennoch sind die gebotenen Gewalttätigkeiten alles andere als ohne. Die furiose Action wird zudem mit einigen netten Einfällen bereichert. So ist zum Beispiel das Design der sieben Schwerter absolut genial geworden. Keines gleicht dem anderen und jedes kann etwas ganz Individuelles, was für die Swordplayeinlagen fast immer recht überraschende Ausgänge bereit hält. Unbedingt erwähnen muss man hierbei auch das Bäddieinterieur, das die wohl vermutlich coolste Bad Ass Bande der jüngeren Filmgeschichte bereithält. Schon ihre ebenfalls genial designten Waffen rocken so ziemlich alles in Grund und Boden. Leider werden die Bösewichter schon in der ersten Stunde teils dramatisch reduziert, was sich im Endeffekt auch ein wenig negativ auf den Showdown auswirkt, der mit einem vollständigeren Bösewichterclan noch mehr Wucht bekommen hätte. Dennoch, in Actionfragen ist "Die sieben Schwerter ein voller Erfolg für Tsui Hark ...


Auch und vor allem, weil Tsui Hark sich seinem epischen Ansatz unterordnet und darum auch epischer in der Bildsprache vorgeht. Keine wilden Schnittgewusel, kein wildes Kameragewackel, keine verrückten Zooms, ja nicht einmal schräge Perspektiven bietet "Die sieben Schwerter". Hark arbeitet viel mit Totalen, ruhigen Kameraeinstellungen und bietet Überblick statt Hektik (auch in der Action!). Hier und da merkt man noch, dass Hark ein kleiner Regiederwisch war und ist, doch alle aufgefahrenen Stilmittel wie extreme Farbfiltereinlagen oder Weichzeichnerabschnitte stellt er in den Dienst des Films und nicht andersherum. Eine echte Wohltat, wie man im Nachhinein feststellen muss, waren seine letzten Filme doch eher Vehikel für seine teils abstrusen optischen Einfälle. Und mehr noch, Hark erweist sich hier fast schon als Magier im Umgang mit wunderschönen Naturbildern! Seien es anmutige Aufnahmen eines schneebedeckten Gebirges, nebelverhangene Wälder, durch die sich das Licht allmählich Bahn bricht oder lichtüberflutete Wiesen, Hark findet immer wieder wunderbar atmosphärische und wunderschöne Aufnahmen der Landschaften in der Xinjiang Region, in der "Die sieben Schwerter" gedreht wurde.


Die Besetzung des Filmes ist ein weiterer Pluspunkt. Angeführt von Donnie Yen hat man hier einen internationalen Cast aus sehr unverbrauchten Gesichtern zusammengestellt, die eine beachtliche Ensembleleistung abliefern, aus der keiner - im negativen wie im positiven Sinne - herausragt. Dabei agieren alle nach einem eher westlichen Schauspielschema, was bedeutet, dass bis auf den Oberbäddie kaum jemand overacted und glücklicherweise auch der teils etwas seltsame Humor der Asiaten komplett außen vor bleibt.
Zusätzlich versehen mit einem nett heroischen Score präsentiert sich "Die sieben Schwerter" somit als technisch perfekter VERSUCH ein Martial Arts Epos zu lancieren. Das immer unterhaltsame Endergebnis punktet mit ordentlichem Swordplay, sympathischen Darstellern und tollen Bildern, weist allerdings in den Bereichen Story und Charakterentwicklung einige Defizite auf.

Die technisch gute DVD von UFA / Universum ist mit einer FSK 16 uncut und bietet neben der besseren Originaltonspur (ein, zwei deutsche Synchronsprecherrollen sind etwas schwach) auch einige informative Extras.
In diesem Sinne:
freeman