Stephen King´s "Nightmares and Dreamscapes"
Stephen King´s "Nightmares and Dreamscapes"
Entstehungsdaten:
USA / Australien 2006
Trailer:
http://www.imdb.com/title/tt0481452/tra ... 28147-10-2
Stephen King Verfilmungen sind immer so eine Sache, egal ob sie nun fürs Kino, Fernsehen oder den Videotheken-Sektor produziert werden – auf jede gute kommen, zumindest in meinen Augen, im Schnitt vier mäßige bis schlechte. Die Gründe dafür sind vielfältig: Mindertalentierte Filmemacher, unzureichendes Produktionsdesign, Geschichten, die sich nur schwerlich für eine Adaption eignen, bis hin zu Ausgangsmaterial, das einfach nicht sehr hochwertig ist, aber trotzdem aufgrund des zugkräftigen Namens angegangen wird.
Das Oeuvre des Meisters umfasst, neben vielen, überwiegend zu Bestsellern avancierten Romanen, einen reichhaltigen Fundus an Kurzgeschichten, welche man in der Vergangenheit ebenfalls immer wieder filmisch aufzuarbeiten versucht hat – unter anderem in der Gestalt von Shorts, die gewöhnlich auf Festivals die Runde machen (z.B.“I know what you need“), Episoden-Zusammenstellungen, wie das Segment “Cat from Hell“ in “Tales from the Darkside: The Movie“, oder man hat den Inhalt kurzerhand einfach auf eine abendfüllende Länge gestreckt (vgl.“the Mangler“, “Children of the Corn“ etc).
Mit „Nightmares and Dreamscapes“ präsentiert der US-Kabelsender „TNT“ acht klassische Stories aus King´s Feder in Form des jüngst durch Showtime´s „Masters of Horror“ erneut populär gewordenen „Anthology“-Serienformats. Die acht Folgen stehen in keinem inhaltlichen Zusammenhang und laufen jeweils knapp über 45 Minuten (also eine volle Stunde einschließlich der Werbepausen), wurden von tauglichen Skriptautoren adaptiert sowie mit etlichen bekannten Gesichtern ansprechend besetzt. Für die Inszenierung verpflichtete man sechs routinierte TV-Regisseure, wobei die wohl erfahrensten beiden (Rob Bowman, Mikael Salomon) je zwei Projekt-Teile in Angriff nehmen durften.
Trotz des Titels sind nur fünf der acht Vorlagen in der gleichnamigen, 1993 erschienen Geschichtensammlung zu finden, nämlich “the End of the whole Mess“,“Crouch End“,“You know they got a Hell of a Band“,“the Fifth Quarter“ und “Umney's last Case“, während “Battleground“ aus “Night Shift“ (1978) sowie “the Road Virus heads North“ und “Autopsy Room Four“ aus “Everything´s eventual“ (2002) stammen.
Im Juli 2006 feierte die Mini-Serie ihre TV-Premiere in den USA (mit jeweils zwei Folgen pro Woche), im Oktober wurde das gesamte Werk von „Warner Brothers Home Entertainment“ auf DVD veröffentlicht.
“Battleground”
Regie: Brian Henson
Darsteller: William Hurt, Bruce Spence, Brad McMurray, …
„Battleground“ scheint eine ziemlich bekannte und vor allem beliebte Kurzgeschichte von Stephen King zu sein – diesen Eindruck vermochte ich zumindest diversen Aussagen innerhalb meines Bekanntenkreises zu entnehmen, als wir uns im Zuge eines „Nightmares and Dreamscapes“-DVD-Abends zusammenfanden. Ich selbst muss gestehen, zuvor noch nie von dem betreffenden (literarischen) Werk gehört zu haben, weshalb ich mich unvoreingenommen ans Sichten heranbegeben konnte…
Erfahren, durchdacht, schweigsam, konsequent und verdammt gut in seiner Profession – John Renshaw (William Hurt) ist ein wahres Profikiller-Paradeexemplar. Sein derzeitiger Auftrag führt ihn auf das Gelände einer edlen Spielzeugfabrik, wo es ihm recht zügig gelingt, die Wachleute auszuschalten und bis ins Büro des CEOs (Bruce Spence) vorzudringen. Unter den Augen hunderter Puppen, welche überall auf Regalen entlang der Wände aufgereiht stehen, schaltet er den anwesenden Geschäftsführer ohne Umschweife aus, vergewissert sich, ob die Zielperson auch wirklich tot ist, nimmt ein kleines Tänzerinnen-Figürchen an sich, quasi als Souvenir, so wie er es jedes Mal macht, und begibt sich im Anschluss auf den Heimweg nach San Francisco, wo er in einem modernen, äußerst luxuriösen Penthouse residiert.
Irgendwann am Ende des Tages seiner Ankunft, die Müdigkeit hat ihn bereits übermannt, reißt ihn ein Klingeln an der Wohnungstür aus dem Schlaf – ein Paket ist für ihn abgegeben worden. Der Absender ist wohl die Mutter des Getöteten, ihres Zeichens die Haupt-Ideenlieferantin der Firma, was aus einer Widmung auf dem Schreibtischfoto ihres Sohnes sowie einem Kürzel auf dem Adressfeld dieser Lieferung hervorgeht. Mit aller Vorsicht öffnet John die Verpackung: Drinnen verbirgt sich ein kompletter Satz Army-Spielzeugfiguren, der aus 20 Infanteristen, 3 Helikoptern, 2 Jeeps, einer Haubitzenkanone sowie 6 weiteren Soldaten (u.a. Sanitäter) besteht – und „Bonus-Überraschungen“, wie ein Sticker auf der Rückseite verkündet. Ein verwundertes Schmunzeln steigt unweigerlich in ihm auf, während er sich erneut dem geruhsamen Ausklang seines langen Arbeitstages zuwendet, doch ein Geräusch aus Richtung der Box lässt ihn nur Sekunden später wiederum aufschrecken – die Verpackung scheint von der Anrichte gefallen zu sein, vom Inhalt ist keine Spur mehr auszumachen. Noch ehe er sich einen Reim darauf bilden kann, raschelt es hinterm Vorhang, eine Lampe erlischt – dank eines durchtrennten Kabels. Tja, und als nächstes findet er sich inmitten eines stechenden Kugelhagels wieder, abgefeuert aus diversen Waffen der zu Leben erwachten (miniatur-) Einheits-Angehörigen, welche sich inzwischen in seinem Wohnzimmer verschanzt haben. Ein erbitterter Kampf setzt ein – das Appartement wird zum Schlachtfeld…
Nahezu im Alleingang trägt Hauptdarsteller William Hurt (“Dark City“/“a History of Violence“) diese Episode mit seiner hervorragenden Darbietung des wortkargen Auftragsmörders – letztere Eigenschaft erhält zusätzliches Gewicht aufgrund der Tatsache, dass der gesamte Ablauf (fast) ohne Dialoge auskommt: Ausnahmen bilden nur einige andere Passagiere im Flugzeug sowie eine im Hintergrund laufende TV-Nachrichtensendung. Renshaw jedenfalls spricht kein Wort, nicht einmal ein Fluch oder ungläubiger Kommentar rutscht ihm, selbst angesichts der immer stärker eskalierenden Lage, über die Lippen. Hurt gelingt es, Glaubwürdigkeit ins Spiel zu bringen, wodurch er, beinahe ohne zusätzliche Anstrengungen seitens des Skripts, die Gefahr umsteuert, dass die Situation einen umfreiwillig komischen Touch erlangt. Jede Regung seiner Mimik und Gestik sitzt – eine beeindruckende Leistung. John´s Werdegang hat ihn charakteristisch gefestigt und geprägt, weshalb er jeder Herausforderung, die ihm sein Schicksal in den Weg stellt, direkt gegenübertritt – sogar wenn es sich dabei um lebendiges Spielzeug handelt. Es wäre für ihn undenkbar, selbst im Angesicht des Todes so zu wimmern, wie es seine Opfer für gewöhnlich tun. Schwäche widert ihn an, daher gibt es auch keine Phase, in welcher er innehält und sich fragt, wie und warum das eigentlich passiert – er gerät unter Beschuss, seine Instinkte setzen ein, der Kampf beginnt. Verletzungen werden eigenhändig versorgt, u.a. mit Nadel und Faden, steigern allerdings die konstant anwachsende Wut im Inneren, welche sich eher auf die eigene Person bezieht, da ihm die kontrollierende Oberhand abhanden gekommen ist – und das in der eigenen Wohnung. Ein Entfernen vom Ort des Geschehens ist ausgeschlossen – was wäre er dann noch gegenüber sich selbst?
Bei der Umsetzung der nur wenige Zentimeter hohen Kombattanten griff man auf eine Kombination aus CGI-Arbeit und echten Schauspielern zurück, denen man mit Hilfe von Latexmasken und beschichteter Kleidung eine grüne, Plastik-hafte Oberflächentextur verpasste sowie im Anschluss digital (per Blue- bzw Green-Screen-Verfahren) in die einzelnen Szenerien einfügte – ein gelungener Effekt, denn diese nicht nur bei Kids bekannten Figürchen wirken tatsächlich wesenhaft real. Zwar sind die F/X insgesamt keineswegs perfekt, doch gut genug, um nicht zu verärgern oder vom Spaß der ansprechenden Gesamtumsetzung abzulenken, welche immer wieder mit kreativen Ideen (ein Quietsche-Entchen als Ablenkungsmanöver, das Einnebeln der Frontlinie unter Verwendung eines Feuerlöschers etc) und Perspektiven (z.B. ein aus dem Helikopter-Inneren heraus gefilmter Luftangriff) gefallend aufzuwarten vermag. Da der Fokus jederzeit auf John gerichtet bleibt, werden die Auftritte der Angreifer nie überreizt – zugleich sichert ihm diese Herangehensweise unweigerlich ein gewisses Maß an Sympathie, obwohl er ja ein Krimineller ist und es sich hierbei „bloß“ um die Gegenreaktion einer trauernden Mutter auf den kaltblütigen Mord an ihrem geliebten Sohn handelt. Betrachtet man die Ausgangslage, lässt sich rasch erkennen, dass die Kontrahenten Chancen-technisch jeweils über spezielle Vor- und Nachteile verfügen: Die aus den Gewehren der Infanteristen abgefeuerten Projektile können die Haut ihres Gegners nur in dem Ausmaß eines Nadelstichs verletzten, ihre RPGs, Granaten und Raketen hinterlassen dagegen schon äußerst schmerzhafte Fleischwunden – auf der anderen Seite kann Renshaw die Männer problemlos zerquetschen, etwa unter seinem Schuh, andererseits gestaltet es sich schwierig, solch winzige Ziele zu treffen, selbst wenn man dafür eine schnell feuernde Uzi zur Verfügung hat. Taktik und Einfallsreichtum entscheiden demnach über Sieg oder Niederlage.
Wie man mir nach dem Sichten berichtete, hält sich das Drehbuch von Richard Christian Matheson (“Full Eclipse“,“It Waits“,“MoH: Dance of the Dead“,“MoH: the Damned Thing“) weitestgehend an der Vorlage – auffällige, aber anscheinend nicht negativ auszulegende Unterschiede sind im Grunde nur am Anfang (der gesamte Einstieg) und Ende (die „Überraschung“) zu entdecken. Die Gefahr schwacher Dialoge ist ja gar nicht erst gegeben, Längen kommen keine auf (die Story ist dem Format-Rahmen optimal angepasst), ferner lassen sich einige erfreuliche Anspielungen im Verlauf finden: Ein Balanceakt auf einem schmalen Fassaden-Vorsprung wirft ein Augenzwinkern in Richtung King´s „the Ledge“ (aus der „Night Shift“-Sammlung, 1985 als Segment in „Cat´s Eye“ verfilmt), die auffällige Zuni Puppe auf Renshaw´s Trophäen-Vitrine ist genau jene aus dem klassischen Genre-Streifen „Trilogy of Terror“ (1975), an dem übrigens Matheson´s Vater Richard als Autor beteiligt war. Regie führte Brian Henson (TV´s“Farscape“,“Jack and the Beanstalk“), Sohn des legendären „Muppet Masters“ Jim. Seine Inszenierung beschwört keinerlei Anlass zur Klage herauf.
So zweifelsfrei unterhaltsam „Battleground“ auch sein mag, völlig überzeugen konnte mich diese Episode letzten Endes nicht. Sicher, das Tempo ist anständig, langweilig wird es nie und Hurt ist große Klasse – nur hat in meinen Augen ein bestimmter Funke gefehlt, welcher der ganzen Sache einen nachhaltigen Impuls verleiht, um sich (zumindest auf der inhaltlichen Ebene) vor der verbreiteten, nicht gerade neuen Idee, dass sich besessene bzw lebendige Spielzeuge oder Figuren gegen Menschen wenden, abzugrenzen. Hintergründe, beispielsweise wie das überhaupt möglich ist, woher der Absender John´s Adresse kennt oder warum der Firmen-CEO ausgeschaltet werden sollte, klammerte man zugunsten der Konzentration auf die „kriegerischen“ Auseinandersetzungen im Penthouse vollkommen aus. Zudem lässt sich der Ausgang von vornherein mehr als bloß erahnen, was das Aufkommen echter Spannung verhindert. Vielleicht hätte man den Prolog doch streichen sollen, um diese ersten Impressionen seines Charakters im Dunkeln zu belassen, was allerdings wiederum eine geniale kleine Parallele zerstört hätte: Bei seinem „Hit“ trägt Renshaw nämlich eine neutrale Maske, so dass er, in Verbindung mit seinem Schweigen sowie dem gradlinigen Ausführen des Auftrags, beinahe so wie seine späteren Widersacher erscheint. Den „Endgegner“ fand ich nur bedingt gelungen, da er mich immerzu an eine Kreuzung aus dem „unglaublichen Hulk“ (Farbe), einem Zombie (wutverzerrte Gesichtszüge) und „Rambo“ (Ausstattung, Muskeln, rotes Stirnband) erinnerte – der Gedanke dahinter ist hingegen stark.
Was unterm Strich bleibt, ist eine leider relativ eindimensionale, ernstere „Small Soldiers“-Variante für ein etwas reiferes Publikum, welche trotzdem einen netten, erquicklichen Einstieg in diese hochwertig produzierte Mini-Serie markiert und vor allem Fans der ursprünglichen Geschichte glücklich stimmen dürfte …
(mit einer gewissen Tendenz hin zur „7“)
“Umney’s last Case“
Regie: Rob Bowman
Darsteller: William H. Macy, Jacqueline McKenzie, Tory Mussett, Harold Hopkins, …
„Umney’s last Case“ wartet mit einer Handlung auf, die augenblicklich (positive) Erinnerungen an die guten alten „Twilight Zone“-Episoden heraufbeschwört, hauptsächlich im Sinne von: Mit einem Hauch augenzwinkernden Humor versehen, nicht wirklich gruselig, nur bedingt abgründig – dafür aber verdammt unterhaltsam. Sieht man „Nightmares and Dreamscapes“ als eine reine Grusel- bzw Horror-Anthology an, wirkt diese Folge besonders deplaziert – in Anbetracht der Tagline „8 Mind-bending Stories“ passt sie allerdings uneingeschränkt gut in den gewählten Rahmen.
Clyde Umney (William H. Macy) ist ein in der Stadt Los Angeles des Jahres 1938 ansässiger Privatdetektiv, wie er im Buche steht – und wenn man diese Redewendung wörtlich nehmen würde, wäre das in diesem Fall eine Chandler-eske Hardboiled-Pulp-Fiction-Novelle der schwarzen Serie, um genau zu sein. Wie sein ereignisreicher Alltag so aussieht, bekommt man gleich zu Beginn anschaulich vorgeführt: Als wir, also die Zuschauer, ihm das erste Mal begegnen, jagt er gerade seine bezaubernde Sekretärin Arlene Cain (Tory Mussett), genannt „Candy“, mit heruntergelassener Hose um den Schreibtisch, bevor seine Geliebte, eine ehemalige Klientin, ins Büro platzt und sich theatralisch mit Gift das Leben zu nehmen droht. Regelrecht professionelle Gelassenheit verströmend, legt er ihr die aktuelle Sachlage auf seine unnachahmliche Weise dar, durchschaut ihren Bluff, beruhigt sie daraufhin, zieht sich die Hose an und begibt sich umgehend auf den Weg zum nächsten Termin. Im Fahrstuhl noch ein kurzer Plausch mit seinem alten Freund Vernon (Harold Hopkins), dem Liftführer, wobei er (fast beiläufig) den Attentatsversuch eines Killers vereitelt, bevor er sich in einem Restaurant mit einer jungen Frau trifft, deren Schwester er kürzlich erst vor der Prostitution bewahrt hat. Man merkt sofort, dass hier Gefühle im Spiel sind, doch die harmonische Situation findet ein vorzeitiges Ende, da etliche zwielichtige Gestalten mit nervösen Abzugsfingern es just dann (mal wieder) auf ihn abgesehen haben. Nachdem sich der Rauch gelichtet hat, ist die Einrichtung löchriger als Schweizer Käse, die bösen Buben haben das Zeitliche gesegnet, Umney konnte mit seinem Einsatz das Herz der Dame ein weiteres Stück erobern – mit ihr könnte er sich gar eine echte Beziehung vorstellen. Am Abend (bei sich daheim) noch ein Glas Whiskey sowie verstohlene Blicke hinüber zum Nachbarhaus, wo das Ehepaar Demmick verliebt in die Nacht hineintanzt, und erneut ist ein typischer Tag in seinem Leben vorüber.
…diese ersten 10 Minuten platzen regelrecht vor lauter „Film Noir“-Markenzeichen, welche derart angereichert präsentiert werden, dass man beim Betrachten unweigerlich vergnügt zu grinsen beginnt. Jedes einzelne Element wird vordergründig ins Bild gerückt, von der klassischen Ausstattung bis hin zu der Vortrageart der schmissigen, punktgenau sitzenden Dialogzeilen, so dass sich alles förmlich zu einem homogenen, nie aber aufdringlichen Atmosphäre-Konzentrat verbindet, das, trotz der Fülle an bewusst verwendeten Genre-Klischees, nie die Grenze zur Parodie überschreitet. Den Machern ist es gelungen, dank der hervorragend agierenden Schauspieler, tollen Musik und Kameraarbeit sowie des hochwertigen Setdesigns die perfekte Illusion jenes Ortes im Kontext der betreffenden Zeit einzufangen – und das, obwohl der Dreh in Australien stattfand. Einen so starken Einstieg hab ich lange nicht mehr zu sehen bekommen …
Am nächsten Morgen heißt Umney die Welt mit einem vergnüglichen persönlichen Kommentar willkommen – aber bald muss er verwundert feststellen, dass etwas nicht stimmt: Der Nachbarshund nervt mal nicht mit seinem Gebell, darüber hinaus scheint nebenan keiner zuhause zu sein. Merkwürdig – sonst muss er sich immerzu über das Gekläffe aufregen und zudem einen kurzen Plausch mit den Demmicks halten, bevor er zur Arbeit aufbricht. Dort angekommen, hustet Vernon auf der Fahrt nach oben plötzlich Blut, erklärt, dass er an Krebs im Endstadium leidet, nun in Rente gehen wird sowie dass Sam Landry, der Hausbesitzer, künftig etliche Veränderungen vornehmen möchte. Das kann nicht sein – gestern war doch noch alles okay! Im Büro findet er einen Zettel mit einer Nachricht von Candy, in der sie ihn beschimpft und ihre Kündigung verkündet. Jetzt versteht er rein gar nichts mehr – und dann taucht Landry (ebenfalls Macy) auf: Beide ähneln sich äußerlich auf eine unübersehbare Weise, allerdings trägt Sam komische Kleidung sowie einen seltsamen japanischen Aktenkoffer, welchen er als „a Typewriter with a Brain“ bezeichnet. Wie es sich herausstellt, ist er ein Autor (verwurzelt im Jahre 2006), der Cylde (mitsamt des gesamten ihn umgebenden (Mikro-) Kosmos´) im Rahmen etlicher erfolgreicher Kriminalromane erschaffen hat. Natürlich glaubt er ihm kein Wort, aber mit einigen getippten Zeilen auf seinem Laptop vermag es Sam tatsächlich, vor Umney´s Augen Details zu verändern (z.B. Bilder an den Wänden auszutauschen), Kontrolle über seine Körperfunktionen zu übernehmen und selbst ihm nahe stehende Personen (u.a. die Demmicks) in den Tod zu schicken. Weshalb? Er will die Existenz seiner geschaffenen Figur übernehmen, da die Realität (resultierend aus dem Unfalltod seines Sohnes) einfach nicht mehr lebenswert ist – per Ausformulieren zweckmäßiger Passagen kann er wohlmöglich vieles wieder in Ordnung bringen.
…dieser zweite Akt ist vor allem eins – nämlich interessant. Er besteht zum größten Teil aus Gesprächen zwischen dem Schreiberling und seiner Schöpfung, wobei letztere zunehmend erkennen muss, was sie eigentlich „bloß“ ist sowie dass ihr Gegenüber quasi Gott-gleiche Macht besitzt – zumindest innerhalb dieser Umgebung. Was mich während dieser Phase maßgeblich bei Laune gehalten hat, war weder die Grundidee hinter diesem Zusammentreffen noch die von Sam in die Wege geleiteten Schritte, um seine Behauptungen zu beweisen, schließlich begegnet man bei Stephen King nicht das erste Mal eine derartige Konfrontation (vgl.“Stark“ oder “Secret Window“), und Gegebenheiten per Computer-Eingabe zu verändern, hat mich flüchtig (u.a.) an „the Matrix“ erinnert – selbstverständlich jeweils unabhängig der (anderen) vorherrschenden Umstände. Nein, die Hauptfaszination generierte sich aus William H. Macy´s Darbietung der Rollen: Beide weisen sie Unterschiedlichkeiten auf (sind Bewohner anderer Epochen, Besitzer ungleicher Charaktereigenschaften, Handlungsweisen, ja sogar Sprachverhalten), und wenn man es nicht besser wüsste, könnte man wirklich auf den Gedanken kommen, es säßen sich da zwei verschiedene Schauspieler gegenüber – die makellose digitale Integration der „Macys“ in die gemeinsamen Szenen vollendet diesen Eindruck übrigens virtuos. Und ich dachte schon, William Hurt hätte im Segment „Battleground“ eine beeindruckende Leistung abgeliefert…
Ohne bei meiner Beschreibung nun ausgedehnter ins Detail zu gehen, taucht Umney wenig später im heutigen L.A. nackt im Pool der Landrys auf. Irritiert trifft er im Haus auf Linda (Jacqueline McKenzie), Sam´s Frau, die sich darüber freut, dass das Vorhaben geklappt hat. Da sich ihr Mann nach dem Verlust des Kindes nur noch in die Arbeit flüchtete, wünschte sie sich dessen fiktive Figur ebenfalls herbei, denn jene würde ihr gewiss mehr Aufmerksamkeit schenken – so haben alle gewonnen, nur Umney nicht, da er keine wirkliche Macht über die Geschehnisse besitzt und zu einem Spielball der Eigenwillen anderer geworden ist. Linda erhofft sich nichts sehnlicher, als ein Kind von Clyde, um noch einmal von vorne zu beginnen, doch letzterer ist nicht für die Ehe geschaffen, weshalb das hübsche Pool-Girl (Tory Mussett´s 2.Auftritt) sofort seine Aufmerksamkeit erweckt, was Linda nicht verkraftet – sie zerbricht innerlich. In Folge dessen setzt er alles daran, sein altes Leben irgendwie zurück zu erlangen und dementsprechend Rache zu nehmen…
Nach dem furiosen Auftakt und dem reizvollen Mittelteil erwartet man im Grunde, dass der Schlussakt die ganze Sache zu einem überzeugenden Abschluss bringt – stattdessen stürzt die Episodenkonstruktion punktgenau mit Clyde´s Übergang in die Realität wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Ab jenem Moment geht der Erzählfluss nahezu verloren, vieles wirkt kaum noch stimmig. Das fängt bereits bei Linda´s Reaktion auf sein Erscheinen an: Sie nimmt es als eine (fast) vollkommen normale Lage hin und geht postwendend dazu über, den Nachwuchs-Wunsch in die Tat umzusetzen, was, angesichts ihres direkten Verhaltens, im Ansatz so wirkt, als würde sie ihn buchstäblich „bespringen“. Die sich herauskristallisierende Erkenntnis, dass der Tausch wohl nicht die optimale Lösung der Probleme darstellt, ist beim besten Willen keine Überraschung und reicht schlichtweg nicht aus, um den Betrachter zufrieden zu stellen. „Persönlichkeit ist Schicksal“ heißt es an einer Stelle – ja, das wissen wir, es ist nicht neu. Das Ende trumpft mit einer reizvollen Idee auf, belässt es allerdings bei dieser, ohne sie zu nutzen – ein unbefriedigender Cliffhanger, der einen verärgert mit dem Gefühl von Unvollständigkeit zurücklässt, da keine Fortsetzung in Aussicht ist. Rückwirkend betrachtet war es ebenso nicht von Vorteil, die Handlung mit dem Fokus auf Umney einzuleiten, denn seine Figur ist ungleich ansprechender als Sam´s (auch unabhängig des klassischen Settings), welcher die künstliche Welt als eine anziehende Flüchtmöglichkeit sieht – selbst der Zuschauer sehnt sich dorthin (zurück), denn, im Gegensatz zu den ersten Minuten, vermögen die letzten nicht zu fesseln. Im übertragenen Sinne mag das ins Konzept passen, aber erquickend ist es nicht.
Skriptautorin April Smith (TV´s“Chicago Hope“/“Queenie“) hat im Rahmen ihrer Adaption offenkundig einige zentrale inhaltliche Veränderungen vorgenommen, primär im Bereich der Landry-Familiensituation, und schafft es unterm Strich nicht, die einzelnen Fäden hinreichend zusammenzuführen. Wie genau geht dieser Existenztausch vor sich, wo liegen die Überschneidungen der Ebenen? Das sind Fragen, die unabwendbar aufkommen und vorliegend nicht einmal von einer sinnigen Auflösung kaschiert werden können, weil diese ja komplett fehlt. Schade – und dabei begann alles so gut. Rob Bowman´s (“X-Files: Fight the Future“/“Reign of Fire“) Inszenierung ist zumindest kein Vorwurf zu machen – er hat diverse dramatische sowie toll aussehende Sequenzen auf den Bildschirm gezaubert, wie einen spektakulären Selbstmord, das gesamte 30er Jahre Ambiente oder eine intensive Rückblende, welche den tragischen Kindstod aufzeigt. Optisch heben sich die zwei Lebensräume farblich klar voneinander ab – warme vs. kalte Töne. Auf die hochwertige Ausstattung bin ich ja bereits hinreichend eingegangen.
Fazit: „Umney´s last Case“ ist eine empfehlenswerte „Nightmares and Dreamscapes“-Folge mit einem überragenden William H. Macy (“Fargo“/“Edmond“) in der Hauptrolle, welche sich nach ihrem fantastischen Anfang im „Film Noir“-Stil zu einer kreativen Auseinandersetzung mit der Macht eines Schriftstellers über die von ihm erschaffene Welt entwickelt (in Kontrast zu seinem limitierten Einfluss in der nüchternen Realität), bevor der letzte Akt leider weitestgehend enttäuscht und den Gesamteindruck erheblich schwächt – daher letzten Endes nur...
“the Road Virus heads North”
Regie: Sergio Mimica-Gezzan
Darsteller: Tom Berenger, Susie Porter, Marsha Mason, Marg Downey, Hamish Michael, …
Es ist nicht selten, dass Autoren Inspiration aus Elementen ihres eigenen Umfelds schöpfen, und Stephen King bildet da keine Ausnahme – im Gegenteil: Auffallend viele seiner Hauptprotagonisten sind Schreiberlinge (siehe „Shining“, „Misery“, „Stark“ etc), oftmals dient sein Heimat-Bundesstaat Maine als Setting der sich entfaltenden Ereignisse. Auf „the Road Virus heads North“ treffen diese beiden Merkmale ebenso zu, ferner ist King selbst im Besitz eines dem Titel-gebenden Kunstwerk ähnelnden Exemplars, für das seine Familie die eigene Begeisterung nicht zu teilen vermochte. Beim Betrachten manch einer aufgezeigten Situation, besonders am Anfang der Episode, lässt sich förmlich nachempfinden, was ihm beim verfassen durch den Kopf gegangen sein muss…
Richard Kinnell (Tom Berenger) ist ein Schriftsteller, der es dank seiner erfolgreichen Horror-Romane zu einem solchen Grad an Berühmtheit gebracht hat, dass seine treusten Fans keine Sekunde zögern, sich seinen Namen per Tattoo auf ihrer Haut zu verewigen. Aktuell hat er allerdings andere Sorgen, als sich über die stets gleichen Fragen zu ärgern, die man ihm jedes Mal bei Promo-Veranstaltungen präsentiert, wie woher er eigentlich seine Ideen schöpft oder ob ihn inzwischen nichts mehr zu erschrecken vermag – die endgültige Diagnose eines Arztes nach einer Koloskopie bedarf zwar noch weiterführenden Tests, doch sicher ist, dass man bei der Untersuchung etwas gefunden hat, vermutlich ein Tumor. Da die Krankheit innerhalb seiner Familie bereits häufiger aufgetreten ist, macht er sich wenig Hoffnung, dass es sich letzten Endes nicht als Krebs herausstellt – dementsprechend viel beschäftigt ihn innerlich während des längeren Wegs von Boston zurück nach Derry. Bei einem Tankstopp in der kleinen Ortschaft Rosewood erweckt ein „Yard Sale“ seine Aufmerksamkeit, worauf er sich die Zeit nimmt, die angebotenen Gegenstände mal genauer zu betrachten. Abgesehen von einer alten Paperback-Ausgabe eines seiner Veröffentlichungen mit einem Portraitfoto aus „verstrichenen Zeiten“ auf der Rückseite, fällt ihm ein bestimmtes (düsteres) Gemälde ins Auge, das sogleich eine gewisse Faszination auf ihn ausübt. Zu sehen ist ein aus einer schrägen Perspektive heraus dargestelltes Muscle-Car mit einer Gestalt am Steuer, die eisig und entschlossen dreinblickt. Judy (Marg Downey), die Veranstalterin des Verkaufs, welche ihren berühmten (potentiellen) Kunden prompt erkennt, erklärt ihm, dass das Werk eine interessante, dunkle Vergangenheit besitzt: Ein junger, drogenabhängiger, depressiver, nichtsdestotrotz unglaublich talentierter Künstler namens Bobby Hastings hatte das Bild gemalt, bevor er irgendwann plötzlich all seine Erzeugnisse (bis auf dieses) zusammentrug und verbrannte – im Anschluss erhängte er sich, einen an der Brust befestigten Zettel tragend, auf dem „I can’t stand what’s happening to me“ geschrieben stand. Zufrieden mit seinem Fund, verstaut er diesen auf der Rückbank seines Bentleys und setzt die Heimreise fort.
Als nächstes stattet er seiner Tante Trudy (Marsha Mason) einen Besuch ab, welche von seinem Neuerwerb alles andere als verzückt ist und ihm den Rat gibt, das hässliche Teil so schnell wie möglich wegzuwerfen. Das kann Richard nicht wirklich nachvollziehen, doch beim erneuten Betrachten hat er irgendwie das Gefühl, es habe sich leicht verändert – das Grinsen des Fahrers wirkt auf einmal viel bösartiger, eine auffällige Tätowierung bemerkt er zum ersten Mal. Muss wohl an den unterschiedlichen Lichtverhältnissen liegen, denkt er sich und bricht zu seiner nächsten Station auf – es gilt, den bei seiner Ex-Frau Sally (Susie Porter) in Pflege gegebenen Hund abzuholen. Fast schon dort eingetroffen, wirft er abermals (per Rückspiegel) einen Blick auf die gerahmte Malerei und verursacht in Folge dessen vor Schauder beinahe einen schweren Unfall, da sich das Motiv scheinbar, anstelle der ehemals wärmeren Farbtöne eines Sonnenuntergangs, hin zu einer nächtlichen Impression gewandelt hat. Erschrocken wirft er es in den nächsten Bach und trifft, trotz etlicher Schäden am Wagen, kurz darauf (leidlich) gefasst bei Sally ein, die sogleich das bizarre Kunstwerk auf seinem Rücksitz entdeckt – es ist wieder da, ein blutiges Szenario aufzeigend! Den anschließenden (minderschweren) Nervenzusammenbruch Richard´s behandelt sie folgend mit einem erholsamen esoterischen Heilverfahren, der Stein des Anstoßes wird entsorgt. Nur dürftig beruhigt, gibt er ihr Geld und bittet sie, die Nacht doch tunlichst woanders zu schlafen, worauf er das letzte Stück der Fahrt hinter sich bringt und endlich daheim ankommt. Eine heiße Dusche liefert auch nicht die erhoffte Entspannung, weshalb er sich dem Fernsehprogramm zuwendet: Schockiert muss er so allerdings aus den Nachrichten erfahren, dass Judy auf grausame Weise ermordet wurde – und dann wird er schlagartig auf das betreffende Gemälde aufmerksam, wie es, von der Illustration her wiederum eine andere Gestalt aufweisend, an seiner Wohnzimmerwand hängt…
„the Road Virus heads North“ erzählt eine verhältnismäßig simple, gradlinige Geschichte mit einer coolen Prämisse: Das verrückte Genie eines Künstlers lebt in seiner einzigen noch existierenden Arbeit weiter – eine unheilschwangere, intensive Verbindung, die einen Ansatzpunkt benötigt, um zu bestehen. Kinnell ist genau dieser, denn seine morbide Fantasie ähnelt jener von Hastings – beide lebten sie diese aus, indem sie etwas aus ihrem geistigen kreativen Pool gewannen und erschufen. Der Kauf besiegelt diese Verkettung, welche sich auf keinen Fall mehr unkompliziert, beispielsweise per Beseitigen des Bildes, trennen lässt. Das Gemälde weist Bobby´s Geist die Richtung und offenbart Richard im Gegenzug die Position seines Verfolgers – die Konfrontation rückt stetig näher, ist unausweichlich sowie zu einer Frage des Schicksals geworden. Es wird die Vermutung in den Raum gestellt, der Killer sei eine Manifestation der Krankheit, welche wie ein Virus in ihm wuchert – sprich: die Sorgen um sein Leben lösen diesen Geisteszustand aus. Vielleicht verliert er langsam den Verstand und ist gar selbst für alles verantwortlich? Im Rahmen einer Vision treffen sie jedoch direkt aufeinander, deutlich vor ihrer ersten „leibhaftigen“ Begegnung, und Hastings verneint diese Theorie vehement, bezeichnet sie als reine Gedanken-Ausgeburt seiner Ego-Bezogenheit: Nein, er verkörpere Furcht – speziell die in Kinnell brodelnden Ängste. Dabei belassen es die Verantwortlichen dieser „Nightmares and Dreamscapes“-Folge – nur könnte man ja trotzdem diesen Ansatz (für sich persönlich) aufgreifen und fortführen, zumal er dem Kontext durchaus zusagen würde, u.a. weil am Schluss keineswegs alle mit den Geschehnissen in Zusammenhang stehenden Fragen bzw Details explizit geklärt werden. Im Endeffekt ist es aber nebensächlich, ob es sich bei ihm nun um eine Personifizierung des Krebses oder des Grauens angesichts der bevorstehenden gesundheitlichen Konsequenzen handelt – entscheidend für den Verlauf ist diese Differenzierung nicht.
In mehr als 30 Jahren vor der Kamera hat Tom Berenger (“Platoon“/“Sniper“/“Major League“) zweifellos genügend Erfahrung verinnerlicht, um einen Part wie diesen hier routiniert über die Bühne zu bringen, was ihm dementsprechend gut glückt. Hauptsächlich im ersten Akt gelingt es ihm, seiner Figur die nötige Tiefe zu verleihen, was ihm später weniger abverlangt wird, da die leiseren Töne schwinden und ihn das kontinuierliche Reagieren auf die merkwürdigen Umstände zunehmend in eine passivere Rolle drängt. Das Bewusstwerden der eigenen Sterblichkeit, und das als jemand, welcher mit Ansehen und Geld gesegnet ist sowie normalerweise im Zuge seiner Arbeiten selbst Entwicklungen vorherbestimmt, meistert er überzeugend. Es erfordert keine weiteren Tests oder tröstende Worte – ihm ist sofort klar, dass seine Zeit abläuft und er dieser Vorsehung hilflos ausgesetzt ist. Trotz etlicher Fehler hat er sein Leben immerhin nicht verschwendet – nur wurde ihm die Selbstbestimmung über seine Zukunft jetzt von einer Minute auf die nächste genommen. Marsha Mason (“2 Days in the Valley“/“Bride & Prejudice“) verrichtet ihren Job genauso anständig wie Susie Porter (“the Monkey´s Mask“/“Better than Sex“), nur erhalten ihre Charaktere jeweils weder viel Raum noch Screen-Time, so dass sie insgesamt eher positive Randerscheinungen bleiben. Den untoten Maler verkörpert übrigens Hamish Michael (TV´s“the Secret Life of Us“), was sich weitestgehend darauf beschränkt, bedrohlich zu Posen. Wenigstens werden seine Auftritte nicht überreizt und konservieren somit die von seiner Gestalt ausgehende geheimnisvolle Aura.
Unterschiede zwischen King´s Vorlage und Peter Filardi´s (“Flatliners“/“the Craft“/“Salem´s Lot“ 2004) Adaption beschränken sich primär auf hinzugefügte Story-Facetten, die vornehmlich dazu dienen, Kinnell´s Wesen mit mehr Substanz anzureichern (wie etwa im Bereich der Beziehung zu Sally), was leider auf Kosten des Tempos geschieht. Zirka eine Viertelstunde kürzer wäre wahrscheinlich optimaler gewesen, einfach um einen strafferen Ablauf zu gewähren. Ich hätte mir einzelne Momente zudem bösartiger, stärker in Richtung einer „Tales from the Crypt“-Episode gewünscht. Die Inszenierung von Regisseur Sergio Mimica-Gezzan (u.a. Teile der Serien „Taken“, „Prison Break“ und „Invasion“), welche diverse stylisch ins passende Licht gerückte Sequenzen umfasst, orientiert sich evident (Farbtöne, Kameraarbeit etc) an modernen Horror-Thrillern á la „I know what you did last Summer“ oder „Amityville Horror“ (2005), was der ganzen Sache, zumindest wenn es darauf ankommt, einen stimmigen Look verleiht.
Neben der Optik, Tom Berenger sowie der Ausgangsidee, gefielen mir vor allem die anfänglichen Seitenhiebe auf den Fan-Kult, denn jene Anhänger interessieren sich gar nicht (mehr?) richtig für das, was Kinnell eigentlich zu sagen hat, sondern stellen bloß dieselben oberflächlichen, banalen Fragen immer und immer wieder. Außer der geringfügig aufgebauscht wirkenden Laufzeit, die einige unnötige, den Erzählfluss ausbremsende Zugaben (z.B. das „reinigende“ Ritual) beinhaltet, war ich von der Motivgestaltung des Gemäldes leicht enttäuscht, welches mich eher an die Aufmachung eines x-beliebigen Comics erinnerte – es war mir schlichtweg nicht creepy oder verstörend genug. Ich kann mir vorstellen, dass im Buch die Phantasie des Lesers reichhaltig angeregt wird, sich die Details im Geiste auszumalen, nur funktioniert das im Film leider nicht ganz so einträglich. So bleibt am Ende eine mäßig spannende, relativ lineare Geschichte über einen Schriftsteller, der sich mit seinen inneren Dämonen auseinandersetzen muss, welcher es jedoch etwas am rechten Biss mangelt …
(mit einer Tendenz hin zur „6“)
“the Fifth Quarter”
Regie: Rob Bowman
Darsteller: Jeremy Sisto, Samantha Mathis, Chris Kirby, Peter O'Brien, Robert Mammone, Christopher Morris, …
Ursprünglich veröffentlichte Stephen King seine Kurzgeschichte „the Fifth Quarter“ 1977 unter dem Pseudonym John Swithen in der März-Ausgabe des Männermagazins „Cavalier“ sowie in einem „Twilight Zone“-Heft neun Jahre später – erst 1993 erschien sie unter seinem „echten“ Namen in der „Nightmares and Dreamscapes“-Sammlung. Es war das einzige Mal, dass er diesen Alias verwendete. Im Roman „Carrie“ (1974) gibt es übrigens ebenso eine Figur, die John Swithen heißt, nämlich einen beim Prom auftretenden „Folk“-Musikanten – kleine Info-Notiz am Rande.
Seit sieben Jahren muss Willie (Jeremy Sisto) die Zelle eines Gefängnisses in Maine sein „Zuhause“ nennen, doch vor ihm liegt jetzt nur noch eine überschaubare Zeitdauer, bis er wieder das Gefühl von Freiheit genießen darf – und er hat Glück, denn seine Frau Karen (Samantha Mathis) stand ihm seither immer bei und freut sich dementsprechend sehr auf die Rückkehr ihres Mannes. Außerdem wird es ihm endlich möglich sein, seinen Sohn Jackson (Kodi Smit McPhee) in die Arme zu schließen, den er bislang nicht aufwachsen sehen konnte. Sechs Wochen vor seiner Entlassung besucht ihn Karen das letzte Mal hinter Gittern, allerdings mit weniger willkommenen Neuigkeiten: Barney, ein guter Freund und ehemaliger Mithäftling, der nach dem Verbüßen seiner Strafe für ihn draußen nach dem Rechten schauen sowie bei Bedarf unterstützend tätig werden sollte, ist seit einigen Tagen spurlos verschwunden – zuvor hatte er sich anscheinend geschäftlich mit einem Ex-Con namens Cappy eingelassen.
Etwas über einen Monat später tritt Willie´s Bewährung in Kraft, worauf er zu seiner Familie zurückkehrt, die inzwischen in einem Trailer-Park wohnt, da Karen als Reinigungskraft im nahe gelegenen Vergnügungspark nicht gerade viel verdient – er verspricht ihr, dass er sich alle Mühe geben wird, das in Zukunft zu ändern, was sie mit Freude erfüllt. Ihre einzige Bedingung ist, dass er niemals rückfällig wird und sie somit erneut alleine lässt. In derselben Nacht klopft plötzlich der schwer verwundete Barney (Christopher Morris) bei ihnen an der Tür – der Bauchschuss ist übel, und seine Chancen, die nächsten Stunden zu überleben, stehen äußerst schlecht. Mit dem Tode ringend, klärt er Willie über die Hintergründe auf: In Cappy´s Auftrag haben er und drei Komplizen (Keenan, Sarge, Jagger) einen Coup durchgezogen, welcher stolze 3,5 Millionen Dollar als Beute hervorbrachte. Der Chef hatte das (nummerierte) Geld in Folge dessen versteckt, um erst einmal Gras über die Sache wachsen zu lassen, den betreffenden Ort hielt er auf einer Karte fest. Weil er selbst jedoch an einer tödlichen Krankheit litt, viertelte er den Lageplan und gab jedem Partner (im übertragenen Sinne) seinen Anteil, bevor er ihr kurz darauf erlag. Leider wurde Keenan unruhig sowie gierig: Beim Versuch, Barney sein Stück abzunehmen, hat er ihn dann angeschossen. Es ist nun sein Wunsch, Willie das Geld zu vermachen – auch wegen des schlechten Gewissens, in der Zwischenzeit mit Karen ein Verhältnis gehabt zu haben. Nach dieser ungemütlichen „Beichte“ überreicht er ihm das wertvolle Blatt Papier und verstirbt auf der Couch des gerade wiedervereinten Paares.
Natürlich will Karen augenblicklich die Cops rufen und denen die ganze Angelegenheit erklären, nur geht Willie davon aus, dass sie ihm keinen Glauben schenken werden. Stattdessen vergräbt er die Leiche auf einem Feld und fasst den Entschluss, seinen Freund zu rächen und die Summe für einen gemeinsamen Neuanfang zu verwenden. Als erstes sucht er Keenan (Peter O'Brien) auf, welcher angesichts der auf ihn gerichteten Waffenmündung behauptet, in Notwehr auf Barney geschossen zu haben. Willie glaubt ihm nicht und verlangt die Herausgabe seines Plan-Viertels: Er weigert sich, bekommt dafür eine Kugel in den Arm – das reicht, um ihn umzustimmen. Just in dem Moment taucht Sarge (Chris Kirby) vorort auf, ein Gespräch mit Keenan suchend. Den Überraschungseffekt nutzend, kann Willie ihn überwältigen und zwingt ihn hinterher dazu, (zusammen) seinen Teil des Lageplans holen zu fahren. Jagger (Robert Mammone) ist unterdessen ebenfalls auf die sich entfaltenden Ereignisse aufmerksam geworden, weshalb er Barney´s Schritte bis hin zu Karen nachvollzieht, sie zum Preisgeben weiterer Informationen zwingt und im Anschluss Keenan einen Besuch abstattet, den dieser nicht überlebt. In Sarge´s Versteck, einem abgelegenen Haus im Wald, laufen die einzelnen Fäden schließlich zusammen…
Wenn man an Stephen King denkt, kommt einem unweigerlich der Begriff „Horror“ in den Sinn, aber oftmals nimmt er sich genauso erfolgreich Thematiken an, die sich abseits jenes Genres bewegen – siehe „the Shawshank Redemption“ oder „Stand by me“. „the Fifth Quarter“ ist eine Kombination aus Krimi, Drama und Thriller, bei der die Charaktere klar im Vordergrund stehen – ganz ohne übernatürliche Elemente jeglicher Art. Ich muss zugeben, mich im Vorfeld auf diese Episode am meisten gefreut zu haben, da ich die beiden Darsteller Jeremy Sisto und Samantha Mathis ausnahmslos gern sehe sowie Rob Bowman (“Elektra“/“Reign of Fire“) für einen ziemlich fähigen Regisseur erachte.
Alan Sharp´s (“Rob Roy“/“the Osterman Weekend“) Adaption hält sich relativ nahe an der Vorlage – auffällige Abweichungen gibt es, wie man mir berichtete, nur am Ende. Ohne ins Detail zu gehen und somit eine Spoiler-Warnung aussprechen zu müssen, kann ich vermelden, dass der Ausklang einen bitterbösen Beigeschmack besitzt, welcher insgesamt zu gefallen weiß, obwohl sich dieser nicht unbedingt optimal mit den aufgebauten Sympathiewerten verträgt. Darüber hinaus wirken einige Details in diesem Bereich einen Tick neben der Spur, vielleicht weil bestimmte Dinge einfach aus dem Geschehen heraus fast beiläufig an ihren Platz zu fallen scheinen. Zugleich bin ich mir keineswegs sicher, ob mir das „Original-Finale“ lieber gewesen wäre, da es (vom Grundgefühl her) offenbar eine ähnliche Richtung einschlägt. Unabhängig des Schlusses, welcher nichtsdestotrotz fern von „misslungen“ zu beurteilen ist, muss man das Hauptproblem eher in der Konzeption der Story an sich suchen, denn jene ist leider nur unbeträchtlich originell und/oder fesselnd. Die Inhalte sind dem Betrachter bereits aus zig Crime-Movies der vergangenen Jahre vertraut, echte Überraschungen sucht man vergebens – irgendwo handelt es sich schon beinahe um klassisches Material, bloß ohne einen ausschlaggebenden Ruck vorweisen zu können, der alles aufs nächste Level zu katapultieren vermag. Die Geschehnisse spielen sich maßgeblich innerhalb nur einer Nacht ab, was positiv mit der knapp 50-minütigen Laufzeit harmoniert – länger hätte man sie nicht auswälzen dürfen, kürzer hingegen ebenso wenig. Tempo und Spannung befinden sich auf einem anständigen Niveau, langweilig wird es nie.
Es ist kein Geheimnis, dass ich Jeremy Sisto (TV´s“Six Feet Under“/“Trash“/“Hideaway“) für einen der talentiertesten Schauspieler seiner Generation halte – eine Einschätzung, die seine vorliegende Performance wiederholt bestätigt. Das Skript hat Willie quasi als ausbaufähige Hülle geschaffen, welche (angedacht) eine weite Palette an Emotionen (wie Wut, Verzweiflung, Liebe etc) aufnehmen bzw vereinen soll, und Sisto füllt diese bravourös mit Leben aus. Er riskiert seine gesamte Existenz, um Karen etwas bieten zu können, während er simultan den Schmerz des Verlustes einer nahe stehenden Person verarbeiten muss, die ihn allerdings mit seiner Gemahlin betrogen hat. Er gibt sich selbst die Schuld dafür, schließlich hatte er damals Mist gebaut und die sie voneinander trennende Gefängnisstrafe heraufbeschworen – eventuell kann er per Beschaffen des Geldes sowie dem Verzeihen ihrer jeweiligen Untreue (Freund/Ehefrau) einiges abbüßen. Sisto meistert sowohl die ruhigen als auch Action-reicheren Szenen überzeugend, die Chemie zwischen ihm und Samantha Mathis (“American Psycho“/“Broken Arrow“/“Salem´s Lot“ 2004) stimmt. Glaubwürdig verkörpern sie ihre Rollen und stärken die persönliche Note erheblich. Seit Samantha´s Beteiligung an einem der prägendsten Filme meiner Jugend, nämlich „Pump up the Volume“ (1990), schwärme ich für die attraktive New Yorkerin, was nicht heißen soll, dass ich ihre Leistung irgendwie zu Unrecht loben würde. Hier zeigt sie von neuem, was für vielseitiges Talent in ihr steckt – selbst wenn der Fokus im Mittelstück fast ausschließlich auf Willie gerichtet ist. Die übrigen (vor der Kamera) Agierenden sind kaum der Rede wert – sie erfüllen ihre Zwecke durch die Bank weg ohne herauszuragen oder Grund zur Klage. Ein außerordentliches Lob an die Casting-Leute dieser Mini-Serie, welche erneut ein inspiriertes Händchen bewiesen haben – von ihrer fähigen Arbeit profitieren die meisten Folgen ungemein, diese eingeschlossen.
Rob Bowman´s (nach „Umney´s last Case“) zweiter „Nightmares and Dreamscapes“-Beitrag überzeugt auf visueller Ebene mit ausgebleichten Farben und einem kalten, trostlosen Look, der hervorragend zu Werken dieser Ausrichtung passt. Die Konfrontationen, meist über den Lauf einer Waffe hinweg, sind direkt, also ohne viel Drumherum, die Shoot-Outs gleichfalls. Die gewählten Locations schließen sich diesem Eindruck nahtlos an – sie sind düster und verströmen keinerlei Wärme. Der großartige Score unterstreicht diese stimmige Atmosphäre passend, einzelne Dialogzeilen sind herrlich „hard-boiled“. Beispiel gefällig? „I´ll shoot out your Kneecaps, then make you get down on `em and clean up the Blood!“ So muss das sein! Die „Gang“ besteht aus gewohnt unterschiedlichen Mitgliedern: Keenan hat Stil, ist intelligent und vermutlich homosexuell, Sarge, ein durchtrainierter Afroamerikaner, war (wie es der Name schon andeutet) beim Militär, Jagger ist der knallharte Biker-Typ, Barney das schwächste Glied der Kette. Zwar wird die Balance zwischen Drama und Gangster- bzw Rache-Thriller geschickt gehalten, aber ersterer Anteil ist der erfüllendere: Die innige, von Hochs und Tiefs geprägte Verbindung zwischen Karen und Willie, welche in dieser neuen Situation umso zerbrechlicher wirkt, bleibt in Erinnerung. Die Folgen für die einzelnen Menschen stehen im Mittelpunkt, weniger die Machenschaften, aus denen sie resultieren. Wäre das Drumherum individueller ausgefallen, hätte ich gewiss eine höhere Bewertung gezückt.
Fazit: „the Fifth Quarter“ ist eine vollkommen in der Realität verwurzelte Geschichte über einen ehemaligen Häftling, den die Umstände erneut in genau das Umfeld zurückziehen, das er eigentlich hinter sich lassen wollte, so dass er alles auf eine Karte setzen muss, um sich und seiner Familie einen Ausweg zu ermöglichen. Toll gespielt und umgesetzt, mangelt es leider an frischen Ideen sowie einer nachdrücklicheren Spannungserzeugung, um rundum zu begeistern, weshalb ich letzten Endes „bloß“ knappe „7 von 10“ vergebe.
“Autopsy Room Four”
Regie: Mikael Salomon
Darsteller: Richard Thomas, Greta Scacchi, Robert Mammone, Linc Hasler, ...
Die Kurzgeschichte „Autopsy Room Four“ wurde erstmals 1997 in zwei verschiedenen Werken veröffentlicht: Zum einen in Stephen King´s auf nur 1.100 Exemplare limitierten Sammelband „Six Stories“, zum anderen in Robert Bloch´s „Psychos“-Anthology. Fünf Jahre später erschien sie dann erneut, und zwar in King´s „Everything´s Eventual: 14 Dark Tales“-Sammlung. 2003 drehte Regisseur Stephen Zakman einen 22-minütigen Kurzfilm auf Basis des Materials, welcher auf einigen Festivals lief und beim Publikum relativ gut ankam. Im Rahmen der „Nightmares and Dreamscapes“-Mini-Serie (2006) beträgt die Laufzeit nun mehr als das Doppelte, hinter der Kamera stand Mikael Salomon, ein erfahrener Cinematographer („Abyss“/„Backdraft“) und Filmemacher („Hard Rain“/„Salem´s Lot“).
Der Geschäftsmann Howard Cottrell (Richard Thomas), aufgrund seiner Vorgehensweise im Beruf auch „Howard the Conqueror“ genannt, hat viel im Leben durchmachen müssen, wie etwa eine Verwundung im Krieg, welche ihm die „Manneskraft“ raubte – doch alles Erlebte ließ ihn nur noch zielstrebiger voranschreiten, und der Erfolg gibt ihm scheinbar Recht. Im Job steht er über den Dingen, nur daheim bei seiner Frau, der schönen, verständnisvollen Angela (Jude Beaumont), plagen ihn immer wieder aufkommende Zweifel, die meistens aus seiner Verletzungs-bedingten Potenzschwäche resultieren. Beim Golfen mit seinem Bekannten Ed (Paul Gleeson) kann er sich allerdings so präsentieren, wie er sich am liebsten sieht, nämlich selbstsicher und entschieden. Aus dem Grund kommt es für ihn keinesfalls in Frage, sich von einem nähernden Hitzegewitter sein Spiel unterbrechen zu lassen – das nächste, was Howard mitbekommt, ist dass er verwirrt und desorientiert auf einer metallischen, kalten Unterlage liegend erwacht und irgendwo hin geschoben wird. Unfähig, sich zu bewegen oder gar nur einen Laut von sich zu geben, vermag er zwar weiterhin zu fühlen, hören und sehen (wenn auch bloß starr nach oben), doch kann er diese Tatsache den Personen in seiner Nähe einfach nicht mitteilen. Bald muss er (zu seinem Entsetzen) erkennen, dass er sich in einem Krankenhaus befindet, genau genommen in der Leichenhalle – und da kehrt die betreffende Erinnerung plötzlich zurück: Er wurde weder von einem Blitz getroffen, noch erlitt er einen Herzinfarkt, wie es die Leute hier scheinbar glauben – nein, beim Suchen des Balles im höheren Gras war er von einer Schlange gebissen worden, der herbeigerufene Arzt, eigentlich schon lange Jahre im Ruhestand, hatte ihn vorschnell für tot erklärt, weil das lähmende Gift des seltenen Tieres alle Lebenszeichen auf ein absolutes Minimum reduzierte! Begleitet von (innerer) Panik, muss er hilflos miterleben, wie die zuständigen Ärzte seinen vermeintlichen Leichnam untersuchen: Die Aufsicht führt Dr. Katie Arlen (Greta Scacchi), welche just bei dieser Autopsie dem unerfahrenen Dr. Peter Jennings (Robert Mammone) eine Einarbeitung zusagt, welcher prompt die Bissmale mit Mückenstichen verwechselt. Das Betriebsklima ist ohnehin leicht abgelenkt, denn Arlen und Jennings entdecken gerade, dass sie Gefühle füreinander hegen – der sowieso in ihren Augen etwas nervige Assistent Rusty (Linc Hasler) wird dementsprechend immerzu mit anderen Aufgaben fortgeschickt. Da die Umstände des Todes nicht ganz klar sind, hofft man, anhand der Organe einen exakten Hinweis auf die Ursache zu erhalten – Katie will sehen, ob Peter das in diesem Stadium seiner Laufbahn bereits schafft. Schockiert malt sich Howard im Geiste aus, was wohl gleich passieren wird, seine Gedanken überschlagen sich – schließlich hört und spürt er alles. Die Chancen stehen schlecht, dass es ihm rechtzeitig gelingt, sie von seinem Zustand in Kenntnis zu setzen, bevor die ersten Schnitte getätigt werden – ein realer Albtraum beginnt…
Das Konzept hinter „Autopsy Room Four“ stützt sich auf eine Kombination verschiedener Angstarten – wie die Furcht davor, für tot gehalten zu werden, während man noch am Leben ist, jene vor einem gelähmten Wachzustand unter vermeintlicher Voll-Narkose sowie dem allgemeinen Unbehagen, Ärzten im Rahmen eines Eingriffs hilflos ausgeliefert zu sein. Hinzu kommt natürlich genauso die Taphophobie – also übersteigerte, zwanghafte Ängste, lebendig (scheintot) begraben zu werden. Abgesehen von diversen urbanen Legenden und Berichten aus anderen Kulturen (Wade Davis´ Buch über „Zombifikation“ in Haiti kommt dabei zwangsläufig in den Sinn, welches den Film „the Serpent and the Rainbow“ inspirierte), gibt es immer wieder (seriöse) Meldungen, die derartige Vorfälle zutage fördern. In Indien lassen sich Menschen gar freiwillig für einige Tage in einen solchen Zustand abgleiten – per Yoga reduzieren sie ihre Körperfunktionen (und somit Lebenszeichen) auf ein kaum mehr feststellbares Minimum. Im Endeffekt ist diese Stephen King Story demnach nur eine weitere „lebendig begraben“-Variante, deren Ursprünge uns schon seit Jahrhunderten in der Literatur begleiten – vgl. William Shakespeare („Romeo and Juliet“, 1595) oder (insbesondere) Edgar Allan Poe („the Cask of Amontillado“, 1846), welcher geradezu besessen von der Thematik war.
Zumindest in ihren Grundzügen dürfte die Handlung nahezu jedem bekannt sein, ein Hineindenken in Howard´s unglückliche Lage sollte wohl keinen Betrachter kalt lassen. Das Geschehen hat man insgesamt recht simpel gestrickt und relativ gradlinig auf Kurs gehalten. Gelegentlich zeigen kurze Rückblenden spezielle Momente aus dem Vorfeld der aktuellen Ereignisse auf, die man anscheinend gezielt veranschaulichen wollte, um die vorwiegend verbale Informationspräsentation zu übersteigen und/oder auf diese Weise die vorgegebene Laufzeit einigermaßen zweckmäßig zu füllen. Zusätzlich unterstützt dieses Vorgehen die Intention, den Start der Leichenöffnung Spannungs-steigernd konstant weiter hinaus zu zögern – um dies zu erreichen, fügte man noch eine Vielzahl anderer Elemente hinzu, wie das unharmonische Verhalten Rusty´s gegenüber seinen Kollegen, die wiederum gern ungestört wären, um sich ihre beidseitigen Gefühle endlich mal offen eingestehen zu können. Prekär ist allerdings die aufkeimende Erkenntnis, dass genau diese Szenen fruchtlos auf Zeit spielen – so verpufft das (nötige) kribbelnde Gefühl nach und nach, welches jene „Teaser“-Augenblicke eigentlich konservieren bzw konsequent steigern sollten. Die Balance stimmt nicht – ich kann mir gut vorstellen, dass dem gleichnamigen Kurzfilm dies allein dank seiner kompakteren Beschaffenheit besser gelingt. Am Anfang fesselt hauptsächlich die Situation an sich, welche folgend schlichtweg zu sehr verwässert wird, so dass es am „Showdown“ liegt, die Kohlen noch aus dem Feuer zu holen – nein, selbst das misslingt, denn gerade der Schluss enttäuscht maßlos. Zugegeben, das Einleiten des dramatischen Finales zu Beginn des letzten Akts bietet überraschend Action-reiche Abwechslung – was dann aber folgt, entlässt den Zuschauer in Gestalt eines unbefriedigenden, verärgernden Ausklangs in den Abspann, und das fällt angesichts des im Grunde unschlagbaren Kernmaterials umso gravierender ins Gewicht.
Jeder besitzt eine innere, die eigenen Gedanken begleitende Stimme, und man kann sich leicht ausmalen, dass jene in einem solchen Extremzustand nicht unbedingt schweigt – diese Gegebenheit führt hier prompt zum nächsten Problem der Episode: Die ausführlichen Voiceovers, welche Howard´s Empfindungen, einschließlich der verschiedenen „Gemütsphasen“ (Panik, Verzweiflung, Resignation, Hoffnung, Wut etc), kundtun – sie nerven auf Dauer. Das ständige „Gerede“ wirkt dem Aufkommen echter Spannung oder Atmosphäre eher entgegen, statt diese Eigenschaften zu potenzieren sowie den persönlichen Terror effektiv zu verdeutlichen. An der Darbietung von Richard Thomas („It“/„the Wonder Boys“), „John-Boy-Walton“ höchstpersönlich, liegt das sicher nur bedingt, denn „körperlich“ ruht er die meiste Zeit ohnehin nur mit ausdrucksloser Miene auf dem Rücken, in den Flashbacks kommt er (gewollt) entweder als überheblich (in Gegenwart der Kollegen) oder verunsichert (bei seiner Frau) rüber. Meiner Meinung nach trifft seine Sprecher-Leistung nicht durchgängig den richtigen Ton – teilweise passt die Betonung, an anderen Stellen wirkt sie irgendwie „knapp daneben“. Dieser Faktor (inklusive Inhalt, Fülle und Modulation) schadet letzten Endes: Er ist zu sehr im Vordergrund, weshalb sich der blanke Horror des konkreten Zustands nie direkt bzw unkommentiert entfalten kann – er wird förmlich von den (vielen) Worten erstickt. Greta Scacchi („the Player“/„Flightplan“) teilt eine angenehme Chemie mit ihrem Co-Star Robert Mammone („the Great Raid“/„Man-Thing“): Beide erledigen ihre Sache gut, was ebenso für Newcomer Linc Hasler gilt, nur stehen ihre Charaktere allesamt in der zweiten Reihe hinter dem gelähmten „Conqueror“, sind daher in gewisser Weise bloß Mittel zum Zweck.
Mikael Solomon hat bei seiner (neben „the End of the whole Mess“) zweiten „Nightmares and Dreamscapes“-Folge handwerklich solide Arbeit abgeliefert (obwohl die CGI-Schlange gen Negativ-Grenze tendiert). Seiner Inszenierung kann ich keine Schuld am Scheitern zusprechen, was aber nicht für April Smith´s Skript gilt: Ihre überwiegend gelungene „Umney´s last Case“-Adaption fiel erst im letzten Akt vollkommen auseinander, in diesem Fall gelingt es ihr gar nicht erst, überhaupt Momentum aufzubauen – der Schluss ist dabei nur der Tiefpunkt des sowieso schwachen Gesamtlevels. Ich gebe zu, dass die Vorlage (über die ich leider keinerlei Infos verfüge) offensichtlich kaum eine optimale Wahl für dieses Format war – nur lag es an Smith, das Beste daraus zu machen. Das Nutzen eines schwarzen Humors gefiel mir eingangs, wurde allerdings gleichermaßen überreizt wie die Erzähltechnik: Es ist unangenehm, nackt auf einem Tisch zu liegen und von Fremden betatscht zu werden, okay, doch mussten diese Ausschweifungen über Impotenz, Erektionen und das Einführen von Thermometern in bestimmte Körperöffnungen (in jener Fülle) wirklich sein? Ich denke nicht, zumal das einer bedrohlichen Stimmung ebenfalls nicht sonderlich förderlich ist. Darüber hinaus war es keineswegs nötig, Angela und Ed im Krankenhaus auftauchen zu lassen – ein möglicher Twist (Affäre?) bleibt aus, und der Eindruck wird genährt, dass man so ausschließlich einige zusätzliche Minuten überbrücken wollte.
„Autospy Room Four“ vermag es nicht, das Potential des klassischen sowie großartigen Grundkonzepts ausschöpfend zu nutzen. Der im Kopf entstehende Horror beim Lesen einer solchen Geschichte wird nicht einmal ansatzweise erzielt, die exzessive Voiceover-Verwendung erledigt den Rest, indem sie, salopp ausgedrückt, jegliche Atmosphäre „totquatscht“. Für eine Dreiviertelstunde reicht die Handlung einfach nicht aus. Wer erleben will, wie so etwas richtig funktioniert, braucht sich nur mal die ersten Szenen des B-Movies „Room 6“ anzuschauen …
Zwei Schauspieler, die ich immer ganz gerne sehe,
in einer "Horror-freien" Folge von Rob Bowman:
the Fifth Quarter
Jetzt mal hier das Feedback. Sehr schönes Review vor allem mit sehr gelungener Einleitung. Eine weitere Short Story, an die ich mich nicht erinnern kann oder die ich gar nicht gelesen habe. Eigentlich mag ich die Buried Alive-Szenarien ja schon sehr... schade, dass es wohl nix geworden ist. Deine reine Beschreibung hört sich jedenfalls schön gruselig an.
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