
Originaltitel: Rest Stop
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: John Shiban
Darsteller: Jaimie Alexander, Nick Orefice, Deanna Russo, Joseph Lawrence, Michael Childers, ...
Aufgrund diverser Erkenntnisse, die aus zahlreichen Erfahrungen und Analysen der vergangenen Jahre gewonnenen wurden, war es selbst den größten Hollywood-Studios irgendwann nicht mehr möglich, ihre Augen vor dem lukrativen Potential des „Home Video“-Sektors zu verschließen – die wohl auffälligste Folge war eine Flut kostengünstig produzierter „DTV“-Fortsetzungen, was sich schnell als ein ungemein profitables Unterfangen entpuppte. „Rest Stop“ stellt nun die erste Veröffentlichung aus dem Hause „Raw Feed“ dar, einem neuen Outlet-Zweig des „Warner Brothers“-Imperiums. Gegründet von Tony Krantz (TV´s“24“), Daniel Myrick (“the Blair Witch Project“) und John Shiban (TV´s“Supernatural“), welcher bei dieser vorliegenden Feuertaufe übrigens auch Regie führte, besteht das Konzept dieser Schmiede darin, hochwertige Genre-Beiträge aus den Bereichen Thriller, Science Fiction und Horror hervorzubringen, die bewusst an einer Kino-Auswertung vorbei konzipiert wurden.
Nicole (Jaimie Alexander) hat ihr bisheriges Leben gestrichen satt – nämlich das eines typischen Teenagers in einer texanischen Kleinstadt mit liebenden, aber konservativen (und somit einschränkenden) Eltern – sie will mehr aus ihrer Existenz herausholen, und da sie ein hübsches wie talentiertes Mädel ist, lautet ihr persönliches Ziel, es als Schauspielerin in L.A. zu schaffen. Eines Morgens soll dieses Bestreben endlich konkret angegangen werden: Gemeinsam mit ihrem Freund Jess (Joey Mendicino), der fortan als ihr Manager fungieren möchte, reißt sie von zuhause aus und begibt sich auf den Weg gen Kalifornien. Es ist ein Wagnis, ganz sicher, schließlich besitzen sie kaum Geld und keinerlei Kontakte in der Traumfabrik, doch sie sind jung und wollen nicht mehr nur träumen, sondern greifbar etwas erreichen. Nach dem „Feiern“ der neuen Freiheit auf dem Cabrio-Rücksitz, verspürt Nicole irgendwann den Drang, sich erleichtern zu müssen, möchte dies aber (aus Angst vor Schlangen) nicht im Gras verrichten, also steuert Jess den nächsten Rastplatz an, der sich entlang ihrer Route durch dieses abgeschiedene Gebiet finden lässt – zuvor machen sie jedoch Bekanntschaft mit einem aggressiv fahrenden gelben Pick-Up und werden überdies per Handy davon unterrichtet, dass ihre Schlafgelegenheit in der Stadt der Engel leider nicht mehr aktuell ist.
Angesichts der heruntergekommenen sowie hygienisch höchst fragwürdigen Örtlichkeit, benötigt sie drinnen einen Tick länger, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren (sprich: die gehaltene Skispringer-Position einzunehmen), bloß um sich im Anschluss mit der Lage konfrontiert zu sehen, dass Jess (inklusive Wagen) spurlos verschwunden ist. Anfangs hält sie es für einen Scherz seinerseits, nur vergehen schnell mehrere Minuten, so dass ihr der Gedanke kommt, er hätte ihren Plan wohlmöglich verworfen und sich einfach aus dem Staub gemacht. Ein Erkunden der Umgebung legt die ernüchternden Fakten auf den Tisch: Dieses Fleckchen Countryside wurde bislang von keinem Mobilfunk-Netz erschlossen, das Münztelefon ist defekt, die nächste Stadt befindet sich rund 60 Meilen entfernt, eine nahe gelegene Ranger-Station ist verschlossen und in dem Wohnmobil, das auf dem Parkplatz steht, scheint sich keiner aufzuhalten, einem merkwürdigen Aufblitzen im Inneren zum Trotz. Anknüpfend taucht zu allem Überfluss noch der gelbe Kleinlaster vorort auf, von dessen Fahrer (Nick Orefice) sicher keine Unterstützung zu erwarten ist – stattdessen überfährt jener sie beinahe und wirft ihr das blutverschmierte Handy ihres Freundes vor die Füße. Verschreckt schließt sich Nicole im Toilettenbereich ein, wobei ihr Blick auf etliche Kritzeleien an der Kabinenwand fällt, die von zahlreichen Belästigungen und Grausamkeiten berichten, welche offenbar gar bis in die Siebzigerjahre zurückreichen! Ein Opfer vermochte außerdem das Nummernschild ihres Peinigers einzukratzen: KZL 303 – genau das des Fahrzeugs von vorhin.
Als sie ihren relativ sicheren Rückzugsort später kurzzeitig verlässt, beginnt ein gefährliches Katz und Maus Spiel mit dem Psychopathen, der sie nur gelegentlich aktiv angreift, während er sich oftmals lediglich in Sichtnähe aufhält. Plötzlich befinden sich doch Personen im Wohnmobil – genau genommen fünf Mitglieder einer seltsamen, streng religiösen Familie, die ihr sogleich Zuflucht gewähren. Es dauert nicht lange, da eskaliert die Situation auf zwischenmenschlicher Ebene (ausgehend von beiden Seiten, besonders als Nicole den kleinwüchsigen, missgebildeten Sohn erblickt), worauf man sie aus ihrem mobilen Heim verbannt – natürlich erneut genau dort, wo man sie aufgenommen hat. Folgend entdeckt sie eine in einer kleinen Lagerkammer des Häuschens eingesperrte junge Frau namens Tracy (Deanna Russo), welche ihr von brutalen Folterungen berichtet, die sie über sich ergehen lassen musste. Da sie massiv an Blut verliert, will ihr Nicole umgehend helfen – aber als es ihr gelingt, die sie voneinander trennende Tür aufzubrechen, ist Tracy verschwunden. An ihrem Verstand zweifelnd, schlägt sie daraufhin eine Scheibe der Ranger-Station ein, verschanzt sich in dieser, ruft per CB-Funk um Hilfe und wendet sich einer ebenfalls gefundenen Flasche Whiskey zu. Irgendwann erscheint tatsächlich ein Motorrad-Cop (Joseph Lawrence) auf der Bildfläche, fast zeitgleich mit dem Psycho in seinem Pick-Up. Ein harter Kampf auf Leben und Tod entbrennt, bei welchem ihr der Gesetzeshüter nur bedingt tatkräftig beizustehen vermag. Auf keinen Fall will sie als eine der unzähligen am schwarzen Brett hängenden Vermisstenmeldungen enden…
Ich gehe mal davon aus, dass keiner (aus den verschiedensten Gründen) gerne eine öffentliche Raststätten-Toilette aufsucht – obwohl es Männer in dieser Beziehung natürlich leichter haben. „Rest Stop“ eröffnet innerhalb der Flower-Power-Ära, als eine Frau in einer solchen Räumlichkeit angegriffen und im Anschluss verschleppt wird, ohne dass ihr das spärliche Schloss der dünnen Kabinentür ernsthaften Schutz bieten kann oder jemand überhaupt die Tat bemerkt. Jegliche Ereignisse, die späteren (in der Gegenwart) selbstverständlich eingeschlossen, entfalten sich konsequent in einem bestimmten Umkreis dieser Location. Einmal betreten, wirkt es so, als gäbe es kein Entrinnen mehr, als würde dies eine unsichtbare Macht verhindern. Alle Wege scheinen dorthin zurück zu führen, fast so wie in der guten alten „Twilight Zone“ – ein Gefühl, das sich mit der finalen Pointe in perfektem Einklang befindet. Neben diesem bewusst isoliert gehaltenen Hauptschauplatz, welcher manchem Zuschauer gewiss zu eingeschränkt vorkommen dürfte, erhält man einen kurzen Blick ins Innere eines alten Schulbusses, in dem der Killer seine Opfer für gewöhnlich foltert und aufbewahrt, sowie eine Fahrt im RV, welche man für arg zusammenhangslos im Geschehen eingebettet halten könnte, wenn nicht das DVD-Bonusmaterial-Segment „Scotty´s Blog Exposé“ nachträglich eine durchaus plausible Legitimation liefern würde – nichtsdestotrotz ist die Sequenz schön bizarr und trägt insofern brauchbar zur allgemeinen Grundstimmung bei.
Die Hauptrolle wird von der attraktiven Jaimie Alexander (TV´s“Watch over Me“/“the Other Side“) verkörpert, auf deren Schultern ein Großteil des Gewichts dieser Produktion lastet, da sie in fast ausnahmslos jedem Moment im Mittelpunkt steht. Nicole ist kein rein süßes Geschöpf, das man von Minute eins an in sein Herz schließt: Nein, anfangs wirkt sie eher distanziert, was sich im Verlauf nur geringfügig bessert – allerdings fühlt man unweigerlich mit ihr, was nicht nur daran liegt, dass sie ein hübsches weibliches Wesen in Gefahr ist. Ihre stetige Wandlung (Tochter aus einem behüteten Elternhaus durchlebt zig schockierende Erlebnisse und entwickelt sich zu einer toughen Heroine) folgt routiniert den ausgelegten Genre-Schienen, wobei Jaimie einige emotionale Spitzen nicht optimal meistert – dennoch kann man sich im Endeffekt kaum über ihre Leistung beschweren. Manch eine Entscheidung mag etwas schwer nachvollziehbar sein (z.B. sich angesichts ihrer Lage dem Alkohol zuwenden), doch wer weiß, wie man selbst in einer solchen Extremsituation reagiert – darüber hinaus gefiel mir die realistische Ausrichtung der meisten ihrer Verhaltensweisen. Joey Mendicino spielt okay, nur ist Jess eine dieser unsympathischen Figuren, denen man keinen Augenblick lang nachtrauert. Dass Mädels wie Nicole auf solch rebellische Typen stehen, kann man nachvollziehen, aber ich behaupte mal, dass sie ihn, sofern sie L.A. erreicht hätten, rasch in den Wind geschossen hätte. Neben den Mitgliedern der „freaky Family“ (Ma´, Pa´, zwei Jungs, die wie ältere Damien-Klone aussehen, und der deformierte, zwergenhafte Scotty), welche wahrhaft kollektiv ihren Zweck erfüllen, bleibt auf jeden Fall noch Joseph “Joey“ Lawrence (“Killer Pad“/“Love Rules!“) zu erwähnen: Wer zur Hölle ist auf die Idee gekommen, ausgerechnet ihn zu besetzen?! Nun gut, er wollte wohl seinem Image entgegenwirken und hat sich zu diesem Zweck sogar ne Glatze rasiert – dem ungeachtet, ist und bleibt er weiterhin der uncoole Typ aus der Serie „Blossom“! Eingangs musste ich überlegen, woher ich die Gestalt kenne, welche den auftauchenden Officer mimt – und als es mir dann einfiel, hat es mich umso mehr von seiner Darbietung abgelenkt, obwohl er eigentlich verhältnismäßig solide agiert und eine ganze Menge durchmachen muss. Die „Punchline“ seines Auftritts ist im Übrigen ein absolut starkes Stück – ehrlich!
„Rest Stop“ ist eine düster-dreckige Kombination aus Psycho-Schocker, Folter-Flick, Survival-Thriller sowie „old School“-Terror-Streifen im „stalk`n´slash“-Stil – garniert mit einem „supernatural Touch“. Als ich im Vorfeld von letzterem erfuhr, musste ich spontan an „Reeker“ denken, nur ist der übernatürliche Einschlag vorliegend deutlich geringerer Natur, beinahe kaum der Rede wert. Die Sache ist bloß die, dass er all jenen einen Strich durch die Rechnung macht, welche eine hundertprozentig logische Entwicklung erwarten. Ein wenig Toleranz, so wie man sie auch bei sonstigen Horror-Geschichten aufbringen muss, dann wird das Sehvergnügen eigentlich in keiner Weise getrübt. Einige Hintergründe, zum Beispiel bezüglich der Herkunft des Killers, bleiben ein Geheimnis – man erfährt nie, wer oder was er im Grunde ist. Wie gesagt: Mich hat das nicht gestört. Im Gegenteil, schließlich bin ich für jede brauchbare Abweichung vom gängigen Schema dankbar, da dieses Vorgehen zugleich ein nicht unwesentliches Maß an Vorhersehbarkeit verhindert – besonders weil die Prämisse und viele der Zutaten sowie Handlungsabläufe nicht gerade neu sind, vgl. „Wrong Turn“, „Joy Ride“, „TCM“, „Haute Tension“, „Spoorloos“ bzw „the Vanishing“, „Jeepers Creepers“, „Wolf Creek“ (etc).
Es handelt sich hierbei, nach der „X-Files“-Folge „Underneath“ (2002), um das Spielfilmdebüt von John Shiban, der ebenfalls das Skript verfasste und zuvor (u.a.) als Autor und Produzent an Nispel´s „Frankenstein“-Pilot sowie den TV-Serien „Harsh Realm“, „the Lone Gunman“ und „Enterprise“ beteiligt war. Sein Inszenierungsstil weist keinerlei Überraschungen auf, sondern bedient sich den gängigen Zutaten: Dreckig, düster, „grainy“ und brutal, dennoch nie einen billigen Eindruck hinterlassend. Technisch hochwertig, optisch ansprechend umgesetzt, erinnern einige Einstellungen trotzdem unverkennbar an die TV-Herkunft des Regisseurs. Das Einstiegsdrittel ist (wie so oft) verhältnismäßig ruhig ausgefallen (immerhin bekommt der Betrachter in dieser Phase eine ausführliche „T&A“-Szene geboten), doch nachdem Jess erst einmal verschwunden ist, wird das Tempo merklich angezogen und bis zu den Credits (weitestgehend) aufrecht erhalten. Wirklich gruselig oder mit grandiosen Jump-Scares gesegnet ist das ganze Treiben zwar nicht, relativ reich an Atmosphäre hingegen schon. Einzig ein Gespräch zwischen Nicole und dem übel zugerichteten Cop hätte man getrost kürzer fassen können, zumal die betreffenden Dialogzeilen nahezu belanglos sind und man sich an der Stelle noch immer darüber ärgert, dass Joey Lawrence den Part ergattert sowie eben dieser vor seiner schweren Verletzung etliche verflucht dumme Aktionen gebracht hat – allen voran das Wagen eines Ansprechens des Killer-Verdächtigen, ungeachtet Nicole´s Warnung und der zweifelsohne bekannten Tatsache, dass in dieser Gegend ständig Leute verschwinden. Nun gut – dafür ist sein Abgang am Ende des Leidenswegs ein bösartiger Kracher. Apropos: An der Gewalt und ihrer Darstellung gibt es nichts auszusetzen. Die Make-up-Effekte sind „schön“ realistisch – sie reichen von Headshots, abgetrennten Fingern und Zungen bis hin zu Folterungen mit Tackern, Cuttern sowie einer elektrischen Bohrmaschine. Bloody good Stuff – Zartbesaitete sollten sich gewarnt fühlen!
Shiban´s Drehbuch ist restlos oberflächlich und greift überwiegend auf verbrauchte Ideen zurück (kein Handy-Empfang, ein Verlassen der Hauptstraße zwecks Abkürzung etc), die untrennbar mit diesem Genre verbunden zu sein scheinen. Wer das Sichten offen angeht, kann sich zumindest an den übernatürlichen, für Abwechslung sorgenden Einschüben erfreuen, welche die Hintergründe dienlich verschleiern – jene werden zudem nie aufgeklärt, man muss sich selbst einen Interpretationsansatz suchen. Nicole vertritt die Meinung, dass das Leben aus einem ständigen Kampf mit den eigenen persönlichen Dämonen besteht, den es für sich zu gewinnen gilt – das ist die Ausgangsbasis, aber keine Universallösung. Der Pick-Up-Fahrer ist zweifelsohne mehr als nur ein irrer Hillbilly – Tracy´s Erzählungen sowie die Botschaften an den Wänden unterfüttern das und wecken zugleich Neugier. Mein persönlicher Höhepunkt war unumstößlich die Begegnung der beiden jungen Damen, denn diese intensive, glaubwürdig gespielte Sequenz geht einem unweigerlich nahe und hinterlässt eine nachhaltige Impression. Was mich ebenso ansprach, war eine gelegentlich zu hörende Country-Version von „Amazing Grace“ und die Action-Ausrichtung des Finales – selbst der Cliffhanger-Kniff wusste (mir) zu gefallen, und ich bin froh darüber, dass man keine der (konventionellen) alternativen Enden verwendet hat!
Fazit: „Rest Stop“ ist ein unebenes, jedoch unterhaltsames Werk, über das man nicht allzu viel nachdenken sollte. Das Skript vermag die knackig und kompakt gehaltene Laufzeit von rund 80 Minuten zwar mit keinen neuen Impulsen zu versehen, dafür kann man sich (u.a.) an reichhaltig präsentierten Gewalttaten, einer ungeschliffenen Atmosphäre sowie etlichen „what-the-fuck“-?!?-Momenten „erfreuen“ – Originalität sucht man allerdings (leider) vergebens. Mal sehen, was die kommenden „Raw Feed“-Veröffentlichungen so reißen können – dieser hier spreche ich jedenfalls solide „6 von 10“ zu.

Die deutsche DVD-Veröffentlichung ist "cut"! Wer will, kann aber bedenkenlos zur RC1 greifen, die zudem in einem netten Pappschuber daherkommt. Man muß dabei allerdings darauf achten, die "Unrated"-Fassung zu erwischen. Als BluRay ist der Film ebenfalls (ungeschnitten) in den USA zu haben.







