
Originaltitel: The Omen
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1976
Regie: Richard Donner
Darsteller: Gregory Peck, Lee Remick, David Warner, Billie Whitelaw, Harvey Stephens, Patrick Troughton, Martin Benson, Robert Rietty, Tommy Duggan, John Stride, Anthony Nicholls, Holly Palance, Roy Boyd, Freda Dowie, Sheila Raynor
Geschrieben am 08.09.2004
Bei liquid-love.de veröffentlicht am 06.06.06! Buarharharhaaaaaaaaaa!!!
"Das Omen" gilt als Klassiker, wird aber doch in der Regel eine Klasse tiefer eingestuft als die Über-Filme des Genres wie etwa "Der Exorzist". Meiner Meinung nach wird diese Einschätzung dem Film durchaus gerecht.
Gegenstand des Filmes ist das personifizierte Böse, nämlich der Antichrist, geboren als Damien Thorn um sechs Uhr morgens am 6. Juni. Dabei deutet alles auf ein normales Kind hin, mit den gleichen Interessen wie seine Altersgenossen. Irgendwann aber passieren in seiner Umgebung unheimliche Dinge. Schon bald sterben Menschen, die mit ihm in Kontakt kommen, auf unerklärliche Weise. Damiens Eltern suchen nach Hilfe. Ein Fotograf scheint der Wahrheit auf der Spur zu sein, denn seine Fotografien zeigen Hinweise, wer als Nächster sterben wird. Doch was hat Damien damit zu tun?
Die Grundgeschichte basiert auf dem Christentum. Damit ist "das Omen" ein typischer Horrorfilmvertreter seiner Zeit. Insofern konnte er also keine Innovationen setzen, zumal andere Horrorfilme mit religiösen Elementen schon vorher Zeichen setzen konnten. Richard Donners Inszenierung der Geschehnisse sorgte aber mit einigen frischen Ideen dafür, dass der Film auch noch fast 30 Jahre nach Entstehung für Gesprächsstoff sorgt.
Das eigentlich Reizvolle ist natürlich die Hauptfigur Damien. Er wird als normales Kind dargestellt und zunächst einmal von allen Dimensionen des Bösen und des Guten isoliert. Damien ist noch ein Kleinkind und damit befreit von jeglichen sozialen Institutionen, die erst zu einem Bewußtsein davon führen, was gut und was schlecht ist.
Das Böse tritt also auf als eine unsichtbare Macht, die sich im Körper eines grundsätzlich unschuldigen Menschen einnistet, der am Sechsten des sechsten Monats um sechs Uhr geboren wurde.
Damien fungiert somit als Instrument oder Medium (na ja, nach Marshall McLuhans Medientheorie wohl eher nicht, aber wir wollen hier keine Mediendiskussion führen), man könnte auch sagen als leere Hülle, durch die das Böse in der Lage ist, in die Welt zu gelangen.
Entsprechend dieser Konstellation ist der besondere Clou, dass man sieht, wie der unschuldige Junge mitsamt seinem kompletten Umfeld in den Sog der Dunkelheit gezogen wird, ohne dass er selbst etwas dagegen tun kann. Die Parallelen zum Exorzisten sind hier kaum von der Hand zu weisen. Auch hier wurde ein unschuldiges Mädchen vom Bösen eingenommen.
Rein inszenatorisch unterscheiden sich beide Filme dennoch genug voneinander, damit man oberflächlich betrachtet nicht so schnell auf die Idee kommen wird, sie zu vergleichen. So zeigen sich beim Omen die schrecklichen Ereignisse weniger in der Person Damiens selbst (weder kotzt er Erbsensuppe, noch krabbelt er im Spinnengang die Treppe hinunter) als vielmehr in seinem Umfeld. Nicht selten werden auch Naturphänomene (der plötzliche Sturm und die Kirchsturmspitze) und die Verhaltensweisen von Tieren negativ beeinflusst (die Paviane im Zoo).
Als "Helfer" des Antichristen werden verschiedene Tiere präsentiert, die geschichtlich als Diener des Bösen gelten, wie etwa der schwarze Rabe oder der Rottweiler. Diese Tradition hat sich bis heute fortgesetzt (siehe auch "Spawn", ein Comic über eine Höllenkreatur, die ihre Kräfte ebenso aus Geschöpfen der Nacht bezieht).
Als Eckpfeiler des dramaturgischen Aufbaus fungieren in jedem Fall die Todesszenen, die teilweise recht explizit ausgefallen sind. Neben der Pfählung und dem Strick sticht hier vor allem die Fensterscheibenszene hervor, die vor 28 Jahren durchaus effektiv gewirkt haben muss. Dennoch ist die Herunterstufung auf FSK16 mehr als gerechtfertigt, da weder der Brutalitätsgrad noch eine eventuelle Wirkung auf Jugendliche eine höhere Einstufung rechtfertigen würde.
Die Idee mit den Fotos ist sehr gelungen. Wenn man z.B. einen nicht sehr deutlichen Strich am Hals einer fotografierten Person sieht, fragt man sich, wie diese Person schließlich sterben wird. Das führt dazu, dass man in jeder Szene auf die betroffene Person aufpasst und die eigentliche Sterbeszene dadurch umso schockierender daherkommt.
Die Sets sind sehr vielseitig und atmosphärisch. Da gibt es Kirchen, offene Parks, das weiträumige Haus oder auch den Zoo. Die atmosphärischste Szene spielt aber auf dem Friedhof, als Damiens Vater das Grab öffnet.
Zu den Schauspielern: wie schon angedeutet, hat der Darsteller des Damien die wichtigste Rolle. Leider kann er nicht immer überzeugen, was aber auch nicht verwunderlich ist. Schließlich galt es hier, ein gewöhnliches Kind darzustellen, in dem das Böse schlummert, das aber nicht äußerlich, d.h. an seiner Mimik zu erkennen ist. Für ein Kind ist eine solche Rolle schon fast nicht zu bewältigen; es sei denn, man hat ein Genie wie Haley Joel Osment zur Verfügung. Aber die wachsen ja auch nicht auf Bäumen.
Gerade die Schlußszene, als sich Damien grinsend der Kamera zuwendet, ist absolut unpassend und von Regisseur Donner ursprünglich auch nicht intendiert gewesen. Laut Donner konnte sich der Kleine einfach das Grinsen nicht verkneifen, und irgendwann habe er sich gedacht, dass dieses teuflische Grinsen gar nicht mal so schlecht wäre. So hat er es beibehalten, was meines Erachtens ein Fehler war. Denn diese Einstellung wirkt doch recht albern, alleine deswegen, weil das Grinsen eine Bewußtheit impliziert, die bei dem jungen Damien noch gar nicht ausgereift sein konnte (selbst in Teil 2 handelte es sich noch um einen normalen Jungen; erst im dritten Teil manifestierte sich das Böse am Ende auch explizit in Damiens Verhaltensweisen). Hiermit wird die gesamte Aussage des Films radikal umgeformt.
Gregory Peck gibt eine gewohnt solide Leistung ab, ebenso wie Lee Remick. David Warners Gesicht wird sich der Zuschauer aber vorwiegend eingeprägt haben.
Keine Frage, "Das Omen" ist klasse, aber nicht erste Klasse. Dazu fehlt doch die Einzigartigkeit, die etwa dem Exorzisten anhaftet. Dennoch lieferte Donner ein spannendes Stück Horror, der weitestgehend auf psychischer Ebene seine Wirkung entfaltet. Besonders erschreckend ist die Vorstellung, einem hilflosen Jungen beim Heranwachsen zum Antichristen zuzusehen. Das führt zu einem Gefühl einer universellen Melancholie und Hoffnungslosigkeit, wie sie auf ähnliche Weise schon bei "Dawn of the Dead" zur Geltung kam.

Auf DVD seit längerer Zeit ungeschnitten in der Omen Trilogie oder einzeln von 20th Century Fox erhältlich, wurde Ende 2005 noch eine Quadrilogy mit dem fürs TV produzierten vierten Teil nachgeschoben.