Originaltitel: Bangkok Dangerous
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Oxide Pang Chun & Danny Pang
Darsteller:
Nicolas Cage, Shahkrit Yamnarm, Charlie Yeung, Panward Hemmanee, Nirattisai Kaljaruek, Dom Hetrakul, ...
Trailer:
http://www.imdb.com/video/imdb/vi2746351897/
Im Jahre 1999 lieferten die Zwillingsbrüder Danny und Oxide Pang (Chun) in Gestalt des dramatischen Action-Thrillers „Bangkok Dangerous“ ihre erste gemeinsame Regiearbeit ab – und obgleich jene visuell anregend umgesetzte thailändische Low-Budget-Produktion unterm Strich weder als sonderlich originell noch umfassend gelungen bezeichnet werden kann, erregte sie dennoch internationale Aufmerksamkeit und legte im Zuge dessen den Grundstein der seither recht ansprechend verlaufenden Karriere(n) des kreativen wie fleißigen cineastischen Familienduos.
Bestbekannt für ihren creepy Horror-Streifen „the Eye“ („Gin Gwai“) sowie dessen ersten zwei Fortsetzungen, wurden irgendwann natürlich auch die Verantwortungsträger in Hollywood auf sie Aufmerksam: Ihre effektive Inszenierungsweise passte sehr gut ins Bild der amerikanischen Traum- Schrägstrich Profit-Fabrik, ihr genereller Hang zu „Style over Substance“ ohnehin – und so sicherte man sich relativ zügig die Rechte für eine Neuversion jenes genannten Grusel-Hits, welche das französische Gespann David Moreau und Xavier Palud („Ils“) letztlich realisierte, während die Pangs bei Sam Raimi´s „Ghost House“-Schmiede für die Umsetzung des Horror-Thrillers „the Messengers“ (2007) unterschrieben. Zwar entpuppten sich die Werke jeweils als solide wie einigermaßen unterhaltsame Genre-Kost – allerdings mangelte es ihnen auffällig an einer individuellen Handschrift, was gerade angesichts der beteiligten Regisseure umso stärker enttäuschte und sich gewiss nicht maßgeblich auf die in beiden Fällen nachträglich verordneten Re-Shoots zurückführen lässt.
Bei ihrem zweiten US-Projekt, dem hier nun vorliegenden, von Skriptautor Jason Richman („Bad Company“) verfassten Remake ihres 1999er Debüts, begaben sich die Brüder hingegen von Anfang an starker auf vertrautes bzw sichereres Terrain: Mit einem „Oscar“-Preisträger in der Hauptrolle und einer mehr als ausreichenden Budgethöhe im Rücken, war es ihnen möglich, eine Variante ihres eigenen Materials an Originalschauplätzen im Lande ihrer Herkunft unter Beteiligung einer weitestgehend einheimischen Cast&Crew anzugehen. Waren ihre Bemühungen erfolgreich? Ist es ihnen vielleicht sogar gelungen, einige Verfehlungen des Originals im Rahmen dieser neuerlichen Chance zu richten?
Let´s find out…
Joe (Nicolas Cage), ein international aktiver Profikiller weniger Worte, dessen Ruf ebenso makellos wie seine Treffer- bzw Erfolgsquote ist, lebt nach vier einfachen Grundregeln, welche ihn, in Kombination mit seinem Geschick, seiner Erfahrung und eisernen Disziplin, innerhalb seines schmutzigen Tätigkeitsfelds über die Jahre hinweg zu einem „führenden Anbieter“ dieser „kriminellen Dienstleistung“ werden ließen: Stelle keine Fragen, zeige kein (privates) Interesse an Personen außerhalb des beruflichen Umfelds, hinterfrage nie, was richtig oder falsch ist, und erkenne bloß den passenden Moment, um den Ausstieg anzugehen – im Optimalfall genau auf der winzigen Spitze des Erfolges, unmittelbar bevor man zu zögern, zweifeln und Fehler zu begehen beginnt. Aktuell scheint sich dieser Punkt für ihn allmählich immer klarer abzuzeichnen – ein letzter, mit einer zweistelligen Millionensumme dotierter Job soll nun den Schlussstrich unter dieses Kapitel setzen, welches sein Leben lange dominiert sowie ihn simultan von seiner Umwelt geradezu isoliert gehalten hat…
Von den Russen empfohlen, soll er in Bangkok für eine lokale Unterweltgröße (Nirattisai Kaljaruek) insgesamt vier Personen töten, deren Identitäten man ihm (seiner Ankunft folgend) über einen eng gefassten Zeitraum nacheinander mitzuteilen gedenkt. Um den Kontakt zwischen Auftraggeber und Attentäter weitestgehend anonym sowie auf ein absolutes Minimum begrenzt zu halten, nutzen beide Seiten die Hilfe eigener (als „entbehrlich“ angesehener) Mittelsleute – zu diesem Zweck heuert Joe den windigen Straßendieb Kong (Shahkrit Yamnarm) an, um so die Kommunikation mit der Abgesandten des Klienten, einer hübschen Nachtclub-Tänzerin namens Aom (Panward Hemmanee), aufrecht zu erhalten. Souverän begibt sich der Killer daraufhin rasch ans „bestellte“ Werk, verletzt sich aber beim Entfernen von einem der Tatorte am Arm und lernt auf diese Weise, nämlich als er sich im Anschluss etwas zum Behandeln der Wunde erwirbt, die taubstumme Apothekerin Fon (Charlie Yeung) kennen – ihre charmante wie lebensfrohe Art wird ihm künftig nicht mehr aus dem Sinn gehen…
Fon ist allerdings nicht der einzige Faktor, der fortan Joe´s Fokussieren auf seine eigentlich volle Konzentration erfordernde Profession erschwert: Als Kong herausfindet, dass sein Boss (in diesem speziellen Fall) primär Unterweltler (also „schlechte Menschen“) aus der Welt schafft, greift die Idee von ihm Besitz, das auch unbedingt tun zu wollen, worauf er ihm gegenüber den Wunsch äußerst, ebenso in die Kunst des Tötens eingeführt zu werden. Eingangs lehnt Joe das natürlich strikt ab – aber als sich Kong entschieden für ihn einsetzt, somit sein Vertrauen gewinnt und sich gar selbst in direkte Gefahr begibt, willigt er schließlich doch noch ein und macht ihn zu seinem Protegé, welchen er von da an (praktisch wie theoretisch) auszubilden beginnt. Quasi im Gegenzug erhält er bislang unbekannte Einblicke in die thailändische Kultur geboten, spürt in Fon´s Nähe erstmals in ihm erkeimende (menschliche Glücks-) Gefühle, fängt sich zu verändern an und bricht nacheinander all seine ihm bislang immerzu Sicherheit bietenden Regeln. Kurzum: Schnell wird vieles äußerst kompliziert – besonders dann, als sich sein letztes Ziel als ein unter der Bevölkerung sehr beliebter Politiker herausstellt und seine zunehmend nervöser werdenden Hintermänner ihn zu einem „inakzeptablen losen Ende“ erklären…
„Bangkok Dangerous“ (2008) eröffnet in der tschechischen Hauptstadt, Schauplatz eines von Joe im Schutze der Dunkelheit und des (den Schuss übertönenden) Klangs einer Kirchenglocke durchgeführten „Jobs“ – wie auch mit einem dem Publikum die Grundsätze, nach denen er lebt und handelt, darlegenden Voiceover, welches Cage in seiner gewohnt emotionslos wirkenden Stimme bzw Tonlage spricht, die hier jedoch hervorragend mit dem auf diesem Wege dargelegten Inhalt sowie der gesamten Beschaffenheit seines Parts harmoniert. Selbstverständlich weiß der Zuschauer dadurch sofort, dass er unter Garantie nun von seinem bislang strikt gehaltenen Pfade abweichen wird – vermutlich aufgrund irgendwelcher neuen Faktoren oder Gegebenheiten, die in den Wirkungskreis seiner Existenz treten. Ein Profikiller mit inneren (Gewissens-) Konflikten, der einen finalen Auftrag annimmt, nach dem er dann aussteigen, die Früchte seiner Mühen ernten und endlich mal das „normale Leben“ kosten will – klingt vertraut und nicht sonderlich originell? Richtig. Aber was ist das heutzutage schon? Jene Gedanken beschäftigen ihn jedenfalls bereits des Längeren, rücken jetzt allerdings stetig konkreter in förmlich greifbare Nähe. Dass er Fon und Kong in genau dieser kritischen Phase begegnet, wirkt sich wie ein Katalysator aus und wühlt im Verborgenen gehaltene Überlegungen und Sehnsüchte auf, welche er, sind sie erst einmal an die Oberfläche gedrungen, fortan nicht mehr auszublenden vermag – was unweigerlich eine Reihe (teils gravierender) Konsequenzen mit sich bringt…
Da Joe von der ersten Minute an als knallharter desillusionierter Killer (mit depressiven Neigungen) in die Geschichte eingeführt wird, der im Dienste mehr als zwielichtiger Individuen des Geldes wegen tötet, wird der Aufbau einer Verbindung (etwa auf Sympathie-Basis) zu ihm ungemein erschwert – zumal sich seine gezeigten Emotionen stark in Grenzen halten, er die meiste Zeit schweigsam vor sich hin grübelt und es dem Autor zudem einfach nicht gelingen wollte, Verknüpfungen zu seiner (im Prinzip vollständig ausgeklammerten) Vergangenheit herzustellen, welche gewissermaßen als stützendes Fundament seiner ihn gegenwärtig innerlich zerfressenden (Zwangs-) Lage hätte dienen können. Die Figur ist in erster Linie ernst und düster angelegt worden, wobei aber gelegentlich Anflüge von Verletzlichkeit durch die Risse seiner schützenden Fassade hindurchschimmern, welche er bislang immerzu (u.a.) in Form eines vordergründig-sarkastischen Zynismus sowie einer seinen Mitmenschen gegenüber gehaltenen Distanz stärkte. Eine Entwicklung seines Charakters ist entsprechend vorhanden – bloß verhindert die erwähnte Distanz zu ihm, dass spezielle Elemente in dieser Hinsicht, zu denen leider auch das Ende des Streifens zählt, optimal funktionieren.
Verkörpert wird Joe von Nicolas Cage („Leaving Las Vegas“), der nach Werken wie „Deadfall“, „Con Air“ oder „Next“ mal wieder eine furchtbare Frisur zur Schau stellt und hier außerdem als einer der Produzenten fungierte. Ohne groß gefordert zu werden, agiert er solide und lässt sporadisch gar einige feine schauspielerische Nuancen erkennen, die uns daran erinnern, zu was der Mann eigentlich fähig ist, wenn man ihm denn mal das richtige Material dafür zur Verfügung stellt (vgl. „Adaptation“ oder „the Weather Man“). Darüber hinaus ist es, denke ich, im Grunde genommen überflüssig anzuführen, dass er in den Action-reicheren Szenen einen überzeugenden Eindruck hinterlässt. Als „seine Angebetete“ ist die in Hong Kong geborene Charlie Yeung („New Police Story“) zu sehen: Ihr Portrait der taubstummen wie liebevollen Fon umschifft gekonnt die befürchteten Klischees eines solchen Parts – zum Beispiel dass es sich bei ihrem Zustand um ein reines „Plot-Gimmick“ handelt. Sie gefiel mir gut. Die zarten Interaktionen zwischen ihr und Joe wirken, einigen tendenziell unfreiwillig komischen Augenblicken (wie bei einem Dinner mit scharfen Speisen oder dem Besuchen ihrer Mutter) zum Trotz, meist glaubwürdig – und der (emotional intensive) Wendepunkt ihrer Beziehung ist der mit Abstand beste Moment des ganzen Films! Kong wird von Shahkrit Yamnarm („Belly of the Beast“) ordentlich gespielt, wandelt sich allmählich hin zu einer Persönlichkeit, die doch nicht so eindimensional wie anfangs befürchtet ist, und wird zum Schüler des Killers – inklusive der für das Genre typischen Trainings-Montagen. Was er dabei aber nie wirklich zu begreifen scheint, ist dass sein Lehrer eben kein „moderner Robin Hood“ ist, der nur Kriminelle ausschaltet, sondern jeden tötet, der ihm als Ziel genannt wird, ohne sich weiter mit dem Drumherum zu beschäftigen. Dass er und seine weibliche Kontaktperson auf der Gegenseite (Aom) sich im Verlauf ebenfalls näher kommen, ist natürlich nicht gerade clever, allerdings einigermaßen nachvollziehbar, denn das thailändische Model Panward Hemmanee („Hor Taew Tak“) ist schon ziemlich attraktiv und sexy. Dom Hetrakul („Vampires: the Turning“) und Newcomer Nirattisai Kaljaruek agieren jeweils okay als verunsichert-nervöse Baddies, für die ein politisches Attentat doch möglicherweise eine Nummer zu groß ist…
Ohne einem größeren Werbeaufwand oder zuvor abgehaltenen Presse-Screenings, dafür aber mit einem zensierten Poster, das (unverständlicherweise) seitens des Verleihs dennoch in Umlauf gebracht wurde und in seiner jetzigen Form (nachdem man die ursprünglich zu sehende Waffe wegretuschieren musste) recht merkwürdig ausschaut, bescherte „Lionsgate“ dem Werk an einem traditionell schwachen Startwochenende eine auffällig „lieblose“ US-Kino-Veröffentlichung, welche aber immerhin zu einer „No.1“-Box-Office-Platzierung führte, die allerdings mit einem Einspielergebnis von nur knapp 7,8 Millionen Dollar (zu denen ich übrigens höchstpersönlich 12 beigetragen habe) relativ glanzlos ausfiel. Ein Kritiker schrieb nach seinem Sichten, diese „Bangkok Dangerous“-Version sei quasi die „Touristen-Variante“ des Originals – womit er gar nicht mal so Unrecht hat. Die Handlung wird aus der Perspektive eines Fremden präsentiert, der ohne jegliche emotionale wie geographische Verbundenheit in der Titel-gebenden Stadt eintrifft, um nichts weiter als seiner Arbeit (frei von Ablenkungen) nachzugehen: Eingangs beschreibt Joe die Metropole als ein überbevölkertes, korruptes, unübersichtliches wie kriminelles Pflaster – also in einer Weise, wie sie viele auf den ersten Blick sehen. Später jedoch, als ihm Fon die Augen (in mehr als nur einem Sinne) öffnet, etwa indem sie ihn in einen Tempel oder zu einer traditionellen Tanzveranstaltung mitnimmt, werden ihm die hinter der dreckigen Fassade vorhandenen schönen Dinge (Bräuche, Land, Leute etc) zunehmend bewusster. Entsprechend verringert sich auf diesem Wege seine Isolation, was gut mit seiner persönlichen Entwicklung harmoniert: Nicht bloß äußerlich hebt er sich von der einheimischen Bevölkerung ab, die Kultur ist ihm vollkommen fremd – bis ihm ein Anknüpfpunkt bzw Zugang (auch zu anderen Menschen und Gefühlen) ermöglicht wird. Eine solche Situation hatte er sich lange herbeigesehnt, nur halt noch nicht zu dieser Zeit (vor seinem Ausstieg) – trotzdem will er die Chance nun nutzen und sie nicht einfach vorüberziehen lassen…
Während der zentrale Protagonist im 1999er Film taubstumm war und Kong hieß, sprach Drehbuchautor Jason Richman („Swing Vote“) jene Eigenschaften dieses Mal anderen Charakteren zu und entschied sich stattdessen für einen der Landessprache unkundigen Amerikaner als Hauptperson „seiner“ Story, in Gestalt derer er die ursprüngliche aktualisierte, ein Stück weit glättete sowie stärker dem westlichen Stil anpasste – allerdings ohne dabei auf die vorgegebenen Kerngedanken zu verzichten oder die überaus evidente asiatische Prägung des Materials zu sehr (Hollywood-typisch) zu „verwässern“. Leider war bereits das Vorgängerwerk inhaltlich weder sonderlich geistreich noch kreativ – und so kommt auch dieser „zweite Versuch“ (auf jener Ebene) nicht über eine weitere innovationsarme Variation der seit jeher bekannten „ein melancholischer Killer entdeckt sein Gewissen“-Geschichte hinaus (vgl. „Leon“, „Ghost Dog“ oder „the Replacement Killers“). Die zu diesem Zweck konzipierten Sub-Plots erfüllen zwar ihre angedachten Aufgaben, bringen den Verlaufsfluss aber des Öfteren von seinem idealen Kurs ab, indem gefühlvollere Augenblicke regelmäßig die eigentlich angenehm gradlinigen sowie zügig voranschreitenden Action- und Thriller-Sequenzen unterbrechen, was das Tempo in regelmäßigen Anständen unvorteilhaft ausbremst. Ferner mangelt es den Geschehnissen einem genügenden Grad an Tiefgang, um im erforderlichen Maße eine echte Verbindung zum Publikum aufzubauen: Ja, dank seiner sich wandelnden Einstellungen und Verhaltensweisen baut man unweigerlich einige (wenige) Sympathien zu Joe, diesem mehrfachen Mörder, auf – nur halt nicht in einer unterm Strich nötigen Ausprägung, um (zum Beispiel) dem Finale das nötige emotionale Gewicht zu verleihen, welches es letzten Endes benötigt hätte, um seine volle Kraft entfalten zu können.
Cinematographer Decha Srimantra, der in der Vergangenheit schon mehrfach für beide Pangs tätig war (vgl. „Re-Cycle“ oder „the Tesseract“), ist es gelungen, Bangkok (je nach Location und gewünschter Stimmung) sowohl ungemütlich-gefährlich als auch exotisch-anziehend erscheinen zu lassen. Meist wurde ganz bewusst ein düsterer, kalter, rau anmutender („grainy“) Look gewählt: Man glich die Bildersprache den Impressionen und gewünschten Eindrücken der oftmals nur spärlich ausgeleuchteten Schauplätze an und verzichtete auf allzu konturlosen Hochglanz – was im Prinzip die klassische Handschrift der Regisseure aus früheren Tagen markiert, wozu ebenfalls eine „gebleichte Farbpalette“ sowie verschiedene Editing- und Kamera-Spielereien gezählt werden müssen. Unterlegt mit Bryan Tyler´s („Constantine“/„Eagle Eye“) Score, der die Geschehnisse unaufdringlich wie dienlich begleitet und in entscheidenden Momenten zudem inspiriert akzentuiert, müssen die Zuschauer nach dem flotten Einstieg in Prag recht lange auf irgendwelche Szenen warten, welche die Bezeichnung „Action“ wahrlich verdienen – demgemäß sollte man seine Erwartungen lieber rechtzeitig adjustieren und sich in dieser Hinsicht nicht vom Trailer auf eine falsche Fährte leiten lassen. Es ist nämlich so, dass Joe seine Taten grundsätzlich äußerst effizient begeht: Sich unentdeckt nähern, die Zielperson töten, anschließend dann schnell wieder verschwinden – traditionelles Thriller-Terrain also. Die Spannung steigt stets immer nur im Rahmen dieser Momente kurzzeitig an – und dazwischen treten die erwähnten Tempo-Probleme an die Oberfläche. Die zweite Hälfte, in der Worte überwiegend Taten weichen, konnte mich da erheblich besser überzeugen: In ihr gibt es u.a. einen einschneidenden Vorfall in einem nächtlichen Park, eine Boots-Verfolgungsjagd mit einem stark inszenierten Ausgang, das politische Attentat, ein explosives Abwehren einer Gruppe entsandter Killer sowie schließlich den bleihaltigen Showdown zu beäugen, welcher mich zwar zu unterhalten, nicht aber genügend zu fesseln oder gar zu bewegen vermochte – was man im Grunde genommen als symptomatisch für den kompletten Film bezeichnen bzw ansehen kann. In diesem Zusammenhang möchte ich außerdem noch anführen, dass sich der Gewaltgrad alles in allem in Grenzen hält (von zwei aufgesetzt wirkenden Brutalitäten gegen Ende mal abgesehen) sowie dass sich Danny und Oxide erneut sporadisch unübersehbar an John Woo´s Stil orientierten – jedoch ohne dessen Zeitlupen-Exzesse zu übernehmen oder je den inszenatorischen Einfallsreichtum ihres Vorbilds zu erreichen…
Fazit: „Bangkok Dangerous“ (2008) empfand ich weniger als ein „übliches US-Remake“, sondern vielmehr als ein asiatisches, bei dem die Hauptrolle mit einem amerikanischen Schauspieler besetzt wurde – u.a. weil die Produktion ein unverkennbar thailändisches Flair, eine vornehmlich einheimische Cast&Crew sowie etliche in jener Sprache belassene Passagen aufweist. Diverse fernöstliche Einflüsse und Elemente, wie die verhältnismäßig kitschige Lovestory oder verschiedene sich um die Bedeutung von Elefanten rankende Begebenheiten, dürften dem westlichen Publikum mit Sicherheit etwas ungewohnt und befremdlich vorkommen, einen temporeichen Action-Kracher sollte man ohnehin auf keinen Fall erwarten. Was nun also bleibt, ist ein recht unorigineller sowie Klischee-behafteter „Profikiller-Streifen“ mit einer abgegriffenen Geschichte, der allerdings keinerlei Langeweile heraufbeschwört und letztlich (nichtsdestotrotz) einigermaßen passabel zu unterhalten vermag – wenn auch nur auf einer recht oberflächlichen Art und Weise …
knappe
---------------------------------------------------
--------------------------------
John Clark meint:
BANGKOK DANGEROUS
Nicolas Cage hats momentan nicht ganz leicht. Seine Filmauswahl war des öfteren fraglich. Mit "Bangkok Dangerous" kehrte er ins Actionthriller-Genre zurück. Leider bei uns nur mit einer DVD-Auswertung.
Inhalt:
Joe (Nicolas Cage) ist ein eiskalter und skrupelloser Auftragskiller, bekannt dafür, seine Jobs mit äußerster Anonymität und höchster Präzision zu erledigen. Kurz nachdem er in Prag einen Polizeispitzel erschossen hat, erhält Joe einen neuen Auftrag am anderen Ende der Welt. Er soll für den Gangsterboss Surat unbequeme Gegner aus dem Weg räumen. Doch nach einiger Zeit bricht Joe seine eigenen Regeln und die Dinge geraten außer Kontrolle...
Schade, wirklich Schade, war so ein schönes Werk bei uns in der Schweiz nicht im Kino zu bewundern.
Als erstes muss gesagt werden - "Bangkok Dangerous" ist ein Remake. Die Brüder Oxide und Danny Pang haben vor zehn Jahren schon das gleichnamige Original gedreht. Ich selbst kam noch nicht in den Genuss dieses Werkes. Wie ich jedoch hörte, wurde die Story minimal abgeändert - zudem die Actionszenen um einiges vermehrt. Remake-Unwort hin oder her - die 2009er-Version hat es in sich.
Als erstes zu Nicolas Cage. Seit "The Rock", "Con Air" und "Face/Off" ist er einer meiner liebsten Mainstream-Actionhelden. Aber in den vergangenen Jahren wurde es ein wenig ruhiger um ihn. Seine Rollenauswahl war auch wirklich ein wenig strange. Cage spielt in "Bangkok Dangerous" mal wieder richtig klasse. Wer in früheren Werken sein Overacting nicht ausstehen konnte, darf hier beruhigt sein. Cage ist nicht nur cool - er ist Eiskalt. Coole Sprüche gibts dieses Mal nicht. Nein, Cage spielt den Profikiller Joe absolut ruhig, stellenweise beinahe steif, und weiss genau, wann er auch einmal ein minimales Lächeln aufsetzen darf - und noch besser weiss er, wie er in einer Actionsequenz wirken muss. Cage macht hier einen echt guten Job. Auch dem Rest des Casts, der mir grösstenteils noch unbekannt ist, wirkt glaubhaft.
Der Film ist aber kein reines Actionspektakel. Nein, der Film baut eine ruhige und glaubhafte Atmosphäre auf. Wir dürfen Joe quasi über die Schulter sehen. Im Off erklärt uns Joe, was es braucht, um seine Arbeit zu erledigen - auf was er achten muss - was seine Regeln sind. Die Pang-Brüder, die sich die Regie teilten, wussten genau, was sie wie inszenieren mussten. Der Film wirkt wie ein absoluter Hochglanz-Thriller. Szenen wurden jeweils stylisch in diversen Farben beleuchtet - sei es nun ganz rot, oder mit einem schönen Blaustich.
Einen Hauch John Woo erkannte ich in der Figur der taubstummen Apothekerin, mit welcher Joe anbandelt. Erinnerungen an "The Killer" wurden kurz wach.
Und gegen Ende des Films zogen die Pangs dann das grosse Portemonnaie raus und Cage durfte Killen was das Zeug hält.
Fazit: "Bangkok Dangerous" wäre eine Kinoauswertung mehr als wert gewesen. Ein schöner, harter und lauter Film.
