Dank Oliver Stone erhält man einen netten sowie auf vielerlei Fakten gestützten Einblick hinter die (hauptsächlich durch die Medien bekannte bzw. vermittelte) Fassade des 43. US-Präsidenten - quasi ein typisches (nicht übermäßig tiefgründiges) Biopic mit einer Prise Satire. Wer eine Komödie erwartet, der ist also genauso falsch aufgehoben wie solche Zuschauer, die sich eine ernste oder auch bösartig-bissige Auseinandersetzung mit der Person "W" erhoffen...
Mit einem Augenzwinkern wird die Geschichte seines Weges bis hin zu seiner Amtszeit im White House erzählt, wobei der Film zwischen dieser und der Vergangenheit regelmäßig hin und her springt (quasi chronologische Rückblenden bis zu jener Gegenwart). "Jr" wird als eine fast tragisch-komische Figur präsentiert, die stets im Schatten des Vaters (bzw. der Familiengeschichte allgemein) stehen musste und trotz seiner Verfehlungen durchaus irgendwann eine gewisse Willensstärke an den Tag legte, sein Ziel zu erreichen - es sich, "Poppy" und allen anderen zu beweisen, dass er zu mehr fähig ist, als nur ein Baseball-Team zu leiten. Er ist einem durchaus sympathisch - und genau das ist es ja auch, das ihm damals viele seiner Wahlstimmen (2x) einbrachte: Er ist einer aus der Mitte der Bürger, kein "kalter Bürokrat" oder "Messias". Dass er nicht die hellste Leuchte ist, weiß er selbst - er hat halt seine Leute, die ihm helfen, das irgendwie zu packen (wie seinen Redeschreiber Karl Rove), und in einer Szene bittet er Cheney auch darum, vor den anderen sich etwas zurückzuhalten und ihn nicht zu "überstrahlen". Er braucht diese Leute - fraglos - und das weiß er, weshalb er ihnen extrem viel Spielraum gewährt.
Die Besetzung ist einfach klasse und mit auffällig vielen bekannten Gesichtern bestückt: Manche Performances sind schlichtweg großartig, wie z.B. Josh Brolin als "W" oder Richard Dreyfuss als Cheney, andere hingegen funktionieren irgendwie nicht, wie Thandie Newton als Condoleezza Rice oder Ioan Gruffudd als Tony Blair ... Elizabeth Banks gefiel mir ebenfalls sehr als Laura Bush, was aber mehr an ihrer Art lag.
Handwerklich absolut solide inszeniert, unterhaltsam (besonders die Sitzungen von "W" mit seinem Stab ragen da heraus), inklusive einiger Spitzen (der Spruch wider G.Schröder wusste mir z.B. zu gefallen) und nie langweilig, aber auch nicht allzu tiefgründig und beileibe nicht sonderlich bissig oder so - in dieser Weise lässt sich der Film ganz gut umschreiben. Wirklich neue Infos hab ich nicht erhalten (okay, ich hab mich auch konstant mit der Materie beschäftigt gehabt), und ich denke, es wäre besser gewesen, noch etwas mit der Realisierung des Projekts zu warten, um so die gesamte Amtszeit abzudecken - aber als Unterhaltungswerk funktioniert Oliver Stone´s Streifen (unterm Strich betrachtet) durchaus gut.
