
Originaltitel: Savate
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1994
Regie: Isaac Florentine
Darsteller: Olivier Gruner, James Brolin, Marc Singer, Ian Ziering, Michael Palance, Ashley Laurence, Donald Gibb
Der Franzose Joseph Charlemont durchstreift das texanische Hinterland. Mehr tot als lebendig wird er von den Parkers, einer kleinen Farmersfamilie, gefunden und wieder aufgepäppelt. Dabei geht es den Parkers selbst alles andere als gut. Der Staat Texas verlangt nämlich von ihnen und ihren Farmersnachbarn die Zahlung einer Steuer von insgesamt 1000 Dollar. Können die Farmer diese Summe aufbringen, dürfen sie auf ihrem Fleckchen Erde leben bleiben, schaffen sie es nicht, fällt das Land an den Staat. Viele Farmer haben darum ihr Land schon früh an den Großgrundbesitzer Jack Benedict verkauft, der das Land für seine eigenen Zwecke missbrauchen will. Dabei geht er alles andere als zimperlich vor, beisst sich aber vor allem an den Parkers die Zähne aus, da diese nicht aufgeben wollen. Das männliche Familienoberhaupt hat nämlich einen verwegenen Plan: Er will an einem Kampfsportspektakel teilnehmen, bei dem es 500 Dollar zu gewinnen gibt. Wetten die anderen Farmer auf ihn, dürften die 1000 Dollar mühelos zusammen zu bekommen sein. Dummerweise lässt Bendeict Parker ausschalten und begräbt mit ihm die Hoffnungen der letzten verbliebenen Farmer. Nun ergreift Joseph die Initiative. Als Meister der Kampfsportart Savate will er für die Farmer das Turnier gewinnen, Benedict eine einklinken und mit dessen Kämpfer Ziegfield von Trotta eine persönliche Vendetta begleichen ...


Jau, was haben die Kritiker und Filmfans gestaunt, als Christophe Gans in Pakt der Wölfe einen Kung Fu Indianer installierte. Hätten diese mal vorher Savate geschaut, dann hätten sie gewusst, dass Martial Arts im Wilden Westen NICHTS besonderes war. Denn genau das "beweist" Isaac Florentine mit seinem Actioncomic Savate. Comic deshalb, weil das hier dargebotene Szenario so überzogen, überspitzt und überhöht dargeboten wird, dass man es zu keiner Minute ernst nehmen kann. Und damit steht der Film irgendwo sehr deutlich in der Tradition typischer Florentine B-Klopper. Ansonsten merkt man überdeutlich, dass Florentine hier noch dabei war, sich selbst als Regisseur zu finden. Die *Swoosh* und *Zisch* Einlagen beschränken sich hier zum Beispiel auf ein absolutes Minimum und tauchen eigentlich nur zu Beginn des Filmes kurz auf. Dabei erwecken diese Szenen aufgrund der Soundeinlagen fast den Eindruck, als würden sie von einer Art Erzähler stammen, der einem Publikum von den ihnen fremden Kickboxeinlagen Josephs berichtet. Ganz nach der Devise: Ihm standen drei Leute gegenüber, er stellte sich ihnen und zack, peng, zisch waren sie platt. Zum Ende hin spielen die Geräusche dann keine Rolle mehr. Ganz im Gegensatz zu Florentines späteren Filmen, denn spätestens mit High Voltage werden diese Geräusche zu einem seiner markantesten Stilmittel mutieren.
Auch actiontechnisch ist Florentine hier noch am Üben. Erst im nächsten Film (High Voltage) wird er die Choreographie an versierte HK Choreographen abgeben und sich überwiegend auf die Bebilderung der Action konzentrieren. In Savate übernahm er dahingehend beide Parts und das merkt man auch. HK Manierismen wie über den Boden rutschende getroffene Kombattanten findet man hier noch nirgends, die Schwerkraft ist noch intakt und die ganze Choreo wirkt aufgrund dessen recht geerdet und wenig überzogen. Auch die Bebilderung ist recht bodenständig. Zwar merkt man schon hier, dass Florentine weiß, wie man Martial Arts inszeniert, mit seinen energetischen Bilderstürmen aus späteren Filmen haben diese Einlagen hier aber noch nicht allzu viel zu tun. Dennoch lanciert er bereits hier einige nette Perspektiven und Einstellungen, die an seine Vorliebe fürs HK Kino gemahnen. Die Shootouts im Wild West Stil gehen ihm ebenfalls sehr gut von der Hand, doch auch hier wird er noch deutlich zulegen. Optisch arbeitete er hier mit braunen Farbfiltern, um den Western Look seines Martial Arts Streifens zu untermalen und musikalisch gelingen Savate einige Querverweise zu den ganz großen Western längst vergangener Zeiten.


Technisch kann man also nicht viel meckern, zumal der Film auch noch erstaunlich gut aussieht, die Ausstattung passt und die Sets viel Westernatmosphäre aufkommen lassen. Und auch die Story, die ja im Grunde nur auf den Martial Arts Wettkampf hinarbeitet, leistet sich kaum gröbere Schwächen. Klar, sie lanciert Klischee um Klischee und ist alles andere als intelligent, aber naja, B-Film halt ;-). Von der Story wird man eh oft genug abgelenkt, denn Florentine lässt die Fäuste in regelmäßigen Abständen ordentlich kreisen. Zu Beginn stemmt er eher kleinere Scharmützel, die Josephs Fähigkeiten verorten sollen und diverse Ballereien halten im Mittelteil die Pace oben. Zum Showdown überschlagen sich dann die Ereignisse und es gehen knapp 20 Minuten lang Fights und Ballereien dicht gedrängt auf das actionhungrige Publikum hernieder. Der Gewaltanteil hält sich dabei Florentinetypisch in Grenzen, hat aber die eine oder andere Härte in petto. Darstellerisch ist dabei nicht viel los, wobei die Besetzung insgesamt doch recht prominent ausgefallen ist. Oliver Gruner gibt Joseph und zeigt beeindruckende Kostproben seines Könnens. Sieht man hier, wie geil er eigentlich abgehen kann, wenn man ihn nur lässt, fragt man sich schon, warum er im späteren Verlauf seiner Karriere oftmals so verheizt wurde. Marc Singer als sein Intimgegner Ziegfeld ist leider eine ziemliche Pfeife. Seine Bedrohlichkeit leitet sich aus folgenden Punkten ab: ein Kopf größer als Gruner, doppelt so breit und ein Deutscher! Leider kann er NULL kicken (Singer ist im weiteren Verlauf seiner Karriere auch nicht wirklich jemals als Martial Artist aufgefallen), was ihn als Endgegner irgendwie gar nicht funktionieren lässt. Also handicapt man Gruner vorher ganz ordentlich. Dennoch glaubt man zu keiner Sekunde, Ziegfield hätte auch nur den Hauch einer Chance. Als Benedict agiert Full Metal Jacket Schreihals R. Lee Ermey, der sich unerwarteterweise extrem zurückhält! Eigentlich wäre diese Rolle doch ein Freifahrtschein für seine Manierismen gewesen. Komisch. Beverly Hills 90210 Weichei Ian Ziering gibt Mr. Parker und dilettiert in seinen Kampfeinlagen enorm vor sich hin. Als seine Ehefrau erleben wir Hellraiser Schönheit Ashley Laurence, die eben toll aussehen darf, viel mehr auch nicht. Bloodsport Urgestein Donald Gibb sagt auch einmal kurz hallo und Barbara Streisands Ex James Brolin guckt einige Male böse in die Kamera. Hier scheint - vor allem, wenn man die tollen Kulissen mit einbezieht - wahrlich einiges an Geld vorhanden gewesen zu sein. Der Rest des Castes rekrutiert sich überwiegend aus Kampfsportlern, die einen recht großen Bereich an Kampfsportarten bedienen: Capoeira, Wrestling, Kung Fu, Ringen, Boxen und eben Kickboxen/Savate. Alles drin, was nett spektakulär rüberkommen kann.


Kurzum: In dem wilden Mix der Genres Martial Arts und Western erkennt man Florentine schon überdeutlich wieder. Auch die ironischen Brechungen, die seine herbsten Gewaltspitzen immer wieder gelungen abfedern, sind hier bereits an Bord. Einzig inszenatorisch ist Florentine hier noch am Üben. Das Ergebnis ist ein verdammt kurzweiliger, schnörkelloser Kickerstreifen mit exotischem Einschlag und einem wirklich toll aufdrehenden Oliver Gruner.

Die deutsche VHS von Columbia TriStar Home Video ist mit einer FSK 18 uncut. Für einen Silberling muss man sich in Richtung Insel orientieren, wo die uncut von dem Label Prism Leisure Corporation kommt.
In diesem Sinne:
freeman