[DVD] Steven Wilson - Insurgentes (Film)

Eindrücke, Klangchecks aktueller aber auch älterer Scheiben im Review. Dazu Musik DVDs und Konzertberichte.

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[DVD] Steven Wilson - Insurgentes (Film)

Beitrag von Vince » 29.10.2010, 21:05

Steven Wilson
Insurgentes(2009)

Bild

Technische Daten
Vertrieb: kscope
Regionalcode: 0 / NTSC
Laufzeit: 75 Min. (Film), 85 Min. (Bonusmaterial)
Darsteller: Steven Wilson, Mikael Akerfeldt, Aviv Geffen, Trevor Horn u.v.m.

Film
Spätestens mit dem Album "Fear Of A Blank Planet" hat sich Steven Wilson, Kopf der komplexen Rockband "Porcupine Tree", einen Namen über die Kreise seiner Hörerschaft hinaus gemacht. Mit seiner Anklage gegen die geistlose Jugendkultur und das verrohende Kunstverständnis trat er endgültig aus der introvertierten Kammer des Progmusikerdaseins und gelangte in das Bewusstsein seiner "iPod-Gesellschaft", die Künste wie Film und Musik laut Wilson zunehmend als schnelles Konsumgut begreift und die sich deswegen direkt angesprochen fühlen muss. Wo manche einen Propheten der Kultur in dem Musiker sehen, werfen ihm andere einen erhobenen Zeigefinger vor.

Obwohl man nicht den Fehler machen sollte, sein Schaffen auf das Propagieren traditioneller Werte zu reduzieren, so ist es doch die Entwicklung der Musikindustrie, die Wilson zum Zentrum seiner Dokumentation macht. Ob man "Insurgentes" nun als reaktionäres Pamphlet oder als längst nötigen Weckruf begreift, hängt auch wesentlich davon ab, wie man persönlich zum Thema steht. Fakt ist aber: Lasse Hoile, inzwischen langjähriger Begleiter von Porcupine Tree und Verantwortlicher der künstlerischen Präsentation der Band, spinnt gemeinsam mit Wilson aus der simplen These des Untergangs der Musikkultur ein komplexes Geflecht, das nach und nach zusammenhängende Fragen spannend abhandelt und dabei in hochinteressante Bereiche vordringt.

Während der Kunst inhaltlich ein Stück Wertigkeit zurückgegeben wird, verzichtet der dänische Filmemacher nicht darauf, selbst Kunst anzufertigen: keineswegs ist "Insurgentes" eine gewöhnliche Dokumentation, vielmehr dringen visuelle Konstrukte aus dem Handwerkskoffer des psychologischen Horrorfilms in das graue Faktengerüst. Grelle Farbfilter, unkonventionelle Schnitttechniken und unbehagliche Perspektiven verraten Hoiles filmische Idole: Negativbilder und hektisch auf die Kamera zurasende Gestalten mit Masken führen zu David Lynch, unheimliche Atmosphäre in normalen Bildern zu Ingmar Bergman, der Gebrauch von Symbolik und metatextuelle Bezüge zu Andrei Tarkovsky. Dabei fängt Hoile Szenarien ein, die zwischen malerisch und verstörend pendeln, in jedem Fall aber den Ursprung des Regisseurs als Fotograf verraten. Impressionen von leeren, angehäuften Särgen auf einem Feld oder einem Baum voller verrotteter Puppenfiguren, sie sind wie für die Leinwand gemacht. Weitere Aufnahmen von Carl Glover, der die Artworks für das Wilson-Nebenprojekt "Bass Communion" anfertigte, komplettieren die tollen Bilder. Eingeflochten werden sie in normal wirkende Behind-The-Scenes-Aufnahmen, wenn sich etwa Wilson mit seinen Freunden Mikael Åkerfeldt ("Opeth") und Jonas Renske ("Katatonia") zum Begutachten der Plattensammlungen trifft oder wenn ein Fan in der Einkaufspassage ein Foto haben möchte.

Höchst ansprechend geraten dabei vor allem die Momente, in denen die künstlerischen, also "gewollten" und "gestellten" Passagen in die Faktenwelt eindringen. So sitzt Steven Wilson beispielsweise in einer Szene zwischen seinen Eltern und schaut sich ein vor 25 Jahren entstandenes selbst gebasteltes experimentelles Tape an, womit er still und leise außerordentlich tiefe Einblicke in sein Privatleben gewährt. Das Zusammensitzen auf dem Sofa inszeniert Hoile allerdings im Stil des "Fear Of A Blank Planet"-Covers: drei Menschen, die wie Zombies vor einer flackernden Maschine sitzen und konsumieren.

Derartigen Eingriffen in die dokumentarische Objektivität zum Dank gewinnen die Szenen einerseits deutlich an Spannung, andererseits tauchen sie die Aussagen des britischen Künstlers aber auch in ein selbstironisch leuchtendes Licht. Hier und da lockert es die zwischen Horror und Melancholie wechselnde Atmosphäre auf und sorgt für Humor, wenn Wilson beispielsweise mit Mickey Mouse-Hut durch Disneyland wandert, um sich mit humorlosem Blick vor die Fahrgeschäfte zu positionieren und in die Kamera zu starren, während seine gruseligen Droneklänge die fröhliche Karussellmusik übertünchen.

Der Soundtrack verdichtet "Insurgentes" ohnehin zu einem surrealen Film, der mit der typischen Trockenheit üblicher Dokumentationen nichts mehr zu tun hat. Es versteht sich von selbst, dass die Ambient-, Prog-, Shoegaze- und Dronecollagen aus der Feder von Protagonist Steven Wilson stammen, zumal der Film begleitend zum gleichnamigen Soloalbum entstanden ist, das 2009 veröffentlicht wurde. Im hochorganischen Zusammenspiel von Bild, Ton und Inhalt wird überhaupt erst deutlich, wie dicht die Idee zur Dokumentation eigentlich ist und wie viel Geschichte sie hat.

Natürlich, Bilder eines Musikers, der aus lauter Wut über die Musikindustrie eifrig iPods zertrümmert, könnten bei Kritikern Steven Wilsons einen Schlüsselreiz ausüben. Auch pendelt Lasse Hoiles insgesamt stilsichere Inszenierung manchmal zwischen Aufgesetztheit und Kunstfertigkeit. Die teilweise aus Porcupine-Tree-Songs bekannte Symbolik – Züge, über den Boden kriechende Menschen mit Gasmasken, eine abgetrennte Hand, nicht zuletzt auch die iPods – erschließen sich in manchen Fällen auf den ersten Blick. Und doch bietet "Insurgentes" einen der tiefsten Blicke auf das Phänomen Musik, das ein dokumentarischer Film überhaupt je zustande gebracht hat.
:liquid8:


Eine weitere Kritik, die eher die musikalischen Aspekte beleuchtet, habe ich bei Musikreviews hinterlegt:
http://www.musikreviews.de/reviews/2010 ... ntes-Film/

_____________________________________________________________

Auch gelini71 begibt sich auf die Fahrt über die "Insurgentes"

“Are you a musician ?“
“Yes !”
“What kind of music do you make ?”
“Wierd shit !”

:lol:

Mit dem Siegeszug der DVD als Massenmedium für den Musikfan erlebte neben Konzerten und Clipsammlungen ein drittes Genre in den letzten Jahren einen regelrechten Boom – die Musikereigene Dokumentation. Die Musiker können so ohne große Probleme ihr Image bei den Fans bestimmen, die Fans selber freuen sich wie Bolle wenn sie sowasähnliches wie private Aufnahmen oder Situationen ihrer Idole erleben. Eine klassische win/win Geschichte.

Wenn Steven Wilson eine solche Dokumentation über sich macht, dann darf man als Zuschauer sicher sein das dies nicht eine 08/15 Geschichte wird sondern etwas weiter über den üblichen Horizont hinaus geht. Zusammen mit seinem Vertrauten in optischen Belangen Lasse Hoile ist „Insurgentes“ keine normale Dokumentation geworden, sondern eher eine Art Kunstwerk mit Infogehalt und jede Menge Optischen Querverweisen, die unser Vince in seiner Review schon zur genüge beleuchtet hat.

Zunächst die Frage: Was will uns „Insurgentes“ sagen ? Dies ist nicht eindeutig zu beantworten, denn diese Dokumentation verweigert durch ihre Machart eine genaue Bestimmung. Eine Art roter Faden und ein Punkt auf den die Dokumentation immer wieder zurückkommt ist der Besuch von Steven Wilson in seiner alten Schule, wo er sich an seine Jugendzeit erinnert – das er Sport hasste (bis auf Fußball – weswegen er auch auf eine Rugby Schule kam :lol:) und stattdessen die Musik liebte, das er von Klassenkameraden regelmäßig verprügelt wurde und wenig Freunde hatte und er die Schule ganz allgemein als langweilig und uninspirierend erlebte. Der Zuschauer lernt die Eltern von Steven Wilson kennen, die so clever waren das große Musikalische Talent ihres Sohnes aktiv zu fördern, indem der Vater für seinen Sohn elektronische Musikinstrumente baute, die Steven Wilson natürlich in dieser Doku auch Stolz präsentiert (mit dem Verweis das er das ein oder andere sogar noch benutzt).

Dazwischen immer wieder Reisen – Israel, Mexiko, New York, Tokio, Finnland. Wilson ist ein Rastloser, ein Suchender. Immer auf der Suche nach neuen Eindrücken. Nach Menschen die ihn beeinflussen. Er trifft Musikerkollegen wie die Jungs von Opeth, Katatonia oder Produzentenlegende Trevor Horn, er besucht eine Platten- und CD Börse wo er sich mit neuer Musik eindeckt und Fachsimpelt, er lässt sich Tarotkarten legen, die ihm großen Reichtum (!!!) vorhersagen, er trifft Fans und gibt Autogramme oder macht natürlich ein Foto mit ihnen (Logo – die Filmkamera ist ja mit dabei :wink:). Er gibt Interviews und wird nur etwas ungehalten wenn er seinen Tee nicht bekommt (typisch Engländer halt :lol: ). Wir sehen sein eigenes No-Mans Land Studio, was sich als einfacher Raum in einem Haus entpuppt oder wie er mit Carl Glover Fotomotive für sein Soloalbum sucht.

Unterbrochen wird das ganze von Szenen die in den Bereich der Kunst anzusiedeln sind. Immer wieder Menschen mit Tierköpfen die durchs Bild gehen, Steven Wilson mit Gasmaske, Bildverfremdungen, schräge Montagen usw. Dazu als „Musik“ experimentelle Klänge von Wilson Bass Communion Projekt - Musik seiner anderen, zugänglicheren Projekte ist kaum zu hören.

Eine Frage beantwortet diese Doku nur indirekt: Wer ist der Mensch Steven Wilson ? Ähnlich wie bei Interviews, wo man bei Wilson auch zwischen den Zeilen lesen sollte, muß man hier auf die kleinen Details achten. Etwa wenn das Thema Kinder zur Sprache kommt und er auf einmal ganz Wortkarg wird und aussagt, niemals Kinder haben zu wollen weil er dann Angst hätte diese zu verlieren und er nicht wüsste wie er mit diesen Schmerz umzugehen habe. Oder er zugibt bis vor wenigen Jahren extrem schüchtern gewesen zu sein – einen Eindruck, den man auch noch heute hat. Wilson wirkt immer sehr Ernst, verschlossen, nachdenklich, melancholisch. Er taut erst auf wenn er Freunde bzw Vertraute um sich hat, dann kann er auch mal fröhlich sein und lachen. Ich hatte am Ende des Film irgendwie den Eindruck, das Wilson als Mensch ein etwas komischer Kautz ist, eher so eine Art Einsiedler der nur für die Musik lebt – aber vielleicht ist dies auch nur das Bild was er von sich selber vermitteln will, also ein Image das er pflegt. Wenn dem so ist dann ist bei mir der Plan aufgegangen. Witzig dagegen der kurze kleine Moment wo er seine Freundin (??? – keine Ahnung ob die Dame mit Namen Susana seine Freundin ist, ich hatte jedenfalls den Eindruck, so vertraut wie die beiden miteinander umgingen) bittet, doch etwas von Tokio Hotel in die Kamera zu singen. :shock:

Regelrecht in Rage redet er sich wenn das Thema MP3 allgemein und I-Pod im besonderen kommt. Viele seiner Argumente sind richtig, manche aber auch arg Ideologisch geprägt (man sollte Wilson mal sagen das man auf dem I-Pod auch WAVE Dateien abspeichern kann – dann ist das Klang Argument schon mal außer Kraft). Er wiederspricht sich auch manchmal selber – MP3 ist Scheiße, das Internet aber gut und das er in seinem eigenen Studio moderne Digitaltechnik benutzt ist dann selbstverständlich. Und das man seine Musik im MP3 Format kaufen kann ist dann in seiner Inkonsequenz die Krönung (wenn er ein Format so hasst wie er es in dieser Doku aussagt warum bietet er es dann zum Verkauf an ?). Und über die Bilder wo er I-Pods zerstört schweigen wir dann besser, das ist eher unfreiwillig komisch bis peinlich.

„Insurgentes“ ist eine Dokumentation wie es sie so noch nicht gab. Über den Kunstanspruch kann man geteilter Meinung sein, mich hat es eher im Fluß was gestört. Schön im Sinne von Ästhetik sind die Bilder aber durchaus. Wilsons Monologe sind teilweise etwas Sprunghaft, nicht umsonst wird er einmal am Strand von einer Passantin angesprochen das er die Frage nicht vollständig beantwortet habe (was dann zum Dialog führt den ich am Anfang zitiere). Wilson ist ein Freak (im positiven Sinne), ein Besessener, ein Suchender, ein Mensch der der Menschheit was bleibendes hinterlassen will. Einer der in Musik mehr sieht als Hintergrund Berieselung. Der darin was er macht einen Sinn, sogar eine Art „Mission“ sieht. Für den Musik Kunst ist.
Wer der Künstler Steven Wilson ist wird durch diese Dokumentation klar – der Mensch dahinter dagegen bleibt weiter ein Geheimnis. Für Fans logischerweise ein Muß, für die anderen aber wohl eher zu anstrengend. Und das von ihm das eine Bild im Gedächtnis bleibt, wo er mit einer Schrotflinte auf I-Pods schießt ist er dann doch irgendwie selber schuld...:lol:
:liquid7:

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Beitrag von Sir Jay » 30.10.2010, 00:37

boha davon hab ich ja überhaupt gar nichts mitbekommen.

Und wenn ich mir beide Kritiken so durchlese, klingt das so gar nach einem außergewöhnlichen Film, also ich meine eine Doku versehen mit Horrorelementen, obwohl es eigentlich nur um Kritik an Musik geht? Sehr interessant, muss ich mir gleich zu legen, auch wenn ich es irgendwie etwas ernüchternd finde, dass gerade Insurgents als Inspiration Pate stand, da ich das Album vielleicht 2 mal durchgehört habe, und mich tatsächlich nur an den ersten Track zurück erinnern kann...

Aber auf das IPod und Mainstream Bashing bin ich doch mal sehr gespannt, ich glaube den werde ich dann gleich einem musikalisch mainstream Begeisterten Kumpel von mir aufzwingen :lol:

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Beitrag von Vince » 30.10.2010, 08:38

Inspiration war das Album nicht so ganz, die Doku ist halt zeitgleich entstanden und das hängt auch alles zusammen. Im Booklet des CD-Albums findest du auch schon Bilder, die dann im Film vorkommen.

Die Horrorparts sind natürlich eher dezent, also kein richtiger Horror, sondern eher Andeutungen davon und Spielereien mit typischen Perspektiven des Horrorfilms.

Ach ja, der dt. Release ist auch erst am 11. November, deswegen hast du wahrscheinlich noch nix mitgekriegt.

Und wo wir grad beim Thema sind: Wilson hat rund 70 Minuten rares Material zum Gratisdownload veröffentlicht, darunter auch die 5 Stücke, die bisher nur auf der Limited Edition von "Insurgentes" drauf waren (u.a. Collecting Space :D ). Weitere Infos hier:

http://www.musikreviews.de/news/Insurge ... -auf/2501/

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Beitrag von Sir Jay » 30.10.2010, 10:15

phätt, und wenig überraschend wird alles in schön unkomprimierten Wavs angeboten...wäre ja fast ein Undingt, wenn ich die Dinger auf mp3s komprimiere hehehe :lol:

Jetzt würd ich aber gerne nochmal nachhaken, in wie weit es zutrifft, dass sich Wilson nach FOABP über seine Hörerschaft hinaus einen Namen gemacht hat...also mir kommts nicht so vor...eher macht er sich durch mich einen Namen, wenn ich den Radio Galaxy verwöhnten Freundeskreis in meinem Auto mit der Musik gezielt vollpumpe :lol:

Und dann kommt manchmal trotzdem ein entsetzlich unfassbares "kannste nicht Radio anmachen" aus der Ecke ._.

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Beitrag von gelini71 » 30.10.2010, 11:20

Sir Jay hat geschrieben:phätt, und wenig überraschend wird alles in schön unkomprimierten Wavs angeboten...wäre ja fast ein Undingt, wenn ich die Dinger auf mp3s komprimiere hehehe :lol:
Free WAVE findest Du mittlerweile immer häufiger , die meisten MP3s sind ja auch schon in einer Bitrate von 320kbps - das wäre vor 10 Jahren unmöglich gewesen , da war 128 kbps das höchste der Gefühle :lol:
eher macht er sich durch mich einen Namen, wenn ich den Radio Galaxy verwöhnten Freundeskreis in meinem Auto mit der Musik gezielt vollpumpe :lol:

Und dann kommt manchmal trotzdem ein entsetzlich unfassbares "kannste nicht Radio anmachen" aus der Ecke ._.
Na ja - es gibt durchaus Musik die ich niemals während der Autofahrt hören würde , Radiohead oder Pink Floyd zum Beispiel. Einfach weil deren Musik für sowas nicht gemacht wurde.
Aber jeder wie er will :wink:
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Beitrag von Sir Jay » 30.10.2010, 14:08

gelini71 hat geschrieben:
eher macht er sich durch mich einen Namen, wenn ich den Radio Galaxy verwöhnten Freundeskreis in meinem Auto mit der Musik gezielt vollpumpe :lol:

Und dann kommt manchmal trotzdem ein entsetzlich unfassbares "kannste nicht Radio anmachen" aus der Ecke ._.
Na ja - es gibt durchaus Musik die ich niemals während der Autofahrt hören würde , Radiohead oder Pink Floyd zum Beispiel. Einfach weil deren Musik für sowas nicht gemacht wurde.
Aber jeder wie er will :wink:
kommt natürlich aufs Album an; optimal ist es natürlich sich ins sofa flacken, ein glas wein einschenken, licht abdunkeln, und musik genießen, aber ab einem bestimmten Punkt funktioniert die Musik auch zu "alltäglicheren" Tätigkeiten...bei mir jedenfalls, aber auch ich widme mich bevorzugt mit vollstem Bewusstsein ohne jegliche nebentätigkeit der musik :)

Und genau das ist es denke ich, was der heutigen Musik-Konsum-Gesellschaft, wie es Wilson anprangert fehlt: Die nötige Geduld und Verständnis mitzubringen, Musik auf eine bewusstere Art und Weise zu verinnerlichen. Und da diese Leute ohnehin nur Musik hören, bei der es gar nicht erst nötig ist, sich ihr dermaßen zu widmen ist es auch kein Wunder, wenn sie über atmosphärische, melancholische, psychedelische Musik nur den Kopf schüttelt und es eben "schlechte" Musik verurteilt...

so zumindest meine Erfahrungen ;)

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Beitrag von Vince » 30.10.2010, 14:34

Sir Jay hat geschrieben: Jetzt würd ich aber gerne nochmal nachhaken, in wie weit es zutrifft, dass sich Wilson nach FOABP über seine Hörerschaft hinaus einen Namen gemacht hat...also mir kommts nicht so vor...eher macht er sich durch mich einen Namen, wenn ich den Radio Galaxy verwöhnten Freundeskreis in meinem Auto mit der Musik gezielt vollpumpe :lol:
Also seine Popularität hat schon ziemlich zugenommen... klar, es ist kein Mainstream und wird es auch nie werden, aber jetzt hab ich zB. gesehen, dass "FOABP" bei Saturn in der "Rocker Wochen"-Aktion dabei war - neben Disturbed und Konsorten. Gibt da durchaus ne Wandlung.

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Beitrag von gelini71 » 30.10.2010, 15:02

Vince hat geschrieben:Also seine Popularität hat schon ziemlich zugenommen... klar, es ist kein Mainstream und wird es auch nie werden
Die Chartplazierungen sprechen eine deutliche Sprache - Top 20 in den Verkaufscharts sind imo schon Mainstream (bevor Du mich jetzt haust lies erstmal unten weiter :wink: ):

In Absentia
DE 64 10.02.2003 (1 Wo.)
Deadwing
DE 52 11.04.2005 (2 Wo.)
US 132 14.05.2005 (1 Wo.)
Fear of a Blank Planet
DE 21 30.04.2007 (3 Wo.)
CH 41 29.04.2007 (3 Wo.)
US 59 12.05.2007 (2 Wo.)
The Incident
DE 17 28.09.2009 (3 Wo.)
AT 45 25.09.2009 (1 Wo.)
CH 20 27.09.2009 (2 Wo.)
UK 23 26.09.2009 (2 Wo.)
US 25 03.10.2009 (3 Wo.)

Allerdings wird umgekehrt ein Schuh drauß: Weil die Verkaufszahlen allgemein nach unten gerauscht sind haben gerade solche kleinen Indie Bands mit treuer Fanbase in den Charts eine gute Chance recht weit nach vorne zu kommen was wiederum das ganze für die breite Masse wieder interesant macht die z.B. von Porcupine Tree nie was gehört haben weil sie eben nicht in Radio / TV ein Thema sind.
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Beitrag von Hannibal » 30.10.2010, 15:30

gelini71 hat geschrieben:
Und dann kommt manchmal trotzdem ein entsetzlich unfassbares "kannste nicht Radio anmachen" aus der Ecke ._.
Na ja - es gibt durchaus Musik die ich niemals während der Autofahrt hören würde , Radiohead oder Pink Floyd zum Beispiel. Einfach weil deren Musik für sowas nicht gemacht wurde.
Aber jeder wie er will :wink:
Dickes Dito, im Auto funktioniert so psychedelisches, experimentelles, atmosphärisches Zeug ja mal überhaupt nicht, würde ich bei Jay mitfahren, hätte ich vermutlich den exakt gleichen Spruch kommen lassen (wobei vllt nicht Radio, sondern eher in Richtung CD-Wechsel ;-)). Hinterm Steuer brauch ich auch eher was Geradliniges, was anständig nach vorne marschiert..

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Beitrag von gelini71 » 30.10.2010, 17:11

Hannibal hat geschrieben:
gelini71 hat geschrieben:
Und dann kommt manchmal trotzdem ein entsetzlich unfassbares "kannste nicht Radio anmachen" aus der Ecke ._.
Na ja - es gibt durchaus Musik die ich niemals während der Autofahrt hören würde , Radiohead oder Pink Floyd zum Beispiel. Einfach weil deren Musik für sowas nicht gemacht wurde.
Aber jeder wie er will :wink:
Dickes Dito, im Auto funktioniert so psychedelisches, experimentelles, atmosphärisches Zeug ja mal überhaupt nicht, würde ich bei Jay mitfahren, hätte ich vermutlich den exakt gleichen Spruch kommen lassen (wobei vllt nicht Radio, sondern eher in Richtung CD-Wechsel ;-)). Hinterm Steuer brauch ich auch eher was Geradliniges, was anständig nach vorne marschiert..
Ich würde z.B. niemals auf die Idee kommen Klassik beim Autofahren zu hören - das funktioniert einfach nicht , das ist Musik die vom Hörer Aufmerksamkeit verlangt.
Muß ja nicht der übelste Mainstream sein , gute Rockklassiker aus den 70igern von Deep Purple & Co gehen doch auch , ebenso so manche 80iger Kram.
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Beitrag von Hannibal » 30.10.2010, 18:59

Wir verstehen uns gelini :)
Metallica geht z.B. auch immer! ;-)

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Beitrag von gelini71 » 30.10.2010, 19:14

Hannibal hat geschrieben:Metallica geht z.B. auch immer! ;-)
Ähm - Nun ja , ich hatte mal einen Arbeitskollegen mit dem hatte ich eine Fahrgemeinschaft & der war damals Fan von Slayer & den frühen Metallica , die mußte ich immer morgens um 6 Uhr anhören - danach hatte ich immer schlechte Laune auf der Arbeit :lol: .
Lag jetzt nicht an der Musik sondern eher an der Uhrzeit :wink: , ich höre wenn ich morgens auf die Arbeit fahre nämlich nie Musik.
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Beitrag von Sir Jay » 30.10.2010, 19:27

also ich finde "Arriving Somewhere" super zum Autofahren ;)

ansonsten meinte ich gar nichtmal den psychedelsichen kram, sondern auch mehr die kompakteren, poppigeren Nummern, die mit minimalen Abstrichen ja eigentlich genauso im Radio kommen könnten, und in einigen anderen Längern glaube ich tatsächlich sogar im Radio liefenôô

Naja bei mir ist es jedenfalls so, dass sich mein Musikprogramm im Auto fast kongruent das Musikprogramm am Sofa mit Kopfhörern abdeckt...
Ich bin einfach fast immer in Stimmung für solche Mucke, und wenn nicht, dann liegt das nicht in erster Linie an dem was ich eben nebenher tue...

Ich kann auch bei meinem 15minütigen Spatziergang zur Trainingsbude wunderbar ganz spontan mitten in "the downward spiral" eintauchen und es mit Gänsehautfaktor genießen :D

Tool finde ich btw mit Nummern wie Vicarious und Jambai super zum Krafttraining und Sparring, das is echt mega lässig :)

und Metallica ist super wenn ich aufm Klo sitze...

ne spaß :D

Habs ja glaub ich schonmal erwähnt, aber ab und zu stelle ich mir auch mal ganz gerne ne playlist zusammen, und lasse sie die nacht lang durchlaufen, während ich schlafe. Bei der richtigen Dosierung der Lautstärke kann ich einschlafen UND gleichzeitig im Traum die Musik um mich herum haben, die dann teilweise echt den Takt meiner Träume vorgab, und in entscheidenden "explosiven" Stellen sogar es im Traum hat krachen lassen...ein absolut einzigartiges Erlebnis, wenn das hinhaut :D

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Beitrag von Vince » 30.10.2010, 20:10

Ich kann komplexeres Zeug auch super nebenher hören. Muss ich ja eigentlich auch. Wenn ich mir die Promos anhöre, die ich bespreche, muss ich das oft neben dem Bügeln, Spülen, Kochen machen, ich wüsste gar nicht, wie ich das sonst zeitlich machen sollte. Bin da inzwischen so drauf eingeschossen, dass ich komplexe Mucke im Auto gar nicht als problematisch sehe. Im Gegenteil, mein Bruder, mit dem ich mir ein Auto teilen muss, stopft den CD-Player immer mit derart stupider Mucke zu, dass ich mal ne komplexe Prog-CD dazwischen als richtige Erholung betrachte.

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Beitrag von Sir Jay » 30.10.2010, 20:41

jau vince, genau so mach ichs auch...beim bügeln, beim photoshoppen, beim Socken Ordnen, beim Möbel aufbauen, beim Hausaufgaben machen.

Ich freue mich geradezu, wenn ich eine Tätigkeit habe, die länger dauert, mit der ich mich in mein Zimmer einschließen kann, und irgend ein (prog) Album durchhören kann :D

Nur mal so aus Neugier, was ist das denn für "stupide Musik" und warum musst du dir das Auto mit dem Bro teilen, wenn du, so weit ich weiß alleine wohnst? :)

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Beitrag von Vince » 30.10.2010, 20:45

Ach, im besten Fall sowas wie Alien Ant Farm und vielleicht sogar mal Korn, im schlimmsten Fall irgend ein Hip Hop Scheiß. Das Auto muss ich mir mit meinem Bruder teilen, weil es uns beiden gehört - gabs von unseren Eltern mit dem Führerschein. Den hatten wir zusammen gemacht, als er 18 und ich 20 war. Der wohnt ja im selben Haus wie ich (aber nicht in derselben Wohnung).

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Beitrag von Sir Jay » 31.10.2010, 01:51

lol alien ant farm klingt sogar ganz witzig :D

Aber ich werde mich jetzt dann trotzdem erstmal von dem frischen Wilson Material verwöhnen lassen, und mich jetzt schonmal auf den Film freuen :)

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Beitrag von Sir Jay » 04.11.2010, 23:40

jetzt muss ich den Fred nochmal rauskramen und nochmals ein ganz klein wenig vom eigentlichen Thema abweichen...eigentlich ein banaler Grund, aber es lässt mir gerade keine Ruhe :lol:

Ich meine mich eindeutig daran erinnern zu können, dass hier irgendwo bei einer kurzen "in absentia vs deadwing" diskussion der vince auf die mainstreamtauglichen Tendenzen von Deadwing hinwies und anmerkte, dass der Song "open Car" an einer entsprechenden Stelle in irgend einem Film gespielt wurde.

Und ich war mir irgendwie mega sicher, dass das "Constantine" war, jetzt hab ich den aber neulich gesehen, und den Song vermisst, also werde ich mich wohl zwangsläufig geirrt haben, aber ich bin mir sicher, dass dieser PT-Titel in Verbindung mit einem Film genannt wurde, und ich finde ums Verrecken den Fred nicht mehr, wo diese Diskussion, so wie ich glaube sich so zugetragen hat :lol:

An dieser Stelle mal die generelle Frage, in welche Filme es PT Songs geschafft haben, da ist mir jetzt tatsächlich noch nichts unter gekommen ôô

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Beitrag von Vince » 04.11.2010, 23:58

Nicht "Open Car", sondern "Shallow" wurde bei "Vier Brüder" in einer Kneipenszene gespielt. Ansonsten kam mal kurz "My Ashes" in einer Episode von "The Shield"... sonst sind die glaub ich noch nicht großartig aufgefallen als Filmsoundtrack.

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Beitrag von Sir Jay » 05.11.2010, 12:05

ah ok Vier Brüder hab ich sogar gesehen, aber teilweise nur beiläufig, da is mir das dann wohl nicht aufgefallen; naja danke für die info ;)

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Beitrag von Sir Jay » 08.12.2010, 23:00

So hab den nun auch gesehen, und muss zugeben, ein ganz klein wenig ernüchtert zu sein :/

Habe mir irgendwie etwas tiefgehendere Debatten über die kritischem Themen, die Herrn Wilson beschäftigen erhofft.
Mp3 ist scheiße weils komprimiert ist, und Vinyl klingt einfach besser...

Ebenso gerade mal am Rande erwähnt wurde das Phänomen Castingshows und der für viele Teenies erstrebenswert anmutende Stardom.

Ganz allgemein ist in dieser Doku kein richtiger roter Faden zu erkennen, es wird sogar verhältnismäßig wenig gesprochen, denn zwischen den kleinen Debattier-Fetzen gibt es zugegeben schöne Aufnamen von recht unheimlich und gleichzeitig auch faszinierenden Locations und Videoclips. natürlich mit entsprechender musikalischer Untermalung.

Wirklich wohl und heimisch fühlte ich mich, und das ist auch mein persönliches Highlight in den knapp 80min, ist die Szene wo Wilson erklärt, dass ihn depressive/melancholische Musik (auf eine "perverse" Art und Weise) glücklich macht, und "mindless Partymusic" ihn dagegen deprimiert; hier sprach er mir förmlich aus der Seele.

Davon und einigen anderen netten, schönen, kritischen und entsetzten Bemerkungen, wie etwa Kinder die die Musik teilweise sogar direkt aus ihrem Handy hören (ein echter brüller) sind mir die Diskussionen und kritischen Monologe doch etwas zu oberflächlich.

Aus künstlerischer Sicht Betrachtet ist Insurgentes aber auf jeden Fall ein Hingucker/hörer, auch wenn hier nicht wirklich ein großes Spektrum über die musikalischen Fähigkeiten des Mannes abgedeckt wird, da es sich doch zu sehr auf das Soloalbum bezieht.

Die I-Pod Kill Szenen fand ich natürlich auch klasse, doch wir wollen nicht vergessen, dass der I-Pod auch qualitativ bessere Formate als mp3s abspielen kann, doch ja ich weiß, dass es Wilson in dem Fall nicht nur um das Format ging, sondenr die generelle Einstellung dazu, wie Musik eigenltihc konsumiert werden sollte...mit einem Plattenspieler!!
:liquid7:


Übrigens, noch zum Thema porcupine Tree in Filmen:

Da ist mir gerade eingefallen, dass "Strip the Soul" tatsächlich mal in einer "Pimp my Ride"-Folge gespielt wurde :lol:

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gelini71
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Beitrag von gelini71 » 21.07.2013, 10:06

Habe mal meine Meinung unter derer von Vince geklebt.
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Vince
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Re: [DVD] Steven Wilson - Insurgentes (Film)

Beitrag von Vince » 21.07.2013, 11:58

Kann der Rezi in vielen Belangen zustimmen, ein Absatz macht es aber fraglich, ob du das wirklich alles richtig verstanden hast:
Regelrecht in Rage redet er sich wenn das Thema MP3 allgemein und I-Pod im besonderen kommt. Viele seiner Argumente sind richtig, manche aber auch arg Ideologisch geprägt (man sollte Wilson mal sagen das man auf dem I-Pod auch WAVE Dateien abspeichern kann – dann ist das Klang Argument schon mal außer Kraft).
Es geht hier wohl weniger um die Qualität des Ausgangsmaterials als velmehr um die Kultivierung des mobilen Nebenher-Hörens von Musik. der iPod trägt halt dazu bei, dass man Musik auf minderwertige Weise erfährt - über Kopfhörer in einer Straßenbahn oder beim Joggen. Da nützen dir WAVE-Dateien dann auch nix mehr.
Er wiederspricht sich auch manchmal selber – MP3 ist Scheiße, das Internet aber gut und das er in seinem eigenen Studio moderne Digitaltechnik benutzt ist dann selbstverständlich.
Nur dass er diesen Widerspruch doch auch offen zugibt. Ich habe seinen Satz "jedes Medium hat positive und negative Auswirkungen" sogar als Schlüsselsatz empfunden, der stellvertretend für die gesamte Dokumentation steht.
Und das man seine Musik im MP3 Format kaufen kann ist dann in seiner Inkonsequenz die Krönung (wenn er ein Format so hasst wie er es in dieser Doku aussagt warum bietet er es dann zum Verkauf an ?).

Nur insofern, als dass Wilson eben nicht reiner Künstler ist, sondern auch ein gewitzter Geschäftsmann - das wird seltsamerweise immer wieder vergessen. Was spricht dagegen, die geschäftliche Seite von der künstlerischen zu trennen? Würde ich auch so machen. Ich denke, diese Art von Idealismus würden die wenigsten von uns in einer solchen Positione vertreten.
Und über die Bilder wo er I-Pods zerstört schweigen wir dann besser, das ist eher unfreiwillig komisch bis peinlich.
Und vor allem ironisch.

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Beitrag von gelini71 » 21.07.2013, 14:05

Gerade dieser MP3 Teil ist wohl der über den man Seitenlang Abhandlungen schreiben kann. Mir ist durchaus bewußt das der I-Pod hier nur ein Symbol für einen ganzen "Auswuchs" ist, den Wilson anprangert. Das Musik nebenbei auf Mobilen Geräten gehört wird ist ja nicht neu - der Walkman kam Ende der 70iger auf den Markt, also so neu ist das Thema nun nicht. :wink:

Sicherlich gibt es Musik die man nicht nebenbei hören sollte - für mich gehört da z.B. Klassik dazu, das ist Musik die man in aller Ruhe ohne Ablenkung hören muß. Auch Wilsons "Grace for Drowing" Album gehört für mich dazu (das ich auch nicht auf meinem I-Pod habe, im Gegensatz zu allen PT Alben). Aber gehört es nicht zur Selbstbestimmung eines jeden Menschen sich die Freiheit zu nehmen seine Lieblingsmusik da zu hören wo er will ? Denn theoretisch könnte man ja dann auch Autoradios verteufeln, weil da hört man ja auch Musik nebenbei.
Vince hat geschrieben:
Und das man seine Musik im MP3 Format kaufen kann ist dann in seiner Inkonsequenz die Krönung (wenn er ein Format so hasst wie er es in dieser Doku aussagt warum bietet er es dann zum Verkauf an ?).
Nur insofern, als dass Wilson eben nicht reiner Künstler ist, sondern auch ein gewitzter Geschäftsmann - das wird seltsamerweise immer wieder vergessen. Was spricht dagegen, die geschäftliche Seite von der künstlerischen zu trennen? Würde ich auch so machen. Ich denke, diese Art von Idealismus würden die wenigsten von uns in einer solchen Positione vertreten.
Was dagegen spricht ? Es ist inkonsequent, ganz einfach.
Die Leute um Perlon Records sind da imo konsequenter: Die sagen offen das sie MP3 nicht mögen und somit gibt es von deren Sachen auch keine MP3 VÖ sondern alles konsequent auf Vinyl. Das mag aus Geschäftlicher Sicht sicherlich Saublöd sein, ist aber halt deren Idealismus geschuldet.

Ich kann ja Wilson verstehen - keine Frage. Da sitzt man Monatelang im Studio und feilt am guten Klang seiner Musik (oder anderer, wenn er produziert / mastering macht) und dann kommt ein kleines Rasenmäherprogramm und kürzt das Klangspektrum auf 128 kbps. Das man da sauer wird ist verständlich. Das er das anprangert ist auch verständlich und auch gut, den meisten Kids wird es trotzdem egal sein - die hören weiter ihre YouTube Rips auf dem Handy :lol:

Nur - wenn ich dann MP3 in meinem eigenen Webstore verkaufe (man will ja schließlich Geld verdienen) warum dann in minderer Qualität ? Sorry - diese Frage muß er sich von mir gefallen lassen. Ich habe nämlich letztens eine MP3 bei ihm im Webstore gekauft die tatsächlich auf 160 kbps kodiert war ! Also irgendwie paßt das nicht zusammen - auf der einen Seite motzen über schlechten Klang und dann selber nicht mit guten Beispiel voran gehen (und dafür noch den Vollpreis verlangen). OK - er verkauft auch FLAC, aber das Format ist imo nicht Massenkompatible (versteht nicht jeder Player).

Das manches ironisch gemeint war ist mir durchaus bewußt, was ich auch mit meinem letzten Satz unterstrichen habe. Ich denke einfach das "Insurgentes" dahingehend versagt hat das dies genauer zu unterstreichen - da hat der Kunstanspruch über den Infogehalt gesiegt.
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Beitrag von Sir Jay » 21.07.2013, 17:08

ich finde es witzig, wie alle genannten kritikunkte in der Kritik bereits irgendwo im forum mal genannt wurden um vom vince bereits in derselben form an der entsprechenden stelle diskutiert wurden :lol:

Ich persönlich kann den Hass gegen "mobile" Musik verstehen und predige es tatsächlich sogar manchmal selbst, dass man Musik nur in der Form konsumieren sollte, wo man die CD in den Player legt, das licht im raum abdunkelt, sich ein glas wein einschenkt, in den sessel fallen lässt, und einfach der Musik lauscht.

aber ich habe letztlich auch sehr viel Musik über mp3 Player konsumiert (auch grace for drowning), auch trotz der umgebungsberäusche wie U-bahn oder Vollproleten. Ich kann das einfach gut abschirmen. Und ich höre bis heute nicht den Unterschied aus einer 128kbs und einer 320kbs Mp3 heraus, aber vielleicht fehlt es mir auch nur an super teurer audio hardware??

EDIT: da hier auch der Walkman erwähnt wurde...wie war das eigentlich mit dem MCs? Wie war da der Klang? gab es da auch herbe Verlust, wenn man versuchte Musik analog auf Band zu pressen?

Und wie war da die Musikkultur? Also ich habe früher tatsächlich selber viel MC gehört...ich hatte viele Bestof-Mix Tapes...offizielle und selbst aufgenommene vom Radio (oder andere Kassetten), aber ich kann mich nicht erinnern richtige Alben gesehen zu haben...ne doch moment, ich hatte Whitney Houstons "I'm your baby tonight" auf MC :lol:...aber ansonsten kam es mir echt vor, dass MCs vor allem das Medium für best of releases und eben bunte Mischungen waren...Wenn man von Alben sprach hat man sich ja dann doch eher CD oder Schalplatte vorgestellt...oder???

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