Avatar + Avatar: The Way of Water
Verfasst: 17.12.2009, 12:05
Avatar
Originaltitel: Avatar
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: James Cameron
Darsteller: Sam Worthington, Zoe Saldan, Michelle Rodriguez, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Giovanni Ribisi, CCH Pounder
Gestern gab es für mich die Vorpremiere in 3D zu „Avatar“.
Nach 12 Jahren wagt sich James Cameron wieder mit einem Spielfilm in die Kinos. Nachdem er 1997 mit „Titanic“ den erfolgreichsten Film aller Zeit veröffentlicht hat, wurde es still um ihn. Womit hätte er sich selbst auch toppen sollen? Nach so einem Erfolg sind die Erwartungen hoch, von den Zuschauern aber auch von sich selber.
Aber einen lange gehegten Traum hat er nun verfilmt: „Avatar“ ist ein immens teures Werk. Zu 60% im Computer entstanden waren die Anforderungen an den Film „lediglich“ die Messlatte für CGI-Effekte in unbekannte Dimensionen zu erheben. Kein Problem für Cameron, wartete er doch extra viele Jahre ab, bis die Computertechnik soweit ist, seinen Erwartungen zu genügen. Dieser Zeitpunkt war nun gekommen, unübersehbar.
Nachdem sein Bruder bei einem Raubmord ermordet wurde, wird dem querschnittsgelähmten Kriegsveteranen Jake Sully (Sam Worthington) die Möglichkeit offeriert seinen Job zu übernehmen und somit wieder an einem Einsatz teilzunehmen: Der Grund für dieses Angebot ist, dass für das Projekt auf dem Planeten Pandora ein Mensch mit den selben Genen wie sein Bruder gebraucht wird.
Der Planet Pandora ist wunderschön. Ein unberührter Planet, jedoch ebenso schön wie tödlich für den Menschen. Nicht nur, dass die Atmosphäre des Planeten für den Menschen nicht zum atmen geeignet ist und die Tierwelt auch nicht gut auf die Eindringlinge zu sprechen ist, auch dessen Bewohner, die Na'vi, die im Einklang mit der Natur leben, gehen recht entschlossen gegen das unbeherrschte, brutale Vorgehen der Menschen vor. Die Na'vi sind eine naturverbundene Rasse. Gejagt wird mit Pfeil und Bogen, technologischer Fortschritt ist für die blauhäutigen Na'vi nicht wichtig. Der Einklang mit der Natur und die Erhaltung der natürlichen Lebensräume ist das Ziel. Doch all das passt den Plänen der Menschen gar nicht in den Kram, denn auf Pandora gibt es große Vorkommen des wichtigen Rohstoffs Unaobtanium der mehrere Millionen Dollar pro Kilo Wert ist. Das größte Rohstoffvorkommen ist ausgerechnet unter der Kolonie der Na'vi, genauer unter einem riesigen, Jahrhunderte alten Baum.
Um die Na'vi besser zu verstehen, wurde an dem Projekt Avatar gearbeitet, dessen Ziel es ist menschliche DNA mit dem der Ureinwohner, den Na'vi, zu mischen. So wurden Avatare erschaffen, die es den Menschen, über eine Symbiose, ermöglichen sich gefahrlos in der Umwelt des Planeten zu bewegen. Man kann seinen Avatar steuern als wäre man wirklich in dem Körper drin.
Jake darf den Avatar seines Bruders steuern. Er kann als Avatar wieder laufen und auch sonst laden die Körper der Wesen sehr schnell zur Erkundung der Umgebung ein.
Für die Wissenschaftlerin Dr. Grace Augustine(Sigourney Weaver) soll Jake bei der Erforschung des Planeten helfen und die Forscher beschützen, aber insgeheim soll er für Colonel Miles Quaritch(Stephen Lang) mehr über die Na'vi in Erfahrung bringen und sie zum Umziehen bewegen, damit die Menschen an das Unaobtanium kommen.
Durch Zufall lernt Jake eine Na'vi kennen und wird von ihr und den anderen Na'vi zum Jäger ausgebildet. Im Einklang mit der Natur lebend, muss Jake erkennen, dass die Na'vi nicht die Aggressoren sind, als die sie in den Berichten dargestellt wurden, sondern das es im Gegenteil seine eigene Rasse ist, die brutal und schonungslos gegen die Ureinwohner vorgeht. Als dann plötzlich die Bulldozer anrücken wird Jake klar, das er eine Entscheidung treffen muss…
Mit „Avatar“ wollte James Cameron in vielerlei Hinsicht auftrumpfen. Er wollte die 3D Technik populär machen, er wollte nach „Titanic“ einen Film machen der sich mit der Erwartungshaltung messen kann und er wollte seinen lange gehegten Traum verwirklichen. Die Idee zu „Avatar“ geistert bei ihm schon länger im Kopf herum, 1995 brachte er sie als Drehbuch zu Papier. Mehrmals wollte er loslegen, doch die Effekte der damaligen Zeit hätten den Film einfach nicht so darstellen können wie er heute aussieht.
Die Entscheidung zu warten war goldrichtig. „Avatar“ sieht nun einfach bombastisch aus. Die Welt die hier kreiert wurde, am Computer, kann man getrost fotorealistisch nennen. Sahen zuvor veröffentlichte Bilder noch wenig homogen aus, passt das große Ganze im Film wunderbar zusammen. Die Bewegungen der Na'vi sind durch aufwendiges Motion-Capturing sehr realistisch, und dass aussehen der dichten Wälder, der schroffen Felsformationen, der schwebenden Berge und überhaupt der ganzen Umgebung auf Pandora ist einfach überwältigend. Ähnlich hoch budgetierte Filme wie „Transformers“, die CGI sehr passend in echte Umgebungen eingefügt haben, waren schon in vielen Szenen überwältigend, aber eine Welt zu erschaffen von der man mehrmals denken könnte das es diese wirklich gibt, das ist nochmal eine ganz andere Liga der Animation. Ein paar Szenen im Film sehen zwar immer noch aus wie aus einem Videospiel, aber diese halten sich doch arg in Grenzen.
Während „Avatar“ im Effekte-Bereich Revolution propagiert und neue Wege beschreitet, vertraut Cameron für die Story auf eine bekannte Geschichte. Seine Filme zeichneten sich meist nicht durch eine komplexe oder allzu überraschende Story aus, sondern wurden meist erst durch seine besondere Art diese Geschichten zu inszenieren zu dem was sie heute sind. Aber die Geschichte in „Avatar“ ist für solch ein monumentales Werk dann doch etwas zu einfach und zu bekannt. Das eine technologisch fortschrittliche Rasse eine blühende Landschaft einstampfen will um Volk und Ressourcen auszubeuten, ein mutiger Krieger sich in eine Eingeborene verliebt und mit ihr und dem Volk gegen seine eigenen Leute kämpft, das riecht einfach alles schwer nach „Pocahontas“ oder „Der mit dem Wolf tanzt“. Trotzdem muss man Cameron zu Gute halten, dass die Avatar-Idee an sich(steuern eines anderen Körpers), wirklich ein kleiner Geniestreich ist und in diesem Punkt die Story doch noch etwas kreativer ist als man zunächst annimmt. So setzt sich der Film mit seiner Handlung trotzdem immer noch weit vor so inhaltsleere Vehikel wie „Terminator Salvation“.
In „Avatar“ wird der Story, so simpel sie auch sein mag, immer noch viel Platz eingeräumt und auch den Charakteren wird viel Aufmerksamkeit geschenkt. Aber Charakterentwicklung und ein Fokus auf mehreren Charakteren funktioniert nur, wenn die Charaktere auch gut geschrieben sind und gut gespielt werden, was aber auf „Avatar“ voll zutrifft und bei Cameron auch nicht anders zu erwarten war. Das er gute Charaktere erschaffen kann, hat er schon mehrmals bewiesen. Flache Abziehbilder trifft man nur wenige, was leider vor Allem auf den Chef des großen Ganzen zutrifft. Giovani Ribisi wird zu wenig Raum gelassen um sein Schauspiel zu entfalten. Er wurde wohl lediglich für einen eventuellen Nachfolger eingeführt.
Trotzdem wird man einfach das Gefühl nicht los, dass der Film mit etwas kreativerer Story-Idee noch besser hätte sein können. Die Parallelen zu unserer heutigen, kaputten Welt, helfen da auch nur bedingt um die Story in sich komplexer werden zu lassen, unterfüttern das ganze aber zumindest noch etwas.
Viel Spaß hat der geneigte Filmfan aber dabei, die Versatzstücke aufzuzählen die James Cameron auszeichnen. Starke Frauen, Roboter die an „Alien 2“ erinnern, Fluggeräte die sehr an ähnliche Maschinen in den Terminator-Filmen erinnern und noch vieles mehr.
Etwas enttäuscht war ich allerdings auch vom Soundtrack von James Horner. Er hielt sich meist vornehm im Hintergrund, fiel mir aber vor allem bei den zahlreichen Flugszenen im Film auf, wo er dann auch stimmig eingesetzt wurde. Aber ich hätte mir das ganze dann doch etwas epischer und weniger ethno gewünscht. So bleibt einem leider nach dem Film keines der gehörten Stücke im Ohr und auch auf dem Soundtrack findet man nichts was nun irgendwie besonders hervorstechen würde.
Schauspielerisch gab es, wie ich schon zuvor erwähnte, keine größeren Ausfälle zu berichten. Sam Worthington, der in „Terminator Salvation“ schon Christian Bale überstrahlte, gibt auch hier wieder eine ordentliche Leistung. Schön war es auch Sigourney Weaver endlich einmal wieder zu sehen. Gut fand ich, dass sie sogar Rauchen darf im Film, seit einigen Jahren in Hollywood eigentlich sehr verpönt in Filmen. Mein echter Liebling war aber Stephen Lang. Sein Charakter ist von Cameron völlig „over the top“ angelegt worden. 3 dicke Narben auf der Schläfe, Armmuskeln wie Baumstämme, ein Burstkorb wie der Kühlergrill eines vierzig Tonners. So müssen fiese Armee-Colonels aussehen. Lang verkörpert diese Person erstaunlich gut.
Ist „Avatar“ der Film geworden den ich erwartet hatte? Nein, nicht ganz. Bei der Story hatte ich mir gewünscht, dass diese nur im Trailer so simpel erschien, aber Cameron da evtl. doch noch etwas im Petto gehabt hätte, dass mich etwas überrascht. Stattdessen bleibt die große Überraschung leider aus. Die Story ist solide und wird sehr gut erzählt. Cameron treibt die Handlung meist mit Actionszenen voran. Das kennt man schon aus der Terminator-Reihe und funktioniert dort wie hier wieder sehr gut. Die Effekte sind die neue Messlatte für alle weiteren Blockbuster-Filme die da kommen werden. Das hatte ich erwartet, dass hatte Cameron oft genug angekündigt, hier bekam man genau das was man erwartet hatte und kann sich nicht beschweren. Bessere Effekte bekommt man in nächster Zeit in keinem Film zu sehen.
Das bald ein Film ähnlich gute Effekte haben wird, hängt vor allem davon ab ob „Avatar“ überhaupt genug Geld einspielt damit er sich rechnet. Meinen Segen hat er. Der Film unterhält für seine lange Laufzeit von 160 Minuten unheimlich gut, man merkt nicht wie die Stunden verstreichen und man merkt auch zunächst bewusst nicht wie simpel die Story eigentlich ist. Aber im Finale, wenn sich der Staub lichtet und zum letzten Schlag der Menschheit ausgeholt wird, wenn man sich langsam aber sicher satt sieht an der Farbpracht, dann merkt man das hier Storymäßig einfach mehr drin gewesen wäre, für einen echten Meilenstein in wirklich allen Belangen.
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Ed Hunter macht in blau:
12 Jahre nach dem erfolgreichsten Film aller Zeiten, „Titanic", meldet sich Regielegende James Cameron mit seinem langerwarteten Zweieinhalbstunden-Epos „Avatar" in dem Genre zurück, das ihn einst groß machte: der Science Fiction. Angesichts klingelnder internationaler Kassen scheint dem Mammutwerk, für dessen Umsetzung der „Terminator"-Vater auf den sich in seiner Popularität stetig steigernden 3-D-Zug aufsprang, tatsächlich das Unmögliche zu gelingen: Eine kommerzielle Nachfolge der „Titanic"-Sensation. Qualitativ vermag das Comeback dem Eisberg-Epos jedoch nicht ganz das Wasser zu reichen: Aller visueller Bombast kann nicht übertünchen, dass der Drehbuchschreiber Cameron an die Klasse des Regisseurs Cameron diesmal nicht herankommt und seinem „Avatar" damit dem Weg zum echten Meisterwerk verbaut.
Inhaltlich nämlich kommt der Streifen als auf zweieinhalb Stunden Laufzeit aufgeblähte, furchtbar vorhersehbare und konventionelle 08/15-Story des bewährten, um nicht zu sagen ausgelutschten Konzepts „Krieger schlägt sich auf die Seite derer, die er eigentlich bekämpfen sollte" daher. In diesem Fall ist es der im Rollstuhl sitzende Ex-Marine Jake Sully (Sam Worthington), der als Ersatz seines toten Bruders auf den Planeten Pandora beordert wird, um an dessen Stelle in der Alien-Hülle eines Avatars Kontakt mit den Ureinwohnern, genannt Na'Vi, aufzunehmen. Die gilt es umzusiedeln, um die Bodenschätze der Natur-Welt ausbeuten zu können - nach Ansicht der führenden Militärs wäre die weitaus bequemere Lösung jedoch, sie gleich mit Waffengewalt auszuradieren...So kommt es wie es kommen muss: Unser Held verliebt sich in eine Na'Vi (Zoe Saldana), schlägt sich auf die Seite der Bedrohten und führt eine mit archaischem Gerät bewaffnete Eingeborenenarmee gegen Hubschrauber und Maschinengewehre in die Entscheidungsschlacht. I
m Grunde ist „Avatar" ein Western, garniert mit Dinosaurier-Haue in „King Kong"- oder „Jurassic Park"-Manier, David-gegen-Goliath-Fight-Tragik eines „Last Samurai" sowie viel Kitsch und Eyecandy-Bombast. Style over Substance, das ist chic, das unterhält, aber es verhindert, dass „Avatar" das wird, was er nach 12-jähriger Spielfilm-Abstinenz des begnadeten Sci-Fi-Visionärs Cameron hätte werden sollen: Ein Meisterwerk in der Tradition von Meilensteinen wie „Terminator" oder „Aliens". Seine abgesehen von Details innovationslose Standardstory verbaut dem Film den Weg dorthin - so perfekt Cameron sie technisch auch umgesetzt hat.
Die fantastischen Bilderwelten, die er aus seiner paradiesischen Pandora-Umgebung herausholt, sind Eyecandy pur, die Tricktechnik lässt keinerlei Wünsche offen, an den anfangs befremdlich-lächerlichen Look der Na'Vi gewöhnt man sich schnell und wird in der letzten Dreiviertelstunde schließlich die große Action entfesselt, treten die inhaltlichen Schwächen auch völlig in den Hintergrund und spielt „Avatar" endlich in einer qualitativen Liga mit den Großtaten des Cameronschen Backkatalogs: Wenn Eingeborene auf Flugechsen mit Pfeil und Bogen in atemberaubenden Kamerafahrten gegen hochtechnisierte Helikopter und MG-Feuer in die Schlacht ziehen und es an allen Ecken und Enden brennt, explodiert und kracht, stellt Cameron einmal mehr sein Talent für sensationelles Actionkino unter Beweis und serviert eine Bombast-Schlacht, wie es im Kino lange keine mehr zu sehen gab. Sicherlich hätte all das mit einem R-Rating noch weit mehr gerockt, entwickeln doch die mit gewissen Härten versehehen Sequenzen à la dynamisch im Flug von Pfeilen niedergemähte Soldaten die größte Rasanz, doch hier darf man ausnahmsweise das finanzielle Argument der erhöhten Kassenträchtigkeit bei einer PG-13-Freigabe gelten lassen, hat „Avatar" doch ein wahrlich stattliches Budget wieder einzuspielen und für dieses großartige Schauwerte zu bieten. Heroische Reden, ein mächtiger Score und Gänsehaut-Kriegerpathos dürfen freilich auch nicht fehlen und ergänzen den handwerklich perfekten Krawall um atmosphärische Qualitäten.
Die 3-D-Technik kommt dabei eher dezent zum Einsatz, eine gezielte Fokussierung auf dreidimensionale Aha-Effekte, wie sie dem neuen Trend folgende jüngere Horrorstreifen wie „My Bloody Valentine" oder „Final Destination 4" charakterisierte, bleibt aus, sodass der Film auch in schnöden zwei Dimensionen nicht allzuviel an Wirkung verlieren wird.
Auf Darstellerseite krankt „Avatar" etwas an Held Sam Worthington, der wie schon in „Terminator: Salvation" eine eher blasse, allenfalls solide Performance abliefert, sodass es kein Fehler ist, meistens seinen blauen Avatar durch die Szenerie springen zu lassen. Ripley-Legende Sigourney Weaver und eine coole Michelle Rodriguez als Heli-Pilotin bleiben Beiwerk, der Fokus des Films liegt ohnehin weniger auf den menschlichen Akteuren denn den Na'Vi.
In Zeiten der Klimakrise darf freilich auch eine Ökomessage nicht fehlen, welche in die stets latent kitschige Stimmung des Films in ihrer Deutlichkeit auch atmosphärisch passt.
Fazit: Mit „Avatar - Aufbruch nach Pandora" präsentiert James Cameron ein würdiges Comeback, das technisch brillant, visuell berauschend und actiontechnisch beeindruckend souveränstes Style-over-Substance-Kino bietet. Die ärgerlich banale, altbekannte 08/15-Story verbaut dem Film jedoch den Weg zum Meisterwerk, was angesichts der eigentlichen Genialität seines Machers schade ist. Letztlich nicht mehr und nicht weniger als perfekt gemachtes Popcorn-Kino.
Originaltitel: Avatar
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: James Cameron
Darsteller: Sam Worthington, Zoe Saldan, Michelle Rodriguez, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Giovanni Ribisi, CCH Pounder
Gestern gab es für mich die Vorpremiere in 3D zu „Avatar“.
Nach 12 Jahren wagt sich James Cameron wieder mit einem Spielfilm in die Kinos. Nachdem er 1997 mit „Titanic“ den erfolgreichsten Film aller Zeit veröffentlicht hat, wurde es still um ihn. Womit hätte er sich selbst auch toppen sollen? Nach so einem Erfolg sind die Erwartungen hoch, von den Zuschauern aber auch von sich selber.
Aber einen lange gehegten Traum hat er nun verfilmt: „Avatar“ ist ein immens teures Werk. Zu 60% im Computer entstanden waren die Anforderungen an den Film „lediglich“ die Messlatte für CGI-Effekte in unbekannte Dimensionen zu erheben. Kein Problem für Cameron, wartete er doch extra viele Jahre ab, bis die Computertechnik soweit ist, seinen Erwartungen zu genügen. Dieser Zeitpunkt war nun gekommen, unübersehbar.
Nachdem sein Bruder bei einem Raubmord ermordet wurde, wird dem querschnittsgelähmten Kriegsveteranen Jake Sully (Sam Worthington) die Möglichkeit offeriert seinen Job zu übernehmen und somit wieder an einem Einsatz teilzunehmen: Der Grund für dieses Angebot ist, dass für das Projekt auf dem Planeten Pandora ein Mensch mit den selben Genen wie sein Bruder gebraucht wird.
Der Planet Pandora ist wunderschön. Ein unberührter Planet, jedoch ebenso schön wie tödlich für den Menschen. Nicht nur, dass die Atmosphäre des Planeten für den Menschen nicht zum atmen geeignet ist und die Tierwelt auch nicht gut auf die Eindringlinge zu sprechen ist, auch dessen Bewohner, die Na'vi, die im Einklang mit der Natur leben, gehen recht entschlossen gegen das unbeherrschte, brutale Vorgehen der Menschen vor. Die Na'vi sind eine naturverbundene Rasse. Gejagt wird mit Pfeil und Bogen, technologischer Fortschritt ist für die blauhäutigen Na'vi nicht wichtig. Der Einklang mit der Natur und die Erhaltung der natürlichen Lebensräume ist das Ziel. Doch all das passt den Plänen der Menschen gar nicht in den Kram, denn auf Pandora gibt es große Vorkommen des wichtigen Rohstoffs Unaobtanium der mehrere Millionen Dollar pro Kilo Wert ist. Das größte Rohstoffvorkommen ist ausgerechnet unter der Kolonie der Na'vi, genauer unter einem riesigen, Jahrhunderte alten Baum.
Um die Na'vi besser zu verstehen, wurde an dem Projekt Avatar gearbeitet, dessen Ziel es ist menschliche DNA mit dem der Ureinwohner, den Na'vi, zu mischen. So wurden Avatare erschaffen, die es den Menschen, über eine Symbiose, ermöglichen sich gefahrlos in der Umwelt des Planeten zu bewegen. Man kann seinen Avatar steuern als wäre man wirklich in dem Körper drin.
Jake darf den Avatar seines Bruders steuern. Er kann als Avatar wieder laufen und auch sonst laden die Körper der Wesen sehr schnell zur Erkundung der Umgebung ein.
Für die Wissenschaftlerin Dr. Grace Augustine(Sigourney Weaver) soll Jake bei der Erforschung des Planeten helfen und die Forscher beschützen, aber insgeheim soll er für Colonel Miles Quaritch(Stephen Lang) mehr über die Na'vi in Erfahrung bringen und sie zum Umziehen bewegen, damit die Menschen an das Unaobtanium kommen.
Durch Zufall lernt Jake eine Na'vi kennen und wird von ihr und den anderen Na'vi zum Jäger ausgebildet. Im Einklang mit der Natur lebend, muss Jake erkennen, dass die Na'vi nicht die Aggressoren sind, als die sie in den Berichten dargestellt wurden, sondern das es im Gegenteil seine eigene Rasse ist, die brutal und schonungslos gegen die Ureinwohner vorgeht. Als dann plötzlich die Bulldozer anrücken wird Jake klar, das er eine Entscheidung treffen muss…
Mit „Avatar“ wollte James Cameron in vielerlei Hinsicht auftrumpfen. Er wollte die 3D Technik populär machen, er wollte nach „Titanic“ einen Film machen der sich mit der Erwartungshaltung messen kann und er wollte seinen lange gehegten Traum verwirklichen. Die Idee zu „Avatar“ geistert bei ihm schon länger im Kopf herum, 1995 brachte er sie als Drehbuch zu Papier. Mehrmals wollte er loslegen, doch die Effekte der damaligen Zeit hätten den Film einfach nicht so darstellen können wie er heute aussieht.
Die Entscheidung zu warten war goldrichtig. „Avatar“ sieht nun einfach bombastisch aus. Die Welt die hier kreiert wurde, am Computer, kann man getrost fotorealistisch nennen. Sahen zuvor veröffentlichte Bilder noch wenig homogen aus, passt das große Ganze im Film wunderbar zusammen. Die Bewegungen der Na'vi sind durch aufwendiges Motion-Capturing sehr realistisch, und dass aussehen der dichten Wälder, der schroffen Felsformationen, der schwebenden Berge und überhaupt der ganzen Umgebung auf Pandora ist einfach überwältigend. Ähnlich hoch budgetierte Filme wie „Transformers“, die CGI sehr passend in echte Umgebungen eingefügt haben, waren schon in vielen Szenen überwältigend, aber eine Welt zu erschaffen von der man mehrmals denken könnte das es diese wirklich gibt, das ist nochmal eine ganz andere Liga der Animation. Ein paar Szenen im Film sehen zwar immer noch aus wie aus einem Videospiel, aber diese halten sich doch arg in Grenzen.
Während „Avatar“ im Effekte-Bereich Revolution propagiert und neue Wege beschreitet, vertraut Cameron für die Story auf eine bekannte Geschichte. Seine Filme zeichneten sich meist nicht durch eine komplexe oder allzu überraschende Story aus, sondern wurden meist erst durch seine besondere Art diese Geschichten zu inszenieren zu dem was sie heute sind. Aber die Geschichte in „Avatar“ ist für solch ein monumentales Werk dann doch etwas zu einfach und zu bekannt. Das eine technologisch fortschrittliche Rasse eine blühende Landschaft einstampfen will um Volk und Ressourcen auszubeuten, ein mutiger Krieger sich in eine Eingeborene verliebt und mit ihr und dem Volk gegen seine eigenen Leute kämpft, das riecht einfach alles schwer nach „Pocahontas“ oder „Der mit dem Wolf tanzt“. Trotzdem muss man Cameron zu Gute halten, dass die Avatar-Idee an sich(steuern eines anderen Körpers), wirklich ein kleiner Geniestreich ist und in diesem Punkt die Story doch noch etwas kreativer ist als man zunächst annimmt. So setzt sich der Film mit seiner Handlung trotzdem immer noch weit vor so inhaltsleere Vehikel wie „Terminator Salvation“.
In „Avatar“ wird der Story, so simpel sie auch sein mag, immer noch viel Platz eingeräumt und auch den Charakteren wird viel Aufmerksamkeit geschenkt. Aber Charakterentwicklung und ein Fokus auf mehreren Charakteren funktioniert nur, wenn die Charaktere auch gut geschrieben sind und gut gespielt werden, was aber auf „Avatar“ voll zutrifft und bei Cameron auch nicht anders zu erwarten war. Das er gute Charaktere erschaffen kann, hat er schon mehrmals bewiesen. Flache Abziehbilder trifft man nur wenige, was leider vor Allem auf den Chef des großen Ganzen zutrifft. Giovani Ribisi wird zu wenig Raum gelassen um sein Schauspiel zu entfalten. Er wurde wohl lediglich für einen eventuellen Nachfolger eingeführt.
Trotzdem wird man einfach das Gefühl nicht los, dass der Film mit etwas kreativerer Story-Idee noch besser hätte sein können. Die Parallelen zu unserer heutigen, kaputten Welt, helfen da auch nur bedingt um die Story in sich komplexer werden zu lassen, unterfüttern das ganze aber zumindest noch etwas.
Viel Spaß hat der geneigte Filmfan aber dabei, die Versatzstücke aufzuzählen die James Cameron auszeichnen. Starke Frauen, Roboter die an „Alien 2“ erinnern, Fluggeräte die sehr an ähnliche Maschinen in den Terminator-Filmen erinnern und noch vieles mehr.
Etwas enttäuscht war ich allerdings auch vom Soundtrack von James Horner. Er hielt sich meist vornehm im Hintergrund, fiel mir aber vor allem bei den zahlreichen Flugszenen im Film auf, wo er dann auch stimmig eingesetzt wurde. Aber ich hätte mir das ganze dann doch etwas epischer und weniger ethno gewünscht. So bleibt einem leider nach dem Film keines der gehörten Stücke im Ohr und auch auf dem Soundtrack findet man nichts was nun irgendwie besonders hervorstechen würde.
Schauspielerisch gab es, wie ich schon zuvor erwähnte, keine größeren Ausfälle zu berichten. Sam Worthington, der in „Terminator Salvation“ schon Christian Bale überstrahlte, gibt auch hier wieder eine ordentliche Leistung. Schön war es auch Sigourney Weaver endlich einmal wieder zu sehen. Gut fand ich, dass sie sogar Rauchen darf im Film, seit einigen Jahren in Hollywood eigentlich sehr verpönt in Filmen. Mein echter Liebling war aber Stephen Lang. Sein Charakter ist von Cameron völlig „over the top“ angelegt worden. 3 dicke Narben auf der Schläfe, Armmuskeln wie Baumstämme, ein Burstkorb wie der Kühlergrill eines vierzig Tonners. So müssen fiese Armee-Colonels aussehen. Lang verkörpert diese Person erstaunlich gut.
Ist „Avatar“ der Film geworden den ich erwartet hatte? Nein, nicht ganz. Bei der Story hatte ich mir gewünscht, dass diese nur im Trailer so simpel erschien, aber Cameron da evtl. doch noch etwas im Petto gehabt hätte, dass mich etwas überrascht. Stattdessen bleibt die große Überraschung leider aus. Die Story ist solide und wird sehr gut erzählt. Cameron treibt die Handlung meist mit Actionszenen voran. Das kennt man schon aus der Terminator-Reihe und funktioniert dort wie hier wieder sehr gut. Die Effekte sind die neue Messlatte für alle weiteren Blockbuster-Filme die da kommen werden. Das hatte ich erwartet, dass hatte Cameron oft genug angekündigt, hier bekam man genau das was man erwartet hatte und kann sich nicht beschweren. Bessere Effekte bekommt man in nächster Zeit in keinem Film zu sehen.
Das bald ein Film ähnlich gute Effekte haben wird, hängt vor allem davon ab ob „Avatar“ überhaupt genug Geld einspielt damit er sich rechnet. Meinen Segen hat er. Der Film unterhält für seine lange Laufzeit von 160 Minuten unheimlich gut, man merkt nicht wie die Stunden verstreichen und man merkt auch zunächst bewusst nicht wie simpel die Story eigentlich ist. Aber im Finale, wenn sich der Staub lichtet und zum letzten Schlag der Menschheit ausgeholt wird, wenn man sich langsam aber sicher satt sieht an der Farbpracht, dann merkt man das hier Storymäßig einfach mehr drin gewesen wäre, für einen echten Meilenstein in wirklich allen Belangen.
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Ed Hunter macht in blau:
12 Jahre nach dem erfolgreichsten Film aller Zeiten, „Titanic", meldet sich Regielegende James Cameron mit seinem langerwarteten Zweieinhalbstunden-Epos „Avatar" in dem Genre zurück, das ihn einst groß machte: der Science Fiction. Angesichts klingelnder internationaler Kassen scheint dem Mammutwerk, für dessen Umsetzung der „Terminator"-Vater auf den sich in seiner Popularität stetig steigernden 3-D-Zug aufsprang, tatsächlich das Unmögliche zu gelingen: Eine kommerzielle Nachfolge der „Titanic"-Sensation. Qualitativ vermag das Comeback dem Eisberg-Epos jedoch nicht ganz das Wasser zu reichen: Aller visueller Bombast kann nicht übertünchen, dass der Drehbuchschreiber Cameron an die Klasse des Regisseurs Cameron diesmal nicht herankommt und seinem „Avatar" damit dem Weg zum echten Meisterwerk verbaut.
Inhaltlich nämlich kommt der Streifen als auf zweieinhalb Stunden Laufzeit aufgeblähte, furchtbar vorhersehbare und konventionelle 08/15-Story des bewährten, um nicht zu sagen ausgelutschten Konzepts „Krieger schlägt sich auf die Seite derer, die er eigentlich bekämpfen sollte" daher. In diesem Fall ist es der im Rollstuhl sitzende Ex-Marine Jake Sully (Sam Worthington), der als Ersatz seines toten Bruders auf den Planeten Pandora beordert wird, um an dessen Stelle in der Alien-Hülle eines Avatars Kontakt mit den Ureinwohnern, genannt Na'Vi, aufzunehmen. Die gilt es umzusiedeln, um die Bodenschätze der Natur-Welt ausbeuten zu können - nach Ansicht der führenden Militärs wäre die weitaus bequemere Lösung jedoch, sie gleich mit Waffengewalt auszuradieren...So kommt es wie es kommen muss: Unser Held verliebt sich in eine Na'Vi (Zoe Saldana), schlägt sich auf die Seite der Bedrohten und führt eine mit archaischem Gerät bewaffnete Eingeborenenarmee gegen Hubschrauber und Maschinengewehre in die Entscheidungsschlacht. I
m Grunde ist „Avatar" ein Western, garniert mit Dinosaurier-Haue in „King Kong"- oder „Jurassic Park"-Manier, David-gegen-Goliath-Fight-Tragik eines „Last Samurai" sowie viel Kitsch und Eyecandy-Bombast. Style over Substance, das ist chic, das unterhält, aber es verhindert, dass „Avatar" das wird, was er nach 12-jähriger Spielfilm-Abstinenz des begnadeten Sci-Fi-Visionärs Cameron hätte werden sollen: Ein Meisterwerk in der Tradition von Meilensteinen wie „Terminator" oder „Aliens". Seine abgesehen von Details innovationslose Standardstory verbaut dem Film den Weg dorthin - so perfekt Cameron sie technisch auch umgesetzt hat.
Die fantastischen Bilderwelten, die er aus seiner paradiesischen Pandora-Umgebung herausholt, sind Eyecandy pur, die Tricktechnik lässt keinerlei Wünsche offen, an den anfangs befremdlich-lächerlichen Look der Na'Vi gewöhnt man sich schnell und wird in der letzten Dreiviertelstunde schließlich die große Action entfesselt, treten die inhaltlichen Schwächen auch völlig in den Hintergrund und spielt „Avatar" endlich in einer qualitativen Liga mit den Großtaten des Cameronschen Backkatalogs: Wenn Eingeborene auf Flugechsen mit Pfeil und Bogen in atemberaubenden Kamerafahrten gegen hochtechnisierte Helikopter und MG-Feuer in die Schlacht ziehen und es an allen Ecken und Enden brennt, explodiert und kracht, stellt Cameron einmal mehr sein Talent für sensationelles Actionkino unter Beweis und serviert eine Bombast-Schlacht, wie es im Kino lange keine mehr zu sehen gab. Sicherlich hätte all das mit einem R-Rating noch weit mehr gerockt, entwickeln doch die mit gewissen Härten versehehen Sequenzen à la dynamisch im Flug von Pfeilen niedergemähte Soldaten die größte Rasanz, doch hier darf man ausnahmsweise das finanzielle Argument der erhöhten Kassenträchtigkeit bei einer PG-13-Freigabe gelten lassen, hat „Avatar" doch ein wahrlich stattliches Budget wieder einzuspielen und für dieses großartige Schauwerte zu bieten. Heroische Reden, ein mächtiger Score und Gänsehaut-Kriegerpathos dürfen freilich auch nicht fehlen und ergänzen den handwerklich perfekten Krawall um atmosphärische Qualitäten.
Die 3-D-Technik kommt dabei eher dezent zum Einsatz, eine gezielte Fokussierung auf dreidimensionale Aha-Effekte, wie sie dem neuen Trend folgende jüngere Horrorstreifen wie „My Bloody Valentine" oder „Final Destination 4" charakterisierte, bleibt aus, sodass der Film auch in schnöden zwei Dimensionen nicht allzuviel an Wirkung verlieren wird.
Auf Darstellerseite krankt „Avatar" etwas an Held Sam Worthington, der wie schon in „Terminator: Salvation" eine eher blasse, allenfalls solide Performance abliefert, sodass es kein Fehler ist, meistens seinen blauen Avatar durch die Szenerie springen zu lassen. Ripley-Legende Sigourney Weaver und eine coole Michelle Rodriguez als Heli-Pilotin bleiben Beiwerk, der Fokus des Films liegt ohnehin weniger auf den menschlichen Akteuren denn den Na'Vi.
In Zeiten der Klimakrise darf freilich auch eine Ökomessage nicht fehlen, welche in die stets latent kitschige Stimmung des Films in ihrer Deutlichkeit auch atmosphärisch passt.
Fazit: Mit „Avatar - Aufbruch nach Pandora" präsentiert James Cameron ein würdiges Comeback, das technisch brillant, visuell berauschend und actiontechnisch beeindruckend souveränstes Style-over-Substance-Kino bietet. Die ärgerlich banale, altbekannte 08/15-Story verbaut dem Film jedoch den Weg zum Meisterwerk, was angesichts der eigentlichen Genialität seines Machers schade ist. Letztlich nicht mehr und nicht weniger als perfekt gemachtes Popcorn-Kino.