Anders ist er in Bezug aufs Drehbuch, inszenatorisch hat er leider ähnliche Schwächen wie der 2018er. Könntest also durchaus noch auf die 1/10 runtergehen, wenn dir der neue Kurs nicht schmeckt. Wobei es zumindest mehr schmatzt als im ersten, das hattest du ja auch bemängelt, dass es da nicht genug zur Sache ging.
Vor allem kann ich mir auch gut vorstellen, dass der dritte Teil dann wieder mehr wie der erste sein wird, denn das fühlt sich alles schon sehr nach der typischen Sandwich-Struktur an. Und momentan sind wir im Schinken-Käsebelag. Hoffen wir also, dass die letzte Brotscheibe ordentlich gebuttert ist. Wir werden es wohl nächstes Jahr erfahren.
Bis dahin noch zur Ergänzung mein Kommentar zum 2018er:
Halloween (2018)
Kommentar vom 26.09.19:
Wenn man sich schon der neumodischen Ignoranz anschließt, einfach die über Jahrzehnte aufgebaute Mythologie einer Filmserie komplett auszublenden und nur noch das Original (und selbstverständlich sich selbst) als relevant zu betrachten, dann sollte man besser auch mächtig abliefern. Inwiefern David Gordon Green das gelingt, ist zumindest diskutabel.
"Halloween", bereits der dritte Film der Reihe mit diesem Namen, präsentiert sich als ehrfürchtiger Spross der Ur-Version von 78. Anders als Rob Zombies radikale Neuinterpretation ist Greens Ansatz geprägt von bemerkenswerter Schildtreue, die schon beim Synthesizer-Theme beginnt: Während der flackernde Kürbiskopf langsam zur zweidimensionalen Laterne aus Licht eindampft, wird Carpenters Komposition nur so unwesentlich variiert, dass ihr Wiedererkennungswert möglichst keinen Schaden nimmt. Über die Fotografie reicht die Verbeugung dann auch ins Optische hinein. Schon in seinem Frühwerk hat Green sehr herbstlich inszeniert ("Undertow"), insofern leuchtet seine Wahl für den Regieposten ein, denn die suburbane Allee mit ihren hübsch aufgereihten Einfamilienhäusern und den einzeln gepflanzten Bäumen, die gerade ihren Schmuck verlieren, ist eine exakte Nachstellung des Schauplatzes, an dem alles begann.
Es ist letztlich nur die Zeit, die Green als Mittel der Veränderung zulässt. Michael Myers ist kein hochgewachsener Bursche mehr, sondern ein alter Mann; ein Fakt, das hinter der Maske jedoch zur Bedeutungslosigkeit verkommt. Und Jamie Lee Curtis ist zurück. Von Falten gezeichnet, von der Angst besiegt, ist sie der einzige große Trumpf, über den die Neuverfilmung verfügt und der ihren Back-to-the-roots-Ansatz legitimiert. Obgleich ihre Rolle eine Schablone ist, in die bald auch die neue Sarah Connor passen wird, wird sie von Curtis so kraftvoll gespielt, dass man ihr psychologisches Profil nicht in Frage stellt... obwohl man es könnte. Ihre Einführung fällt jedenfalls genauso überzeugend aus wie ihre Entwicklung über 90 Minuten, obwohl die späte Abrechnung mit "Halloween H20" ja längst durchexerziert worden ist.
Vom Slasher-Anteil hat man dafür nicht sehr viel: Obwohl vor keiner Sorte Opfer zurückgeschreckt wird, entpuppen sich die Kills als einfallslos und blutleer (bzw. blutig noch jenseits der Leinwand), die Nebendarsteller und Statisten als uninteressantes Vieh, das es viel zu einfach macht, sich in Michaels Perspektive zu versetzen. Karikaturen interagieren vogelwild mit ernsthaft ausgearbeiteten Rollen, autonome Subplots streifen fast zufällig den roten Faden der Geschichte, so dass man nicht das Gefühl hat, dass hier mit einem Masterplan gearbeitet wurde. Der Horror bleibt dabei wirklich erstaunlich unreflektiert, was man einerseits als konsequent anti-postmodern bezeichnen könnte, was aber andererseits nach einer Reihe von Sequels in zweistelliger Höhe nicht mehr besonders gut funktioniert. Und vor allem: Die größte Qualität des Carpenter-Originals, diese unerträgliche Intensität, diese zum Schneiden dicke Atmosphäre... nichts davon ist vorhanden.
Ja, wir befinden uns nur einen Katzensprung entfernt von den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts. Die Postmoderne des Millennium Change sollte inzwischen abgeschüttelt sein. Das heißt aber noch lange nicht, dass man die Fortsetzung eines 40 Jahre alten Klassikers so statisch angehen muss.