Filmtagebuch: deBohli
Moderator: SFI
Re: Filmtagebuch: deBohli
Sehr geil!
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Nein, aber auch mir macht dies immer wieder Spass. Alien fand meine Freundin sehr cool, wobei ich mir ihr Alien: Covenant damals im Kino sah und sie Filme mit Ausserirdischen eh sehr mag. Sie war also nicht komplett ahnungslos, was hier auf sie zukommt.Vince hat geschrieben: ↑24.10.2020, 15:05Hört man ja auch nicht oft. Ich schaue ja unheimlich gerne solche Klassiker mit jemandem, der sie noch nicht kennt und bin dann immer sehr gespannt auf die Reaktion. Meine Frau hab ich allerdings inzwischen so ziemlich über alles aufgeklärt, was zur Pflichtlektüre gehört. Gestern Abend sind wir sogar schon ihre Zweitsichtung zu "The Thing" angegangen.
Es war aber eine Ausnahme. Meine sonstige Filmwahl gefällt ihr nicht immer. Ihre Standardaussage wenn ich am Abend vorschlage einen Film zu schauen: "Ja, aber bitte ein Guter." Klappt nicht immer. Somit bin ich noch nicht ganz an dem Punkt wie du, Vince.
Meine Taktik darum: Ihr 3-5 Filme vorlegen und sie entscheiden lassen. Dann bin ich theoretisch unschuldig.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Split Second
BD / Regie: Tony Maylam
Rutger Hauer liebt Nikotin, Schokolade und Kaffee. Das reicht aus, um im dystopisch überfluteten London nach einem übernatürlichen Killer zu suchen. Nächtelang, ohne wirkliche Hilfe und in eher unspektakulären Sets. Der Film macht trotzdem Freude, wegen den absurden Einzelheiten, wegen dem Stimmungswechsel von Alastair Duncan und der süssen Kim Cattrall. Low-Budget-Buddy-Cop-Horror-Actioner.
Antebellum
Kino / Regie: Gerard Bush, Christopher Renz
Der Film tut weh, besonders im ersten Drittel. Die Grausamkeiten der Sklaverei werden gnadenlos aufgezeigt, die Brutalität setzt sich in Kopf und Magen fest. Etwas benommen verliess ich das Kino, leider jedoch stellt sich schnell heraus, dass dem Streifen Aussage und Substanz fehlen. Die Geschichte wäre interessant, zu vieles verkommt aber zu plattem Selbstzweck. Wegen Janelle Monáe, Jena Malone (mit zu wenig Screentime) und den Aufnahmen doch ein Blick wert.
Babyteeth
Kino / Regie: Shannon Murphy
Eine Schülerin muss sich nicht nur mit ihrem Alltag auseinandersetzen, sondern mit der fortschreitenden Krebserkrankung. Eine Prämisse, die schon zu oft mit allen Klischees ausgeschlachtet wurde. Dieser Film geht zum Glück einen anderen weg, mit schrägen Figuren, tollem Humor und einer bewussten Reduktion in der Exposition. Zusätzlich durfte Ben Mendelsohn endlich wieder mehr zeigen, als sein eindimensionaler Bösewicht. Emotional und empfehlenswert.
Howard The Duck
BD / Regie: Willard Huyck
Was bei den Comics schon zu mittelmässigen Resultaten führte, war auch für die Verfilmung eine Stolperfalle: Die Macher konnten sich leider nicht entscheiden, ob Howard eine sarkastische Erwachsenenfigur oder ein witziger Abenteurer für Kinder sein sollte. Darum zündet der Film nicht, die Geschichte bleibt halbgar. Scheinbar alles wurde bei Back To The Future geklaut (Lea Thompson, Kostüme, Ausstattung und Musik), die Achtziger zeigen sich von ihrer schrägsten Seite. Unvorstellbar, dass ein solcher Film heute noch als Big-Budget produziert werden würde.
Blood Feast
BD / Regie: Herschell Gordon Lewis
Ja, ich habe diese 14-Filme-Kollektion gekauft, also Augen auf und durch. Wobei man bei diesem ersten Gore-Stück teilweise wegschauen möchte, Herschell Gordon Lewis hält lange auf abgetrennte Gliedmassen und blutige Massaker. Schade nur, ist der Film etwas behäbig und die Geschichte dumm. Filmhistorisch betrachtet aber weiterhin sehr interessant. Hail Ishtar!
House II: The Second Story
BD / Regie: Ethan Wiley
Nein, das ist kein Horror, das ist ein Achtziger-Abenteuerfilm mit tollen Puppen und Effekten, einem spassig aufgelegten Cast und fantasievollen Umgebungen. Natürlich ist die Geschichte hanebüchen und etwas mehr Grusel hätte gerne sein dürfen, als kleiner Happen zwischendurch passt House II aber auf jeden Fall. Ah ja, wer ist denn nun die Madonna der Achtzigerjahre?
In the Mouth of Madness
DVD / Regie: John Carpenter
Da kommt ein Freund vorbei und sagt: Dies ist einer der besten Filme von Carpenter. Na gut, wird geschaut und siehe da, die Aussage stimmt. Sozusagen Videodrome mit Büchern, ein tolles Stück Horror ohne billige Schockeffekte und voller wirklich grossartiger Aufnahmen. Das Spiel mit den Metaebenen gerät am Ende etwas aus den Fugen, dafür bleiben diverse Momente lange hängen.
Scum Of The Earth
BD / Regie: Herschell Gordon Lewis
Scheinbar der erste “Roughie” der Filmgeschichte und der letzte schwarz-weisse Film von Herschell Gordon Lewis, direkt im Anschluss an Blood Feast gedreht. Frauen geraten in die Fänge von erpresserischen und perversen Fotografen und sind diversen Situationen ausgeliefert – das mit der Logik will nicht immer klappen, ist aber kompetent gemacht. Lustig, dass Mal Arnold hier einen Teenager darstellen soll, mit seinen mehr als 30 Jahren auf dem Buckel.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Ich habe Dir doch gesagt das die Ente Schrott ist
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Ach, Schrott ist der Film nicht, sonst wäre die Wertung tiefer. Eher ein Missgeschick in der Filmgeschichte und darum auf jeden Fall interessant.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Idiot Prayer – Nick Cave Alone at Alexandra Palace
Kino / Regie: Nick Cave
Alleine und im eleganten Anzug gekleidet durchschreitet Nick Cave selbstsicher den Alexandra Palace in London. Menschenleer ist die bekannte Konzerthalle, nur ein Flügel von Fazioli steht inmitten des warm beleuchteten Saals. Der australische Künstler setzt sich hin, berührt sanft die Tasten und öffnet sein Herz und Geist.
Im Juli als Streaming-Event aufgezogen, ist „Nick Cave Alone at Alexandra Palace“ eine intime und reduzierte Begegnung mit dem Musiker, der im letzten Jahr mit „Ghosteen“ die Welt zu Tränen rührte. Ein Querschnitt seiner gesamten Karriere als Grundlage, gespielt auf dem Klavier und andächtig. Anfängliche Bedenken waren schnell verflogen: Nick Cave im dunklen Kinosaal beim Musizieren zuzusehen ist mehr als berührend.
Zwar wollten meine Gedanken bei den ersten Liedern „Idiot Prayer“ und „Sad Waters“ nicht stillstehen, dann jedoch traf mich die emotionale Wucht von „Palaces Of Montezuma“. Der mit Grinderman aufgenommene Song zeigte in dieser akustischen Variante erst seine wahre Intensität.
Mit dem darauffolgenden „Girl In Amber“ war es endgültig um mich geschehen. Wenn Nick Cave singt und spielt, dann öffnet sich die Welt, man wird auf die nackte Wahrheit reduziert und sieht den Kern der Schönheit. Nicht wenig trugen Kameramann Robbie Ryan und die lichttechnische Gestaltung dazu bei. Mit viel Feingefühl und unterstreichender Geste wurden Lieder und Melodien begleitet, der Alexandra Palace erschien wie verwandelt und zauberhaft. Poesie für verwundete Menschen, Schönheit in absoluter Form.
Mit der bereits vierten Kooperation zwischen Nick Cave und Trafalgar Releasing ist allen beteiligten ein Kleinod gelungen, das lange nachhallt und wie ein Gebet wirkt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Horse Girl
Streaming, Netflix / Regie: Jeff Baena
Alison Brie verkörpert in dieser Original-Produktion eine Frau, die durch ihre psychischen Probleme mit der Welt nicht mehr klarkommt. Dabei geht Baena geschickt mit dem Thema um und erlaubt dem Film einige überraschende Stimmungswechsel. Zwar ist die aufkommende Komplexität nur oberflächlich und das Ende zu unbefriedigend, die Sicht auf Schizophrenie dafür ungewohnt anders.
Cube
Streaming, Netflix / Regie: Vincenzo Natali
Der Film wird nicht schlechter, auch einige Jahre nach meiner letzten Sichtung. Die minimalistische Handlung, die knappe und günstige Ausstattung und die aufkommenden Fragen zur menschlichen Psyche machen immer noch Freude. Erstaunt war ich, wie blutig der Beginn ist und wie laienhaft die Darsteller agieren. Trotzdem, cooles Indie-Ding und bis heute der beste Film von Natali.
I, Monster
BD / Regie: Stephen Weeks
Knapp mehr als 20 Jahre alt und bereits der Regisseur eines Filmes mit Peter Cushing und Christopher Lee in den Hauptrollen? Weeks galt als grosses Talent, leider ist diese akkurate Nacherzählung des Grusels von "Dr. Jeckyll And Mister Hyde" eher behäbig und zahm herausgekommen. Das liegt vor allem an der statischen Inszenierung, dafür überzeugen die Sets, Schauspieler und gotisch wirkende Stimmung. Fast meint man, eine Hammer-Produktion gesehen zu haben.
On the Rocks
Streaming, Apple+ / Regie: Sofia Coppola
Rashida Jones in alten Hip-Hop-Shirts, Bill Murray als fleischgewordene Figur der frankobelgischen Comicszene der Siebzigerjahre - diese beiden Aspekte machen viel vom Reiz des Filmes aus. Coppola präsentiert eine erstaunlich typische Beziehungskomödie, deren Ende zu weichgezeichnet ist, dazwischen aber viele spritzige Dialoge bietet. Ein angenehmes Sehvergnügen, das etwas fordernder hätte sein können.
Housekeeping
BD / Regie: Bill Forsyth
Ein vergessenes Kleinod über Familie, Schwesternschaft und geistige Probleme. Sanft und zärtlich in der Geschichte, toll erzählt mit genügend Leichte und Humor. Besonders Christine Lahti überzeugt in der Hauptrolle, die ländliche Umgebung des amerikanischen Nordwestens lässt die schönen Aufnahmen wie Bilder wirken. Sehr zu empfehlen.
Le Charme discret de la bourgeoisie
DVD / Regie: Luis Buñuel
Der erste Langfilm von Buñuel, den ich mir angeschaut habe - sofort war ich fasziniert. Als bissige Satire auf die Oberschicht angedacht, besticht der Film mit Tati-artigem Humor und einer simplen Grundlage, die durch Repetition und immer stärker eingebundenem Surrealismus erstaunliche viele Themen und Schwerpunkte aufgreift. Ein Film, der mehrmals betrachtet werden muss, um alle Möglichkeiten und eventuellen Zusammenhänge zu entlarven.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Canción sin nombre
Streaming, Filmingo / Regie: Melina León
In körnigen, schwarz-weissen Aufnahmen gedreht, mit beengendem, fast quadratischem Format, zeigt der Film die unterdrückte und hoffnungslose Lebensweise im Peru der Achtzigerjahre. Willkür beherrschte die Politik und Wirtschaft, Kinder wurden teilweise nach der Geburt entführt. Davon handelt die Geschichte, basierend auf realen Gegebenheiten. Eine realistische und berührende Story um die Suche nach Gerechtigkeit. Ein beeindruckendes Regiedebüt.
Cronofobia
Streaming, Filmingo / Regie: Francesco Rizzi
Verlust und Einsamkeit, wie geht man damit um, wie erholt man sich von der Trauer? Dieser Film aus der italienischsprachigen Schweiz geht den Fragen mit einem grossartigen Drehbuch auf den Grund. Nicht nur die Angst vor dem Verlauf der Zeit, und somit vor Veränderungen, steht im Zentrum, sondern die Frage nach Empathie und Liebe. Fesselnd, zu Beginn geheimnisvoll und immer intensiv. Die Schweizer Filmszene konnte mich schon lange nicht mehr so stark beeindrucken wie hier.
House III – The Horror Show
BD / Regie: James Isaac
Warum dieser Film als dritter House gilt, keinen Plan. Denn hier darf sich ein Slasher-Geist durch die Familie eines Polizisten schnetzeln, Lance Henriksen versucht ihm verzweifelt Einhalt zu bieten. Viel Blut, ein paar tolle Situationen und sich zuspitzender Hass zweier Männer – kann man machen.
Punch-Drunk Love
BD / Regie: Paul Thomas Anderson
Wieso nur habe ich diesen Film erst jetzt gesehen? Ja, PTA ist ein grosser Meister, doch mit dieser eher leichten Übung im Gebiet der RomCom hat er sein definitives Werk abgeliefert. Adam Sandler, Emily Watson, Philip Seymour Hoffman und sowieso der gesamte Cast spielen phänomenal, die Aufnahmen sind atemberaubend, Szenenaufbau, Drehbuch, Musik und Choreografie der Shots aus einer anderen Welt. Jedes Detail ist perfekt, keine Sekunde ist überflüssig. Wow! He Needs Meeee…
I’m Thinking of Ending Things
Streaming, Netflix / Regie: Charlie Kaufman
Ob ich den Film begreifen werde, wenn ich ihn mir zehn Mal angeschaut habe? Eventuell, nach der Erstsichtung bleibt vor allem ein verwirrtes Gehirn zurück. Nicht nur hatte ich das Gefühl, der Film entzieht mir Energie, die Geschichte um ein scheinbares Familienessen wechselte immer wieder Gewand, Gesicht und Perspektive. Sehr freute ich mich, Jessie Buckley, Jesse Plemons, Toni Collette und besonders David Thewlis zuzuschauen, die Hürden des Kaufman-Drehbuches machen trotz der sperrigen Art Spass. Was bleibt: Wir sind alle einsam, irgendwie verloren und hoffen auf mehr Liebe.
The Deep
BD / Regie: Peter Yates
Spielt die Geschichte bei dieser Buchverfilmung wirklich eine Rolle? Eigentlich reicht es doch, Nick Nolte und Jacqueline Bisset leichtbekleidet beim Tauchen zuzuschauen. Schätze werden gefunden, Lumpen hinters Licht geführt, weisse T-Shirts durchnässt. Robert Shaw spielt genau gleich wie in Jaws, der heimliche Star ist das Meer und die beeindruckenden Aufnahmen unter Wasser.
House IV
BD / Regie: Lewis Abernathy
Das war’s, die Reihe ist abgeschlossen. Ein letztes Mal darf sich ein Haus gegen böse Absichten wehren, dieses Mal mit der Kraft indigener Geister. Böse Stiefbrüder mit Immobillienplänen voller Renditeträume gegen ein Mädchen im Rollstuhl, unheimliche Fantasien gegen reale Trauer. Konfus, ziellos und trotzdem unterhaltsam.
Finding Vivian Maier
DVD / Regie: Charlie Siskel, John Maloof
Ist es schlimm, wenn man künstlerisch tätig ist, seine Werke aber nicht veröffentlichen möchte? Muss man als Frau weiterhin mit einem Mann zusammen sein und diesen ehelichen, um als normal zu gelten? Maloof als selbsternannter Entdecker von Vivian Maier und zugleich Doku-Regisseur über diesen Umstand, schafft es leider nicht, sich in eine andere Person zu versetzen und sein Geltungsdrang herunterzuschrauben. Somit ist diese Dokumentation über die fast vergessene Fotografin aus New York zwar wegen ihrem Werk beeindruckend, zugleich aber befremdend.
Aquarela
DVD / Regie: Viktor Kossakovsky
Wasser, das mächtige Element, voller Kraft und Gefahr, voller Schönheit und Leben. Ohne Narration oder Erklärungen wird man in diesem Dokumentarfilm um die Welt getragen, immer mit der Wucht im Zentrum. Auseinanderbrechende Eismassen, vernichtende Stürme in den USA, der grösste Wasserfall der Welt – Wunder und Ängste zugleich. Ein eher meditativer Film, der mich mit den Aufnahmen fesselte.
Re: Filmtagebuch: deBohli
"I'm thinking of ending things" hab ich mir auch letzte Woche angesehen - für mich sogar womöglich der beste Film des bisherigen Jahres, auch wenn es da natürlich nicht viel Konkurrenz gab. Aber Kaufman ist eh eine sichere Nummer bei mir. Besonders die Szenen bei den Eltern habe ich genossen, Toni Collette und David Thewlis hauen hier mal so richtig einen raus.
Aquarela interessiert mich auch, nur da nervt mich, dass es in Deutschland mal wieder nur eine DVD gibt... und das ausgerechnet bei so einem Thema.
Aquarela interessiert mich auch, nur da nervt mich, dass es in Deutschland mal wieder nur eine DVD gibt... und das ausgerechnet bei so einem Thema.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Das stimmt, Kaufman ist für mich gleichermassen immer ein sicherer Wert. Adaptation müsste ich mir wieder einmal geben. Den fand ich immer fantastisch.
Das Thema mit der DVD ist wirklich schade, besonders, da der Film eigentlich mit 96 Frames gedreht wurde. Das müsste man in besserer Qualität sehen dürfen.
Das Thema mit der DVD ist wirklich schade, besonders, da der Film eigentlich mit 96 Frames gedreht wurde. Das müsste man in besserer Qualität sehen dürfen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
For Sama
DVD / Regie: Waad al-Kateab, Edward Watts
Ein solcher Film sollte eigentlich weder besprochen noch bewertet werden. Mit der Dokumentation über ihr Leben in Syrien während des Krieges hat Waad ein Stück geschaffen, dass tief unter die Haut geht und allen Menschen im Westen gezeigt werden sollte. Brutal, ehrlich und tieftraurig – trotzdem niemals ohne Hoffnung und Schönheit.
The Blob
BD / Regie: Irvin S. Yeaworth junior
Wenn Burt Bacharach zum Titellied anstimmt ist klar; bei diesem Horrorklassiker ist nicht alles wie gewohnt. Das ist gut so, kann sich der Film bis heute behaupten und überzeugt mit tollem Drehbuch, schönen Sets und gelungenen Effekten. Die Modelle und Blobereien sehen immer noch gut aus, Steve McQueen ist für die Hauptrolle mehr als geeignet. Macht Freude.
Trespass
BD / Regie: Walter Hill
Ein moderner Western, ein Kammerspiel über Belagerung, die volle Dröhnung Hip-Hop im Hollywood-Mainstream. Der grösste Reiz erfolgt aus der Gegenüberstellung von Ice Cube / Ice T und Bill Paxton / William Sadler, die Geschichte ist zum Vergessen, die Shoot-Outs ganz spassig. Eignet sich wunderbar, für eine anspruchslose Abendunterhaltung. Vor allem weil gewisse Bilder und Momente echt prätentiös geil aufgezogen sind. Ry Cooder an der Gitarre mischt ebenfalls mit.
Brain Dead
BD / Regie: Adam Simon
Der Film sieht zwar aus wie eine billige Produktion für einen Privat-TV-Sender, möchte aber gerne in den Reigen der wegweisenden Gehirn-Schocker gehören. Klappt nicht ganz, dazu verkommt das Verwirrspiel mit Bill Pullman und Bill Paxton leider zu schnell zu einer seelenlosen Reihe von Traumbildern und Fantasien. Dafür erhält man eine satte Portion Mode und Stilbewusstsein der späten Achtziger / frühen Neunziger.
Walkabout
BD / Regie: Nicolas Roeg
Mit seiner ersten Regiearbeit definierte Roeg gleich, wie wichtig Zeit und Wahrnehmung für seine Karriere waren. Dieser vielschichtige Film um zwei Geschwister, die sich mit einem Aborigine durch den Outback schlagen müssen, besticht durch fantastische Schnitte, sehr offensichtliches Day-For-Night und einer Betrachtung des modernen Lebens, die nicht ohne Sarkasmus auskommt. Bis heute eine Erzählung, die dank ihrer Form zum Nachdenken anregt.
Kajillionaire
Kino / Regie: Miranda July
Familie, Wärme und Zusammenhalt – wenige Personen wachsen in einer Konstellation oder einem Haushalt auf, in dem es nichts zu bemängeln gibt. Julys persönlicher Blick auf das gemeinsame Leben ist wunderbar ungefiltert und subjektiv – und funktioniert darum im Verbund mit den absurden Figuren, Situationen und ausgefallenen Bildern perfekt. Wäre hätte zudem gedacht, dass Gina Rodriguez allen die Show stiehlt? Schön auch, Richard Jenkins wieder einmal auf der Leinwand zu sehen.
The Villainess
BD / Regie: Jung Byung-gil
Korea versucht sich immer wieder darin, den Rachefilm neu zu erfinden. Das hat bei der Vengeance-Trilogie sehr gut funktioniert, bei diesem Actioner nicht so ganz. Ja, es geht rasant zur Sache, das (CGI-) Blut spritzt – doch mit all den Kameraspielereien ging in den Fights etwas die Übersicht flöten. Ebenso bei der Geschichte, die komplex sein möchte, dadurch ab der Mitte des Filmes eher langweilt. Kim Ok-bin zuzuschauen macht aber viel Freude.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
The Killing
BD / Regie: Stanley Kubrick
Die dritte Arbeit von Kubrick als Regisseur ist vom Massstab her zwar noch weit von seinen späteren Grosstaten entfernt, zeugt aber von seinen Fähigkeiten. Der Film Noir lässt mehrere Handlungsstränge geschickt tanzen, besticht durch starke Aufnahmen und wartet mit einem Setpiece beim Raubüberfall auf, das bis heute nur genial genannt werden kann. Verbrechen lohnt sich? Eher Filmemachen.
Killer’s Kiss
Der zweite Film ist als Bonusmaterial auf der BluRay enthalten, reicht zwar nicht ganz an den Nachfolger heran, unterhält aber ebenfalls gut. Die Geschichte ist zwar träge und wenig aufregend, zwei Elemente retten den Streifen aber: Die geschickte Parallelmontage zweier Leben zu Beginn und das überragende Setdesign des finalen Kampfes. Die Umgebung einer Schaufensterpuppenfabrikation wird zu einem Haus der Trugschlüsse und Konturen, Schauspieler und Puppen ergänzen sich in den durchkomponierten Shots perfekt. Passt in den Noirvember.
Sisters
BD / Regie: Brian De Palma
Wenn sich De Palma mit den Splitscreens austobt, dann drückt die Genialität des Regisseurs stark durch. Obwohl der Film sonst eher zurückhaltend inszeniert ist und die Geschichte mit erstaunlich vielen Elementen des Giallo aufwartet, findet schnell eine Sogwirkung statt. Das Thema des Voyeurismus im Zentrum, die Unterdrückung der Frau im Berufsleben geschickt eingebaut. Ein lohnenswertes Frühwerk.
Eyes Of Laura Mars
BD / Regie: Irvin Kershner
Die Namen hinter den Kulissen und vor der Kamera reichen schon aus, um diesen Film zu empfehlen: Eine Story von John Carpenter, Regie von Irvin Kershner, tolle Leistungen von Faye Dunaway, Tommy Lee Jones, Brad Dourif und René Auberjonois (diese Haare!), plus Fotografien von Helmut Newton. Die leicht supernatürliche Geschichte um eine Mordserie im Mode-Metier ist von der ersten Minute an packend und macht nicht einmal mit dem plötzlichen und eher unlogischen Ende missmutig. Denn auch hier gilt: Giallo lässt grüssen.
Diamonds of the Night (Démanty noci)
BD / Regie: Jan Němec
Das soll das Debüt von Jan Němec sein? Wahnsinn, ein solch genial durchdirigierter Film voller symbolträchtiger Bilder, der praktisch ohne Worte auskommt. Die Flucht zweier Jungen aus einem Deportationszug in Richtung KZ verwandelt sich in ein Wechselspiel aus Erinnerungen, Sehnsüchte, Träume und Fantasien. Die Realität splittet sich auf, die Grausamkeiten des Krieges werden ohne Offensichtlichkeit bebildert. Fesselnd und berührend.
Cosmos
BD / Regie: Andrzej Zulawski
Ein menschliches Dasein ist Chaos und verengte Perspektive zugleich, man schafft es selten über die eigenen Fixpunkte hinauszublicken. Dadurch entsteht ein Kosmos voller Konflikte und verpasster Liebe – im letzten Film von Zulawski als atemloser, humoristischer und teils surrealer Strudel dargestellt. Grossartig gespielt, präzise geschnitten und am Ende als Tor zur Realität mit durchbrochener Metaebene fungierend. Das muss erarbeitet werden, das beinhaltet keine Pointe – dafür viel Lehrmaterial.
Mank
Kino / Regie: David Fincher
Für das Verständnis wäre es wohl besser gewesen, Citizen Kane vor dem Kinobesuch zu schauen. Trotzdem, Mank überzeugt als filmische Studie des alten Hollywoods ohne den Klassiker von Orson Welles gesehen zu haben. Dpielt die Entstehung des Drehbuches schlussendlich eine untergeordnete Rolle, Fincher hat nach der Story seines Vaters eine Betrachtung von Amerika geschaffen, die nicht nur die damalige Zeit ohne Verklärung oder falsche Nostalgie abbildet, sondern zugleich viele Parallelen zur heutigen Gesellschaft findet.
Politische Machenschaften, der republikanische, geldgeile Sumpf, in dem Existenzen mit einem Fingerschnippen zerstört wurden. Nein, das Studiosystem war keine heile Welt voller Träume, sondern ein brutaler Kampf der Unterdrückung, Sexismus und rechten Tendenzen. Dargestellt in wundervollen Bildern, inklusive gefakten Filmrollen-Kennzeichnungen und einem blechern anmutenden Ton. Die damalige Ästhetik hat Fincher perfekt getroffen, auch wenn der Film deswegen seine Einzelteile wie Kamera, Schnitt und Ausstattung nicht hinter der Gesamtheit verbergen kann – und ja, das Drehbuch hätte ironischerweise gestrafft werden können.
Gary Oldman brilliert in der Hauptrolle, und obwohl die "Schnutz"-Momente mich an seine Darbietung von Churchill erinnerten, zeigt er sich hier offen und real. Dazu eine tolle Lily Collins und ausdrucksstarkes Ensemble. Ein Film, der seine Zeit benötigt, mit fortlaufender Länge aber die wahre Dichte offenbart und viel mehr als nur unterhält.
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Anima
Streaming, Netlifx / Regie: Paul Thomas Anderson
Nein, ein Schauspieler ist Thom Yorke nicht, ihn durch die Aufnahmen von PTA stolpern und tanzen zu sehen, macht trotzdem Spass. Was an den gelungenen Choreografien, Lichtspielereien und natürlich der Musik liegt. Eine Viertelstunde an Bildern zum Album «Anima», eine stilvolle Erweiterung der Klangschöpfung.
The Squid And The Whale
Streaming, Netflix / Regie: Noah Baumbach
Wenn sich die Eltern scheiden lassen, ist das keine einfache Angelegenheit. Besonders, wenn sich der Vater als Egomaniker entpuppt. Trotzdem kann man daraus positive Lehren ziehen und an der Situation wachsen – was Baumbach mit diesem kleinen Film auf schöne Weise zeigt. Endlich wieder einmal Laura Linney zuschauen war gleichermassen erfreulich. Nur: Wie kann es sein, dass so wenige Leute «Hey You» von Pink Floyd kennen?
Hard To Be A God
BD / Regie: Aleksei German
Solch eine Ansammlung an Dreck, Unrat und Ausscheidungen habe ich noch nie zuvor in einem Film gesehen. Ebenso ist diese drei Stunden andauernde und mäandernde Kette von Eindrücken und Szenen unvergleichlich. Theoretisch eine Geschichte erzählend, vielmehr aber bloss eine Phantasmagorie, deren Botschaften in Schlamm und Kot steckenbleiben. Quälend, verwirrend, einzigartig. Ein Meisterwerk, ein Fiebertraum.
Captain Fantastic
DVD / Regie: Matt Ross
Nein, die Moral und den Ausgang dieser Geschichte wollten mir nicht zusagen. Es wäre zwar interessant, die Aspekte der unterschiedlichen Lebensweisen (gesellschaftskonform gegen freigeistig und naturverbunden) zu untersuchen, Ross entschied sich allerdings für ein kitschiges Happy End, bei dem Viggo Mortensen und extreme Farben nicht über die konservative Denkweise hinwegtäuschen. Top dafür Charlie Shotwell und das Cover von G’n’R.
Jane Got A Gun
DVD / Regie: Gavin O’Connor
Jane hat eine Waffe, schiesst damit, rettet ihren Ehemann zwar nicht, findet dafür zur ersten Liebe zurück. Da soll noch einer sagen, Schiessereien hätten keine positiven Aspekte. Und genauso stumpf, wie das klingt, ist dieser Film. Mit netten Bildern in Erdfarben gehalten, allerdings voller Rückblenden (schlechtes Storytelling!) und egaler Charaktere.
Valerie and Her Week of Wonders (Valerie a týden divů)
BD / Regie: Jaromil Jireš
Das sexuelle Erwachen, die lustvollen Verlockungen, die Untiefen der Fantasie, die gesellschaftlichen Restriktionen, die moralischen Widersprüche von Glauben und Kirche. All dies und noch mehr verpackt in Surrealismus, Märchen und wunderschön gestalteten Aufnahmen. Dieser Film bricht nicht nur mit der damaligen New Wave, sondern betört bis heute mit Optik und Klang. Vielschichtig, verzaubernd, für immer im Herzen.
The Life Aquatic with Steve Zissou
BD / Regie: Wes Anderson
Ja ok, Anderson ist nicht der grösste Poet, wenn es um die Inhalte seiner Filme geht. Trotzdem vermag er es, menschliche Emotionen in seinen künstlich konstruierten Umgebungen und Sets zu erzeugen. Bill Murray und Jeff Goldblum spielen sich hervorragend selber, Willem Daffoe darf einen deutschen Akzent zelebrieren, die Stop-Motion-Animation der Meerestiere macht alles zu einem zuckersüssen Vergnügen. Wer vermisst da schon das Blut bei den Schiessereien oder die intellektuelle Tiefe.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Ahhh... "The Squid and the Whale" dürfte mir als zynischem Egomaniker entgegen kommen. Zumal ich Baumbach für "Marriage Story" dankbar bin. Der war mir zu nah an der eigenen Realität...
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Als Egomaniker findet man beim Film auf jeden Fall Anknüpfpunkte.
Marriage Story fand ich fantastisch, bin allerdings weder im Bund der Ehe noch geschieden. ^^
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- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
The Lighthouse
BD / Regie: Robert Eggers
Die Erstsichtung im Kino war ein erschütterndes Erlebnis für Körper und Geist, die Zweitsichtung in der heimischen Stube zwar etwas weniger verstörend, aber besonders dank der zweiten Hälfte des Filmes weiterhin ein brachiales Vergnügen. Das Schauspiel, das Design, die Aufnahmen – für mich bleibt der Film ein Meisterwerk voller Rätsel, Mythen und Fallen.
Stormy Monday
BD / Regie: Mike Figgis
Nach einer Stunde realisierte ich plötzlich, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, um was es bei diesem Film eigentlich ging. Das blieb bis zum Schluss etwa so, erstaunlicherweise störte dies aber nicht. Darsteller*innen wie Melanie Griffith, Tommy Lee Jones Sting und der sexy Sean Bean zuzuschauen war unterhaltsam, der jazzige Soundtrack transportierte das Achtzigergefühl perfekt, die Bilder von Roger Deakins ohne Makel. Trotzdem: Was zur Hölle?
Zoology
BD / Regie: Ivan I. Tverdovsky
Metaphern, Deutungsweisen, Gesellschaftskritiken – schön und gut, trotzdem will das Sinnbild des Schwanzes, welcher Natasha in diesem Film gewachsen ist, nicht so richtig funktionieren. Kritik gegenüber dem Gesundheitssystem, der Position der Frau und dem Ehekonstrukt ist vorhanden, gutes Spiel ebenfalls, eine gewisse Leere blieb.
The Ghoul
BD / Regie: Gareth Tunley
Da beisst sich die Schlange in den Schwanz: Dieser kleine Thriller aus England behandelt das Thema der geografischen Alchemie und lässt eine Detektivgeschichte zu einem psychologischen Schlund werden. Obwohl die Zeichen und Elemente des Möbiusband etwas zu offensichtlich angewandt werden, blieb für mich die Spannung immer hoch.
Cat People
BD / Regie : Jacques Tourneur
Dank Produzent Val Lewton entstanden in den Vierziger- und Fünfzigerjahre Horrorfilme, die bis heute beeindrucken. Natürlich erschreckt die Erzählung um serbische Katzenmenschen, welche ihre Partner töten, nicht mehr so stark. Trotzdem sind die schattenreichen Bilder, der zurückhaltende Umgang mit dem «Monster» und die verpackte Kritik am moralischen Code von Hollywood weiterhin grossartig. Und Simone Simon bezirzte auch mich.
Yi Yi
BD / Regie: Edward Yang
Wow, mit seinem letzten Film hatte Yang ein Koloss geschaffen, der in warmen Farben, ruhigen und übersichtlichen Aufnahmen und sanfter Weise von den Stolpersteinen des Lebens erzählt. Während drei Stunden begleitet man die Familie Jian durch ihr Leben in Taipeh, wird verzaubert, emotional berührt und zum Nachdenken angeregt. Die genialen Bild- und Tonschnitte sind unübertrefflich, der entstehende Sog riesig. Ein stilles Epos und eine Flamme in der Dunkelheit.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Bei "Stormy Monday" ging es um...ähm....ja...keine Ahnung
Hier meine Meinung dazu
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Da treffen sich unsere Aussagen ja ziemlich genau.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Damals in den 80igern zu seeligen VHS Zeiten hätte ich den viel besser bewertet - da war das wirklich was anderes, aber heute.....
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Der Ghoul hat mir leider weniger gefallen als ich gehofft hatte... bin da nur auf ne 5 gekommen. Argumentativ geh ich da aber mit. Der Stormy Monday wartet noch in der gleichen Edition auf seine Sichtung.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Ich kann eine tiefere Wertung sehr wohl nachvollziehen. Allerdings hat mich der Film auf einer bestimmten Ebene gepackt. Den Regisseur halte ich auf jeden Fall im Auge.
Viel Vergnügen mit dem stürmischen Montag. Eventuell findest du mehr Story-Elemente als ich.
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- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Corpus Christi
Streaming, Filmingo / Regie: Jan Komasa
Vom Jugendknast zum Pfarreramt: Durch eine kleine Lüge lehrt ein junger Erwachsener einem Dorf, wie man das Zusammenleben angehen kann. Mit schönen Bildern und einem sehr stark agierenden Hauptdarsteller wird der Film von Komasa dabei nie zu moralisch oder unglaubwürdig, sondern zeigt, wie viele Leute sich hinter dem Vorwand der Religion verstecken, um ihre Ungerechtigkeiten auszuleben.
Iniciales S.G.
Streaming, Filmingo / Regie: Rania Attieh, Daniel Garcia
Eine merkwürdige Mischung aus Charakterstudie, Krimi und surrealer Märchengeschichte, inmitten des Fussballwahns und Pornogeschäfts. Blutegel in der Nase sind da noch harmlos, drogenberauschte Nächte und ungewollter Mord gehören schliesslich ebenfalls dazu. Vor allem dank Hauptakteur Diego Peretti sehr unterhaltsam.
Human Rights Film Festival Zurich
Dieses Wochenende haben meine Freundin und ich das HRFF besucht, hier unsere Eindrücke.
Otac / Father
Kino, HRFF / Regie: Srdan Golubovic
Wie weit geht eine Person in einem korrupten System für Gerechtigkeit? Was kann als einzelne Stimme alles erreicht werden? Der Film „Otac“ zeigt schwermütig und traurig den teils desolaten Zustand, in der sich (nicht nur) die serbische Gesellschaft befindet. Der Spielfilm von Srdan Golubovic ist ein direkter Blick auf das Stadt-Land-Gefälle des Balkanstaates und die korrumpierte Politik. Ein Vater kämpft allein gegen die Mächte, um wieder für seine Kinder sorgen zu dürfen.
Man wird als Zuschauer*in mit Migration, Flucht, Zukunftslosigkeit, Glauben und Verwilderung konfrontiert. Mit dem realistischen Ende und den körnigen Aufnahmen werden die von Armut geplagten Gegenden dafür niemals beschönigt. Eine Geschichte, die viele Fragen stellt und die eigene Persönlichkeit herausfordert.
Cat In The Wall
Kino, HRFF / Regie: Vesela Kazakova, Mina Mileva
Mina Mileva und Vesela Kazakova haben mit „Cat In The Wall“ vom Dokumentar- zum Spielfilm gewechselt, die Form aber nicht komplett transformiert. Man folgt den bulgarischen Geschwistern Irina und Vladimir auf Schritt und Tritt durch das sorgengeprägte Leben in einem Hausblock in London – in digitalen Aufnahmen, ohne Hochglanz oder Weichzeichner. Gentrifizierung, Prekariat, Fremdenhass, Migration und gar der Brexit werden als Themen ins Spiel gebracht –durch die kurze Laufzeit des Filmes oft nur angeschnitten denn intensiv behandelt. Das ist etwas schade, dient aber der Form der Produktion: Milieustudie, Momentaufnahme, Realismus.
In den besten Momenten (wie die Gruppendiskussion der Wohnungsbesitzer) ist der Film eindringlich wie eine Doku und schafftes, den Alltag solcher Wohn- und Lebenssituationen perfekt auf die Leinwand zu transformieren. Die Situationskomik lockert die Aussichtslosigkeit auf, die Schauspieler*innen agieren fantastisch. Ein Film, den man sehr wohl neben „Push – Für das Grundrecht auf Wohnen“ (Fredrik Gertten) oder „Sorry We Missed You“ (Ken Loach) einreihen darf.
A Thousand Cuts
Kino, HRFF / Regie: Ramona S. Diaz
Tausend kleine Messerstiche, bis das Opfer ausblutet – so ergeht es in den letzten Jahren der Demokratie auf den Philippinen. Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms „A Thousand Cuts“ steht die Journalistin Maria Ressa. Schonungslos benennt und kritisiert sie die Regierung Rodrigo Dutertes, der mit seinem Drogenkrieg eine blutige Realität im Land schafft: Tag für Tag werden junge Menschen ermordet und auf der Strasse liegen gelassen, um der Bevölkerung das Gefühl einer schützenden Staatsmacht zu vermitteln – während die Drogenbosse selbst, aus Angst vor Vergeltungsaktionen, meist verschont bleiben.
Ein Film, der zwar nur eine bestimmte Person und ihre Arbeit in den Fokus stellt, damit aber sehr gut aufzeigt, wie prekär die Lage im gesamten Land geworden ist. Und wie viel Mut man braucht, um gegen solche Widrigkeiten vorzugehen.
Exil
Kino, HRFF / Regie: Visar Morina
Ist es die Missgunst gegenüber zugewanderten Menschen oder verfällt man als eingebürgerte Person in Deutschland selbst der Paranoia? Visar Morina untersucht diese Spaltungsfrage in seinem zweiten Spielfilm „Exil“ auf bedrückende Weise, mit einer Erzählung, die unter die Haut geht. Pharmaingenieur Xhafer muss sich am Arbeitsplatz nicht nur mit Mobbing auseinandersetzen, sondern mit Hass im Alltag und der scheinbaren Entfernung seiner Frau.
In schattenreichen Aufnahmen mit viel orangem Licht, mit Nahaufnahmen ohne mögliche Distanz, ist der Film mit seiner langsamen Erzählweise kein einfacher. Die Hitze und der Schweiss sind stets präsent, die Figuren wirken schmutzig und gemein. Immer stärker vermischen sich die Positionen von Opfer und Täter, zusammen mit Xhafer driftet man in den Wahn ab. Grossartig gespielt von Mišel Maticevic und Sandra Hüller, mit geschicktem Umkehrschluss am Ende durch die Kamera. „Wir müssen warten, bis das Licht angeht.“ Fragt sich nur, was dann noch übriggeblieben ist.
The Cave
Kino, HRFF / Regie: Feras Fayyad
Mit jedem weiteren Dokumentarfilm über den Konflikt und seit Jahren andauernden Krieg in Syrien denkt man: Wann endet dies? Weder die beteiligten Parteien noch die weltweiten Organisationen sehen dringlichen Handlungsbedarf für den Frieden. Nur einzelne Personen sorgen unermüdlich für Humanität und Hilfe, wie die Kinderärztin Dr. Amani, welche für mehrere Jahre in Ost-Ghuta das unterirdische Krankenhaus „The Cave“ geleitet hat.
Feras Fayyad hat ihr mit dem gleichnamigen Film ein Portrait gezeichnet, das in loser Reihenfolge den Alltag im Spital zeigt. Die tägliche Angst vor Angriffen, die ewige Überforderung, der zusätzliche Kampf der Frauen gegen das weiterhin herrschende Patriarchat und die verbohrte Auslegung der Religion. Vergleiche mit „For Sama“ (Waad al-Kateab, Edward Watts) drängen sich auf, allerdings hat sich Fayyad an gewissen Stellen zu manipulativen Schnittfolgen und emotionalen Extremen hinreissen lassen. Bleibt trotzdem die Frage: Darf man solche Filme überhaupt werten?
Days Of Cannibalism
Kino, HRFF / Regie: Teboho Edkins
Meine liebste Art der Dokumentarfilme ist die offene Erzählweise. Teboho Edkins ist sehr geschickt im Umgang damit und verhilft seinem neuen Film „Days Of Cannibalism“ zu einer losen Form. Ohne Interviews oder Texteinblendungen wird man langsam in den Alltag von Lesotho eingeführt, lernt das dortige Leben kennen und erfährt, wie sich die Gesellschaft durch die Migranten aus China zu verändern begonnen hat. Ein Kampf zwischen Tradition und Globalisierung, zwischen Wirtschaft und Kultur.
Vieles bleibt beim Film offen, Fragen werden gestellt aber nicht zwingend beantwortet. Das ist keinesfalls ein negativer Punkt, regt die Produktion Diskussionen an und unterwandert durch die hybride Form aus Inszenierung und Dokumentation immer wieder die Realität. Ein sehr interessanter Einblick in eine eher unbekannte Weltregion, wenn in gewissen Teilen auch etwas einseitig in der Positionierung.
Lovemobil
Kino, HRFF / Regie: Elke Margarete Lehrenkrauss
Sex am Waldrand, gekauft in einem hingestellten Wohnmobil. Der neue Film von Elke Lehrenkrauss führt den Blick in eine sehr spezifische Örtlichkeit der Prostitution und begleitet nicht nur Zuhälterin Uschi, sondern die Sexarbeiterinnen Rita und Milena. Dabei gelingt es dem Film, die typischen Plattheiten und Fallen der Thematik zu umschiffen und alle Personen als reale Menschen darzustellen. Probleme, Hoffnungen und Erlebtes vermengt sich zu den aufgezeigten Lebensweisen und Entscheidungen, einfach ist nichts.
Trotz der Härte und stellenweisen Brutalität gelingt es dem Film, immer wieder lockere Situationen und amüsante Gespräche auf die Leinwand zu bringen. Etwas irritierend empfand ich allerdings die arrangierten Szenen mit den Freiern. Diese durchbrachen die ehrliche Emotionalität der sonstigen Momente für mein Empfinden etwas zu stark, was auch bei den Szenen im Nachtclub und Milenas Reise nach Berlin für einen Nachgeschmack sorgte. Menschlich und berührend ist dieser Einblick in das Sexgewerbe auf jeden Fall.
iHuman
Kino, HRFF / Regie: Tonje Hessen Schei
Sie wirken gleichzeitig verheissungsvoll und bedrohlich: Die Versprechen der Künstlichen Intelligenz. Auf der einen Seite kann sie das Leben der Menschen erleichtern; auf der anderen Seite wird sie schon heute missbraucht – nicht nur für Werbezwecke oder die Beeinflussung der öffentlichen Meinung, sondern auch für Massenüberwachung und Kriegsführung. Im Dokumentarfilm „iHUMAN“ fragt Tonje Hessen Schei verschiedene Experten nach den Konsequenzen einer nicht mehr zu stoppender Revolution.
Leider gelingt es dem Film nicht, etwas wirklich Neues auf die Leinwand zu bringen. Wenn man sich ein wenig für technische Entwicklungen interessiert, hat man die meisten Statements schon früher gelesen, gehört oder gesehen. Dazwischen wird die Zeit mit völlig übertriebenen 3D-Visuals gefüllt, um ein Gefühl der Bedrohung zu wecken. So wirkt der Film einseitig und wenig investigativ.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Kommt noch
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Ich denke eher nicht, da sind meine Freundin und ich bei allen Themen gleicher Meinung. Falls sich doch etwas ändern sollte, gebe ich dann aber kleinlaut Bescheid.
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Silent Night, Deadly Night
BD / Regie: Charles E. Sellier Jr.
Eigentlich habe ich mir diesen Film nur angeschaut, um bei der Fortsetzung den glorreichen Eric Freeman erleben zu dürfen. Kein Verlust, denn diese Geschichte um den mordenden Weihnachtsmann ist genügend schräg und blutig (besonders in der Unrated-Fassung), um den Dezember rot zu färben. Da spielt es keine Rolle, macht vieles nicht wirklich Sinn und fügt sich nur halbherzig zusammen.
House
BD / Regie: Nobuhiko Obayashi
Von der Werbung zum branchenrettenden Kinofilm. Die Geschichte hinter "Hausu" ist abenteuerlich, das Resultat hingegen schlichtweg komplett durchgeknallt. Sieben Mädchen werden von einem Landhaus und deren vampirartigen Bewohnerin verfolgt und gefressen, verfilmt in trickreichen und hyperaktiven Sequenzen. Fliegende Köpfe, ein mampfender Flügel und die diabolische Katze – rasant geschnitten, immer voller grossartiger Musik und Stilmitteln, die in diesem Umfeld eigentlich nicht funktionieren sollten. Das muss man erlebt haben, um es zu glauben.
The Midnight Sky
Kino / Regie: George Clooney
Nachdem er mit Suburbicon den Coen-Stil schlachtete, versenkt Clooney als Regisseur das Science-Fiction-Genre. Der Film lässt sich gut mit aktuellen Produktionen wie Ad Astra und Life vergleichen, wirkt aber noch unbeholfener. Nicht auf der technischen Seite, denn da erstrahlen die Raumschiffe und Gestirne in detaillierten Bildern. Sehr wohl aber versagt der Film im Bereich der Geschichte, was an dem unrunden Schnitt und den unausgearbeiteten Charakteren liegt. Alleine Clooney in der Hauptrolle erhält Tiefe, alle anderen bleiben flacher als eine Drehbuchseite.
Wirklich zäh ist der Film besonders im mittleren Drittel, danach wird die Handlungsebene im Weltall bevorzugt und es macht mehr Freude. Trotzdem reicht dies nicht aus und alle positiven Aspekte werden durch das unglaublich platte Klischeeende dann zunichte gemacht. Schön: Endlich wieder einmal Raumschiffe und das Hollywoodgefühl im Kino erleben zu können.
Baby Blood
BD / Regie: Alain Robak
Zu Beginn der Zirkus, danach das Theater des männlichen Geschlechts und am Schluss die grosse Blutfeier. Mit diesem intelligenten Splatter hat Robak dem französischen Kino einen vergessenen Meilenstein versehen. Der Film überrascht mit viel rotem Saft, lockender Nacktheit und direkten Kommentaren zu Patriarchat und Unterdrückung. Vieles kann mehrdeutig betrachtet werden, die andersartige Perspektive auf Sex und Schwangerschaft überzeugt.
Prom Night
BD / Regie: Paul Lynch
Ein Slasher-Film an der High School, ein dunkles Geheimnis, das gerächt wird. Alles schon zu oft erlebt, damals war es allerdings noch fast originell. Doof nur, ist der Film langsam, langweilig und sogar bei den Kills zu zahm. Und wieso dauert diese Tanzszene voller Disco-Musik denn bitte so lange? Das war fast Folter. Jamie Lee Curtis schien am Dreh aber Spass zu haben.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Noch schlechter als Ad Astra und das noch mit Kinobonus, der mir fehlen wird.
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