Filmtagebuch: Wallnuss
Moderator: SFI
X-Men Origins: Wolverine - Wie alles begann
Auch wenn Brett Ratner 2006 mit "X-Men: Der letzte Widerstand" der beliebten Mutanten-Trilogie den kreativen Todesstoß verpasst hatte, kann man diese insgesamt für ihre wohlüberlegte Ausführung loben. Doch so gut die Charaktere auch gezeichnet gewesen sein mögen, bei der Fülle an Figuren, die die Filme vorweisen konnten, war es beinahe unmöglich näher auf die Hintergründe einzelner Protagonisten einzugehen. Mit Sympathiebolzen Hugh Jackman in seiner unwiderstehlichen Rolle als cooler Wolverine an Bord versucht man nun also in einem ersten Spin-Off zur Reihe, dies zu ändern. Diese sehr spezielle Figur dafür auszuwählen, war in Anbetracht ihrer Präsenz in der Original-Trilogie nur der folgenrichtige Schritt, zumal bereits "X-Men United" einige Fragen aufgeworfen hatte und nur wenige davon beantworten konnte. So überzeugen in "Origins" immer besonders die Momente, in denen man sich an die Vorgänger erinnert fühlt, in denen man Sets oder alte Bekannte wieder entdeckt. Hugh Jackmans animalisches Auftreten in Kombination mit seinem enormen Charisma sind dabei ebenso für einen Großteil des Spaßes verantwortlich, wie auch der restliche Cast, besonders gefallen können Liev Schreiber als Sabretooth, Ryan Reynolds als viel zu kurz auftretender Wade Wilson sowie Danny Huston in einer Rolle, die in einem der Vorfilme bereits vom grandiosen Brian Cox verkörpert wurde. Mag man über Castingentscheidungen wie will.i.am oder Scott Adkins zurecht verwundert den Kopf schütteln, sind die Darsteller wahrscheinlich am wenigsten daran Schuld, das bei all dem Potenzial "X-Men Origins: Wolverine" kein richtig großartiger Film geworden ist. In Anlehnung an die raue Art Wolverines und seiner Frankenstein-ähnlichen Entstehungsgeschichte entschloss sich Regisseur Gavin Hood offenbar dazu, diesem Film einen bewusst B-Movie-artigen Anstrich mit auf dem Weg zu geben. Deutlich anders als die X-Men-Filme setzt er auf dunkle und raue Locations, die dem Gesamteindruck ein paar düstere Attribute verleihen sollen. Stattdessen hinterlassen die Kämpfe in heruntergekommenen Kneipen und amerikanischen Hinterhöfen eher einen billigen Eindruck und lassen auf dieser Grundlage die fantastischen Elemente, wie die Superkräfte der unterschiedlichen Mutanten, beinahe lächerlich wirken. Das Drehbuch unterstützt dies dann ungünstigerweise auch noch. Doch von einer wirklichen Handlung mag man in diesem Falle ohnehin gar nicht sprechen. Handelte die X-Men-Trilogie noch von bedeutenden moralischen und ethischen Themen wie dem Anders sein und der Suche nach Akzeptanz und der eigenen Identität, bekommen wir hier eine simple Rachestory aufgetischt, wie sie banaler nicht sein könnte und in der die Fronten von Anfang an klar definiert sind. Die einen sind die edlen Saubermänner, während alle anderen verlogene Drecksäcke sind. Ist man besonders aus dem Glanzlicht der Reihe "X-Men United" noch eine angenehme Ambivalenz bei der Frage Gut oder Böse gewohnt, wird hier erst geschossen und dann nach dem Warum gefragt. Hood allerdings stellt keine Fragen nach der Motivation seiner Charaktere, sie gehen ihm eigentlich am Allerwertesten vorbei, lieber möchte er seine ausgefallenen CGI-Actionsequenzen präsentieren. Und auch wenn diese weder an die filmische Raffinesse eines Bryan Singers noch an die optische Bildgewalt eines Brett Ratners anknüpfen können, sind sie in ihrem angenehmen Tempo gut dosiert über den Film verteilt. Dank einer schönen Kameraführung von Donald McAlpine sind die Zweikämpfe übersichtlich und anschaulich gehalten und vor allem eine Verfolgungsjagd quer durch die kanadischen Wälder macht auch durch ihre handgemachte Stuntarbeit eine Menge Spaß. Erscheint einem Harry Gregson-Williams Soundtrack in den emotionalen Momenten noch eine Spur zu aufdringlich, funktioniert sie in solchen Szenen richtig gut und treibt den Zuschauer passend zum Geschehen an. Im Showdown wird es dann etwas zu übertrieben und selbst für einen Film der Marke "Comicverfilmung" kann man über die Nachvollziehbarkeit der Ereignisse streiten, unterhaltsam mag es zwar sein, doch wird man praktisch einfach dazu gezwungen, den ein oder anderen Entschluss der Filmemacher genauer zu hinterfragen. Immerhin beeindruckt zumindest Jackman auch neun Jahre nach seinem Antritt als Logan (der hier endlich auch einen Vornamen erhalten darf) nach wie vor durch seine physische Stärke und Ausstrahlung, dramaturgisch fühlt man sich jedoch vor allem im letzten Akt mehr an ein Videospiel erinnert, als an einen Film, denn ähnlich wie in Actionadventures für die heutige Konsolengeneration hangelt man sich von einem Bossgegner zum Nächsten und kaum ein Protagonist macht das so deutlich wie der von Taylor Kitsch (ziemlich farblos) dargestellte Mutant Gambit. Seine Eingliederung in "Origins" ist schon bemerkenswert, so taucht er das erste Mal nach über einer Stunde Laufzeit auf, nur um sich einen kurzen Kampf mit Logan zu liefern und dann wieder zu verschwinden. Seinen Auftritt werden wohl nur Comicliebhaber so richtig genießen können, für alle anderen hinterlässt diese Szene nur ein großes Fragezeichen.
Fazit: "X-Men Origins: Wolverine - Wie alles begann" ist ein harter und über weite Strecken kurzweiliger und unterhaltsamer B-Actioner mit einem charismatischen Helden und zwei wahrhaft fiesen Antagonisten geworden. Als Spin-Off zur X-Men-Trilogie und insbesondere zu den beiden Filmen von Bryan Singer darf man ihn jedoch als gescheitertes Experiment betrachten. Ist man nach dem 5 Minuten langen umwerfend gemachten Intro noch guter Dinge und in euphorischer Vorfreude, verfliegt diese recht zügig mit zunehmender Laufzeit und das Drehbuch zeigt klare Defizite. Seinen Anspruch, die Ambivalenz der Person Wolverine genauer auszuleuchten, wird Gavin Hood kaum gerecht, genauso wenig versteht er es, alle anderen Rollen tiefer zu charakterisieren und verliebt sich in seine Hommageszenen. Inhaltlich greift er daher auf Stereotypen und plumpe Machoposen zurück. Mit einem etwas intelligenterem Vorgehen wäre hierbei eindeutig mehr drin gewesen.
Auch wenn Brett Ratner 2006 mit "X-Men: Der letzte Widerstand" der beliebten Mutanten-Trilogie den kreativen Todesstoß verpasst hatte, kann man diese insgesamt für ihre wohlüberlegte Ausführung loben. Doch so gut die Charaktere auch gezeichnet gewesen sein mögen, bei der Fülle an Figuren, die die Filme vorweisen konnten, war es beinahe unmöglich näher auf die Hintergründe einzelner Protagonisten einzugehen. Mit Sympathiebolzen Hugh Jackman in seiner unwiderstehlichen Rolle als cooler Wolverine an Bord versucht man nun also in einem ersten Spin-Off zur Reihe, dies zu ändern. Diese sehr spezielle Figur dafür auszuwählen, war in Anbetracht ihrer Präsenz in der Original-Trilogie nur der folgenrichtige Schritt, zumal bereits "X-Men United" einige Fragen aufgeworfen hatte und nur wenige davon beantworten konnte. So überzeugen in "Origins" immer besonders die Momente, in denen man sich an die Vorgänger erinnert fühlt, in denen man Sets oder alte Bekannte wieder entdeckt. Hugh Jackmans animalisches Auftreten in Kombination mit seinem enormen Charisma sind dabei ebenso für einen Großteil des Spaßes verantwortlich, wie auch der restliche Cast, besonders gefallen können Liev Schreiber als Sabretooth, Ryan Reynolds als viel zu kurz auftretender Wade Wilson sowie Danny Huston in einer Rolle, die in einem der Vorfilme bereits vom grandiosen Brian Cox verkörpert wurde. Mag man über Castingentscheidungen wie will.i.am oder Scott Adkins zurecht verwundert den Kopf schütteln, sind die Darsteller wahrscheinlich am wenigsten daran Schuld, das bei all dem Potenzial "X-Men Origins: Wolverine" kein richtig großartiger Film geworden ist. In Anlehnung an die raue Art Wolverines und seiner Frankenstein-ähnlichen Entstehungsgeschichte entschloss sich Regisseur Gavin Hood offenbar dazu, diesem Film einen bewusst B-Movie-artigen Anstrich mit auf dem Weg zu geben. Deutlich anders als die X-Men-Filme setzt er auf dunkle und raue Locations, die dem Gesamteindruck ein paar düstere Attribute verleihen sollen. Stattdessen hinterlassen die Kämpfe in heruntergekommenen Kneipen und amerikanischen Hinterhöfen eher einen billigen Eindruck und lassen auf dieser Grundlage die fantastischen Elemente, wie die Superkräfte der unterschiedlichen Mutanten, beinahe lächerlich wirken. Das Drehbuch unterstützt dies dann ungünstigerweise auch noch. Doch von einer wirklichen Handlung mag man in diesem Falle ohnehin gar nicht sprechen. Handelte die X-Men-Trilogie noch von bedeutenden moralischen und ethischen Themen wie dem Anders sein und der Suche nach Akzeptanz und der eigenen Identität, bekommen wir hier eine simple Rachestory aufgetischt, wie sie banaler nicht sein könnte und in der die Fronten von Anfang an klar definiert sind. Die einen sind die edlen Saubermänner, während alle anderen verlogene Drecksäcke sind. Ist man besonders aus dem Glanzlicht der Reihe "X-Men United" noch eine angenehme Ambivalenz bei der Frage Gut oder Böse gewohnt, wird hier erst geschossen und dann nach dem Warum gefragt. Hood allerdings stellt keine Fragen nach der Motivation seiner Charaktere, sie gehen ihm eigentlich am Allerwertesten vorbei, lieber möchte er seine ausgefallenen CGI-Actionsequenzen präsentieren. Und auch wenn diese weder an die filmische Raffinesse eines Bryan Singers noch an die optische Bildgewalt eines Brett Ratners anknüpfen können, sind sie in ihrem angenehmen Tempo gut dosiert über den Film verteilt. Dank einer schönen Kameraführung von Donald McAlpine sind die Zweikämpfe übersichtlich und anschaulich gehalten und vor allem eine Verfolgungsjagd quer durch die kanadischen Wälder macht auch durch ihre handgemachte Stuntarbeit eine Menge Spaß. Erscheint einem Harry Gregson-Williams Soundtrack in den emotionalen Momenten noch eine Spur zu aufdringlich, funktioniert sie in solchen Szenen richtig gut und treibt den Zuschauer passend zum Geschehen an. Im Showdown wird es dann etwas zu übertrieben und selbst für einen Film der Marke "Comicverfilmung" kann man über die Nachvollziehbarkeit der Ereignisse streiten, unterhaltsam mag es zwar sein, doch wird man praktisch einfach dazu gezwungen, den ein oder anderen Entschluss der Filmemacher genauer zu hinterfragen. Immerhin beeindruckt zumindest Jackman auch neun Jahre nach seinem Antritt als Logan (der hier endlich auch einen Vornamen erhalten darf) nach wie vor durch seine physische Stärke und Ausstrahlung, dramaturgisch fühlt man sich jedoch vor allem im letzten Akt mehr an ein Videospiel erinnert, als an einen Film, denn ähnlich wie in Actionadventures für die heutige Konsolengeneration hangelt man sich von einem Bossgegner zum Nächsten und kaum ein Protagonist macht das so deutlich wie der von Taylor Kitsch (ziemlich farblos) dargestellte Mutant Gambit. Seine Eingliederung in "Origins" ist schon bemerkenswert, so taucht er das erste Mal nach über einer Stunde Laufzeit auf, nur um sich einen kurzen Kampf mit Logan zu liefern und dann wieder zu verschwinden. Seinen Auftritt werden wohl nur Comicliebhaber so richtig genießen können, für alle anderen hinterlässt diese Szene nur ein großes Fragezeichen.
Fazit: "X-Men Origins: Wolverine - Wie alles begann" ist ein harter und über weite Strecken kurzweiliger und unterhaltsamer B-Actioner mit einem charismatischen Helden und zwei wahrhaft fiesen Antagonisten geworden. Als Spin-Off zur X-Men-Trilogie und insbesondere zu den beiden Filmen von Bryan Singer darf man ihn jedoch als gescheitertes Experiment betrachten. Ist man nach dem 5 Minuten langen umwerfend gemachten Intro noch guter Dinge und in euphorischer Vorfreude, verfliegt diese recht zügig mit zunehmender Laufzeit und das Drehbuch zeigt klare Defizite. Seinen Anspruch, die Ambivalenz der Person Wolverine genauer auszuleuchten, wird Gavin Hood kaum gerecht, genauso wenig versteht er es, alle anderen Rollen tiefer zu charakterisieren und verliebt sich in seine Hommageszenen. Inhaltlich greift er daher auf Stereotypen und plumpe Machoposen zurück. Mit einem etwas intelligenterem Vorgehen wäre hierbei eindeutig mehr drin gewesen.
Extended Action Cut!
World War Z
Als Subgenre des Horrorfilmes hat sich bereits in den 20er Jahren das Phänomen des Zombiefilmes abgespaltet. Heute sind die willenlosen Untoten, die man nur durch präzise Kopfschüsse ausschalten kann ein fester Bestandteil unserer Popkultur und werden im Zusammenhang mit politischen und sozialwissenschaftlichen Themen immer wieder gerne als Sinnbild für eine hohle und einfältige Gesellschaft herangezogen. Dass sie darüber hinaus ihren Schrecken und ihre Funktion als blutrünstige Monster nicht verloren haben, versucht Regisseur Marc Forster in "World War Z" eindrucksvoll unter Beweis zu stellen. Statt sich dabei an gängige Klischees zu halten, nach denen Zombies langsame und oft humpelnde Kreaturen sind, fügt er ihnen das Attribut der Schnelligkeit hinzu. Seine Infizierten sind keine subtilen Erscheinungen aus der Dunkelheit, sie sind allgegenwärtig und jagen Raubtieren gleich in Rudeln. Diese Prämisse ist interessant und für Fans des Genres eine willkommene Abwechslung, die allein schon das Ansehen des Filmes rechtfertigt. Doch nicht nur das Verhalten und Tempo der Zombies sorgt für Überraschungen, auch Forster selbst legt in den ersten 45 Minuten eine atemlose Geschwindigkeit an den Tag. Ohne einen Anflug von Exposition wirft er uns mit seinen Protagonisten nach wenigen Momenten direkt ins Geschehen und fesselt mit einer Hatz quer durch die vereinigten Staaten. Die Bilder, die er dazu liefert, sind schlicht und ergreifend erschreckend bis ins Mark. Kleinstädte, Metropolen, Nationen, alles fällt unter dem Auftreten der Zombies zusammen, es herrscht pure Anarchie. Das alles passiert so schnell, das man gar keine Zeit hat, genauer über alles nachzudenken. Erst nach etwa einer Stunde kehrt etwas Ruhe in den Film ein und die Regie nimmt sich die Zeit, die Figuren und die Ausgangssituation der Geschichte näher zu erläutern. Kaum kommt man jedoch in die Situation, jetzt zwangsläufig etwas erzählen zu müssen, verliert die aufgebaute Spannung an Interesse. Das Problem fängt vor allem damit an, dass weder das Drehbuch noch Forster den starken Beginn dafür nutzen, eine Apokalypse zu entfalten, sondern sich stattdessen einer Weltrettungshandlung widmen, die nicht so recht zur eigentlichen Stimmung passen will. Die folgende Schnitzeljagd über verschiedene Teile des Erdballs rund um die Suche nach einem Heilmittel ist daher nicht nur allzu vorhersehbar, sondern auch weit weg von dem, was man als Zuschauer eigentlich sehen möchte. Erst bei einer ausufernden Materialschlacht kommt der Actionfan wieder voll auf seine Kosten, wenn Millionen von Untoten über die Bevölkerung herfallen und dabei vom Militär wie Siebe durchlöchert werden. Spaß macht das, mit echtem Horror hat das aber nichts zu tun, viel mehr erinnert die Szenarie an Epidemie-Thriller oder Seuchenfilme. Das wandelt sich schlagartig, wenn "World War Z" in den dritten Akt übergeht. Nach einer weiteren spektakulären Szene an Bord eines Passagierflugzeuges verlagert sich der Fokus der Handlung vom weltoffenen Blockbuster zum minimalistischen Psychohorror. In den engen Gängen eines Laboratoriums dürfen die Zombies dann auch endlich wieder das tun, wofür sie eigentlich geschaffen wurden: Angst verbreiten. Die nervöse Wackelkamera aus den Actionsequenzen bekommt ein Stativ spendiert, die Brutalität steigert sich merklich und man verspürt endlich das gewünschte nervöse Kribbeln. Dabei vollführt der Film hier einen Wandel, der für eine Produktion dieser Größe absolut untypisch ist. Man beginnt schnell, hektisch und wild, steigert sich in der zweiten Hälfte erneut und wird dann zum Abschluss ganz ruhig. Doch schadet dieser Tempowechsel dem Film nicht etwa, er tut ihm sogar ziemlich gut. Hätte man sich in einer dritten kolossalen Schlacht wahrscheinlich völlig vom audiovisuellen Eindruck erschlagen lassen, atmet "World War Z" jetzt endlich den Geist seiner großen filmischen Vorgänger. Nicht unbedingt das Finale, mit dem man gerechnet hätte, aber doch eines, mit dem man sich anfreunden kann. Allerdings zeigt es auch allzu offensichtlich die große Schwäche der Produktion auf und das ist eine seltsame emotionale Distanz, die man zu dem Geschehen auf der Leinwand aufbaut. Weniger fiebert man mit den Charakteren oder der Menschheit im Allgemeinen mit, sondern erfreut sich einfach nur an den tollen Bildern und der netten Spannungskurve. Mitgefühl für die Personen innerhalb der Ereignisse stellt sich trotz des Unterganges der zivilisierten Welt keines ein. In diesem Fall müssen sich die Drehbuchautoren den Schuh eindeutig anziehen, denn woran es dem Script mangelt sind nachvollziehbare und interessante Kämpfer im Glauben an die Rettung der Welt. Lieber lässt man Brad Pitt routiniert den sympathischen Helden-wider-Willen spielen und sämtliche Nebencharaktere werden entweder durch ihre Angst um ihre Kinder oder eine abgeschlagene Hand charakterisiert. Wenig verwunderlich also, das einem selbst die nettesten Typen von nebenan am Ende nicht egaler sein könnten als die mit den Zähne fletschenden Zombies direkt hinter ihnen.
Fazit: Marc Forsters "World War Z" ist ein spannender und erschreckend düsterer Actionfilm, der mehrfach die Stimmung, das Tempo und die Intention der Handlung wechselt und damit selbst für Cineasten die ein oder andere Überraschung bietet. Doch er ist auch der filmgewordene Beweis dafür, dass die größten und eindrucksvollsten Massenszenen in ihrer Wirkung nicht wirklich zünden können, wenn man vorab die einfachsten Regeln nicht befolgt hat. Flache und uninteressante Figuren verweigern einem eine emotionale Annäherung an die inhaltlichen Geschehnisse und trotz allen Spaßes blickt man mit einer merkwürdigen Distanz auf den Bildschirm. Am Ende bleibt ein Film, der wunderbar unterhaltsam ist, sein Potenzial aber nicht vollständig ausreizt und bei all seinen optischen Vorzügen insgesamt leider etwas blutleer bleibt.
Als Subgenre des Horrorfilmes hat sich bereits in den 20er Jahren das Phänomen des Zombiefilmes abgespaltet. Heute sind die willenlosen Untoten, die man nur durch präzise Kopfschüsse ausschalten kann ein fester Bestandteil unserer Popkultur und werden im Zusammenhang mit politischen und sozialwissenschaftlichen Themen immer wieder gerne als Sinnbild für eine hohle und einfältige Gesellschaft herangezogen. Dass sie darüber hinaus ihren Schrecken und ihre Funktion als blutrünstige Monster nicht verloren haben, versucht Regisseur Marc Forster in "World War Z" eindrucksvoll unter Beweis zu stellen. Statt sich dabei an gängige Klischees zu halten, nach denen Zombies langsame und oft humpelnde Kreaturen sind, fügt er ihnen das Attribut der Schnelligkeit hinzu. Seine Infizierten sind keine subtilen Erscheinungen aus der Dunkelheit, sie sind allgegenwärtig und jagen Raubtieren gleich in Rudeln. Diese Prämisse ist interessant und für Fans des Genres eine willkommene Abwechslung, die allein schon das Ansehen des Filmes rechtfertigt. Doch nicht nur das Verhalten und Tempo der Zombies sorgt für Überraschungen, auch Forster selbst legt in den ersten 45 Minuten eine atemlose Geschwindigkeit an den Tag. Ohne einen Anflug von Exposition wirft er uns mit seinen Protagonisten nach wenigen Momenten direkt ins Geschehen und fesselt mit einer Hatz quer durch die vereinigten Staaten. Die Bilder, die er dazu liefert, sind schlicht und ergreifend erschreckend bis ins Mark. Kleinstädte, Metropolen, Nationen, alles fällt unter dem Auftreten der Zombies zusammen, es herrscht pure Anarchie. Das alles passiert so schnell, das man gar keine Zeit hat, genauer über alles nachzudenken. Erst nach etwa einer Stunde kehrt etwas Ruhe in den Film ein und die Regie nimmt sich die Zeit, die Figuren und die Ausgangssituation der Geschichte näher zu erläutern. Kaum kommt man jedoch in die Situation, jetzt zwangsläufig etwas erzählen zu müssen, verliert die aufgebaute Spannung an Interesse. Das Problem fängt vor allem damit an, dass weder das Drehbuch noch Forster den starken Beginn dafür nutzen, eine Apokalypse zu entfalten, sondern sich stattdessen einer Weltrettungshandlung widmen, die nicht so recht zur eigentlichen Stimmung passen will. Die folgende Schnitzeljagd über verschiedene Teile des Erdballs rund um die Suche nach einem Heilmittel ist daher nicht nur allzu vorhersehbar, sondern auch weit weg von dem, was man als Zuschauer eigentlich sehen möchte. Erst bei einer ausufernden Materialschlacht kommt der Actionfan wieder voll auf seine Kosten, wenn Millionen von Untoten über die Bevölkerung herfallen und dabei vom Militär wie Siebe durchlöchert werden. Spaß macht das, mit echtem Horror hat das aber nichts zu tun, viel mehr erinnert die Szenarie an Epidemie-Thriller oder Seuchenfilme. Das wandelt sich schlagartig, wenn "World War Z" in den dritten Akt übergeht. Nach einer weiteren spektakulären Szene an Bord eines Passagierflugzeuges verlagert sich der Fokus der Handlung vom weltoffenen Blockbuster zum minimalistischen Psychohorror. In den engen Gängen eines Laboratoriums dürfen die Zombies dann auch endlich wieder das tun, wofür sie eigentlich geschaffen wurden: Angst verbreiten. Die nervöse Wackelkamera aus den Actionsequenzen bekommt ein Stativ spendiert, die Brutalität steigert sich merklich und man verspürt endlich das gewünschte nervöse Kribbeln. Dabei vollführt der Film hier einen Wandel, der für eine Produktion dieser Größe absolut untypisch ist. Man beginnt schnell, hektisch und wild, steigert sich in der zweiten Hälfte erneut und wird dann zum Abschluss ganz ruhig. Doch schadet dieser Tempowechsel dem Film nicht etwa, er tut ihm sogar ziemlich gut. Hätte man sich in einer dritten kolossalen Schlacht wahrscheinlich völlig vom audiovisuellen Eindruck erschlagen lassen, atmet "World War Z" jetzt endlich den Geist seiner großen filmischen Vorgänger. Nicht unbedingt das Finale, mit dem man gerechnet hätte, aber doch eines, mit dem man sich anfreunden kann. Allerdings zeigt es auch allzu offensichtlich die große Schwäche der Produktion auf und das ist eine seltsame emotionale Distanz, die man zu dem Geschehen auf der Leinwand aufbaut. Weniger fiebert man mit den Charakteren oder der Menschheit im Allgemeinen mit, sondern erfreut sich einfach nur an den tollen Bildern und der netten Spannungskurve. Mitgefühl für die Personen innerhalb der Ereignisse stellt sich trotz des Unterganges der zivilisierten Welt keines ein. In diesem Fall müssen sich die Drehbuchautoren den Schuh eindeutig anziehen, denn woran es dem Script mangelt sind nachvollziehbare und interessante Kämpfer im Glauben an die Rettung der Welt. Lieber lässt man Brad Pitt routiniert den sympathischen Helden-wider-Willen spielen und sämtliche Nebencharaktere werden entweder durch ihre Angst um ihre Kinder oder eine abgeschlagene Hand charakterisiert. Wenig verwunderlich also, das einem selbst die nettesten Typen von nebenan am Ende nicht egaler sein könnten als die mit den Zähne fletschenden Zombies direkt hinter ihnen.
Fazit: Marc Forsters "World War Z" ist ein spannender und erschreckend düsterer Actionfilm, der mehrfach die Stimmung, das Tempo und die Intention der Handlung wechselt und damit selbst für Cineasten die ein oder andere Überraschung bietet. Doch er ist auch der filmgewordene Beweis dafür, dass die größten und eindrucksvollsten Massenszenen in ihrer Wirkung nicht wirklich zünden können, wenn man vorab die einfachsten Regeln nicht befolgt hat. Flache und uninteressante Figuren verweigern einem eine emotionale Annäherung an die inhaltlichen Geschehnisse und trotz allen Spaßes blickt man mit einer merkwürdigen Distanz auf den Bildschirm. Am Ende bleibt ein Film, der wunderbar unterhaltsam ist, sein Potenzial aber nicht vollständig ausreizt und bei all seinen optischen Vorzügen insgesamt leider etwas blutleer bleibt.
X-Men: Erste Entscheidung
Prequels stellen für Filmemacher immer eine große Herausforderung dar. Auf der einen Seite muss man seine Geschichte zwangsläufig den Motiven der vorherigen Filme unterordnen, damit man eine gewisse inhaltliche Kohärenz vorweisen kann, auf der anderen Seite hat man ein großes Problem damit, eine angemessene dramaturgische Struktur aufzubauen, da dem Publikum ja bereits bekannt ist, wie die Geschichte enden wird. Dennoch sterben Prequels nicht aus, viel mehr sind sie in den letzten Jahren zu einem beliebten Verfahren geworden, welches man nutzen kann, wenn sich eine Filmreihe bereits totgelaufen hat und man noch den größtmöglichen Profit machen will. Nach dem Brett Ratner in "X-Men: Der letzte Widerstand" der Trilogie rund um die beliebte Mutanten-Bande aus dem Marvel-Comicbuchverlag ein zweifelhaftes Ende gesetzt hatte und auch das Spin-Off über den Einzelgänger Wolverine qualitativ nicht die Massen überzeugen konnte, war dieser Fall hier also eingetreten und Matthew Vaughn machte sich an die Arbeit, die Entstehung der X-Men und der Freundschaft von Charles Xavier und Erik Lehnsherr näher auf den Grund zu gehen. Obwohl alle Beteiligten unter einem enormen Zeitdruck gestanden haben und der Film nur in wenigen Monaten auf die Beine gestellt werden musste, kann sich das Ergebnis nicht nur in mehrfacher Hinsicht sehen lassen, sondern ist das ultimative Endprodukt dessen, was unter der Führung von Bryan Singer nach dem Millennium begonnen hatte. Orientierend an den realen Ereignissen der Kubakrise 1962 entwickelt Vaughn einen großartig bebilderten Thriller, der spannender nicht sein könnte, ohne dabei seine Fantasy-Herkunft zu verleugnen. Nach dem (wie schon im Original "X-Men") bedrohlichen Beginn im Konzentrationslager der Nazi-Zeit entfesselt die Regie eine ästhetische Reise durch die Swinging Sixties und ist dabei modernes Blockbusterkino und Hommage an die alten James-Bond-Filme zugleich. Mit spielerischer Leichtigkeit gelingt es, zahlreiche filmische Zitate in ein glaubhaftes Setting einzubetten. Noch bewundernswerter aber ist die Art und Weise, mit der eine vergleichsweise simple Handlung durch emotionale Komplexität ungemein verstärkt und angereichert wird. Statt sich auf die optischen und wirklich famos getricksten CGI-Spektakelszenen zu verlassen, gesteht man den Protagonisten ein facettenreiches Innenleben zu, welches sie für uns Nicht-Mutanten um ein vielfaches verständlicher und echter werden lässt. Doch würde dieser Clou wohl kaum aufgehen, wenn der konsequenterweise sehr jugendliche Cast mit großen Namen wie Nicholas Hoult, Kevin Bacon, James McAvoy oder Jennifer Lawrence nicht von Vorne bis Hinten überzeugen würde. Jedem ist neben der enormen Spiellaune anzumerken, dass er seine Rolle ernst genommen hat und das verleiht dem Film eine bedeutende Authenzität. Doch es ist noch mehr als das, was die "Erste Entscheidung" so bedeutend werden lässt. Wie schon in den beiden Adaptionen der Vorlagen von Bryan Singer verpackt man auch hier zahllreiche moralische und ethische Grundsatzdiskussionen in das Gewand eines Sommerblockbusters und stellt das Dilemma anhand der Hauptfiguren zur Schau. Charles Xavier glaubt unweigerlich an das gute im Menschen und ist sich sicher, dass diese die Mutanten irgendwann akzeptieren werden. Allerdings musste er sich auch nie vor ihnen verstecken. Ganz anders als Mystique und Beast, welche beide die Verfolgung vor der Gesellschaft fürchten müssen und sich einfach nur ein normales Leben wünschen. Und dann ist da ja noch Erik Lensherr. War dieser verbitterte und vom Leben schwer enttäuschte Mann bereits in Singers Filmen die interessanteste Figur des Franchises, wird er hier zum absoluten Sympathieträger und Herzstück des Filmes. Seine komplexen Charakterzüge und die ihm vom Drehbuch geschickt in den Mund gelegten Dialoge begeistern durch ihre Vielseitigkeit und im Zusammenspiel mit seinem Freund Charles darf er immer wieder sein wahres Gesicht zeigen. Hätte diese Rolle durch übertriebenes Overacting leicht zerstört werden können, liefert Michael Fassbender eine vorzügliche Darstellung ab, die auf lange Zeit ihres Gleichen suchen wird. Nicht im Schatten von Ian McKellen stehend, sondern viel mehr aus diesem hervortretend ist seine Performance mit Abstand eine der besten, die man in den letzten 20 Jahren auf der großen Leinwand bewundern durfte. So ist es auch kaum verwunderlich, dass man trotz der vielen unterschiedlichen Charaktere eigentlich immer nur auf seine ganz großen Momente wartet und am Ende vor allem seine stärksten Szenen den Rest des Filmes überschatten und dominieren. Im temporeichen Showdown droht er teilweise dann zwar etwas unterzugehen, doch bekommt am Ende einen mehr als nur würdigen Abschluss, sowie auch überhaupt an dieser Stelle der Bogen zur Trilogie ideal geschlagen wird.
Fazit: Die X-Men haben ihren Zenit längst überschritten, hieß es. Doch nach der qualitativen Talfahrt ist es nun Matthew Vaughn als Regisseur gelungen, eine neue Ära einzuleiten. Aber damit nicht genug, er vollendet das, was Bryan Singer selbst nach "X-Men United" nicht mehr fertigbringen wollte: Den perfekten Blockbuster! Eine grandiose Erzählstruktur irgendwo zwischen Action-Spektakel und Polit-Thriller stehend macht aus der ersten Entscheidung neben einem Fest für die Sinne auch eine emotionale Reise für den Zuschauer, der zwischenzeitlich sogar vergisst, dass das, was er sich ansieht, eigentlich als leichte Unterhaltung bezeichnet wird. "Erste Entscheidung" ist mehr als das, es ist die cineastische Verschmelzung der besten Zutaten eines Unterhaltungsfilmes und das alles in einem ästhetischen Gewand einer vergangenen (Film-)Epoche. Ironischerweise ist also diese Erzählung von den Anfängen der berühmten Mutantenbande gleichzeitig auch die mögliche Evolution in Richtung intelligenter, emotionaler und dennoch unterhaltsamer Spektakelkunst, wie sie aktuell wohl nur von ein paar wenigen Regisseuren zu erwarten ist. Michael Fassbenders Darstellung eines menschlichen Todesengels lässt dabei die Schwarz-Weiß-Malerei hinter sich zurück und erlaubt seinem Charakter ein nicht nur vom Drehbuch behauptetes ambivalentes Wesen, das die Dimensionen eines Comic-Filmes merklich überschreitet. Wohl nicht einmal Bryan Singer hätte ein solches Meisterwerk anno 2000 erwarten können.
Prequels stellen für Filmemacher immer eine große Herausforderung dar. Auf der einen Seite muss man seine Geschichte zwangsläufig den Motiven der vorherigen Filme unterordnen, damit man eine gewisse inhaltliche Kohärenz vorweisen kann, auf der anderen Seite hat man ein großes Problem damit, eine angemessene dramaturgische Struktur aufzubauen, da dem Publikum ja bereits bekannt ist, wie die Geschichte enden wird. Dennoch sterben Prequels nicht aus, viel mehr sind sie in den letzten Jahren zu einem beliebten Verfahren geworden, welches man nutzen kann, wenn sich eine Filmreihe bereits totgelaufen hat und man noch den größtmöglichen Profit machen will. Nach dem Brett Ratner in "X-Men: Der letzte Widerstand" der Trilogie rund um die beliebte Mutanten-Bande aus dem Marvel-Comicbuchverlag ein zweifelhaftes Ende gesetzt hatte und auch das Spin-Off über den Einzelgänger Wolverine qualitativ nicht die Massen überzeugen konnte, war dieser Fall hier also eingetreten und Matthew Vaughn machte sich an die Arbeit, die Entstehung der X-Men und der Freundschaft von Charles Xavier und Erik Lehnsherr näher auf den Grund zu gehen. Obwohl alle Beteiligten unter einem enormen Zeitdruck gestanden haben und der Film nur in wenigen Monaten auf die Beine gestellt werden musste, kann sich das Ergebnis nicht nur in mehrfacher Hinsicht sehen lassen, sondern ist das ultimative Endprodukt dessen, was unter der Führung von Bryan Singer nach dem Millennium begonnen hatte. Orientierend an den realen Ereignissen der Kubakrise 1962 entwickelt Vaughn einen großartig bebilderten Thriller, der spannender nicht sein könnte, ohne dabei seine Fantasy-Herkunft zu verleugnen. Nach dem (wie schon im Original "X-Men") bedrohlichen Beginn im Konzentrationslager der Nazi-Zeit entfesselt die Regie eine ästhetische Reise durch die Swinging Sixties und ist dabei modernes Blockbusterkino und Hommage an die alten James-Bond-Filme zugleich. Mit spielerischer Leichtigkeit gelingt es, zahlreiche filmische Zitate in ein glaubhaftes Setting einzubetten. Noch bewundernswerter aber ist die Art und Weise, mit der eine vergleichsweise simple Handlung durch emotionale Komplexität ungemein verstärkt und angereichert wird. Statt sich auf die optischen und wirklich famos getricksten CGI-Spektakelszenen zu verlassen, gesteht man den Protagonisten ein facettenreiches Innenleben zu, welches sie für uns Nicht-Mutanten um ein vielfaches verständlicher und echter werden lässt. Doch würde dieser Clou wohl kaum aufgehen, wenn der konsequenterweise sehr jugendliche Cast mit großen Namen wie Nicholas Hoult, Kevin Bacon, James McAvoy oder Jennifer Lawrence nicht von Vorne bis Hinten überzeugen würde. Jedem ist neben der enormen Spiellaune anzumerken, dass er seine Rolle ernst genommen hat und das verleiht dem Film eine bedeutende Authenzität. Doch es ist noch mehr als das, was die "Erste Entscheidung" so bedeutend werden lässt. Wie schon in den beiden Adaptionen der Vorlagen von Bryan Singer verpackt man auch hier zahllreiche moralische und ethische Grundsatzdiskussionen in das Gewand eines Sommerblockbusters und stellt das Dilemma anhand der Hauptfiguren zur Schau. Charles Xavier glaubt unweigerlich an das gute im Menschen und ist sich sicher, dass diese die Mutanten irgendwann akzeptieren werden. Allerdings musste er sich auch nie vor ihnen verstecken. Ganz anders als Mystique und Beast, welche beide die Verfolgung vor der Gesellschaft fürchten müssen und sich einfach nur ein normales Leben wünschen. Und dann ist da ja noch Erik Lensherr. War dieser verbitterte und vom Leben schwer enttäuschte Mann bereits in Singers Filmen die interessanteste Figur des Franchises, wird er hier zum absoluten Sympathieträger und Herzstück des Filmes. Seine komplexen Charakterzüge und die ihm vom Drehbuch geschickt in den Mund gelegten Dialoge begeistern durch ihre Vielseitigkeit und im Zusammenspiel mit seinem Freund Charles darf er immer wieder sein wahres Gesicht zeigen. Hätte diese Rolle durch übertriebenes Overacting leicht zerstört werden können, liefert Michael Fassbender eine vorzügliche Darstellung ab, die auf lange Zeit ihres Gleichen suchen wird. Nicht im Schatten von Ian McKellen stehend, sondern viel mehr aus diesem hervortretend ist seine Performance mit Abstand eine der besten, die man in den letzten 20 Jahren auf der großen Leinwand bewundern durfte. So ist es auch kaum verwunderlich, dass man trotz der vielen unterschiedlichen Charaktere eigentlich immer nur auf seine ganz großen Momente wartet und am Ende vor allem seine stärksten Szenen den Rest des Filmes überschatten und dominieren. Im temporeichen Showdown droht er teilweise dann zwar etwas unterzugehen, doch bekommt am Ende einen mehr als nur würdigen Abschluss, sowie auch überhaupt an dieser Stelle der Bogen zur Trilogie ideal geschlagen wird.
Fazit: Die X-Men haben ihren Zenit längst überschritten, hieß es. Doch nach der qualitativen Talfahrt ist es nun Matthew Vaughn als Regisseur gelungen, eine neue Ära einzuleiten. Aber damit nicht genug, er vollendet das, was Bryan Singer selbst nach "X-Men United" nicht mehr fertigbringen wollte: Den perfekten Blockbuster! Eine grandiose Erzählstruktur irgendwo zwischen Action-Spektakel und Polit-Thriller stehend macht aus der ersten Entscheidung neben einem Fest für die Sinne auch eine emotionale Reise für den Zuschauer, der zwischenzeitlich sogar vergisst, dass das, was er sich ansieht, eigentlich als leichte Unterhaltung bezeichnet wird. "Erste Entscheidung" ist mehr als das, es ist die cineastische Verschmelzung der besten Zutaten eines Unterhaltungsfilmes und das alles in einem ästhetischen Gewand einer vergangenen (Film-)Epoche. Ironischerweise ist also diese Erzählung von den Anfängen der berühmten Mutantenbande gleichzeitig auch die mögliche Evolution in Richtung intelligenter, emotionaler und dennoch unterhaltsamer Spektakelkunst, wie sie aktuell wohl nur von ein paar wenigen Regisseuren zu erwarten ist. Michael Fassbenders Darstellung eines menschlichen Todesengels lässt dabei die Schwarz-Weiß-Malerei hinter sich zurück und erlaubt seinem Charakter ein nicht nur vom Drehbuch behauptetes ambivalentes Wesen, das die Dimensionen eines Comic-Filmes merklich überschreitet. Wohl nicht einmal Bryan Singer hätte ein solches Meisterwerk anno 2000 erwarten können.
Extended Cut!
Wolverine: Weg des Kriegers
Unter einem Ronin versteht man in Japan einen herrenlosen Samurai, dessen Herr entweder starb oder der von ihm verstoßen wurde. Viele japanische Mythen bedienen sich des Motives der einsamen Krieger und so ist es nur wenig verwunderlich, dass natürlich auch Hollywood immer mal wieder Analogien zu diesen Legenden herstellt. Die Idee, den Charakter des Wolverine nach den für ihn stark traumatisierenden Erlebnissen in "X-Men: Der letzte Widerstand" zu einem Ronin umzudefinieren und daraus die Prämisse eines Wolverine-Stand-Alone-Filmes zu machen, ist allerdings dann doch weitaus interessanter, als man auf dem ersten Blick glauben mag. Vier Jahre nach Gavin Hoods enttäuschendem Spin-Off zum Mutantenfranchise ("X-Men Origins: Wolverine - Wie alles begann") folgt nun unter der Leitung von James Mangold ein Sequel, welches anders als der Vorgänger nach den Ereignissen aus den Originalfilmen spielt und die Figur Logan ins heutige Japan versetzt. Glücklicherweise ist das aber nicht die einzige relevante Funktion, die die fremde Kultur auf die Handlung ausübt. Viel mehr versteht Mangold den Locationwechsel als Möglichkeit dafür, dem Film eine für die Reihe unbekannte Atmosphäre zu vermitteln und ist sehr darauf bedacht, dem Zuschauer exotische Traditionen aufzuzeigen. Das verleiht der zu erzählenden Geschichte von Anfang die gewisse Prise Mysterium, die sich für die folgenden zwei Stunden als bedeutend entscheiden wird. Denn auch wenn "Wolverine - Weg des Kriegers" natürlich in erster Linie eine Comic-Verfilmung ist und dementsprechend mit einigen übertriebenen Actioneinlagen aufwartet, versteht sich der Rest des Filmes eher als gradliniger und sehr spannender Yakuza-Thriller. Hatte bereits Matthew Vaughn 2011 in seinem Prequel "X-Men: Erste Entscheidung" bewiesen, das das Franchise gut mit anderen Genres (damals dem Polit-Thriller) zu verknüpfen ist, geht Mangold hier gefühlt sogar noch deutlich weiter. So fühlt sich sein "Wolverine" teilweise wie ein waschechter japanischer Thriller an - mit der Ausnahme, dass sich Hugh Jackman in den Plot verirrt hat. Jackman als Sympathieträger ist natürlich schon immer eine Bank gewesen, doch was er diesmal aus seiner Rolle herausholt ist ganz klar die bislang stärkste Wolverine-Darbietung seiner Karriere. Endlich hat auch er als Darsteller den perfekten Mittelweg zwischen dem verletzlichen und sensiblen Logan und dem animalischen Killer Wolverine gefunden. Eindrucksvoll erleben wir ihn das erste Mal blutend, schwitzend und sogar im Sterben liegend, während er langsam die Hintergründe des durchaus komplex angelegten Handlungsgewirrs aufdeckt. Seine physische Präsenz in den Actionszenen ist darüber hinaus auch nach 13 Jahren in der Rolle noch beeindruckend, zumal er in diesem Einsatz so viele Nahkämpfe hat wie nie zuvor. Neben einer toll gefilmten und überraschend brutalen Kampfszene auf einer Beerdigung und einem Aufeinandertreffen mit einem Ninja-Clan in einem verschneiten Bergdorf begeistert vor allem eine spektakuläre Einlage auf einem Hochgeschwindigkeitszug, die beim Publikum Begeisterungsschreie auslösen dürfte und in der erfreulicherweise auch der über die gesamte Laufzeit klug dosierte Humor seinen Höhepunkt findet. Bei all dem hohen Tempo lässt sich Mangold aber dennoch auch immer genug Zeit, ein wenig auf das Flair und seinen Protagonisten einzugehen. Insbesondere die ungewöhnlich stille Exposition und die Szenen in Nagasaki treffen diese Mischung gekonnt und vollenden den stimmigen Eindruck, den man von dem durchdachten Konzept gewonnen hat. Leider fällt der Showdown deutlich ab. Nicht genug, dass der Twist am Ende kaum überraschend ist und das vorherige Verhalten einiger Charaktere ernsthaft in Frage stellt, leider bekommt dort auch die hölzern agierende Swetlana Chodtschenkowa viel zu viel Raum, in dem sie von den sichtlich motivierteren Japan-Stars an die Wand gespielt werden kann. Bereits vorher hatte ihre Mutantin Viper durch ihre abgehobenen Fähigkeiten nicht so recht zum Rest des bodenständigen Filmes passen wollen, doch verkommt sie besonders durch eine höchst lächerliche Aktion zum Schluss das Wirken einer totalen Witzfigur. Außerdem verunsichert die Liebesgeschichte zwischen Logan und der jungen Mariko ein wenig. Während Logans Trauer um Jean nach dem Finale der X-Men-Trilogie ja immerhin auf einer Vorlage beruht und man als Zuschauer seine Emotionen daher nachvollziehen kann, erscheint einem seine Liebe zu Mariko doch als höchst unverständlich. Weder bekommen die beiden von der Handlung genug Zeit, sich in einander zu verlieben, noch passt das zu Wolverines Trauer, die dann unsinnigerweise auch noch wie in diesem Falle andauernd zum Thema wird. So ganz entschließt sich da die Verknüpfung dieser beiden Geschichten nicht, im Zweifelsfall hätte man daher auf die ohnehin knapp geratenen Auftritte von Famke Janssen komplett verzichten und sich dafür mehr auf die Protagonisten dieses Filmes fokussieren sollen.
Fazit: Allein Hugh Jackman erneut in seiner Paraderolle erleben zu wollen, ist sicher Grund genug, sich "Wolverine - Weg des Kriegers" ansehen zu wollen. Doch will man sich nicht bloß auf ihn als hellsten Stern am Firmament verlassen und so offenbart sich dem Zuschauer ein spannender und aufregender Thriller mit Fantasy-Anstrich, der trotz seiner dichten Fülle an Actioneinlagen immer wieder genug Zeit findet, sich seinem Inhalt zu widmen und seiner ungewöhnlichen Prämisse zu folgen. Leider passen die etwas erzwungenen Auftritte von Viper und den Silver Samurai nicht so recht ins das Gesamtbild, genauso wie das Publikum leicht verärgert nach dem Sehen des Filmes rekapitulieren wird, dass zu Gunsten eines wenig verblüffenden Twists die zwei Stunden lang aufgebaute Handlung auf den Kopf gestellt wird. Dennoch sollte all das nicht vergessen machen, mit wie viel Zuversicht und Können die Produzenten mit diesem Film deutlich konsequent ein gewisses Risiko eingegangen sind, dass sich am Ende vollends bezahlt machen kann. Zusatzinformation für Fans der Reihe: In einer versteckten Sequenz folgt noch Logans Aufeinandertreffen mit zwei alten Bekannten. Für diesen äußerst gelungenen Teaser auf den nächsten X-Men Film dürfen sich die Verantwortlichen zu recht gehörig auf die Schulter klopfen!
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Unter einem Ronin versteht man in Japan einen herrenlosen Samurai, dessen Herr entweder starb oder der von ihm verstoßen wurde. Viele japanische Mythen bedienen sich des Motives der einsamen Krieger und so ist es nur wenig verwunderlich, dass natürlich auch Hollywood immer mal wieder Analogien zu diesen Legenden herstellt. Die Idee, den Charakter des Wolverine nach den für ihn stark traumatisierenden Erlebnissen in "X-Men: Der letzte Widerstand" zu einem Ronin umzudefinieren und daraus die Prämisse eines Wolverine-Stand-Alone-Filmes zu machen, ist allerdings dann doch weitaus interessanter, als man auf dem ersten Blick glauben mag. Vier Jahre nach Gavin Hoods enttäuschendem Spin-Off zum Mutantenfranchise ("X-Men Origins: Wolverine - Wie alles begann") folgt nun unter der Leitung von James Mangold ein Sequel, welches anders als der Vorgänger nach den Ereignissen aus den Originalfilmen spielt und die Figur Logan ins heutige Japan versetzt. Glücklicherweise ist das aber nicht die einzige relevante Funktion, die die fremde Kultur auf die Handlung ausübt. Viel mehr versteht Mangold den Locationwechsel als Möglichkeit dafür, dem Film eine für die Reihe unbekannte Atmosphäre zu vermitteln und ist sehr darauf bedacht, dem Zuschauer exotische Traditionen aufzuzeigen. Das verleiht der zu erzählenden Geschichte von Anfang die gewisse Prise Mysterium, die sich für die folgenden zwei Stunden als bedeutend entscheiden wird. Denn auch wenn "Wolverine - Weg des Kriegers" natürlich in erster Linie eine Comic-Verfilmung ist und dementsprechend mit einigen übertriebenen Actioneinlagen aufwartet, versteht sich der Rest des Filmes eher als gradliniger und sehr spannender Yakuza-Thriller. Hatte bereits Matthew Vaughn 2011 in seinem Prequel "X-Men: Erste Entscheidung" bewiesen, das das Franchise gut mit anderen Genres (damals dem Polit-Thriller) zu verknüpfen ist, geht Mangold hier gefühlt sogar noch deutlich weiter. So fühlt sich sein "Wolverine" teilweise wie ein waschechter japanischer Thriller an - mit der Ausnahme, dass sich Hugh Jackman in den Plot verirrt hat. Jackman als Sympathieträger ist natürlich schon immer eine Bank gewesen, doch was er diesmal aus seiner Rolle herausholt ist ganz klar die bislang stärkste Wolverine-Darbietung seiner Karriere. Endlich hat auch er als Darsteller den perfekten Mittelweg zwischen dem verletzlichen und sensiblen Logan und dem animalischen Killer Wolverine gefunden. Eindrucksvoll erleben wir ihn das erste Mal blutend, schwitzend und sogar im Sterben liegend, während er langsam die Hintergründe des durchaus komplex angelegten Handlungsgewirrs aufdeckt. Seine physische Präsenz in den Actionszenen ist darüber hinaus auch nach 13 Jahren in der Rolle noch beeindruckend, zumal er in diesem Einsatz so viele Nahkämpfe hat wie nie zuvor. Neben einer toll gefilmten und überraschend brutalen Kampfszene auf einer Beerdigung und einem Aufeinandertreffen mit einem Ninja-Clan in einem verschneiten Bergdorf begeistert vor allem eine spektakuläre Einlage auf einem Hochgeschwindigkeitszug, die beim Publikum Begeisterungsschreie auslösen dürfte und in der erfreulicherweise auch der über die gesamte Laufzeit klug dosierte Humor seinen Höhepunkt findet. Bei all dem hohen Tempo lässt sich Mangold aber dennoch auch immer genug Zeit, ein wenig auf das Flair und seinen Protagonisten einzugehen. Insbesondere die ungewöhnlich stille Exposition und die Szenen in Nagasaki treffen diese Mischung gekonnt und vollenden den stimmigen Eindruck, den man von dem durchdachten Konzept gewonnen hat. Leider fällt der Showdown deutlich ab. Nicht genug, dass der Twist am Ende kaum überraschend ist und das vorherige Verhalten einiger Charaktere ernsthaft in Frage stellt, leider bekommt dort auch die hölzern agierende Swetlana Chodtschenkowa viel zu viel Raum, in dem sie von den sichtlich motivierteren Japan-Stars an die Wand gespielt werden kann. Bereits vorher hatte ihre Mutantin Viper durch ihre abgehobenen Fähigkeiten nicht so recht zum Rest des bodenständigen Filmes passen wollen, doch verkommt sie besonders durch eine höchst lächerliche Aktion zum Schluss das Wirken einer totalen Witzfigur. Außerdem verunsichert die Liebesgeschichte zwischen Logan und der jungen Mariko ein wenig. Während Logans Trauer um Jean nach dem Finale der X-Men-Trilogie ja immerhin auf einer Vorlage beruht und man als Zuschauer seine Emotionen daher nachvollziehen kann, erscheint einem seine Liebe zu Mariko doch als höchst unverständlich. Weder bekommen die beiden von der Handlung genug Zeit, sich in einander zu verlieben, noch passt das zu Wolverines Trauer, die dann unsinnigerweise auch noch wie in diesem Falle andauernd zum Thema wird. So ganz entschließt sich da die Verknüpfung dieser beiden Geschichten nicht, im Zweifelsfall hätte man daher auf die ohnehin knapp geratenen Auftritte von Famke Janssen komplett verzichten und sich dafür mehr auf die Protagonisten dieses Filmes fokussieren sollen.
Fazit: Allein Hugh Jackman erneut in seiner Paraderolle erleben zu wollen, ist sicher Grund genug, sich "Wolverine - Weg des Kriegers" ansehen zu wollen. Doch will man sich nicht bloß auf ihn als hellsten Stern am Firmament verlassen und so offenbart sich dem Zuschauer ein spannender und aufregender Thriller mit Fantasy-Anstrich, der trotz seiner dichten Fülle an Actioneinlagen immer wieder genug Zeit findet, sich seinem Inhalt zu widmen und seiner ungewöhnlichen Prämisse zu folgen. Leider passen die etwas erzwungenen Auftritte von Viper und den Silver Samurai nicht so recht ins das Gesamtbild, genauso wie das Publikum leicht verärgert nach dem Sehen des Filmes rekapitulieren wird, dass zu Gunsten eines wenig verblüffenden Twists die zwei Stunden lang aufgebaute Handlung auf den Kopf gestellt wird. Dennoch sollte all das nicht vergessen machen, mit wie viel Zuversicht und Können die Produzenten mit diesem Film deutlich konsequent ein gewisses Risiko eingegangen sind, dass sich am Ende vollends bezahlt machen kann. Zusatzinformation für Fans der Reihe: In einer versteckten Sequenz folgt noch Logans Aufeinandertreffen mit zwei alten Bekannten. Für diesen äußerst gelungenen Teaser auf den nächsten X-Men Film dürfen sich die Verantwortlichen zu recht gehörig auf die Schulter klopfen!
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Könnte man so sagen, ich fand die Trilogie letztens sehr unterhaltsam und hab mir demzufolge jetzt eben auch die Wolverine-Spin-Offs und Erste Entscheidung angesehen. Nun freue ich mich auf den siebten Film, der irgendwann im Okotber oder November dann seinen Weg zu mir ins Heimkino findet. Und unterhaltsamer als die belanglose und eintönige Avengers-Reihe sind die Filme ja wohl allemal, eben weil sie gut besetzt sind, Risiken eingehen und sich trauen, etwas anspruchsvolle Subplots mit in die oberflächlichen Alibihandlungen einzubauen. Wer also Blockbuster-Kino mit Köpfchen mag, ist mit den X-Men tatsächlich sehr gut beraten.
Naja, die "Wolverine"-Streifen sind imo qualitativ leider nicht so der Bringer - ebenso wie der dumme "X-Men 3".MarS hat geschrieben:Ich sollte die Reihe dann auch mal wieder rauskramen. Vielleicht bekomme ich dann auch Lust auf die Spin-Offs.
"First Class" und der neue Kinofilm sind da merklich besser...
"X-Men: Der letzte Widerstand" und "X-Men Origins: Wolverine" sind tatsächlich auffallend dumm und können mit der hohen Qualität der restlichen Filme nicht ganz mithalten. Allerdings wird der neue Wolverine "Weg des Kriegers" für meinen Geschmack zu oft viel zu hart kritisiert, verglichen mit den sonstigen Marvel-Filmen der letzten Zeit (Iron Man 3, The Avengers, Thor etc.) ist der nämlich stark fotografiert und geht inhaltlich durchaus mal andere Wege!StS hat geschrieben:Naja, die "Wolverine"-Streifen sind imo qualitativ leider nicht so der Bringer - ebenso wie der dumme "X-Men 3".MarS hat geschrieben:Ich sollte die Reihe dann auch mal wieder rauskramen. Vielleicht bekomme ich dann auch Lust auf die Spin-Offs.
"First Class" und der neue Kinofilm sind da merklich besser...
Hatte den auch die Tage noch einmal angeschaut. Ich tipp mal ein paar Zeilen dazu.Wallnuss hat geschrieben:"X-Men: Der letzte Widerstand" und "X-Men Origins: Wolverine" sind tatsächlich auffallend dumm und können mit der hohen Qualität der restlichen Filme nicht ganz mithalten. Allerdings wird der neue Wolverine "Weg des Kriegers" für meinen Geschmack zu oft viel zu hart kritisiert, verglichen mit den sonstigen Marvel-Filmen der letzten Zeit (Iron Man 3, The Avengers, Thor etc.) ist der nämlich stark fotografiert und geht inhaltlich durchaus mal andere Wege!StS hat geschrieben:Naja, die "Wolverine"-Streifen sind imo qualitativ leider nicht so der Bringer - ebenso wie der dumme "X-Men 3".MarS hat geschrieben:Ich sollte die Reihe dann auch mal wieder rauskramen. Vielleicht bekomme ich dann auch Lust auf die Spin-Offs.
"First Class" und der neue Kinofilm sind da merklich besser...
Wie ist denn ansonsten dein Verhältnis zu Comic-Verfilmungen? Ich finde doch gerade verglichen mit den Konkurrenz-Filmen aus dem Hause Marvel (MCU) sind die X-Men deutlich anspruchsvoller und das weiterhin unter der Herausforderung, das Publikum einfach nur unterhalten zu wollen. Grade was das Einbinden von Motiven wie der Juden-Verfolgung durch die NS und ähnlichem angeht, bieten die Filme da mehr, als man auf dem ersten Blick vermuten würde.SFI hat geschrieben:Die Sichtungen liegen bei den 3 X-Men Filmen schon Jahre zurück. Könnte gut sein, dass die sich mittlerweile bei 5/10 einpendeln.
Er ist wieder da!
Terminator
Bereits in der Bibel musste David sein ganzes Geschick anwenden, um den übermenschlich starken Goliath töten zu können. Das derartige Duelle auch heute noch einen großen Reiz auslösen, ist ein natürliches Phänomen. Am liebsten fiebern wir mit dem Underdog mit, dem vermeintlich Schwächeren, der über sich hinauswachsen muss, um die Übermacht in Person zu bezwingen. Diese Form der Konfrontation ist immer wieder aufregend und von Hollywoods Kreativen wohl schon in allen möglichen Variationen auf die Leinwand gebracht worden, doch nur selten gelang es bislang, diesen zeitlosen Stoff so gnadenlos konsequent zu zelebrieren, wie 1984 dem Regisseur James Cameron, als er für nur 6 Millionen US-Dollar Budget den Sci-Fi-Actioner "Terminator" auf die Beine stellte. Nur wenige Filme hinterlassen mit so einfachen Mitteln einen solchen Eindruck und bleiben der Welt nachhaltig im Gedächtnis, wie es hier mit einem eigentlich vergleichsweise belanglosen B-Movie gelungen ist. Doch warum sich gerade der Terminator aus all den anderen Machwerken seiner Zeit so gut hervorhebt, ist auf den ersten Blick ganz einfach, aber doch komplizierter, als man vielleicht glauben mag. So simpel und einfach die Hetzjagd zweier Kämpfer aus einer postapokalypstischen Zukunft um die junge Sarah Connor nämlich auch an und für sich sein mag, Camerons Werk ist tatsächlich ein tiefgreifenderer, vielschichtigerer und raffinierterer Film, als es die zumeist stattfindende Reduktion auf seinen Actionanteil, die Effektarbeit und Schwarzeneggers prägnante Oneliner vermuten lässt. Denn eigentlich stellt Cameron mit diesem Film unter Beweis, das er neben all den üblichen Blockbuster-Inhalten wie Verfolgungsjagden, Kampf- und Liebesszenen auch dazu in der Lage ist, eine durchdachte und schlüssige Geschichte zu erzählen, deren größter Verdienst es nicht nur ist, mehrere Krawallmomente aneinander reihen zu können. Zeitreisen im Medium Film gehen immer nur dann auf, wenn der Betrachter sich vorab darüber klar ist, das er einige kleine Unschlüssigkeiten und Paradoxen ertragen können muss. Das beliebte Großvater-Paradoxon, mit dem man beweisen kann, dass die Zukunft auch durch Zeitreisen eigentlich nicht verändert werden kann, ist da allein ja schon Hindernis genug. Dennoch versteht das Drehbuch es, mit diesen Erwartungen zu spielen und auch wenn der Ausgang der Handlung sich für geübte Zuschauer bereits nach wenigen Minuten erahnen lässt, ist der Weg dorthin doch höchst vergnüglich. Nach einem etwas zu raschen und deshalb überfordernden expositionellen Abschnitt startet dann spätestens mit dem Aufeinandertreffen der drei Protagonisten in einer Diskothek ein anschaulich bebildertes und kompromisslos gewaltätiges Spektakel, das einem bis zum Schluss nicht erlauben wird, ruhig durchzuatmen. Warum der Regie trotzdem während dieses atemlosen Tempos nicht jegliches Erzählen entgleitet, liegt an Camerons beeindruckendem Talent, Handlungsberuhigung und Handlungsbeschleunigung in einer ordentlichen Balance zu halten. Unterstützt wird dies natürlich auch durch einen elegant besetzten Cast: Michael Biehn als traumatisierten Kriegsveteranen und abgestellten Beschützer für sein größtes Idol macht eine gute Figur und verleiht seiner Rolle die nötige Portion Menschlichkeit, der er dem Mann (oder besser der Maschine) entgegen stellt, welche(r) hinter ihm her ist. Arnold Schwarzenegger als Terminator ist sicher keine schauspielerische Offenbarung und dank seiner eingeschränkten mimischen Begabung eigentlich auch nicht fähig, einen Film alleine zu stemmen, doch diese Rolle passt möglicherweise gerade deshalb so perfekt zu ihm, weil er sehr hölzern und mechanisch agieren muss. Damit überzeugt er vielleicht nicht als Schauspieler per se, aber als athletische Bedrohung und mehr wird ihm hier auch gar nicht abverlangt. Den schwersten Part hat zweifelsohne Linda Hamilton als Sarah Connor zu meistern, die ihre Wandlung von der einfachen Kellnerin zur sich ihrem Schicksal bewussten Kämpferin meistern muss. Das gelingt ihr trotz wenig Raum dafür überraschend überzeugend, so dass man am Ende ungemein verblüfft über ihr pflichtbewusstes Auftreten ist. Leider ist aber kein Film völlig frei von Schwächen und auch Terminator bleibt da nicht aus. Einmal ist das der Verbleib der Figuren der beiden Polizisten, gespielt von Lance Henriksen und Paul Winfield, die während des Amoklaufes auf der Polizeistation einfach nebenbei abgearbeitet werden. Und dann natürlich vor allem der peinliche Abschluss. War es auf der einen Seite zwar konsequent, den Terminator zu demaskieren, bleibt einem auf der anderen ein schwacher Mix aus Modellen, Slow-Motion-Einstellungen und Miniaturarbeiten, die allesamt lächerlich wirken und dem Antagonisten im Nachhinein seine ganze Bedrohlichkeit rauben. Hier hätte man sich (gerade bei dem geringen Budget) eine andere Lösung einfallen lassen müssen.
Fazit: "Terminator" lässt sich als Ode an die Teleologie in keinem Fall als stumpfer Actionfilm bezeichnen, sondern als intelligent gemachtes Sci-Fi-Kino, das nicht nur theologische Weltansichten durchbricht und den freien Willen zerstört, sondern auch das Schicksal der Weltbevölkerung auf die Schultern einer normalen Frau legt. Zwischen Paradoxen, erdrückender Bestimmung und unumgänglicher Sinnerfüllung, sowie gewalttätigen Einstellungen und krachenden Actionszenen wird "Terminator" zu hochspannender Unterhaltung, die uns eine brillante Idee vorweist, die es in dieser Form so nur einmal gibt. Das geringe Budget ist zugleich Segen als auch Fluch. Durch wenig Möglichkeiten für große Materialschlachten dazu gezwungen, eine Geschichte zu erzählen, versagt diese ausgerechnet dann, wenn sie optisch eindeutiger werden muss an ihren finanziellen Optionen. Schicksal oder Zufall? Wir werden es wohl nie erfahren!
Bereits in der Bibel musste David sein ganzes Geschick anwenden, um den übermenschlich starken Goliath töten zu können. Das derartige Duelle auch heute noch einen großen Reiz auslösen, ist ein natürliches Phänomen. Am liebsten fiebern wir mit dem Underdog mit, dem vermeintlich Schwächeren, der über sich hinauswachsen muss, um die Übermacht in Person zu bezwingen. Diese Form der Konfrontation ist immer wieder aufregend und von Hollywoods Kreativen wohl schon in allen möglichen Variationen auf die Leinwand gebracht worden, doch nur selten gelang es bislang, diesen zeitlosen Stoff so gnadenlos konsequent zu zelebrieren, wie 1984 dem Regisseur James Cameron, als er für nur 6 Millionen US-Dollar Budget den Sci-Fi-Actioner "Terminator" auf die Beine stellte. Nur wenige Filme hinterlassen mit so einfachen Mitteln einen solchen Eindruck und bleiben der Welt nachhaltig im Gedächtnis, wie es hier mit einem eigentlich vergleichsweise belanglosen B-Movie gelungen ist. Doch warum sich gerade der Terminator aus all den anderen Machwerken seiner Zeit so gut hervorhebt, ist auf den ersten Blick ganz einfach, aber doch komplizierter, als man vielleicht glauben mag. So simpel und einfach die Hetzjagd zweier Kämpfer aus einer postapokalypstischen Zukunft um die junge Sarah Connor nämlich auch an und für sich sein mag, Camerons Werk ist tatsächlich ein tiefgreifenderer, vielschichtigerer und raffinierterer Film, als es die zumeist stattfindende Reduktion auf seinen Actionanteil, die Effektarbeit und Schwarzeneggers prägnante Oneliner vermuten lässt. Denn eigentlich stellt Cameron mit diesem Film unter Beweis, das er neben all den üblichen Blockbuster-Inhalten wie Verfolgungsjagden, Kampf- und Liebesszenen auch dazu in der Lage ist, eine durchdachte und schlüssige Geschichte zu erzählen, deren größter Verdienst es nicht nur ist, mehrere Krawallmomente aneinander reihen zu können. Zeitreisen im Medium Film gehen immer nur dann auf, wenn der Betrachter sich vorab darüber klar ist, das er einige kleine Unschlüssigkeiten und Paradoxen ertragen können muss. Das beliebte Großvater-Paradoxon, mit dem man beweisen kann, dass die Zukunft auch durch Zeitreisen eigentlich nicht verändert werden kann, ist da allein ja schon Hindernis genug. Dennoch versteht das Drehbuch es, mit diesen Erwartungen zu spielen und auch wenn der Ausgang der Handlung sich für geübte Zuschauer bereits nach wenigen Minuten erahnen lässt, ist der Weg dorthin doch höchst vergnüglich. Nach einem etwas zu raschen und deshalb überfordernden expositionellen Abschnitt startet dann spätestens mit dem Aufeinandertreffen der drei Protagonisten in einer Diskothek ein anschaulich bebildertes und kompromisslos gewaltätiges Spektakel, das einem bis zum Schluss nicht erlauben wird, ruhig durchzuatmen. Warum der Regie trotzdem während dieses atemlosen Tempos nicht jegliches Erzählen entgleitet, liegt an Camerons beeindruckendem Talent, Handlungsberuhigung und Handlungsbeschleunigung in einer ordentlichen Balance zu halten. Unterstützt wird dies natürlich auch durch einen elegant besetzten Cast: Michael Biehn als traumatisierten Kriegsveteranen und abgestellten Beschützer für sein größtes Idol macht eine gute Figur und verleiht seiner Rolle die nötige Portion Menschlichkeit, der er dem Mann (oder besser der Maschine) entgegen stellt, welche(r) hinter ihm her ist. Arnold Schwarzenegger als Terminator ist sicher keine schauspielerische Offenbarung und dank seiner eingeschränkten mimischen Begabung eigentlich auch nicht fähig, einen Film alleine zu stemmen, doch diese Rolle passt möglicherweise gerade deshalb so perfekt zu ihm, weil er sehr hölzern und mechanisch agieren muss. Damit überzeugt er vielleicht nicht als Schauspieler per se, aber als athletische Bedrohung und mehr wird ihm hier auch gar nicht abverlangt. Den schwersten Part hat zweifelsohne Linda Hamilton als Sarah Connor zu meistern, die ihre Wandlung von der einfachen Kellnerin zur sich ihrem Schicksal bewussten Kämpferin meistern muss. Das gelingt ihr trotz wenig Raum dafür überraschend überzeugend, so dass man am Ende ungemein verblüfft über ihr pflichtbewusstes Auftreten ist. Leider ist aber kein Film völlig frei von Schwächen und auch Terminator bleibt da nicht aus. Einmal ist das der Verbleib der Figuren der beiden Polizisten, gespielt von Lance Henriksen und Paul Winfield, die während des Amoklaufes auf der Polizeistation einfach nebenbei abgearbeitet werden. Und dann natürlich vor allem der peinliche Abschluss. War es auf der einen Seite zwar konsequent, den Terminator zu demaskieren, bleibt einem auf der anderen ein schwacher Mix aus Modellen, Slow-Motion-Einstellungen und Miniaturarbeiten, die allesamt lächerlich wirken und dem Antagonisten im Nachhinein seine ganze Bedrohlichkeit rauben. Hier hätte man sich (gerade bei dem geringen Budget) eine andere Lösung einfallen lassen müssen.
Fazit: "Terminator" lässt sich als Ode an die Teleologie in keinem Fall als stumpfer Actionfilm bezeichnen, sondern als intelligent gemachtes Sci-Fi-Kino, das nicht nur theologische Weltansichten durchbricht und den freien Willen zerstört, sondern auch das Schicksal der Weltbevölkerung auf die Schultern einer normalen Frau legt. Zwischen Paradoxen, erdrückender Bestimmung und unumgänglicher Sinnerfüllung, sowie gewalttätigen Einstellungen und krachenden Actionszenen wird "Terminator" zu hochspannender Unterhaltung, die uns eine brillante Idee vorweist, die es in dieser Form so nur einmal gibt. Das geringe Budget ist zugleich Segen als auch Fluch. Durch wenig Möglichkeiten für große Materialschlachten dazu gezwungen, eine Geschichte zu erzählen, versagt diese ausgerechnet dann, wenn sie optisch eindeutiger werden muss an ihren finanziellen Optionen. Schicksal oder Zufall? Wir werden es wohl nie erfahren!
Kleine Nerdanmerkung: Das Problem des Großvaterparadoxons kann man mit der Everett-Theorie terminieren. Davon hat beispielsweise Abrams in ST Gebrauch gemacht, als durch Eingriffe in die Zeit eine neue Zeitlinie entstand und dadurch die ursprüngliche Zeitlinie parallel und unverändert weiter existieren konnte.Das beliebte Großvater-Paradoxon, mit dem man beweisen kann, dass die Zukunft auch durch Zeitreisen eigentlich nicht verändert werden kann, ist da allein ja schon Hindernis genug.
Cowboys & Aliens
Es ist eine Idee, so unglaublich simpel, verrückt und gleichzeitig bombastisch, dass man sich nur fragen kann, worauf die großen Namen in Hollywood eigentlich all die Jahre gewartet haben, bis man endlich darauf kam, diesen Film zu produzieren. Während Comic-Verfilmungen und unzählige Sequels vergangener Erfolgsfilme das Geschäft in den USA derzeit dominieren, ist es hier die ungewöhnliche Prämisse hinter dem Film, die im Vorfeld für Aufsehen gesorgt haben dürfte. Unter anderem unter den Augen des ausführenden Produzenten Steven Spielberg hat sich Regisseur Jon Favreau mit "Cowboys & Aliens" eine aufregende und Spannung versprechende Mission vorgenommen, dem Publikum nämlich genau das zu liefern, was er mit seinem reißerischen Titel vorab so vollmunding versprochen hatte: Das ultimative Genrecrossover zwischen Science Fiction-Streifen und dem amerikanischen Western. Allerdings stellt sein Actionmix auch eine ganz andere Tatsache offenkundig dar, die die oben gestellte Frage direkt beantworten dürfte: So wirklich zusammen passen diese beiden Elemente eigentlich nicht. Dabei hatte man sich gerade bei den Western-Attributen richtig Mühe gegeben, das fängt schon beim grandiosen Opening an. Mitten in der Prärie erwacht ein verschwitzer und dreckiger Daniel Craig, der auch in den nächsten 2 Stunden als wortkarger und kaltschnäuziger Revolverheld, angesiedelt irgendwo zwischen Clint Eastwood und Steve McQueen, eine hervoragende Performance abgeben wird, die so gut ist, das er den Film damit alleine tragen kann. Schön ist es gerade deswegen, dass die ersten 30 Minuten noch ganz dem Wild-West-Feeling gehören und uns Zeit geben, Craigs Protagonisten und das allgemeine Setting besser kennen zu lernen. Vielleicht hätten diese Szenen Favreau etwas weniger perfekt gelingen sollen, denn zwischen all den edlen Panorama-Aufnahmen und der ruppigen Atmosphäre wünscht man sich beinahe, die Aliens würden gar nicht erst auftauchen und man würde einfach 120 weitere Minuten gespannt der Stimmung im Westerndorf Absolution folgen dürfen. Leider aber lassen die Eindringlinge dann doch nicht sonderlich lange auf sich warten und was folgt ist ein handwerklich toll in Szene gesetzter Blockbuster, der aber an allen Ecken und Enden seine Probleme bekommt. Anfangen tut das schon mit den Charakteren. Während Craig seiner Rolle wenigstens durch sein wundervolles Spiel und seine leise Selbstironie einen Hauch von Persönlichkeit verleihen kann, bleiben selbst große Darsteller neben ihm farblos. Harrison Ford darf als mürrischer Colonel ein paarmal grimmig in die Kamera gucken, bleibt aber nur ein müder Sidekick ohne eigene Identität. Olivia Wilde mag zwar als mysteriöse Schönheit eine gewisse Zeit lang das männliche Publikum mit ihrer Präsenz bei Laune halten, doch spätestens als sie ziemlich in der Mitte des Filmes für einen völlig unglaubwürdigen Twist sorgen muss, wird ihr gesamter Charakter der Lächerlichkeit ausgeliefert. Alle anderen Figuren, die sich auf der Jagd nach den außerirdischen Besuchern geben, spart man daher fast vollständig eine eigene Persönlichkeit und klassifiziert sie damit direkt zum Alienfutter. Einzig und allein ein Barkeeper, verkörpert von Sam Rockwell, wird immer wieder in den Fokus gerückt, wobei man sich gerade hier die Frage stellen muss, warum ausgerechnet er soviel Screentime bekommt, da seine Funktion für die Handlung praktisch nicht vorhanden scheint und er allerhöchstens etwas Humor ins Spiel bringt. Allerdings ist das vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass das Drehbuch selbst nicht so recht weiß, wo es eigentlich hin will. Zu lange steht die Handlung nur auf der Stelle, zu spät werden für den Ausgang des Streifens wichtige Personen eingeführt, zu albern und beinahe schon peinlich erscheint das Motiv der eigentlichen Invasion. Bei all dieser inhaltlich-belanglosen Leere bleiben einem dann nur noch die Krawall-orientierten Actionszenen. Können diese wenigstens überzeugen? Leider auch nur teilweise. Optisch sind die Animationen natürlich vom allerfeinsten, die Stuntarbeit bei vielen halsbrecherischen Aktionen beeindruckend und auch das Design der Außerirdischen gefällt durch seinen Mut zur Hässlichkeit, aber insgesamt ergibt sich allein aus dem Drehbuch heraus ein wirkliches Duell zwischen Aliens und Cowboys einfach viel zu selten. Meist beschränkt es sich auf einen Kampf zwischen den CGI-Wesen und den mit einer mächtigen Alienwaffe ausgestatteten Craig, während der Rest unbeteiligt in der Gegend herumsteht und wie Statisten machtlos zusehen muss, wie er die Sache schon irgendwie ins rechte Licht rücken wird. Erst im Showdown dürfen sie aktiv werden, zu dem Zeitpunkt ist man aber bereits zu desinteressiert, um für die stark inszenierten Gefechte noch etwas übrig zu haben. Unterhalten tut es zwar, mitreißen oder gar Interesse auf den Fortlauf wecken eher weniger, zumal der permanent penetrant auf den Zuschauer einwirkende Soundtrack von Harry Gregson-Williams an der ein oder anderen Stelle zu dramatisch daherkommt und nie so recht zu den Bildern auf der Leinwand passen will.
Fazit: Wie es bei einem Mann wie Jon Favreau zu erwarten war, ist "Cowboys & Aliens" ein sauber inszenierter, ordentlich getrickster und konsequent ausgerichteter Actionfilm, der einen aber nur oberflächlich anspricht, als so richtig vom Hocker zu hauen. Zu schwer wiegen die katastrophal entwickelte Handlung und das nicht vorhandene Interesse an den eindimensionalen Charakteren auf den existierenden Stärken wie dem subtilen Humor und der starken Revolverheld-Interpretation seines Hauptdarstellers. Gelungen sind dafür immer die Momente, in denen es kein Crossover zwischen den zwei unterschiedlichen Genres gibt, sondern der Zuschauer einen gehörigen Schuss Western-Atmosphäre atmen und sich von den Sehnsucht-erweckenden Bildern überwältigen lassen darf. Betrachtet als Experiment mag "Cowboys & Aliens" also vielleicht das ein oder andere Interesse wecken, doch wahre Filmfreunde werden schnell auf den Gedanken kommen, wie schön das Erlebnis sein könnte, wenn Favreaus Werk einfach nur "Cowboys" heißen würde.
Es ist eine Idee, so unglaublich simpel, verrückt und gleichzeitig bombastisch, dass man sich nur fragen kann, worauf die großen Namen in Hollywood eigentlich all die Jahre gewartet haben, bis man endlich darauf kam, diesen Film zu produzieren. Während Comic-Verfilmungen und unzählige Sequels vergangener Erfolgsfilme das Geschäft in den USA derzeit dominieren, ist es hier die ungewöhnliche Prämisse hinter dem Film, die im Vorfeld für Aufsehen gesorgt haben dürfte. Unter anderem unter den Augen des ausführenden Produzenten Steven Spielberg hat sich Regisseur Jon Favreau mit "Cowboys & Aliens" eine aufregende und Spannung versprechende Mission vorgenommen, dem Publikum nämlich genau das zu liefern, was er mit seinem reißerischen Titel vorab so vollmunding versprochen hatte: Das ultimative Genrecrossover zwischen Science Fiction-Streifen und dem amerikanischen Western. Allerdings stellt sein Actionmix auch eine ganz andere Tatsache offenkundig dar, die die oben gestellte Frage direkt beantworten dürfte: So wirklich zusammen passen diese beiden Elemente eigentlich nicht. Dabei hatte man sich gerade bei den Western-Attributen richtig Mühe gegeben, das fängt schon beim grandiosen Opening an. Mitten in der Prärie erwacht ein verschwitzer und dreckiger Daniel Craig, der auch in den nächsten 2 Stunden als wortkarger und kaltschnäuziger Revolverheld, angesiedelt irgendwo zwischen Clint Eastwood und Steve McQueen, eine hervoragende Performance abgeben wird, die so gut ist, das er den Film damit alleine tragen kann. Schön ist es gerade deswegen, dass die ersten 30 Minuten noch ganz dem Wild-West-Feeling gehören und uns Zeit geben, Craigs Protagonisten und das allgemeine Setting besser kennen zu lernen. Vielleicht hätten diese Szenen Favreau etwas weniger perfekt gelingen sollen, denn zwischen all den edlen Panorama-Aufnahmen und der ruppigen Atmosphäre wünscht man sich beinahe, die Aliens würden gar nicht erst auftauchen und man würde einfach 120 weitere Minuten gespannt der Stimmung im Westerndorf Absolution folgen dürfen. Leider aber lassen die Eindringlinge dann doch nicht sonderlich lange auf sich warten und was folgt ist ein handwerklich toll in Szene gesetzter Blockbuster, der aber an allen Ecken und Enden seine Probleme bekommt. Anfangen tut das schon mit den Charakteren. Während Craig seiner Rolle wenigstens durch sein wundervolles Spiel und seine leise Selbstironie einen Hauch von Persönlichkeit verleihen kann, bleiben selbst große Darsteller neben ihm farblos. Harrison Ford darf als mürrischer Colonel ein paarmal grimmig in die Kamera gucken, bleibt aber nur ein müder Sidekick ohne eigene Identität. Olivia Wilde mag zwar als mysteriöse Schönheit eine gewisse Zeit lang das männliche Publikum mit ihrer Präsenz bei Laune halten, doch spätestens als sie ziemlich in der Mitte des Filmes für einen völlig unglaubwürdigen Twist sorgen muss, wird ihr gesamter Charakter der Lächerlichkeit ausgeliefert. Alle anderen Figuren, die sich auf der Jagd nach den außerirdischen Besuchern geben, spart man daher fast vollständig eine eigene Persönlichkeit und klassifiziert sie damit direkt zum Alienfutter. Einzig und allein ein Barkeeper, verkörpert von Sam Rockwell, wird immer wieder in den Fokus gerückt, wobei man sich gerade hier die Frage stellen muss, warum ausgerechnet er soviel Screentime bekommt, da seine Funktion für die Handlung praktisch nicht vorhanden scheint und er allerhöchstens etwas Humor ins Spiel bringt. Allerdings ist das vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass das Drehbuch selbst nicht so recht weiß, wo es eigentlich hin will. Zu lange steht die Handlung nur auf der Stelle, zu spät werden für den Ausgang des Streifens wichtige Personen eingeführt, zu albern und beinahe schon peinlich erscheint das Motiv der eigentlichen Invasion. Bei all dieser inhaltlich-belanglosen Leere bleiben einem dann nur noch die Krawall-orientierten Actionszenen. Können diese wenigstens überzeugen? Leider auch nur teilweise. Optisch sind die Animationen natürlich vom allerfeinsten, die Stuntarbeit bei vielen halsbrecherischen Aktionen beeindruckend und auch das Design der Außerirdischen gefällt durch seinen Mut zur Hässlichkeit, aber insgesamt ergibt sich allein aus dem Drehbuch heraus ein wirkliches Duell zwischen Aliens und Cowboys einfach viel zu selten. Meist beschränkt es sich auf einen Kampf zwischen den CGI-Wesen und den mit einer mächtigen Alienwaffe ausgestatteten Craig, während der Rest unbeteiligt in der Gegend herumsteht und wie Statisten machtlos zusehen muss, wie er die Sache schon irgendwie ins rechte Licht rücken wird. Erst im Showdown dürfen sie aktiv werden, zu dem Zeitpunkt ist man aber bereits zu desinteressiert, um für die stark inszenierten Gefechte noch etwas übrig zu haben. Unterhalten tut es zwar, mitreißen oder gar Interesse auf den Fortlauf wecken eher weniger, zumal der permanent penetrant auf den Zuschauer einwirkende Soundtrack von Harry Gregson-Williams an der ein oder anderen Stelle zu dramatisch daherkommt und nie so recht zu den Bildern auf der Leinwand passen will.
Fazit: Wie es bei einem Mann wie Jon Favreau zu erwarten war, ist "Cowboys & Aliens" ein sauber inszenierter, ordentlich getrickster und konsequent ausgerichteter Actionfilm, der einen aber nur oberflächlich anspricht, als so richtig vom Hocker zu hauen. Zu schwer wiegen die katastrophal entwickelte Handlung und das nicht vorhandene Interesse an den eindimensionalen Charakteren auf den existierenden Stärken wie dem subtilen Humor und der starken Revolverheld-Interpretation seines Hauptdarstellers. Gelungen sind dafür immer die Momente, in denen es kein Crossover zwischen den zwei unterschiedlichen Genres gibt, sondern der Zuschauer einen gehörigen Schuss Western-Atmosphäre atmen und sich von den Sehnsucht-erweckenden Bildern überwältigen lassen darf. Betrachtet als Experiment mag "Cowboys & Aliens" also vielleicht das ein oder andere Interesse wecken, doch wahre Filmfreunde werden schnell auf den Gedanken kommen, wie schön das Erlebnis sein könnte, wenn Favreaus Werk einfach nur "Cowboys" heißen würde.
Eigentlich ist es schade drum. Ich mag Jon Favreau als Regisseur sehr und würde gerne mehr von ihm sehen, besonders weil er es versteht, seine Darsteller glänzen zu lassen. (Er ist ja selbst auch Schauspieler, was da sicher mit rein spielt.) Was ich auch an ihm schätze, ist sein wunderbarer Humor und davon findet sich auch in C&A eine ganze Menge, natürlich immer passend dosiert und wohl überlegt eingearbeitet. Außerdem spielt Craig seinen Revolverheld einfach unfassbar gut und erinnert mit seiner kaltschnäuzigen Art an die ganz großen Westernhelden. Es sind dann doch andere Dinge, an denen das Crossover scheitert und ich denke, hier muss man vor allem dem Drehbuch und dem völlig motivationslosen Soundtrack einen Vorwurf machen. Leider habe ich die Vorlage nicht gelesen, es ist daher durchaus möglich, dass viele der inhaltlichen Probleme sich bereits dort anfinden lassen. Sollte Favreau noch mal Bock auf das Setting haben, dann bitte einen reinrassigen Western mit Craig in der Hauptrolle und einer knackigen 90 Minuten Länge, dann könnte dabei was richtig spaßiges rauskommen.SFI hat geschrieben:Konnte sich eigentlich überhaupt jemand für diesen Film begeistern?
Non-Stop
Kammerspiele mit einem bevorstehenden Verbrechen und vielen Verdächtigen auf engstem Raum haben eine lange Tradition, die bis in die Zeit der Klassiker der Kriminalliteratur von Agatha Christie zurückgehen. Sicherheit gibt es keine, die Möglichkeit zur Flucht besteht ebenso wenig wie die des Selbstschutzes, es sei denn, man versucht mit aller Macht, den Täter aufzuspüren und damit der Situation ein Ende zu setzen. Das dieses Prinzip des Spannungsaufbaus auch heute, in der Ära von lärmenden und bombastischen Effektblockbustern, noch aufzugehen weiß, versucht Regisseur Jaume Collet-Serra mit "Non-Stop" unter Beweis zu stellen und steigert die Ausweglosigkeit für seine Charaktere auch noch, in dem er statt eines eingeschneiten Schlosses oder eines liegengebliebenen Zugwaggons seine Protagonisten hoch über die Wolken an Bord eines Flugzeuges verfrachtet. Das die Rechnung letzten Endes tatsächlich voll und ganz aufgeht, hat er allerdings noch jemand ganz anderem zu verdanken: Hauptdarsteller Liam Neeson! Der muss als vom Leben gezeichneter Air Marshall Bill Marks so einiges in den atemberaubend spannenden 105 Minuten über sich ergehen lassen, denn Collet-Serra denkt gar nicht daran, auch nur eine dieser Minuten sinnlos verstreichen zu lassen und legt nach einer kurzen und stimmungsvollen Exposition ein Tempo vor, dass seines gleichen sucht. Das er sich dabei nicht viel Zeit nimmt, seine unterschiedlichen Passagiere genauer zu charakterisieren, versteht sich auf der einen Art und Weise von selbst, doch Collet-Serra ist sich dieses Umstandes nicht nur bewusst, viel mehr nutzt er den Mangel an Informationen geschickt, um mit dem Schnüren von Vorurteilen den Verdacht der Zuschauer immer in die von ihm gewünschte Richtung zu lenken. So ist beispielsweise mit dem vom Omar Metwally gespielten islamischen Doktor eine Figur an Bord, die natürlich allein durch die Optik unbewusst Assoziationen mit den Anschlägen vom 11. September wecken soll. Umso schöner daher auch, wenn die wahre Enthüllung des Täters am Ende sehr differenziert bleibt und auch das Motiv, dass auf den ersten Blick müde und banal hätte erscheinen können, erstaunlich gelungen vorbereitet wird und weniger abgehoben ist, als man vielleicht glauben mag. Liam Neeson macht unterdessen einen hervorragenden Job. Zwar bekommt auch er nur wenig Spielraum für seine mimischen Fähigkeiten, nutzt diesen aber voll und ganz aus und wird in seinen wenigen Szenen, die er sich meist mit der bezaubernden Julianne Moore teilt und in denen auf seine Hintergründe eingegangen wird, zur tragischen Identifikationsfigur, die er in dem Katz- und Mausspiel für das Publikum auch sein muss. Denn, auch wenn es jetzt möglicherweise nicht so klingen mag, trotz der intelligenten Herangehensweise und der teilweise vorhandenen Charakterisierung sind sämtliche Passagiere an Bord des Flugzeuges, ob nun ein glatzköpfiger NYPD-Officer oder ein schmieriger Staatsanwalt, einzig und allein Schachfiguren auf dem Brett des Regisseurs, die er immer wieder so aufstellt oder opfert, dass der Zuschauer in eine weitere Falle tappt und auf die nächste falsche Fährte reinfällt. Was dieses "Wer-ist-der-Mörder"-Spiel aber noch einmal um einiges interessanter macht, ist die herausgearbeitete Location, nämlich das Flugzeug selber. Nach dem Betreten dieses Schauplatzes verlassen weder unser Protagonist noch wir als Zuschauer es bis zum erlösenden Ende wieder. Selbst dann, wenn Marks mit einem Agenten der zuständigen Behörde telefoniert, sehen wir keinen Blick in das hektische Durcheinander am Boden und auch von den Nachforschungen der örtlichen Polizei erfahren wir nur durch eine Nachrichtensendung am Bord der Maschine. Das ist insofern von großer Bedeutung, als dass die Regie das Flugzeug dafür nutzt, um eine klaustrophobische (An-)Spannung aufzubauen. Die Enge und die eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten spielen daher nicht nur innerhalb der Handlung eine große Rolle, sie sind genauso auch für den Betrachter jederzeit spürbar, was ein Maximum an Authenzität mit sich bringt. Erst im späteren Verlauf bekommen wir ein paar Außenansichten des Flugzeuges geboten und besonders zum Ende hin wünscht man sich aufgrund der mittelmäßigen Effekte, man hätte das ganze weiterhin nur aus Passagierssicht verfolgt. Überhaupt entsteht im Finale etwas der Eindruck, dass plötzlich alles ganz schnell gehen musste und man der Wirkung der Situation an sich nicht vertraut hat. Insgesamt hat der Film in den letzten 15 Minuten leider immer genau einen Höhepunkt zu viel und es gibt stets ein weiteres Hindernis zu überwinden, bis der Albtraum für die Besatzung endlich zu Ende ist. Das ist auf der einen Seite zwar teilweise deutlich zu übertrieben, allerdings fällt einen das bei der Erstsichtung aufgrund des enormen Tempos kaum auf, da man keine Zeit dazu hat, alles zu hinterfragen und der bis dahin unauffällige Score von John Ottman einen hier mit seinen dramatischen Klängen überrascht.
Fazit: "Non-Stop" ist ein ungemein spannend konstruierter Hochgeschwindigkeits-Thriller, der es versteht, seine Atmosphäre und das Interesse am Fortlauf der Handlung die komplette Laufzeit lang aufrecht zu erhalten und immer mit einem weiteren unvorhersehbaren Twist überraschen kann, den er vorher durch geschickte Publikumsmanipulation bestens vorbereitet hat. Dabei gelingt es der Regie überraschenderweise besonders gut, die (weiß Gott nicht neue) Handlung radikal auf die Thrilleraspekte der Geschichte zu reduzieren und trotz kaum vorhandener ausführlicher Charakterisierung ein Mitfiebern mit Neesons stark gespieltem Anti-Helden zu erzeugen. Statt die Nerven der Zuschauer überzustrapazieren, ist man stets aufmerksam beobachtend und lauert auf den Fehler, den der unsichtbare Feind machen könnte, um ihn zu enttarnen. Zwar strapaziert Collet-Serra die dramaturigisch raffinierte Struktur zum Ende hin ein Stückweit zu sehr aus, aber dennoch gelingt ihm hier ein wichtiger Beweis dafür, dass auch in einem Zeitalter des Bombastes immer noch die Filme die besten sind, die einen mit den einfachsten Mitteln zu fesseln und zu unterhalten wissen. Alles andere ist Nebensache!
Kammerspiele mit einem bevorstehenden Verbrechen und vielen Verdächtigen auf engstem Raum haben eine lange Tradition, die bis in die Zeit der Klassiker der Kriminalliteratur von Agatha Christie zurückgehen. Sicherheit gibt es keine, die Möglichkeit zur Flucht besteht ebenso wenig wie die des Selbstschutzes, es sei denn, man versucht mit aller Macht, den Täter aufzuspüren und damit der Situation ein Ende zu setzen. Das dieses Prinzip des Spannungsaufbaus auch heute, in der Ära von lärmenden und bombastischen Effektblockbustern, noch aufzugehen weiß, versucht Regisseur Jaume Collet-Serra mit "Non-Stop" unter Beweis zu stellen und steigert die Ausweglosigkeit für seine Charaktere auch noch, in dem er statt eines eingeschneiten Schlosses oder eines liegengebliebenen Zugwaggons seine Protagonisten hoch über die Wolken an Bord eines Flugzeuges verfrachtet. Das die Rechnung letzten Endes tatsächlich voll und ganz aufgeht, hat er allerdings noch jemand ganz anderem zu verdanken: Hauptdarsteller Liam Neeson! Der muss als vom Leben gezeichneter Air Marshall Bill Marks so einiges in den atemberaubend spannenden 105 Minuten über sich ergehen lassen, denn Collet-Serra denkt gar nicht daran, auch nur eine dieser Minuten sinnlos verstreichen zu lassen und legt nach einer kurzen und stimmungsvollen Exposition ein Tempo vor, dass seines gleichen sucht. Das er sich dabei nicht viel Zeit nimmt, seine unterschiedlichen Passagiere genauer zu charakterisieren, versteht sich auf der einen Art und Weise von selbst, doch Collet-Serra ist sich dieses Umstandes nicht nur bewusst, viel mehr nutzt er den Mangel an Informationen geschickt, um mit dem Schnüren von Vorurteilen den Verdacht der Zuschauer immer in die von ihm gewünschte Richtung zu lenken. So ist beispielsweise mit dem vom Omar Metwally gespielten islamischen Doktor eine Figur an Bord, die natürlich allein durch die Optik unbewusst Assoziationen mit den Anschlägen vom 11. September wecken soll. Umso schöner daher auch, wenn die wahre Enthüllung des Täters am Ende sehr differenziert bleibt und auch das Motiv, dass auf den ersten Blick müde und banal hätte erscheinen können, erstaunlich gelungen vorbereitet wird und weniger abgehoben ist, als man vielleicht glauben mag. Liam Neeson macht unterdessen einen hervorragenden Job. Zwar bekommt auch er nur wenig Spielraum für seine mimischen Fähigkeiten, nutzt diesen aber voll und ganz aus und wird in seinen wenigen Szenen, die er sich meist mit der bezaubernden Julianne Moore teilt und in denen auf seine Hintergründe eingegangen wird, zur tragischen Identifikationsfigur, die er in dem Katz- und Mausspiel für das Publikum auch sein muss. Denn, auch wenn es jetzt möglicherweise nicht so klingen mag, trotz der intelligenten Herangehensweise und der teilweise vorhandenen Charakterisierung sind sämtliche Passagiere an Bord des Flugzeuges, ob nun ein glatzköpfiger NYPD-Officer oder ein schmieriger Staatsanwalt, einzig und allein Schachfiguren auf dem Brett des Regisseurs, die er immer wieder so aufstellt oder opfert, dass der Zuschauer in eine weitere Falle tappt und auf die nächste falsche Fährte reinfällt. Was dieses "Wer-ist-der-Mörder"-Spiel aber noch einmal um einiges interessanter macht, ist die herausgearbeitete Location, nämlich das Flugzeug selber. Nach dem Betreten dieses Schauplatzes verlassen weder unser Protagonist noch wir als Zuschauer es bis zum erlösenden Ende wieder. Selbst dann, wenn Marks mit einem Agenten der zuständigen Behörde telefoniert, sehen wir keinen Blick in das hektische Durcheinander am Boden und auch von den Nachforschungen der örtlichen Polizei erfahren wir nur durch eine Nachrichtensendung am Bord der Maschine. Das ist insofern von großer Bedeutung, als dass die Regie das Flugzeug dafür nutzt, um eine klaustrophobische (An-)Spannung aufzubauen. Die Enge und die eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten spielen daher nicht nur innerhalb der Handlung eine große Rolle, sie sind genauso auch für den Betrachter jederzeit spürbar, was ein Maximum an Authenzität mit sich bringt. Erst im späteren Verlauf bekommen wir ein paar Außenansichten des Flugzeuges geboten und besonders zum Ende hin wünscht man sich aufgrund der mittelmäßigen Effekte, man hätte das ganze weiterhin nur aus Passagierssicht verfolgt. Überhaupt entsteht im Finale etwas der Eindruck, dass plötzlich alles ganz schnell gehen musste und man der Wirkung der Situation an sich nicht vertraut hat. Insgesamt hat der Film in den letzten 15 Minuten leider immer genau einen Höhepunkt zu viel und es gibt stets ein weiteres Hindernis zu überwinden, bis der Albtraum für die Besatzung endlich zu Ende ist. Das ist auf der einen Seite zwar teilweise deutlich zu übertrieben, allerdings fällt einen das bei der Erstsichtung aufgrund des enormen Tempos kaum auf, da man keine Zeit dazu hat, alles zu hinterfragen und der bis dahin unauffällige Score von John Ottman einen hier mit seinen dramatischen Klängen überrascht.
Fazit: "Non-Stop" ist ein ungemein spannend konstruierter Hochgeschwindigkeits-Thriller, der es versteht, seine Atmosphäre und das Interesse am Fortlauf der Handlung die komplette Laufzeit lang aufrecht zu erhalten und immer mit einem weiteren unvorhersehbaren Twist überraschen kann, den er vorher durch geschickte Publikumsmanipulation bestens vorbereitet hat. Dabei gelingt es der Regie überraschenderweise besonders gut, die (weiß Gott nicht neue) Handlung radikal auf die Thrilleraspekte der Geschichte zu reduzieren und trotz kaum vorhandener ausführlicher Charakterisierung ein Mitfiebern mit Neesons stark gespieltem Anti-Helden zu erzeugen. Statt die Nerven der Zuschauer überzustrapazieren, ist man stets aufmerksam beobachtend und lauert auf den Fehler, den der unsichtbare Feind machen könnte, um ihn zu enttarnen. Zwar strapaziert Collet-Serra die dramaturigisch raffinierte Struktur zum Ende hin ein Stückweit zu sehr aus, aber dennoch gelingt ihm hier ein wichtiger Beweis dafür, dass auch in einem Zeitalter des Bombastes immer noch die Filme die besten sind, die einen mit den einfachsten Mitteln zu fesseln und zu unterhalten wissen. Alles andere ist Nebensache!
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