Folgendes gab es in der eigenen Stube:

El Conde
Stream, Netflix / Regie: Pablo Larraín
Er fliegt durch die Lüfte, auf der Jagd nach heissem Blut: Bei «El Conde» von Pablo Larraín wird Augusto Pinochet zum Vampir und versinnbildlicht so die unsterblichen Kräfte von Diktaturen und unterdrückenden Systemen. Ein cleverer Kniff, der durch die visuelle umwerfende Gestaltung und die satirischen Elemente aufgeht.
Polit- und Familiendrama treffen auf die Ästhetik alter Vampirfilme, Larraín gönnt sich absurde Wendungen und harte Schläge gegen die Oberschicht. Das ist aufregend, wirkt aber auch unrund.


Bodyguard Kiba: Apocalypse of Carnage
DVD / Regie: Takashi Miike
«Bodyguard Kiba: Apocalypse of Carnage» dauert so lange wie eine TV-Episode, fühlt sich so an und sieht noch schlechter aus. Die Low-Budget-Fortsetzung hat wenig zu bieten und nutzt sogar etliche Füllerszenen. Nicht einmal die Kämpfe überzeugen, da Takashi Miike visuell langweilige Aufnahmen verwendet und das Gehampel kein emotionales Gewicht erhält.


Rosa Luxemburg
BD / Regie: Margarethe von Trotta
Was verwirrend beginnt, wird emotional packend: Margarethe von Trottas biografischer Film über «Rosa Luxemburg» ist ein Spiel mit den Zeitebenen und verschachtelten Rückblenden. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit wird man von den Aussagen und dem Spiel stark mitgerissen.
Ein spannendes Porträt, das die damalige Zeit gut aufzeigt und Luxemburgs Kampf der Vernunft greifbar macht.


Black Out
Stream, Filmingo / Regie: Jean-Louis Roy
Ein Ehepaar im Rentneralter besucht eine geheime Bunkeranlage und befürchtet danach die Apokalypse. Das Einfamilienhaus wird zum eigenen Reduit, die persönlichen Gräben tiefer. Marcel Merminod und Lucie Avenay spielen ihre Rollen gut, die Schauwerte bleiben tief.
Dafür serviert Jean-Louis Roy viel Satire und Kritik an der Schweizer Denkweise, «Black Out» ist in den aktuellen politischen Diskussionen ein gutes Mittel, um Schwurblern die Euphorie zu dämpfen. Schön, bietet die hiesige Filmgeschichte auch kuriose Geschichten – nicht verwunderlich, zeichnete sich Roy ebenfalls für «L'inconnu de Shandigor» (1967) verantwortlich.


Le Sang d'un poète
BD / Regie: Jean Cocteau
Das Durchschreiten von physischen und psychologischen Hürden, das Einnehmen von neuen Perspektiven, das Werden von Kunst: Bei «Le Sang d'un poète» passiert vieles, ohne, dass die einzelnen Bildern und Elemente zusammengeführt werden wollen.
Aus Zitaten auf andere Kunstformen wurde dieses wundersame Werk des Surrealismus, avantgardistisch von Jean Cocteau und mit einigen optischen Überraschungen geformt. Wie ein Traum entfaltet sich der kurze Film, die Musik füllt die Leerstellen.


O.C. and Stiggs
BD / Regie: Robert Altman
Als Spielfilm lässt sich «O.C. and Stiggs» nur schwer lesen, spürt man in jeder Aufnahme und jeder Szene die Aversion Robert Altmans gegenüber Hollywood. Aus der scheinbaren Teenager-Komödie wird ein Angriff auf den guten Geschmack, auf die Gewohnheiten im Film.
Rassismus, Sexismus, fehlende Identifikationsmöglichkeiten und eine lächerlich überbordende Ausstattung – Altman behandelt alles wie einen zweistündigen Witz. Das ist als Unterwanderung des Systems und persönliche Rache interessant, als Film wollte mir die Konstruktion wenig zusagen. Immerhin ist die junge Cynthia Nixon zauberhaft und Dennis Hoppers «Apocalypse Now»-Cameo hat seinen Reiz.
