Musiktagebuch: Vince

Lest die Musiktagebücher unserer User und findet so vielleicht noch den ein oder anderen Geheimtipp.

Moderator: gelini71

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Vince
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Beitrag von Vince » 06.07.2011, 12:19

Emil Bulls - The Black Path
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Zu meinen New-Metal-Zeiten habe ich die Herren aus Bayern gehört und unter all den ähnlich gelagerten Bands noch mit am alternativsten empfunden. Zwar war nicht zu überhören, dass man sich extrem an den Deftones orientierte, ansonsten hatten die Bulls trotz ihres bekloppten Namens eigentlich mit das größte Potenzial. "Angel Delivery Service" war jedenfalls eine richtig kraftvolle, dreckige und wüste Scheibe. Nach "Porcelain" habe ich trotzdem den Faden verloren; wahrscheinlich,w eil ich mich generell vom Nu Metal distanziert und andere Genres erkundet habe.
Als die Bizkits jetzt ihre "Gold Cobra" veröffentlichten, habe ich den Spaß an dem alten Kram wiederentdeckt und wollte den Bulls nochmal eine Chance geben. Und oho, man staune, was die jetzt so fabrizieren: beinharten Heavy Metal mit deutlichen Hardcore-Bezügen, der ohne Ende ins Mark geht. Endlich mal eine Truppe, die sich nach ihrem Erfolg nicht ins Radiotaugliche verwandelt, sondern ganz im Gegenteil härter wird - wer hätte das damals nach der Singleauskopplung "Take On Me" erwartet. Von den Deftones hat man sich auch längst distanziert und inzwischen eine eigene Nische gefunden. Die markante Stimme des Sängers ergibt mit dem von ihr ausgehauchten Pathos einen schönen Kontrast zu den nüchtern-trockenen Riffs - gegrowlt wird auch gerne mal. Das Songwriting ist zwar nicht immer ganz glücklich und manche Bridge wirkt etwas gekünstelt, aber unter dem Strich eine mutige, angenehm harte Platte.
:liquid7: ,5

Emil Bulls - Phoenix
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Macht im Grunde da weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat. Der Opener bläst gleich mal alles weg, absolute Klasse. Danach mischt sich dann doch immer mal wieder etwas Melodischeres unter. Zusammen mit "The Black Path" hätte das auch ein prima Doppelalbum abgegeben, auch wenn "Phoenix" dann der etwas schwächere kleine Bruder gewesen wäre.
:liquid7:

Volbeat - Beyond Hell / Above Heaven
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Mein jungfräulicher Eindruck: erfrischender Mix aus Elvis-Groove, Green Day-Hooks und Metallica-Riffs, der verflucht ansteckend ist. Okay, die Zusammenführung dieser widersinnigen Bestandteile ist manchmal merkwürdig, so manche Referenz wirkt auch leicht erzwungen ("Who They Are" riecht schon ziemlich streng nach "For Whom The Bell Tolls"), aber der Mix ist süchtig machend. Der Sänger hat so viel Groove in seiner Stimme, das Schlagzeug treibt so massiv nach vorne, das man sich wie von selbst durch das Album bewegt. Ich denke, dass sich die Rezeptur mit der Zeit abnutzen könnte (ich kann mir zumindest nicht vorstellen, das Album allzu oft zu hören), deswegen kann ich auch nachvollziehen, wenn man in Kenntnis aller Alben irgendwann das Gefühl hat, manche Dinge wiederholen sich - dafür verlassen sich Volbeat nämlich zu sehr auf Metal- und Rock'n'Roll-Klischees. Aber verdammt Spaß macht's trotzdem und die anderen Alben werde ich mir beizeiten auch noch zulegen.
:liquid7:

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Vince
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Beitrag von Vince » 10.09.2011, 13:19

Textures - Dualism
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Die Niederländer haben die Komplexität merklich zurückgefahren und wollen jetzt wohl den Song an sich samt der durchaus markanten und leicht jazzigen Stimme des Fronters in den Mittelpunkt stellen; die Marschrichtung geht in meinen Augen leider in die Hose, einfach weil die Kompositionen dafür nicht stark genug sind. Klar, Epigonen, die mit Math-Riffs um sich schwenken, gibt's inzwischen wie Sand am Meer, trotzdem sind Textures so eine Kappelle, bei denen etwas fehlt, wenn nicht reichlich Quadratwurzeln aufgestellt werden. Das ist jetzt teilweise nur noch kantenloser Heavy Metal mit dem Anspruch, leider aber nicht der Durchsetzungskraft, höhere Ziele zu erreichen.
:liquid4: ,5

Anathema - Falling Deeper
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Teilweise wunderschöne Neuinterpretationen alter Bandklassiker, nur zum Ende hin wird es leicht redundant und nervt mit seiner schwelgerischen Unbeweglichkeit leicht. Wer aber "We're Here Because We're Here" mochte und sich das Ganze auch gut in reduzierter Form vorstellen kann, der wird hier gut bedient.
:liquid6:

Blind Guardian - At The Edge Of Time
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Übertriebenster Bombast zwar, aber dermaßen perfekt arrangiert und mit so viel Power und Einfallsreichtum drin, dass selbst ich ganz baff war. Eine gewisse Angestrengtheit in dem Ziel, sich mal wieder nicht selbst zu wiederholen, mag sich ja in den Stücken niederlegen, das Resultat hat trotzdem aus den Socken - teilweise geile Refrains, mit den Erwartungen spielende Chöre, megafette Riffs und ein Orchester, das sich gewaschen hat - eine durch und durch zwar berechnende, aber überwältigende Erfahrung, die auch beim Dutzendsten Mal noch neue Details offenbaren wird.
:liquid8:

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Beitrag von Dr Dolph » 10.09.2011, 16:57

Das Blind Guardian Album muss ich mir auch noch geben. Seitdem ich die live auf Wacken gesehen habe, sind die in meiner Gunst ordentlich gestiegen, zu mal sie da alle meine Lieblinssongs gespielt haben.

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Beitrag von McClane » 12.09.2011, 12:48

Hannibal hat geschrieben:
Vince hat geschrieben:Iron Maiden - The FInal Frontier
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So fremd wie ich gedacht hab, ist der Erstkontakt mit einer der wohl einflussreichsten Metalbands (kenne sonst nur ein Dickinson-Soloalbum) überhaupt nicht ausgefallen. Wahrscheinlich, weil sie eben so einflussreich war. Daher kennt man Maiden wohl selbst dann, wenn man Maiden nicht kennt - durch andere Alben eben, die Maiden bewusst oder unbewusst in ihrer DNA haben.
"The Final Frontier" erweist sich selbst für Neueinsteiger als spürbar routiniertes und abgeklärtes Werk, das seiner Breitwändigkeit aber ein paar Gefallen schuldig bleibt. Überhaupt erleidet das Album einen arg holprigen Start, später wird's länger, ausschweifender, etwas komplexer und auch besser. Man möchte den Klang fast "progressiv" nennen, allerdings nehme ich "The Final Frontier" das Progressive kaum ab. Es klingt zwischen den Zeilen irgendwie nach Nummer sicher. Ob es an der traditionellen Anlage der Band liegt, an ihrem Alter (15. Studioalbum?) oder woran auch immer, kann ich nicht sagen, einen unbedingten Willen zur Weiterentwicklung spüre ich aber nicht. Der Unterhaltungswert ist aber da und das trotz der langen Laufzeit.
:liquid6:
Kritik ist durchaus nachvollziehbar für einen Proggie, weil Iron Maiden sich schon immer in einem sehr eng abgesteckten Rahmen bewegen und ihrem Stil seit über 30 Jahren ziemlich strikt treu bleiben. Experimente gibt's halt fast nie, daher ist der progressive Ansatz in "The Final Frontier" für Iron Maiden-Verhältnisse halt durchaus mutig, für Progressive-Experten in der Progressivität hingegen nur ein laues Lüftchen. Ich war angenehm überrascht von den ausufernden Epen, auch wenn die sich immer klar am Maiden-Sound entlang hangelten, da diese Band wie kaum eine andere stark gesungene Geschichten mit anmutigen Intros, treibenden Galopp-Rhythmen und geschicktem Einsatz von Double-Leads vertonen kann...das walzen sie nach den Startschwierigkeiten der Platte halt schön ausführlich aus, auf mich wirkte das schon wie Freude am Erzählen, am Entwickeln von Stoffen, am ausführlichen Vertonen derselbigen, was in den letzten Werken irgendwie abhanden gekommen war.
Hab das erst jetzt gelesen, bin ja selbst beinharter Maiden-Fan. "The Final Frontier" fand ich okay, hat mich aber nicht von den Socken gerissen (einzig "The Talisman" ist ein Hammer-Song). Aber zum Thema Experimente/Progressivität: Zumindest "Brave New World" zeigt ja einiges an Experimenten, das Übernehmen von Seemannsmusik ("Ghost of the Navigator"), Metal im Wiener-Walzer-Rhythmus ("Blood Brothers"), Beduinenklänge ("The Nomad") oder die enormen Tempowechsel in "Dream of Mirrors".
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]

Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]

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Beitrag von Vince » 24.03.2012, 12:59

Loreena McKennitt - Mitsubishi Electro Hall, Düsseldorf, 23.03.12

Als ich das letzte Mal hier war, hieß das Ding noch "Philipshalle", innen gab's die Progressive Nation Tour und Hannibal war mit am Start. Diesmal drehte es sich ausnahmsweise mal nicht um meine Musik - die Karten habe ich meiner Freundin zum Geburtstag geschenkt, daher ging's gestern zur Irish-Folk-und-mehr-Ikone Loreena McKennitt.
Es war mein erstes Konzert in sitzender Position - ringsherum gibt es in der Halle ohnehin Sitzplätze, auf den Hallenboden wurden Stuhlreihen aufgestellt. Die Preise für ein Konzert ohne jeglichen Support waren gesalzen. 55 Euro habe ich pro Karte hingeblättert, und zwar für einen Sitzplatz auf der hinteren Empore. Die Bühne war dank des abgedunkelten Publikums und des Bühnenlichtspiels zwar gut zu sehen, Details wie die Gesichter oder frickelnde Finger verschwammen aber im Dunst (oder hätte ich meine Brille einpacken sollen?).
Es war letztlich ein zwiespältiger Abend. Ohne jeden Tadel war die musikalische Leistung aller Beteiligten - McKennitts Stimme ist auch live grandios und die Gastmusiker (eine feste Band gibt es nicht) haben alle ihre Momente gehabt. Insbesondere der Geiger hat Unglaubliches mit seinem Instrument angestellt - er bekam ein Solo, für das er wohl seine Seele an den Teufel verkauft hat (dafür gab's auch Extraapplaus) und mit dem Gitarristen lieferte er sich etwas, das mit "Due" anfängt und bei dem man nicht weiß, ob man ein Doppel-L oder ein Doppel-T anfügen soll. Atemberaubend. Auf CD gibt mir McKennitts Musik eher wenig (obwohl sie angeblich ein großes Publikum mit Metal-Background anzieht), aber live war das absolut Bombe.
Leider gab es offenbar schon nach drei, vier Songs technische Probleme, die bei einem Konzert dieser Größenordnung eigentlich nicht auftauchen sollten. Das brachte die Kanadierin in die Lage, improvisieren zu müssen, was ihr aber erstaunlich gut gelang; anfangs wirkten ihre ausschweifenden Erzählungen (die meist davon handelten, wie die Songs entstanden sind) sehr nüchtern, irgendwann ließ sie dann aber ihren trockenen Humor raus, der hundertprozentig den Nerv des Publikums traf. Sehr angenehm auch, dass sie das Publikum höchstpersönlich (mit etwas schüchterner Stimmlage) fragte, ob das Knipsen mit der Kamera vielleicht eingestellt werden könne, weil es beim Performen ablenkt. Das wurde interessanterweise mit Applaus quittiert, während beispielsweise Porcupine Tree das Anliegen damals über einen neutralen Ansager vor dem Auftritt vermitteln ließen, was Buhrufe zur Folge hatte.
Mit einer flapsigen Bemerkung ("I'm sure you didn't come to watch my stand up comedy") entließ sie das Publikum dann zwangsläufig in eine etwa 20-minütige Pause, in der die technischen Probleme dann behoben wurden. Am Ende gab es noch zwei Zugaben, und nach zwei bis zweieinhalb Stunden war die Geschichte beendet.
Insgesamt ein schönes Konzert, aus dem ich folgende Dinge gezogen habe:
- Ich weiß Folk schon immer mehr zu schätzen (bisher eigentlich nur als Würze für den Prog Rock, aber man weiß ja nie...)
- Konzerte im Stehen gehen zwar mehr in die Beine, machen aber mehr Spaß
- Pausen im Konzert gehen gar nicht, weil sie aus der Stimmung reißen.

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Beitrag von Sir Jay » 24.03.2012, 14:11

ich weiß ich könnte jetzt bei wikipeida und youtube nachschauen/hören aber ich frage mal vorher um hier mal meinen kenntnisstand offenzulegen...

ist folk dieses mittelalter rock/metal gedöns? :lol:

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Beitrag von Hannibal » 24.03.2012, 16:27

:D :D :D

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Beitrag von Hannibal » 24.03.2012, 16:28

:D :D :D

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Beitrag von Vince » 24.03.2012, 17:40

Naja Jay, vom Feeling her bist du schon nah dran. ;) Ich finde Folk unheimlich schwer zu beschreiben, auch weil es immer jeweils sehr viel Lokales transportiert und daher je nach Herkunft anders klingt. "Mittelalter Rocvk / Metal Gedöns" ist daher natürlich viel zu kurz gefasst. :lol:

Ach ja, als nächstes steht heute in genau einem Monat dann Anathema und Amplifier in Köln an!

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Beitrag von Hannibal » 24.03.2012, 18:10

Vor allem mit Metal/Rock hat Folk ja eigentlich gar nix zu tun...es sei denn, es ist Metal/Rock mit Folk-Elementen..

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Beitrag von Vince » 24.03.2012, 18:46

Genau, ich seh das auch wie oben geschrieben eher als eine Art Gewürz, mit dem man alles Mögliche abschmecken kann... eben auch Metal und Rock. ;)

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Beitrag von Sir Jay » 24.03.2012, 19:03

keine ahnung warum, aber wenn ich "folk metal" höre, denke ich an extrem langhaarige typen mit weiten, zerlumpten Gewändern, die im Schlossbauernhof irgendwo zwischen Hühnern, Schweinen und einem Trinkbrunnen in die Saiten shreddern und dabei ein Panflöte spielender Wicht um sie herum tanzt :lol:

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Beitrag von Vince » 24.03.2012, 19:09

Klischeedenker. ;)

Edit: Wobeeeei... ein Blick ins gestrige Publikum zeigt, dass an Klischees manchmal was dran ist. :lol:

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Beitrag von Vince » 18.09.2017, 12:47

Gestern Ayreon bei ihrem dritten Konzert überhaupt (die ersten beiden liefen die beiden Tage zuvor) in Tilburg gesehen... und gleich mal Damian Wilson beim Stagediving mitgetragen. :lol:

https://www.youtube.com/watch?time_cont ... 31-bQlzxl0

Sehr geiles Konzert, vermutlich kommt da noch ein Konzertbericht via Musikreviews.

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Beitrag von Vince » 25.09.2017, 17:48

Konzertbericht ist jetzt da. Leider ohne Bilder, da ich eigentlich nicht geplant hatte, dazu was zu bringen...

http://www.musikreviews.de/live/Ayreon/17-09-2017/

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