Left in Darkness
Left in Darkness
Originaltitel: Left in Darkness
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Steven R. Monroe
Darsteller: Monica Keena, David Anders, Tim Thomerson, Chris Engen, Jessica Stroup, ...
In der heutigen B-Film-Landschaft muss man schon kreativ sein oder sich zumindest etwas Auffälliges einfallen lassen, um aus der Masse der Veröffentlichungen herauszuragen, die wöchentlich in den Läden sowie Videotheken auftauchen und fortan um die Gunst des geneigten Zuschauers buhlen. „Left in Darkness“, ein in gerade mal 18 Tagen abgedrehter Horror-Thriller, kann da bereits im Vorfeld des Sichtens punkten: Die (US-) DVD von „Anchor Bay“ steckt in einem stabilen Hochglanz-Pappschuber, der zusätzlich teilweise im Dunkeln leuchtet, was (bei Kenntnisnahme) oberflächliche Aufmerksamkeit gewährt – und wenn man sich in diesem Zusammenhang dann der Inhaltsangabe widmet, verspricht diese eine wirklich interessante und originelle Story, welche das Werk letzten Endes tatsächlich sogar einzuhalten vermag! Für mich persönlich hatte es ja ausgereicht, dass diese von Steven R.Monroe („Devil on the Mountain“) umgesetzte Stephen J.Cannell Produktion aus dem Hause „IDT Entertainment“ stammt – einer Schmiede, die sich in letzter Zeit, zumindest bei mir, auf der Basis ihres Outputs an netten Genre-Projekten einen Namen gemacht hat.
Geburtstage stellten für Celia (Monica Keena) noch nie einen Grund zur Freude dar, denn diese decken sich mit dem Todestag ihrer Mutter, welche damals bei der Entbindung starb. In Folge dessen verfiel ihr Vater dem Alkohol und verschwand wenig später ganz aus dem Leben des jungen Mädchens, worauf sie von ihrem Opa (Tim Thomerson) liebevoll aufgezogen wurde. Da sie sich selbst als Ursprung jener Ereigniskette sieht, ist aus ihr, dank konstanter Schuldgefühle und einem in sich gekehrten Leben, nie ein wirklich fröhlicher Mensch geworden – höchstens für begrenzte Augenblicke in der Gegenwart ihres Großvaters, der allerdings im vergangenen Jahr ebenfalls verstarb. An ihrem 21.Birthday gelingt es Justine (Jessica Stroup), einer guten Freundin, sie immerhin dazu zu bewegen, mit ihr auf eine angesagte Studentenverbindungs-Party zu gehen, da jene Veranstaltung ihrer Meinung nach genau passend wäre, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Eher widerwillig lässt sich Celia darauf ein, zumal die Nachrichtenmeldung eines schweren Unfalls mit vielen Toten ihre Stimmung wiederum gen Boden drückt, doch letztendlich ist sie gewillt, es auf einen Versuch ankommen zu lassen, zumal sie Justine den Spaß auch nicht verderben bzw verwehren möchte.
Vorort angekommen, gibt sie sich alle Mühe, einen netten Abend zu verleben – bis einige College-Kiddies beim Spiel mit dem Ouija-Board plötzlich die Worte „Go Home Celia“ zutage fördern und ihr eine nicht auszumachende Stimme selbige Botschaft ins Ohr flüstert. Da sich Justine derweil mit einem Verehrer an einen ruhigeren Ort zurückgezogen hat, hält sich Celia verunsichert an den charmanten Doug (Chris Engen), der ihr im Laufe des Abends vorgestellt wurde. Parallel mit dem Konsumieren einiger Drinks gibt er ihr eine Tour des zimmerreichen Gebäudes, welche schließlich im alten Weinkeller endet, wo er sich verständnisvoll ihre sorgenreichen Gedanken anhört – bis ihr plötzlich schwindelig wird und sie das Bewusstsein verliert. Als sie flüchtig wieder zu sich kommt, kann sie gerade noch verschwommen wahrnehmen, wie sie von Doug, auf dem Boden sowie inmitten einer Gruppe seiner Freunde, vergewaltigt wird – und ein in der Nähe stehender Partygast irgendwann die Befürchtung äußert: „Hey, Dude, I think she´s OD-ing!“
Das nächste Mal, dass sie das Bewusstsein zurückerlangt, geschieht das in einem alten, verriegelten Badezimmer, von wo aus sich die Feier nebenan nur gedämpft vernehmen lässt. Ein Schockzustand setzt ein, als sie kurz darauf ihren eigenen, regungslosen Körper in der Dusche vorfindet – wie es scheint, ist sie gestorben und hat ihre irdische Hülle verlassen! Verwirrt schreitet sie anschließend durch das menschenleere, in seltsame Farben getauchte Haus – nur um im Erdgeschoss auf ihren Großvater zu treffen, der ihr rät, eiligst diesen Ort zu verlassen. Gemeinsam gehen sie raus auf die Straße, wo er sich jedoch prompt in eine grünliche Kreatur verwandelt und sie angreift – ein taktischer Rückzug, erneut ins Innere des Verbindungsheims hinein, rettet sie gerade noch so vor seinem Übergriff. Da tritt ein junger Mann namens Donovan (David Andrews) an sie heran, welcher sich als eine Art Schutzengel herausstellt, der sie schon im Kindesalter mal vor einem tödlichen Unfall bewahrt hat. Er ist es, der sie über ihre unglückliche Lage aufklärt: Nach ihrem Tod hat sich Celia´s Seele in einem Bereich zwischen Himmel und Hölle verirrt. Für voraussichtlich zwei Stunden ist sie nun den Angriffen so genannter „Soul Eaters“ ausgesetzt, welche Seelen benötigen, um nicht selbst auf ewig verdammt zu werden. Das Gebäude, mitsamt einem sie umgebenden Licht, stellt ihre verhältnismäßig sichere „Sanctuary“ dar, sofern sie die Wesen auf Abstand halten kann – doch die schützende Kraft wird von Minute zu Minute schwächer. Zwar kann ihr Donovan den Weg zum zeitlosen Frieden weisen, aber mit der Gabe, durch das Berühren von Spiegeln in die Welt der Lebenden zurückschauen zu können, muss sie entsetzt feststellen, dass Justine ein ähnliches Schicksal droht, welches sie eventuell noch zu verhindern vermag. Gefangen in dieser Zwischenwelt, muss Celia dann miterleben, wie sich Doug, ihr Vergewaltiger und Mörder, selbst das Leben nimmt und auf diese Weise ebenso zu ihr stößt – nur stellt diese Tatsache natürlich kaum die schlimmste ihrer Sorgen dar…
„Left in Darkness“ teilt viele Gemeinsamkeiten mit „the Garden“ (2005), an welchem Cannell und „IDT“ ebenso beteiligt waren. Aufgrund der begrenzten zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel beschränkte man sich auf eine einzige zentrale Location, verzichtete auf unnötige, Kosten-verschlingende CGI-Arbeit und setzte stattdessen gezielt auf die ansprechenden inhaltlichen Stärken der zu erzählenden Geschichte, welche zugleich beinahe ohne dem Aufzeigen blutiger Details auskommt – Gore-Hounds haben demnach wiederum kein Glück, Freunde ungewöhnlicher, handwerklich einfallsreicher Streifen hingegen umso mehr. Eine solch bedrohliche, entscheidungsabhängige Phase nach dem Exitus wurde cineastisch bislang kaum thematisiert. Sicher, „Ghost“ oder „Beetlejuice“ betraten ähnliche Pfade, waren allerdings deutlich leichteren Kalibers. Vorgefertigte, gefestigte Regeln gibt es demnach keine, weshalb solche hier von den Machern erschaffen werden mussten – im Gegenzug liegt es am Betrachter, sich auf diese einzulassen. Contraargumente würden ohnehin nicht greifen – und wer hat eigentlich behauptet, dass derartige Fantasiekonstrukte vollkommen schlüssig sein müssen, wenn das bereits auf diverse „weltliche“ Gesetze kaum zutrifft? Diese vorherrschenden Statuten und Gegebenheiten eröffnen sich Celia, und mit ihr dem Zuschauer, erst schrittweise – manche werden von Donovan gar bewusst verschwiegen, um sie von falschen Gedanken fernzuhalten. Ein Vernachlässigen der Aufmerksamkeit kann postwendend zu Verwirrung führen, da selbst unsere Hauptprotagonistin mit dem Merken nur schwerlich nachkommt sowie dabei konstant abwägen muss, welche Informationen nützlich oder gar falsch sind, denn die „Soul Eaters“ versuchen ebenfalls unaufhörlich, sie mit gezielten Aussagen zu beeinflussen. Ja, dieses „Handbook for the recently Deceased“ der Maitlands war damals (1988) schon praktisch – vorliegend gibt es etwas ähnliches aber nicht, sehr zu Celia´s Leidwesen, so dass sie eigenständig, auf der Grundlage der ihr zugetragenen Wissensbruchstücke, abwägen, entscheiden und handeln muss.
Celia wird im Verlauf mit diversen erschütternden Tatsachen konfrontiert, die nacheinander auf sie einprasseln: Ohnehin schon eine emotional vernarbte Persönlichkeit, stirbt sie, während sie vergewaltigt wird, nur um nicht einmal im Tode Frieden zu finden, sondern um ihre Seele kämpfen zu müssen, verfolgt von Kreaturen, welche die Gestalt einiger ihrer verstorbenen Geliebten angenommen haben, was bedeutet, dass diese im Jenseits auf ewig verdammt sind. Zugleich ist es ihr möglich, mit den Dahingeschiedenen auf einer höher gestellten Ebene zu kommunizieren – und es gilt, trotz der zeitlich eingeengten Stresssituation, auch noch ihre beste Freundin vor einem Schicksal wie dem ihren zu bewahren. Keine leichte Aufgabe für eine Schauspielerin, das alles glaubhaft zu vermitteln. Die Entscheidung, Monica Keena (TV´s“Dawson´s Creek“/“Freddy vs Jason“/“Crime and Punishment in Suburbia“) zu besetzen, stellt sich als ein eher zweischneidiges Schwert heraus: Vom Können her meistert sie den (ohnehin wenig facettenreichen, vornehmlich aufs Reagieren ausgelegten) Part, doch ihre äußere Erscheinung – sie besitzt eine unproportional üppige Oberweite sowie zu volle bzw große, definitiv von einem Arzt geformte Lippen – irritiert und lenkt störend ab, was schlicht und ergreifend schade ist, denn, unabhängig davon, wird Monica´s Performance zunehmend kraftvoller, je weiter sich Celia´s Lage zuspitzt. David Anders (TV´s“Alias“/“Circadian Rhythm“) verkörpert Donovan ruhig, autoritär, gelegentlich kühl, zugleich jedoch charmant und nie „over the Top“, was mich erneut an „the Garden“ (mitsamt der dortigen Interpretation einer religiösen bzw übernatürlichen Gestalt) erinnerte. Er ist es, der dem Geschehen einen sarkastischen Touch verleiht. Man weiß nie so recht, was man von ihm halten soll, da er Celia mit teilweise merkwürdig anmutenden Vorschlägen zu helfen versucht – beispielsweise treibt er Doug an, sich selbst die Pulsadern aufzuschneiden, oder schlägt an anderer Stelle vor, den Dingen ihren Lauf und Justine somit sterben zu lassen, da ihre „frischere“ Sanctuary ihnen ebenfalls besseren Schutz bieten könnte. In Nebenrollen, welche klar im Schatten der beiden Leads stehen, sind zudem Chris Engen („Dirty Dancing 2“), die sehr attraktive Jessica Stroup („Pray for Morning“) sowie der gern gesehene Genre-Veteran Tim Thomerson (“Nemesis“/“Trancers“/“Crawlers“) zu entdecken.
Die ersten 15 Minuten gefielen mir nicht ganz so gut, was vor allem daran liegt, dass der Einstieg ruhig einen Tick subtiler hätte ausfallen können und die folgenden Geschehnisse auf der Feier zu oberflächlich bzw banal wirken – auf der anderen Seite sind derartige Partys nunmal so, das ist schon richtig. Als es aber dann hinunter in den Keller geht, gewinnt der Film zunehmend an Momentum und kann diesen Eindruck bis zum Schlussakt aufrecht erhalten, welcher sich, im Vergleich zum starken Kernstück des Verlaufs, geringfügig konventioneller entfaltet. Den beiden Drehbuchautoren Philip Day und Jane Whitney gelingt es, immer neue Ideen einzubinden, welche die Vorhersehbarkeit minimieren sowie den Betrachter bei Laune halten. Zusätzliche Spannung wird beispielsweise mit Hilfe Celia´s natürlicher Skepsis (sie benötigt eine gewisse Zeit, um alles zu verarbeiten, nur ist genau diese ja begrenzt), ihrem unfreiwilligen Wiedersehen mit Doug oder der Fähigkeit, Gegenstände in der „Welt der Lebenden“ zu manipulieren, aufgebaut. Das Tempo ist, trotz der vielen Gespräche, angenehm hoch, die Lauflänge von nur 88 Minuten gewährt Kurzweil – eine zusätzliche, bestimmte Einfälle intensiver angehende Viertelstunde hätte ich mir allerdings schon noch gewünscht. Umfangreichere finanzielle Ressourcen wären sicher in der Lage gewesen, einzelnen Sequenzen einen faszinierenderen Rahmen zu verleihen, was im Audiokommentar der DVD übrigens offen zur Sprache kommt, doch aus den vorhandenen Mitteln haben Regisseur Steven R.Monroe („It waits“) und sein Team mit viel Kreativität und Engagement ein Maximum herausgekitzelt. Kein Winkel der begrenzten Location scheint ungenutzt geblieben zu sein, die vielen leeren Zimmer innerhalb der unübersichtlichen Architektur des Verbindungshauses bieten gleichermaßen passende Kulissen für Jagd- oder Versteckszenen. Wie schon Monroe´s „House of 9“, einem Thriller aus dem Jahre 2004, weist auch dieses Werk einen betörenden visuellen Stil auf, der harmonische Bildkompositionen, eine geschmeidige Kameraarbeit sowie kräftige Farben und Kontraste umfasst. Die Ausleuchtung der Sets vermittelt eine spürbar ungemütliche Atmosphäre – selbst wenn das gelegentliche Flackern von Celia´s „Lebenslicht“, sofern dieses an Kraft verliert, ansatzweise unfreiwillig komisch wirkt. Bis hin zu den klassischen Make-up-Kreationen der „Soul Eaters“ erweckt die ganze Angelegenheit ein wohliges „Old School“-Gefühl – und die kurzen Zusammentreffen mit verstorbenen Freunden oder Familienmitgliedern an einer surrealen Küstenlinie sind einfach atemberaubend schön…
„Left in Darkness“ ist ein origineller, wenn auch mit einigen unverkennbaren Schwächen behafteter Horror-Trip, welcher den Übergang vom Dies- zum Jenseits, inklusive der damit verbundenen nötigen Akzeptanz der eigenen Sterblichkeit sowie dem aufopfernden Ringen um die Seelen anderer, unterhaltsam und in schicken Bildern verpackt präsentiert. Das von Celia Erlebte ist zwar keinesfalls wirklich gruselig oder gar schockierend, dafür aber clever, thematisch ansprechend und mit einer ganzen Reihe hochwertiger Grundgedanken bestückt. Wer geistlose und/oder blutige Genre-Kost sucht, ist hier jedenfalls definitiv fehl am Platze…
(mit einer gewissen Tendenz hin zur „6“)
Ein deutscher Veröffentlichungstermin ist mir (noch) nicht bekannt, die RC1 ist aber (nicht nur bis dato) zu empfehlen: „Anchor Bay“ hat es wieder einmal geschafft, einer kleinen Produktion einen schönen DVD-Auftritt zu ermöglichen. Technisch überzeugend, mit ansprechend gestalteten Menüs sowie einer netten, wenn auch nicht allzu umfangreichen Auswahl an Bonusmaterial, weiß diese Veröffentlichung zu gefallen. Zugegeben, das Cover-Design hätte durchaus kreativer ausfallen dürfen – dafür kommt diese Edition allerdings in einem Hochglanz-Pappschuber daher, der sogar teilweise im Dunkeln leuchtet!
- MysteryBobisCREEPY
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