![Bild](http://ec1.images-amazon.com/images/I/41rn8MqhhmL._AA240_.jpg)
Technische Daten:
Label: Warner Music (Warner)
Tracks: 12
Laufzeit: 43:29
Extras: Limited Edition mit zusätzlicher DVD
Verpackung: Jewel Case/DigiPack
Trackliste:
1. Wake
2. Given up
3. Leave out all the rest
4. Bleed it out
5. Shadow of the day
6. What I've done
7. Hands held high
8. No more sorrow
9. Valentine's day
10. In between
11. In pieces
12. The little things you give away
Kritik:
Zum Höhepunkt des Nu Metal Hypes erblickte, im Jahre 2000 „Hybrid Theory“ das Licht der Welt, welches kommerziell einschlug wie einen Bombe. Sieben Jahre und ungefähr 40 Millionen verkaufte Tonträger später erscheint nun das dritte Album „Minutes to Midnight“. Nu Metal ist inzwischen tot und von der Musikindustrie bis ins letzte Eck ausgeschlachtet, somit war es ,nach eigenen Aussagen der Band, an der Zeit künstlerisch eine ganz neue Richtung einzuschlagen. Ein Schelm, wer darin rein kommerzielle Gesichtspunkte sieht.
Nach 4 Jahren harter Arbeit im Studio, mit Produzent Rick Rubin, ist es nun vollbracht. Laut Promotionaussagen hält man das bisher beste, größte und persönlichste Album Linkin Parks in den Händen. Verpackt hat man diese Aussagen in 12 Songs von denen wohl jeder, metaphorisch gesehen, eine Stunde einer zwölfstündigen Zeitspanne darstellen soll.
Nach einem Intro, das gefühlt ungefähr so lang wie die Zeit ist, die ein Morgenmuffel zum Aufstehen braucht und auch genauso so spannend daher kommt, dröhnt dann „Given Up“ durch die Boxen, welches durchaus als amtlich geratener Rocksong durchgeht. In Verbindung mit einem schönen Gitarrenriff schreit sich Chester Bennington die Seele aus dem Hals, dass macht Spaß und Lust auf mehr. Mit „Leave out all the Rest“ fängt dann aber der Schmalz schon zu fließen an, zu einer musikalisch weichgespülten und glatt produzierten Untermalung, weint unserer Chester seine Lyrics förmlich. Dort fällt dann auch zum ersten Mal auf, dass seine Stimme im Nachhinein scheinbar ziemlich stark digital bearbeitet wurde, was sich durch große Teile des Albums zieht und vielen Songs noch zusätzlich einen faden Beigeschmack verpasst. In „Bleed it Out“ beehrt uns nun Mike Shinoda mit seiner Anwesenheit, insgesamt darf er auf dem Album nur zwei Mal richtig ans Mikro und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Songs nur auf dem Album sind um ihn nicht komplett arbeitslos zu machen. „Bleed it Out“ ist zwar mit seinen funkigen Ansätzen ganz nett geraten, passt aber irgendwie nicht so recht ins Gesamtkonzept. Nach einer weiteren drögen Ballade kommt dann die erste Single „What I’ve Done“, die wohl genauso gut auf den Vorgängeralben hätte sein können. Erschreckender Weise ist diese trotz ihrer Durchschnittlichkeit, eins der besseren Stücke auf dem Album. Was sehr eindrucksvoll von „Hands Held High“ bewiesen wird, das in vielfacher Hinsicht ein Griff ins Klo ist, besonders nervig ist Chester Benningtons gejaule zwischen den gerappten Parts. Nach dem guten und rockigem „No more Sorrow“, das in die selbe Kerbe wie der Opener „Given Up“ ziehlt, versinkt das Album dann auch endgültig in die Welten der Langeweile und Belanglosigkeit. Der Tag war ja auch schon lang und nach 8 Stunden auf den Beinen, kann sich schon eine gewisse Müdigkeit einstellen.
Langeweile und Müdigkeit sind dann auch zwei Stichworte, die die Gefühle beim Hören des gesamten Albums über weite Strecken ganz gut beschreiben. Zugute halten muss man Linkin Park, dass sie Versucht haben andere Wege einzuschlagen, aber wieso gerade diesen Weg, frei von jedem Mut zu einem gewissen Risiko, über größtenteils aalglatte vor Klischees triefenden Balladen. Schon allein Aufgrund der total überzogenen, klinisch reinen Produktion, können die Songs überhaupt keine emotionale Wirkung erzeugen. Auch die plötzlich teilweise politisch kritischen Texte, kommen in keinster Weise glaubwürdig an, wenn man böse ist könnte man nämlich behaupten, dass auch diese eine Anbiederung an die Verkaufszahlen sind.
Fazit:
Viele 14 jährige Teenies würden mich wohl für diese Ansicht Köpfen, da der süße Chester ihnen doch so aus dem Herzen singt und der Mike doch so cool ist. Fakt ist aber, dass „Minutes to Midnights“ nichts weiter als ein weiteres Mainstream Pop/Rock Album ist, das über weite Stecken einfach vor sich hin zu dudeln scheint, ohne sich in den Gehörgängen festzusetzen und im schlimmsten Fall sogar langweilt. Die Verkaufszahlen werden wohl trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen Stimmen, von mir gibt es aber nur wohlwollende
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Vince meint:
Und die Musikwelt schrie wieder auf: Linkin Park bringt endlich ein neues Album! Jaaaa, jaaaaa! Unglaublich!
Ist das wirklich so unglaublich? So aufregend?
Rekapitulieren wir mal: Abzüglich aller merkwürdigen Sideprojects, Livealben, Rapper-Koalitionen und Remix-Alben bleiben vom Mythos Linkin Park gerade mal zwei Studioalben übrig, die gemeinsam nicht einmal an die durchschnittliche Laufzeit einer Prog-Scheibe erreichen. Eine Stunde Nu Metal, für die sich eine Generation jahrelang die Seele aus dem Leib gekreischt hat. Das muss man Bennington & Co. lassen, sie sind hervorragende Selbstvermarkter und wissen, wie man für die Masse schreibt.
Musikalisch bedeutsam war dabei nur die erste halbe Stunde, die auf den Namen “Hybrid Theory” hört, und als sie die Welt der Rockmusik wesentlich mitbeeinflusste, das war eine Zeit, die nun schon seit Äonen vorbei zu sein scheint. “Meteora” miefte schon nach uninspirierter Selbstkopie und der Rest war gar unbrauchbarer Plastikmüll, den die Welt nie gebraucht hätte.
Nun ist es ein merkwürdiges Bild, wenn man sich vorstellt, wie gestandene Rockmillionäre dem Produzenten Rick Rubin vor die Füße kriechen und ihn anflehen: Bitte, bitte, hol uns aus dem kreativen Loch raus. Hilf uns! Dieses Bild wurde jedenfalls weltweit von den Medien transportiert und “Minutes to Midnight” hat das Image eines spektakulären Restarts weg. Das Cover sagt alles aus: Schwarze Silhouetten, die bedächtig an einem Strand stehen und hinter sich nichts als lupenreines Weiß - Watch Out, Here We Go Again - und nichts wird sein wie früher.
Irgendwie stimmt das sogar. “Minutes to Midnight” klingt wie nichts, was Linkin Park je gemacht haben. Vielen Fans wird das vermutlich sogar reichen, um das Versprechen der einstigen Nu Metal-Helden eingelöst zu wissen.
Doch dass sich die dritte vollwertige Studioscheibe wie nichts von Linkin Park vorher anhört, bedeutet ja nicht, dass es nicht trotzdem stinklangweilig sein kann, was unter Rubins Aufsicht auf den Silberling gepresst wurde. Und das ist es leider auch. “Minutes to Midnight” ist ein Langweiler erster Güte, ein slowrockiges, balladeskes Ungetüm von einem Rockalbum voller Ballast und Belanglosigkeit. All Fillers, No Killers.
Naja, fast. Nach dem obligatorischen Intro geht es zunächst doch ziemlich stark los. “Given Up” ist sicher nicht frei von Schwächen, vor allem das abgestandene Endneunziger-Nu Metal-Riff traut sich heutzutage sonst keine Band mehr auf ihr Album zu packen. Und doch ist dies hier die löbliche Ausnahme, was die vermeldete Aufbruchstimmung der Band anbelangt. Ein rhythmisches Klatschgeräusch, ein fetter Beat drunter und dann legt Chester los wie in alten Tagen, er krächzt und screamt und singt und shoutet mit einer unverwechselbaren Hingabe, die kurz hoffen lässt, dass es doch noch was wird mit dem neuen LP-Release. Ab Minute 2:30 wird es sogar bombastisch, als der Mann zum fast schon minutenlangen Screamo ansetzt, der schier gar nicht mehr aufzuhören scheint.
Doch schon ab “Leave Out All The Rest” wechselt das Album in die REM-Phase - und damit ist nicht die Band gemeint, sondern tatsächlich der Tiefschlafmodus. Hundertprozentig schlecht sind die Songs ja nicht, aber doch sehr seicht und in ihrer Belanglosigkeit rufen sie vor allem Verärgerung hervor. Das ist formloser Pop, dafür braucht es keine Band wie Linkin Park, das kriegt jede frisch formierte Truppe aus dem Bandbaukasten genauso gut hin.
Schnell fällt dann auch das Fehlen von Mike Shinoda auf, der sich auf ganz wenige Auftritte beschränken muss. Die Tatsache, dass Linkin Park Gesang und Rap auf zwei Personen verteilten, nabelte sie Anfang des Jahrtausends noch von der (gewaltigen) Konkurrenz ab und galt als unverkennbares Markenzeichen; zum Zwecke der Neukonzeptionierung fiel diese Komponente nun beinahe vollkommen in das ans Coverartwork anliegende Gewässer. Es gibt von mir keinerlei Einspruch gegen diese Neuerung, denn sie hätte Linkin Park sinnvoll modernisieren und zur Alternative-Rockband machen können. Doch dann hätte man so konsequent sein und Shinoda endgültig zu Fort Minor schicken sollen. So bekommt er mit “Hands Held High” eine künstliche Nische, die musikalisch katastrophal ist und auch sonst gar nicht ins Konzept des Albums passen mag und darf in “In Between”, einem weiteren Tiefpunkt der Scheibe, sogar seine begrenzten Gesangskünste beweisen. Nein, danke - entweder so oder so, aber nicht so ein unentschlossenes Zwischending.
So dominiert leider elegisch und sinnfrei dahintreibender Schmusequatsch wie “Valentine’s Day”, “Leave Out All The Rest” und “Shadow Of The Day” das Gesicht von Minutes to Midnight, untersetzt von peinlich schlechten Rap-Exkursen, nur um vereinzelte Höhepunkte wie “Given Up” oder “No More Sorrow” wie Bojen im seichten Wasser dahintreiben zu lassen, verloren und vergessen. Klar hört man heraus, dass jemand mal richtig ausmisten wollte und den Glauben der Jungs an ihre eigene Musik stelle ich auch nicht in Frage - ich selbst kann und will aber nicht an sie glauben und kann mir nur schwer vorstellen, dass irgendein objektiver Musikfreund dazu überhaupt in der Lage wäre. Die Fähigkeit, gute Songs zu schreiben, würde ich Linkin Park trotz allem noch nicht absprechen. “Minutes to Midnight” ist das Ergebnis einer Session von hunderten von Demos. Mit Sicherheit sind es nicht die besten Songs, die am Ende auf das Album gefunden haben - es sind höchstens diejenigen, die den Musikern und dem Produzenten am naheliegendsten erschienen. Und manchmal greift man eben daneben. Eine nachträgliche Veröffentlichung von B-Sides könnte womöglich größere Früchte bringen.
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