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Originaltitel: Shu dan long wei / High Risk / Meltdown
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1995
Regie: Wong Jing
Darsteller: Jet Li, Jacky Cheung, Billy Chow, Valerie Chow, Vincent Kok, Kelvin Wong Siu, Wu Ma, Chingmy Yau, Charlie Yeung, Yuen Tak, Ben Lam, Charlie Cho Cha Lee
Freeman meint:
Der Polizist Kit wird eines Tages zu einem Einsatz gerufen. Ein Bus wurde von einem Bädass mit einer Bombe versehen und er droht, den Bus zu sprengen! Das Pikante: Im Bus sitzen Kits Frau und Sohn! Der Bäddie, der sich mit dem Namen Doc vorstellt, steht, nachdem Kit die Bombe nicht entschärfen konnte, auf der To Do Liste des Cops ganz weit oben! Doch vor die Rache hat der liebe Gott in Kits Leben den Abstieg gesetzt. Heute ist er der Stuntman eines abgehalfterten und alkoholsüchtigen Filmsuperstars, namens Fränkie. Dieser wird eines Tages in das Hotel Grandeur geladen als Special Guest einer Ausstellung der russischen Kronjuwelen. Tja, und wo Juwelen funkeln, ist das Lumpenpack meist nicht weit! Obendrein stellt sich der Anführer auch noch als Doc heraus! Kit, der von den Plänen Docs Wind bekommen hat, verschafft sich dementsprechend auch Zugang zu dem Hotel und räuchert dies nun samt und sonders aus ...
Und das heißt für den geneigten Zuschauer: Ein Stirb Langsam Rip Off auf Hongkongisch ;-). Denn im Grunde ersetzt Li den guten Bruce, und die Bäddies auf der angeblichen Jagd nach Freipressmöglichkeiten für inhaftierte Bäddasspartner die Mannen um Alan Rickman. Wirkliche Innovationen oder Neuerungen gibt es dabei nicht zu bestaunen, denn wie dem großen Vorbild geht es Total Risk vor allem um Eines: Eine Actionsause vom Feinsten entfesseln und das gelingt weitestgehend hervorragend.
Zwar muss man bis zum Losbrechen der Achterbahnfahrt in Sachen Action ein wenig warten und einiges an schlimmem Overacting von Jacky Cheung (Bullet in the Head) ertragen, doch genau dieser wüste, brachialsten Humor verbreitende Abschnitt ist wichtig, um sich auf den gesamten Film einzustellen. Denn die Action in Total Risk, so brutal sie auf den ersten Blick auch wirken mag, ist vor allem eines: Ein gigantischer, vollkommen überzogener, greller Comic ohne jegliche Form von Grenzen! Hier wird zerschossen, erschossen, aufgespießt, abgehackt und durchbohrt bis niemand mehr aufrecht stehen kann.
Dabei setzt Action Regisseur Corey Yuen (der hier als Wai auch eine kleine Schauspielrolle übernommen hat) erstaunlich wenig auf Jet Lis Wushu Kampfsportfähigkeiten und lässt ihn vielmehr im Dauerfeuermodus durch die Kulissen hechten. Dabei setzt es blutige Ein- und Durchschüsse und wird der eine oder andere Kopf um weitere Atemlöcher erweitert. In einer Szene darf Li dann Ben Lam als Rabbit in einer breit ausgewalzten und furiosen Kampfsporteinlage niederknüppeln und macht dies druckvoll choreographiert und mit ziemlich fatalen Folgen für Rabbit. Ansonsten fährt er schon mal mit einem Kleinwagen in den Räumen des Hotels herum und überfährt bei dieser Gelegenheit so manchen Bäddie. Den weiteren Teil bestreitet er wild um sich schießend. Auch Jackie Cheung hat eine lang ausgespielte Actioneinlage abbekommen und amüsiert in der ziemlich harten Nummer mit einigen herrlichen Seitenhieben auf das Vorbild seiner Filmsuperstarfigur: Bruce Lee. Dessen Manierismen kopiert Cheung äußerst trefflich und mit wirklich erstaunlicher Präzision.
Ansonsten ist er aber eher ein Störfaktor. Denn sein Overacting ist schon arg grenzwertig. Allerdings muss man Total Risk zugestehen, dass der teils grenzdebile Humor zum Grundton des Filmes passt, wie Arsch auf Eimer und dass obendrein eine ganze Menge der Gags auch in unseren Breiten durchaus funktioniert! So gibt es ein paar brachial witzige Slapsticknummern, die auf den Punkt sitzen! Im Zusammenspiel mit der überzogenen Story und der brachialen Comicgewalt entsteht so eben wirklich eine ziemlich runde Actionsause.
Doch ohne Makel kommt auch diese nicht weg. Das hat vor allem auch inszenatorische Gründe. Man sieht einfach den ganzen Film über, dass das Hotel eine Miniatur ist. Wenn dann darauf Modelhubschrauber landen, wird es schon ein wenig peinlich und auch einige Explosionen um und auf dem Gebäude sind sehr grenzwertig in ihrer offensichtlichen Modellfotografie. Weitere Probleme gibt es bei fast allen Explosionsszenen in dem Gebäude, da es hier zumeist Puppen sind, die weggesprengt werden. Dabei ist es wirklich zu einhundert Prozent offensichtlich, dass es sich bei dem durch die Luft fliegenden Inventar nicht einmal ansatzweiße um Menschen handelt. Abgesehen von diesen wirklich groben Schnitzern, leistet sich Regisseur Wong Jing keine weiteren Fehler und liefert solide choreographierte, sehr brutale Action ab, wie sie eigentlich nur in HK möglich ist/war. Auch abseits der Action funktioniert Jings Optik hervorragend und lässt den Streifen schon deutlich teurer wirken, als er vermutlich war. Was er sich dann allerdings bei Szenen dachte, in denen sekundenlang ein Kleinkindglied beim Urinieren abgefilmt wird und dies im Grunde für einen ziemlich peinlichen Schwanzvergleichwitz herhalten muss, wird wohl nicht nur mir auf längere Zeit ein Rätsel bleiben. Genauso, wie man unter eine solche Actiongranate eine solch belanglose Mucke legen konnte, die zur Dynamik der Action nichts beizutragen weiß.
Dagegen tragen die Darsteller viel zum Gelingen des Streifens bei. Denn da man offensichtlich wusste, was Total Risk am Ende einmal werden sollte, spielt man sich recht konsequent wahrlich um Kopf und Kragen. Neben Jackie Cheung gibt es noch ca. 3-4 weitere Darsteller, die keinerlei Halten in Richtung Overacting kennen und dabei dann die Grenze auch deutlich überschreiten, was sie sogar trotz Comickonzept unpassend wirken lässt! Zum Glück sieht es bei den Hauptdarstellern dagegen ganz ordentlich aus. Li agiert sympathisch und in der Action enorm zupackend, womit er den Zuschauer ohne Weiteres auf seine Seite zieht. Seine Gegenspieler Kelvin Wong (Doc) und Ben Lam (Rabbit) spielen ebenfalls eher zurückhaltend, dem westlichen Stil entsprechend, und entwerfen so wahrlich ordentliche Bäddies, die auch dank ungehemmter Freude an der Gewalt recht bedrohlich rüberkommen. Des weiteren hat es die Wuxija Legende Wu Ma (Tiger and Dragon) ebenfalls in den Film geschafft. Er liefert als Fränkies Vater und Kits Vertrauter eine feine Leistung ab. Die Chicks in Total Risk (unter anderem Chingmy Yau, Charlie Yeung und Valerie Chow) bieten Eye Candy vom Feinsten und sind im Grunde genommen auch wirklich nur für die Schauwerte abseits der Action da. So muss es sein ;-).
Das Ergebnis ist eine echte Hongkongcomicactiongranate im Die Hard Stil in der konsequent härter gestorben wird und die einen sympathischen Li, Daueraction, viel Humor und ordentlich Tempo auf der Habenseite verbuchen kann, in ihrer rockenden Wirkung allerdings durch kleinere Schönheitsfehler immer wieder unterwandert wird.
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In diesem Sinne:
freeman
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Vince meint:
Oft kopiert, nie erreicht: Bruce Lee im gelben Trainingsanzug. Da ist ein ikonisches Bild entstanden, das die ganze Welt fasziniert und unzählige Male zitiert wurde. Das Original bleibt unvergessen, weil an das Erbe stets gemahnt wird. Meist im komödiantischen Sinne.
So auch im hochwertigen Die Hard-Rip Off “Total Risk”, das einen verwöhnten Filmstar (Jacky Cheung als Frankie) in der Hauptrolle weiß, der andere für sich die Drecksarbeit machen lässt und selbst den Ruhm einheimst - ein Schlitzohr eben. Die Welt des Actionfilms scheint also schon mal ordentlich auf die Mütze zu kriegen. Jet Li sehen wir in der Nebenrolle als Frankies Stuntman, der in die Bresche springt, wenn Not am Mann ist. Das zwischenzeitliche Vorpreschen in Hauptdarsteller-Gefilde ist dieser Figur gewiss, denn einen weinerlichen Feigling kann man schlecht zum Helden der Geschichte machen und so darf Li ans Werk, wann immer es wirklich wichtig wird.
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Ihm gebührt auch der dramatische Opener nach “Collateral Damage”-Manier, in dem er seine Familie durch einen Bombenleger verliert. Leider ist der deplatzierte Ernst der Situation eines der wenigen Mankos dieses alles niederwalzenden Brechers von Actiongranate, da im folgenden ein Comedy-Feeling das Flair bestimmen wird und der Prolog im Grunde schon mit Eintreffen der Opening Credits seine Wirkung verloren hat. Die anschließende Blutfehde zwischen Jet Li und dem Bombenleger zieht sich zwar durch den ganzen Film, sie wirkt jedoch arg unpersönlich und ist emotional kaum aufgeladen, bedenkt man, welche Opfer die Feindschaft besiegelten.
Aber zurück zum “alles niederwalzenden Brecher von Actiongranate” - Regisseur Wong Jing macht gar nicht erst den Fehler, die Thriller-Elemente aus dem Referenzwerk von John McTiernan zu übernehmen und setzt von Anfang an auf Action nonstop. Und was er in dem mehrstöckigen Gebäude bei Nacht umzingelt von Polizisten und mit Jet Li, Jacky Cheung, einer Garde von Terroristen und jede Menge Geiseln sowie einem Mini Cooper und einem Hubschrauber auf die Beine stellt, ist Pyrotechnik vom Allerfeinsten.
Die Terroristen (übrigens auf der Suche nach kaiserlichen Kronjuwelen, falls es jemanden juckt) sind gerade in die hochdekorierte Gesellschaft eingefallen, da geht es schon munter los: Ohne Gnade wird fliehenden Geiseln eine Ladung Schrot in den Rücken gepumpt, die Fenster werden zerstört und Menschen werden vom Hochhaus gestürzt, um dem am Boden befindlichen Arm des Gesetzes zu beweisen, wie ernst die Lage ist. Das Sicherheitspersonal des Hauses hat ohnehin keine Privilegien, ohne Vorwarnung fallen Kopfschüsse und ein armer Teufel verliert gar seinen Arm, weil er den unglücklichen Beruf gewählt hat, die Schranke am Einlass zu bedienen.
Dabei wird graphisch kein Blatt vor die Linse genommen. Viele Einstellungen sind ziemlich explizit, ohne jedoch zwangsläufig voyeuristisch zu wirken. Trotzdem könnte mancher Zuschauer Probleme damit haben, dass die unverblümte Gewalt auf diese Weise im Verbund mit typisch asiatischer Comedy präsentiert wird. Im einen Moment wird einer Geisel noch der Kopf weggeblasen, im anderen Moment reißt Frankie, der Filmstar, an einem anderen Ort schon wieder Witze. Das ist nicht jedermanns Sache, dürfte aber auch wieder weitestgehend mit Sehgewohnheiten zu tun haben - derartige Kombinationen sind in Hongkong-Actionern nicht unüblich.
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Dessen ungeachtet überzeugt die konsequente Inszenierung auf Anhieb. Wong Jing heizt die ersten zwanzig Minuten den Motor an und geht dann von 0 auf 100 in zehn Sekunden. Sobald Jet Li das Foyer betritt und merkt, dass irgendwas nicht stimmt, geht die Post ab. Schon in den ersten Minuten ist es so, als würde die Hochhaus-Schießerei von “Stirb Langsam” mit dem Lobby-Geballer aus “Matrix” eine Symbiose eingehen und zu einem Tanz aus Funken und Feuer einladen. Die ersten Hindernisse sind schnell und effektiv aus dem Weg geräumt, aber es warten ja noch 50 weitere Stockwerke...
“Total Risk” entwickelt dabei eine ähnliche Dynamik wie die auf hoher See spielende Mangaverfilmung “City Hunter”, die ähnlich over the top angelegt war und auf eine unfassbare Szene gleich die nächste drauflegte, die dann doppelt so unfassbar war. So läuft das hier auch: angefangen bei einem Mini, mit dem Jet und Jacky unter Dauerbeschuss durch eine Etage fahren, um im letzten Moment im Aufzug zu verschwinden und oben weiterzumachen, bis zu einem Hubschraubermanöver, bei dem man sich zwar fragen muss, ob Jet Lis Figur noch alle Tassen im Schrank hat, was an den Qualitäten der Szene jedoch nicht rüttelt. Zwischendurch werden - ähnlich wie bei “City Hunter” zwischen Jackie Chan und Gary Daniels - Zweikämpfe aufgefahren, die sehr humoristisch angelegt sind und bei denen vor allem die Figur des Frankie wieder im Vordergrund steht. Es gibt da unter anderem springende Killer-Leguane (!) und Frankie wird von einer giftigen Schlange in den Hintern gebissen und fordert von seinem Nebenmann, er solle das Gift heraussaugen (“Was? Ich soll an deinem Hintern nuckeln?”).
Leider wird Jet Li ein wenig verheizt, denn von seinen vorzüglichen Wushu-Qualitäten sieht man fast nichts. Er fungiert hier in der Hochphase seiner Karriere, wenige Jahre vor dem Sprung in die USA, eher als Stuntman und “klassischer” Actionstar denn als Kampfsportler. Wenigstens im Finale hätte man sich gegen seinen großen Gegner ein persönliches Kampfduell gewünscht anstatt eines Psychoduells aus der Distanz, noch dazu mit dem größten aller Actionfilmklischees, der Entschärfung einer Bombe (“rot oder blau?”). Statt dessen darf Jacky Cheung nochmal kurz aufdrehen, als er realisiert, dass er mitnichten bloß ein Schauspieler ist.
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Das macht schließlich in der Summe einen jederzeit kurzweiligen und aufregenden “Stirb Langsam”-Klon allererster Güte, der traumhaft zwischen Action, Action und nochmals Action pendelt, und das mit einer Abwechslung, die ein Schnalzen mit der Zunge wert ist. Wie man zu der Kombination aus Brutalität und Komödie steht, ist Ermessenssache; in jedem Fall aber hätte Jet Li choreografisch gerne noch mehr gefordert werden können. Nichtsdestotrotz: Da lacht das Herz.
![7 von 10 :liquid7:](./images/smilies/bewertung7.gif)
Von Laser Paradise gibt es eine sogenannte "Uncut Widescreen Edition", die aber nicht wirklich uncut ist; es fehlen einige Passagen, die hier nachzulesen sind. Eine Bonusscheibe beinhaltet den Kurzfilm "Blue Hope". Ebenfalls von Laser Paradise erschien unlängst die Jet Li Edition. Ein Doppelpack bestehend aus Once upon a Time in China I (uncut) und Total Risk (ebenfalls komplett uncut).