Stephen King: The Night of the Crow

Ob Splatter, Trash oder was es sonst noch gibt ... all das findet hier seinen verdienten Platz.
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Stephen King: The Night of the Crow

Beitrag von Vince » 28.09.2007, 13:29

Stephen King: The Night of the Crow

Bild

Originaltitel: Stephen King: The Night of the Crow
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1983
Laufzeit: ca. 88 Min.
Regie: Glenn Takakjian, John Woodward, Jack Garrett, Damian Harris
Darsteller: Eric Stoltz, Lesley Morris, Alan Schwartz, Roman Sutherland, Lee Ryan, Ray Adamsky

Stephen King-Verfilmungen haben seit Anbeginn ihrer Existenz ein gewaltiges Imageproblem. Hier sind vier Beispiele, weshalb.

The Last Hand ist der Appetizer, mit dem sich eigentlich noch ganz gut Kirschen essen lässt. Zwar stinkt die Rahmenhandlung ziemlich, wohin man sieht, gibt es nur Klischees und Offensichtlichkeiten, und vom Plottwist am Ende ist nicht allzu viel zu halten. Aber: Das Zentrum, ein schwitziges, verqualmtes Pokerspiel, bietet doch einige Schauwerte auf Kosten eines alten Mannes namens Morty (sicher kein Zufall, dieser Name). Dem geht der Arsch ordentlich auf Grundeis: Gerade noch hat er in einer Tiefgarage während eines Herzanfalls (!) gesehen, wie ein Mann in einem Anzug erschossen wurde, da spaziert ebenjener Mann putzmunter in den Raum und gesellt sich zu den Pokerspielern. Er verliert aber kein Wort über den Vorfall in der Tiefgarage, sondern ist eher damit beschäftigt, den armen Morty bedeutungsschwanger anzuschauen. “Ich weiß es”, ruft er ihm auf einer Psi-Ebene unentwegt zu. Und unser Morty schwitzt Sturzbäche.

Das gibt uns nun Grund zum Abfeiern, denn die anderen Spieler haben ja keine Ahnung, was hier für ein Psychoduell abgeht, sie spielen, albern herum und trinken. Höchstens wundern sie sich, warum Morty so geistesabwesend ist, aber es könnte ihn ja auch schon die Senilität ergriffen haben. Also machen sie sich nichts draus und feiern weiter.
Wechsel - wieder das Duell. Der ominöse Fremde sitzt nur seelenruhig da wie ein alter Westernhaudegen und lässt die Schatten seinen Kopf umspielen wie eine Dämonenfratze. Morty ist verwirrt... fehlt an der Wange des stillen Gegenübers plötzlich ein Stück Fleisch? Schnitt auf den inzwischen schon Ozeane schwitzenden Morty. Ein fassungsloser Blick. Schnitt zurück zum Fremden: an seiner Stelle sitzt nun eine animatronische Puppe mit glotzenden Augen, die aus einem Schädel mit losem, verrotteten Fleisch schielen. Das Ding im Anzug stiert glasig zurück zu Morty, hebt mit einer realen, aber verrottet geschminkten Hand (der Schnitt macht’s möglich) das Whiskeyglas und führt es zum Haifischgrinsen, das mal sein Mund war. Die Flüssigkeit läuft überwiegend den waidwunden Hals herunter.
Und dann ist der Fremde plötzlich wieder ein Mensch. Bahn frei für das Grande Finale, eine reichlich merkwürdige Rückkehr zum Prolog.

Das ist zwar alles schon reichlich dümmlich, bietet im ständigen Stimmungswechsel zwischen den feixenden Pokerspielern und dem unbehaglichen Schweigen des ominösen Anzugträgers jedoch einiges an Unterhaltung. Und so sind wir schon auf der Bergspitze angelangt, bevor die Achterbahn überhaupt richtig begonnen hat. Denn ab hier geht es nur noch abwärts.

Mit Disciplines of the Crow folgt eine weitere unnütze Adaption von Stephen Kings Kurzgeschichte “Children of the Corn”, die wie so viele andere Kurzgeschichten Kings Unmengen an Verfilmungen nach sich zog. Warum auch immer, aber hier wird die Orange gepresst, bis nicht einmal mehr eine Amöbe von der zurückgebliebenen Flüssigkeit ihren Durst stillen könnte.
Diese zweite Episode des Vierteilers ist an Dilletanz kaum zu überbieten. Damit beispielsweise ein kleiner Junge nach einem Jump Cut als junger Mann wieder zweifelsfrei identifiziert werden kann, sah man sich dazu veranlasst, ihm eine Monsterwarze zu verpassen. Schnieke Idee, ganz ehrlich. Dann kreuzt ein junges Paar das Dorf der Verdammten für Arme und wird mit Maisjüngern konfrontiert, die in einer menschenleeren Stadt umherwandern, predigen und dolchen, was das Zeug hält. Alles in schön überkontrastierten, grässlich bunten Bildern, mit knalligem Gelb und Hellblau als Hauptvertreter.
Das “Ende” der Geschichte mutet eher wie ein Zelluloidriss an, denn irgendwo auf der Flucht wird einfach abgeblendet und aus die Maus. Dass man den Zuschauer dabei mit hundert Fragen zurücklässt wie einen Ersaufenden, kümmert niemanden weiter.

Nehmen wir nun also notgedrungen vorlieb mit The Night Watcher, der es immerhin noch auf die Reihe kriegt, auf das Gardemaß einer schlechteren “Geschichten aus der Gruft”-Folge zu kommen. Dass die Geschichte vom Nachtwächter, der in seiner ersten Nacht im Hotel allerhand unheimliche Dinge erlebt, so abgegriffen ist wie Mutterns Nudelholz, mag man noch akzeptieren können. Nun ist aber dort, wo bei den “Geschichten aus der Gruft” meist eine beißend ironische Moral auftauchte, lediglich ein Dummerjungenstreich, der von den Geistern aus der Schattenwelt unbedingt bestraft werden muss. Das ziemlich billig aus Stephen Kings “Shining” zusammengeschusterte Skript ist aber leider eher stupide als gruselig; höchstens der ältere Portier und sein kurioser Sinn für Humor schlagen die Zeit tot. Dabei gäbe es doch ein viel einfacheres Mittel: Aus-Schalter an der Fernbedienung betätigen.

Klebt nun aber ausgerechnet an jenem Schalter ein Popel und man entschließt sich, die Short Story-Sammlung doch lieber bis zum bitteren Ende durchlaufen zu lassen, so wird man Zeuge von Killing Time, dem wohl schwärzesten Film Noir der Filmgeschichte. Leider bezieht sich das weniger auf die Stimmung als vielmehr auf die Tatsache, dass der Bildschirm über weite Strecken fast komplett... ja, halt schwarz ist. Man sieht schlichtweg nicht, was da vor sich geht. Und so bilden Optik und Inhalt eine ehrfurchterregende Symbiose, denn die von Selbstgesprächen des Protagonisten angetriebene Story ist dermaßen wirr und verkopft, und das auf eine so inhaltslose und unintelligente Weise, dass man glauben könnte, David Lynch und Otto Preminger hätten gemeinsam ein Kind aufgezogen, dass sich in seiner Jugend mal schwer den Kopf angeschlagen hat.

Die vier Episoden werden zu alledem von Zwischenpassagen um eine Krähe verbunden, die auf einem Maisfeld sitzt und “Krah! Krah!” macht. Daher auch der Titel für die Stephen King nicht gerade schmeichelnde Compilation. Blöd nur, dass abgesehen von “Disciplines of the Crow” keine der Geschichten irgendwas mit dem Titel zu tun hat. Aber ist ja auch egal, mit der Literatur Kings haben seine Verfilmungen auch in den seltensten Fällen was zu tun.
:liquid2:

Es gibt eine ab 16 Jahren freigegebene und geschnittene DVD von MVW. Auf VHS gibt es eine ungeschnittene FSK18-Version von Madison. Video Jünger Edition brachte eine VHS ab 16 heraus, die auch gekürzt war (und deren Backcover vor Rechtschreibfehlern nur so wimmelte ;) ).

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Beitrag von MysteryBobisCREEPY » 28.09.2007, 14:15

Respekt Vince für das Review ;)

An etwas was schon so schlecht aussieht traue ich mich erst gar nicht heran :D
Wollt Ihr 'nen Ritt auf meinem Discostick?
Putzt euch die Zähne mit 'ner bottle of shit
Nein Mann ich will noch nicht gehen
Ich will weiter auf dich schiffen
Solang bis du erkennst
Dass meine Pisse keine Fanta ist :D
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Beitrag von Vince » 28.09.2007, 14:18

Joar, solche Sachen gucke ich persönlich auch nur noch zu Reviewzwecken. :wink: Hab deswegen extra nochmal mein altes Tape rausgeholt und den Quark ein zweites Mal über mich ergehen lassen...

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Beitrag von MysteryBobisCREEPY » 28.09.2007, 14:20

:yeah:
Wollt Ihr 'nen Ritt auf meinem Discostick?
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Nein Mann ich will noch nicht gehen
Ich will weiter auf dich schiffen
Solang bis du erkennst
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Beitrag von StS » 28.09.2007, 19:08

Von dem hab ich mich auch immer irgendwie fern gehalten - danke für die Bestätigung! :lol:

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Beitrag von freeman » 29.09.2007, 00:08

Also das:
Die vier Episoden werden zu alledem von Zwischenpassagen um eine Krähe verbunden, die auf einem Maisfeld sitzt und “Krah! Krah!” macht.
klingt megakultig ... LOL ... King und seine Filme ... vor allem die Horrorstoffe ... echt ein Kapitel für sich ... Feines Review ... wenn ich den net schon irgendwann mal im TV gesehen habe, werd ich das auch net mehr nachholen ...

In diesem Sinne:
freeman
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Beitrag von Fäb » 30.09.2007, 19:37

lol, also da hätte sogar ich mit meinen unzulänglichen grafikprogrammskills noch was besseres hinklatschen können, scheint sich allgemein dem Film anzupassen, die äußere Form der VÖs hierzulande :lol:

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