Dark Remains - Das Grauen stirbt nie
Originaltitel: Dark Remains
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Brian Avenet-Bradley
Darsteller: Cheri Christian, Greg Thompson, Scott Hodges, Jeff Evans, Rachel Jordan, Michelle Kegley, Patrick G. Keenan, Rachael Rollings, Karla Droege, Patricia French, Jason Turner, Crystal Porter
Stellen wir uns vor, da ist ein Mann, der einen Geisterfilm drehen will. Sein Name ist Brian Avenet-Bradley... aber nennen wir ihn der Griffigkeit halber einfach mal Geisti. Geisti hat also alles schön vorbereitet, die Geschichte aufgeschrieben, sich um die Besetzung von Cast und Crew gekümmert, den Regiestuhl aufgeklappt und schon mal die Schere für das Editing ausgepackt.
Mit Regiestuhl, Drehbuch und Schere bewaffnet steht Geisti nun vor einer Weggabelung im dunklen Walde seiner Phantasie. In der Mitte befindet sich ein Wegweiser. Auf dem linken Pfeil steht “Neu und knackig”, aber der linke Weg führt in ein finsteres Loch, aus dem eine Eule “UH! UHUH!” macht. Der rechte Pfeil ist mit “Alt und modrig” beschriftet, aber dem Weg auf der Rechten strahlt ein Regenbogen aus dem Arsch und die Spatzen pfeifen ein fröhliches Liedchen. Außerdem riecht es nach Süßigkeiten. Geisti mag Süßigkeiten.
Zögernd bewegt sich Geisti nach links, weil er weiß, dass er nur hier einen guten Film machen kann. Immerhin ist es dort gruselig und das wird seine Vorstellungskraft so weit anregen, dass sich der Horror auf den Zuschauer überträgt. Viele seiner Kollegen sind derweil schon längst Süßigkeiten mampfen gegangen. Geisti zögert, macht einen Schritt ins Dunkel, verharrt... um dann doch nach rechts zu gehen. Auf die sichere Seite. Zu seinen einfallslosen Kollegen.
Ach, Geisti! Himmelherrgott!
Da darf man bei “Dark Remains” gaaanz kurz mal am Anspruch auf einen innovativeren Genrevertreter schnuppern, doch die Tür fällt schneller zu, als Maria de Medeiros braucht, um “Blaubeerkuchen” zu stöhnen. Dann regieren wieder Geisterschockeffekte, die unter ihresgleichen häufiger sind als die Formel “1 + 1 = 2" im Grundschulunterricht. Spiegel und Fernseher mit Rauschbild sind seit “Ringu” vor keiner Geisterreflexion mehr sicher, frei hängende Glühbirnen in Kellern und Schuppen sollte man am besten gar nicht mehr anmachen und das Badezimmer, insbesondere die Dusche, ist ja schon seit “Psycho” ein Ort des Horrors, so dass der Cineast nach Spielbergs “Der Weiße Hai” nun endgültig nicht mehr weiß, wo er baden soll. Was das betrifft, nährt “Dark Remains” die Horrorfilm-Gewohnheiten zuverlässig wie kaum ein anderer Vertreter der diversen Haunted House-Produktionen.
Dabei hätten die beiden Hauptfiguren, ein junges Paar, Gegenstand einer psychologischen Vertiefung werden können und damit einen Schritt heraus machen können aus dem effekthascherischen Geister-Gekleistere. Denn zu Beginn wird das Kind des Paares im eigenen Heim ermordet und das Skript macht kurzzeitig tatsächlich Anstalten, insbesondere die Mutter darauf aufbauend eine Selbsterfahrung durchleben zu lassen und die Geistererscheinungen als eine Reflexion ihres Überwältigungsprozesses des Verlustes darzustellen.
Nun scheitert das schon an der Mutter. Cheri Christian agiert so teilnahmslos und lethargisch, dass man ihr am liebsten in den Arsch treten möchte. Da hätte man sich besser auf den Vater des toten Kindes konzentriert, der von einem guten Greg Thompson gespielt wird, aber der ist für das Drehbuch leider viel uninteressanter. Bezeichnend, dass er trotzdem wesentlich auffälliger ist als seine Partnerin.
Aber auch das Skript spielt da nicht lange mit und wer nach den zaghaften Ansätzen auf eine ähnlich konsequente psychologische Parabel gehofft hat wie man es in “The Descent” erleben durfte, der hat sich geschnitten. Vielmehr spielt das Dorf nun fleißig mit, ominöse Gestalten aus Fleisch und Blut konkurrieren mit den Körperlosen darum, das Großstadtpaar wieder dorthin zurück zu befördern, wo es herkam. An dieser Stelle macht sich der Kleinstadthorror breit, wie man ihn kennt und Surprise-Schockeffekte werden sich im folgenden häufen wie Heuschrecken bei der biblischen Plage, meistens schön selbstzweckhaft - weil eben ein paar Minuten mal wieder nichts passiert ist, muss ein neues “BUH!” her.
Erstaunlicherweise bedient sich unser lieber Geisti dermaßen penetrant bei allen erdenklichen Trends der letzten Jahre, dass daraus hin und wieder eine richtig effektive Mischung entsteht. Eine wie in “The Hills Have Eyes” verkrüppelte Kreatur steht plötzlich genau vor einem erschrockenen Kerl, der nichts Böses ahnt, im nächsten Moment ist sie weg, dann krabbelt sie wie in “Der Exorzist” / “The Grudge” verknotet die Treppe herunter, aber so schnell wie die Zombies der neuen Welle; dann taucht immer mal ein Geistermädchen auf wie in “Ring”, dann badet eine verfaulte Frau wie in “Shining” in der Badewanne. Es ist nicht schwer, die Zusammensetzung zu filtern, aber die Anleihen sind so gemixt, dass die Schocks zumindest hin und wieder funktionieren. Hin und wieder, wohlgemerkt.
Trotzdem ist “Dark Remains” ein eher schlecht als recht zusammengestöpselter Billiggrusler, der trotz gelungener Ansätze am Ende seinen nicht gerade hohen Erwartungen gerecht wird. Geisti hat nun mal von Anfang an die falsche Abzweigung genommen. “Neu und knackig” wäre die richtige Richtung gewesen. Filmemachen kann doch manchmal so einfach sein...
Die DVD von Concorde ist mit FSK16 wahrscheinlich ungeschnitten; allerdings gibt es wohl auch Gerüchte, dass an einer Stelle ein Schnitt vollzogen wurde, weil die Szene sehr holprig wirken soll. Mir ist nichts aufgefallen, vielleicht hab ich aber auch nur geschlafen. An Extras gibt es neben einem Audiokommentar, Deleted Scenes und Behind the Scenes noch die Doku "Big Red: Der Geist vom Floyd Country Gefängnis".
Dark Remains - Das Grauen stirbt nie
- MysteryBobisCREEPY
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