No Retreat, No Surrender 3: Blood Brothers
Originaltitel: No Retreat, No Surrender 3: Blood Brothers
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1990
Regie: Lucas Lowe
Darsteller: Loren Avedon, Keith Vitali, Joseph Campanella, Wanda Acuna, Luke Askew, Rion Hunter, Mark Russo, David Michael Sterling, Philip Benson, Sherrie Rose u.a.
Jason Alexander hat Geburtstag und will ihn mit seiner Familie gebührend begehen. Leider sind sich seine Söhne Will und Casey alles andere als grün und es kommt zum Familieneklat, in dessen Verlauf Will die Flucht ergreift. Kaum ist die Party vorbei, schauen ungebetene Gäste bei Jason Alexander rein: Franco und seine Terroristenschar will Rache nehmen für den Tod von Francos Sohn, angeblich verschuldet von Jason. Will, der sich auf dem Weg in seine Heimat ein Herz gefasst hat und umgekehrt ist, findet den toten Körper seines Vaters im heimischen Swimming Pool treibend. Kurz darauf kehrt auch Casey an den Ort des Verbrechens zurück. Doch anstatt zusammenzuhalten, beschließen beide Brüder auf eigene Faust den Tod des Vaters zu rächen. Dumm nur, dass Franco einen gigantischen Terroranschlag plant, den keiner der beiden Brüder im Alleingang stoppen kann ...
Tausend mal gesehen, tausendmal ist Besseres geschehen. Unter diesem Motto firmiert Blood Brothers. Im wesentlichen sieht die Storyline wie folgt aus: Ein Familienmitglied wird gemeuchelt und die Verbliebenen wollen Rache. Nicht der verkehrteste Ansatz, der hier obendrein einen kleinen Kniff erfährt, denn die verbliebenen Söhne raufen sich nicht etwa zusammen, sondern stehen sich durchaus auch mal gegenseitig im Weg. Leider wird dieser interessante Kniff ebenso wenig konsequent zu Ende gedacht, wie der Rest vom Film. Was will Franco? Was hat es mit seinem ermordeten Sohn auf sich? Warum können sich Casey und Will eigentlich nicht leiden? Wie passt Superbabe Maria in diese Gleichung und warum hält ihr Oberteil so eisern, obwohl ein Träger zerrissen ist und das Kleidungsstück permanent so wirkt, als wolle es wegfliegen? Fragen über Fragen. Antworten stehen vielleicht irgendwo im Drehbuch unter "Ferner Liefen", in Blood Brothers der Film jedenfalls gibt es keine. Braucht es zum Glück auch nicht, denn diese mit der heißen Nadel gestrickte Story funktioniert im Grunde genommen ganz gut. Zumindest leistet sie ihren Beitrag, dass es zwischen dem Gekicke nicht zuuuuu lang wird. Ganz ohne Blessuren kommt die Aufmerksamkeit des Zuschauers aber nicht davon, da Blood Brothers im Mittelteil auch mal ordentlich hängt.
Denn seltsamerweise ergeht man sich in dieser Ng See Yuen Produktion (Verantworlicher Produzent hinter einigen netten Old-School-Kickern wie Bloodmoon) nicht in tausendfach erprobten, hochtourigen Kickereinlagen. Eher wirken die Martial Arts Einlagen ziemlich gebremst und immer, wenn man den Eindruck hat, jetzt kommt Schwung in die Bude, wird abgebrochen und der Fight ist beendet. Zwar könnte man jetzt die präzise und straighte Abwicklung der Actionszenen lobend erwähnen, aber irgendwie wünscht man sich schon, Lucas Lowe hätte seinem Choreographen mehr Freiraum gelassen. Denn dieser rekrutiert sich aus dem asiatischen Kulturkreis und lässt Blood Brothers die herrlich energetische Kampfchoreographie asiatischer Martial Arts Streifen angedeihen, die mit der der teils sehr bodenständigen und vor allem brutal brachialen amerikanischen Kampfkunststreifen nicht viel gemein hat. Und so darf auch hier sehr athletisch gekloppt werden. Salti, High Kicks, gleichzeitig abgefeuerte Kicks und Schläge und ziemlich rabiate Trefferwirkungen mit davonfliegendem Kanonenfutter erfreuen das Auge und machen ordentlich Laune. Zum Glück darf dann wenigstens im Showdown deutlich ausführlicher gekickt werden, doch auch hier wird vor dem erhofften, vermutlich ultimativ brutalen Finishing Move abgebrochen und ein Laberende präsentiert. Kampfus Interuptus quasi. Echt schade. Dennoch ist die hier gebotene Action definitiv sehr fein und überzeugt vor allem durch ihre Schnelligkeit und die doch erstaunlichen Kampfkunstfähigkeiten der Darsteller. Leider gibt es gerade im Showdown einige unglücklich gedoubelte Szenen, die dank seltendämlicher Doubleperücken in ziemliche Trashgefilde abrutschen.
Solange die Doubles nicht wirken, dürfen wir Keith Vitali und Loren Avedon beim "Schauspielern" zugucken. Beide versagen dabei auf ganzer Linie. Vitali trägt eigentlich den ganzen Film ausschließlich ein dandyhaftes, sehr beklopptes Lächeln vor sich her und Loren Avedon guckt einfach immer verwirrt. Zusammen funktionieren die beiden aber erstaunlich gut. Ihr Gekabbel ist ganz witzig, das Bruderduell schön überzogen und mit einigen witzigen Sprüchen unterlegt. Leider gehen die beiden zu häufig getrennte Wege und dann sind beide hoffnungslos überfordert. Außer freilich, sie dürfen kicken. Dabei weiß Loren Avedon (für mich nach wie vor ein peinlicher Michael Dudikoffklon, was seine fast identische Fönfrisur nur zu belegen scheint) am meisten zu gefallen, hat er doch ein paar nette Moves und High Risk Aktionen in petto. Dagegen wirkt Vitali wie der Rest der Action immer ein wenig gebremst, obwohl er eigentlich viel mehr drauf hat! Als Badass Franco bekommen wir einen weißhaarigen Rion Hunter zu sehen, der aber nicht wirklich als präsenter oder übergroßer Gegner angesehen werden kann, was schade ist, da er alleine schon wegen seines exaltierten Äußeren recht interessant wirkt. Und naja, Wanda Acuna als Maria hat schöne Moppen, schaut ansonsten aber immer mit dem gleichen Gesichtsausdruck in die Kamera ... egal, was gerade passiert.
Was bleibt ist der gewohnte storytechnische Blödsinn, der allerdings mit einigen netten Gags und dem Bruderzwist zu punkten versteht, seine besten Momente allerdings natürlich in der ordentlich choreographierten und bebilderten, sehr schnellen und spektakulären Action hat. Irgendwie hatte ich den aber aus früheren Tagen deutlich fetziger in Erinnerung. Für zwischendurch aber nicht die verkehrteste Wahl und obendrein eh einer der besseren Filme von Loren Avedon, der ja (abgesehen von Karate Tiger 2 und 5) ansonsten durch ziemlich tiefen C-Z Müll waten musste.
Die deutsche Fassung dieses insgesamt alles andere als brutalen Streifens ist schön zerschnippelt. Uncut bekommt man ihn in UK von Universal in mieser Bild- (gibt soviele Drop Outs, dass man meint, es schneie in Florida und das Bildformat mutet auch alles andere als korrekt an.) und Tonqualität (Knacken und Aussetzer allerorten).
In diesem Sinne:
freeman