Terminator
Bereits in der Bibel musste David sein ganzes Geschick anwenden, um den übermenschlich starken Goliath töten zu können. Das derartige Duelle auch heute noch einen großen Reiz auslösen, ist ein natürliches Phänomen. Am liebsten fiebern wir mit dem Underdog mit, dem vermeintlich Schwächeren, der über sich hinauswachsen muss, um die Übermacht in Person zu bezwingen. Diese Form der Konfrontation ist immer wieder aufregend und von Hollywoods Kreativen wohl schon in allen möglichen Variationen auf die Leinwand gebracht worden, doch nur selten gelang es bislang, diesen zeitlosen Stoff so gnadenlos konsequent zu zelebrieren, wie 1984 dem Regisseur James Cameron, als er für nur 6 Millionen US-Dollar Budget den Sci-Fi-Actioner "Terminator" auf die Beine stellte. Nur wenige Filme hinterlassen mit so einfachen Mitteln einen solchen Eindruck und bleiben der Welt nachhaltig im Gedächtnis, wie es hier mit einem eigentlich vergleichsweise belanglosen B-Movie gelungen ist. Doch warum sich gerade der Terminator aus all den anderen Machwerken seiner Zeit so gut hervorhebt, ist auf den ersten Blick ganz einfach, aber doch komplizierter, als man vielleicht glauben mag.
Inhalt: Im Jahre 2029 sieht es auf der Erde düster aus. Nach einem Atomkrieg ist ein Großteil der Weltbevölkerung völlig vernichtet und die Maschinen haben die Macht über den Planeten an sich gerissen. Doch es brennt ein schwaches Licht am Ende des Horizontes. Einer Rebellenarmee ist es gelungen, die Verteidigungslinien des Feindes zu überwinden und in das Herz der übermächtigen Nemesis vorzustoßen. Da gelingt es einem T-800 (Arnold Schwarzenegger), einer besonders starken Einheit der Killermaschine Terminator, per Zeitreise in das Jahr 1984 zu reisen. Sein Ziel: Er will Sarah Connor (Linda Hamilton) töten, die zukünftige Mutter des Rebellenanführers John Connor, um so dieses Ereignis von Grund auf auszulöchen. Doch Connor schickt ebenfalls einen Kämpfer hinterher, den engagierten Soldaten Kyle Reese (Michael Biehn), welcher versuchen soll, Sarahs Leben um jeden Preis zu schützen. Die ahnt noch nichts von ihrer brenzlichen Situation, als die Reihe von Zerstörung und Chaos, die der Terminator auf seinem Weg anrichtet, die beiden Polizisten Ed Traxler (Paul Winfield) und Vukovich (Lance Henriksen) auf den Plan ruft...
So simpel und einfach die Hetzjagd zweier Kämpfer aus einer postapokalypstischen Zukunft um die junge Sarah Connor nämlich auch an und für sich sein mag, Camerons Werk ist tatsächlich ein tiefgreifenderer, vielschichtigerer und raffinierterer Film, als es die zumeist stattfindende Reduktion auf seinen Actionanteil, die Effektarbeit und Schwarzeneggers prägnante Oneliner vermuten lässt. Denn eigentlich stellt Cameron mit diesem Film unter Beweis, das er neben all den üblichen Blockbuster-Inhalten wie Verfolgungsjagden, Kampf- und Liebesszenen auch dazu in der Lage ist, eine durchdachte und schlüssige Geschichte zu erzählen, deren größter Verdienst es nicht nur ist, mehrere Krawallmomente aneinander reihen zu können. Zeitreisen im Medium Film gehen immer nur dann auf, wenn der Betrachter sich vorab darüber klar ist, das er einige kleine Unschlüssigkeiten und Paradoxen ertragen können muss. Das beliebte Großvater-Paradoxon, mit dem man beweisen kann, dass die Zukunft auch durch Zeitreisen eigentlich nicht verändert werden kann, ist da allein ja schon Hindernis genug. Dennoch versteht das Drehbuch es, mit diesen Erwartungen zu spielen und auch wenn der Ausgang der Handlung sich für geübte Zuschauer bereits nach wenigen Minuten erahnen lässt, ist der Weg dorthin doch höchst vergnüglich. Nach einem etwas zu raschen und deshalb überfordernden expositionellen Abschnitt startet dann spätestens mit dem Aufeinandertreffen der drei Protagonisten in einer Diskothek ein anschaulich bebildertes und kompromisslos gewaltätiges Spektakel, das einem bis zum Schluss nicht erlauben wird, ruhig durchzuatmen. Warum der Regie trotzdem während dieses atemlosen Tempos nicht jegliches Erzählen entgleitet, liegt an Camerons beeindruckendem Talent, Handlungsberuhigung und Handlungsbeschleunigung in einer ordentlichen Balance zu halten.
Unterstützt wird dies natürlich auch durch einen elegant besetzten Cast: Michael Biehn als traumatisierten Kriegsveteranen und abgestellten Beschützer für sein größtes Idol macht eine gute Figur und verleiht seiner Rolle die nötige Portion Menschlichkeit, der er dem Mann (oder besser der Maschine) entgegen stellt, welche(r) hinter ihm her ist. Arnold Schwarzenegger als Terminator ist sicher keine schauspielerische Offenbarung und dank seiner eingeschränkten mimischen Begabung eigentlich auch nicht fähig, einen Film alleine zu stemmen, doch diese Rolle passt möglicherweise gerade deshalb so perfekt zu ihm, weil er sehr hölzern und mechanisch agieren muss. Damit überzeugt er vielleicht nicht als Schauspieler per se, aber als athletische Bedrohung und mehr wird ihm hier auch gar nicht abverlangt. Den schwersten Part hat zweifelsohne Linda Hamilton als Sarah Connor zu meistern, die ihre Wandlung von der einfachen Kellnerin zur sich ihrem Schicksal bewussten Kämpferin meistern muss. Das gelingt ihr trotz wenig Raum dafür überraschend überzeugend, so dass man am Ende ungemein verblüfft über ihr pflichtbewusstes Auftreten ist.
Leider ist aber kein Film völlig frei von Schwächen und auch Terminator bleibt da nicht aus. Einmal ist das der Verbleib der Figuren der beiden Polizisten, gespielt von Lance Henriksen und Paul Winfield, die während des Amoklaufes auf der Polizeistation einfach nebenbei abgearbeitet werden. Und dann natürlich vor allem der peinliche Abschluss. War es auf der einen Seite zwar konsequent, den Terminator zu demaskieren, bleibt einem auf der anderen ein schwacher Mix aus Modellen, Slow-Motion-Einstellungen und Miniaturarbeiten, die allesamt lächerlich wirken und dem Antagonisten im Nachhinein seine ganze Bedrohlichkeit rauben. Hier hätte man sich (gerade bei dem geringen Budget) eine andere Lösung einfallen lassen müssen.
Fazit: "Terminator" lässt sich als Ode an die Teleologie in keinem Fall als stumpfer Actionfilm bezeichnen, sondern als intelligent gemachtes Sci-Fi-Kino, das nicht nur theologische Weltansichten durchbricht und den freien Willen zerstört, sondern auch das Schicksal der Weltbevölkerung auf die Schultern einer normalen Frau legt. Zwischen Paradoxen, erdrückender Bestimmung und unumgänglicher Sinnerfüllung, sowie gewalttätigen Einstellungen und krachenden Actionszenen wird "Terminator" zu hochspannender Unterhaltung, die uns eine brillante Idee vorweist, die es in dieser Form so nur einmal gibt. Das geringe Budget ist zugleich Segen als auch Fluch. Durch wenig Möglichkeiten für große Materialschlachten dazu gezwungen, eine Geschichte zu erzählen, versagt diese ausgerechnet dann, wenn sie optisch eindeutiger werden muss an ihren finanziellen Optionen. Schicksal oder Zufall? Wir werden es wohl nie erfahren!