
Originaltitel: Black Mask
Herstellungsland: Hongkong
Produktionsjahr: 1996
Regie: Daniel Lee
Darsteller: Jet Li, Lau Ching Wan, Karen Mok, Françoise Yip, Patrick Lung, Anthony Wong Chau-Sang, Xin Xin Xiong, Ellis Winston
Zwei Jahre, bevor er als Badguy im vierten "Lethal Weapon"-Abenteuer "Zwei Profis räumen auf" den Grundstein für eine mit "Romeo Must Die", "The One" und "Born 2 Die" kontinuierte Hollywoodkarriere legte, lief Martial-Arts-Star Jet Li im von Genremaestro Tsui Hark produzierten Actionkracher"Black Mask" noch einmal in der Heimat zu Hochform auf und schuf mit dem von Daniel Lee ("Dragon Squad") inszenierten Film nicht nur einen zusammen mit "Once Upon A Time in China and America" (1997) gelungenen vorläufigen Ausstand aus dem asiatischen Kino, in das er erst 2006 mit dem superben Meisterwerk "Fearless" wieder zurückkehrte, sondern auch ein Werk, das man guten Gewissens als einen seiner besten wenn nicht gar den besten Film der gesamten Lischen Filmografie klassifizieren kann. Ein derartiges Actionfest, wie es im Sci-Fi-angehauchten Thrillerkracher "Black Mask" zelebriert wird, findet man selbst als Genrefan wahrlich nur selten, doch dazu später mehr.
Zunächst einmal muss das unglückliche Fassungschaos erklärt werden, das das Werk bei seiner internationalen Auswertung erfuhr: Für die Kinoauswertung in Hongkong musste "Black Mask" zur Sicherstellung des Cat.IIB-Ratings bereits gekürzt werden, bei der späteren dortigen DVD-VÖ wurde noch einmal zusätzlich die Schere angesetzt, während in den westlichen Ländern einmalig in Frankreich die originale HK-Kinofassung released wurde. Komplett unzensiert gibt es den Film nur um im teilweise auch als erweiterte Fassung geltenden Taiwan-Cut, der allerdings in keiner ordentlichen DVD-Version vorliegt. Wäre die Lage damit nicht schon unübersichtlich genug, schnitt man für den westlichen Markt wie so oft bei asiatischen Actionfilmen eine internationale Alternativ-Version zusammen, die sowohl Gewaltcuts als auch veränderte und weggelassene Handlungselemente vorweist. Die deutschen Veröffentlichungen auf Video und DVD entsprechen dieser Fassung, haben allerdings recht hässliche Covermotive, liegen ohne FSK- oder juristische Prüfung vor und stehen auf dem Index, weshalb TV-Fassungen noch einmal für eine FSK-18-Freigabe heruntergekürzt werden mussten. Bei einem derartigen Chaos verschiedener Schnittfassungen ist es für den Konsument fast schon egal, zu welcher er greift, da so gut wie jede in irgendeiner Form cut ist oder sonstige Mängel aufweist.
Gerade angesichts der grandiosen Qualität des Films ist diese Situation bedauernswert, denn "Black Mask" ist eine überwältigende Actionoper sondersgleichen, die sowohl im asiatischen als auch internationalen Actionkino ihresgleichen sucht: Eine Mordserie hält die Polizei von Hongkong in Atem. Mithilfe der überlebenden Mitglieder der aufgelösten Supersoldatenelite 701-Squad radiert der Verbrecher Shung nacheinander die Triadenbosse der Stadt aus, um die Herrschaft über den örtlichen Drogenhandel zu erlangen. Das 701-Team war das Resultat eines geheimen militärischen Forschungsprojekts zur Züchtung schmerzunempfindlicher und emotionsloser Supersoldaten. Als ein mysteriöser schwarzgewandeter Martial-Arts-Spezialist auf den Plan tritt, der sein Gesicht hinter einer Maske verbirgt und den Cops tatkräftig unter die Arme greift, ahnt der ermittelnde Inspektor anfangs noch nicht, dass sich sein unscheinbarer Freund Tsui Chick (Jet Li), ein schüchterner Bibliothekar, hinter dem Zorro-Kostüm versteckt: Tsui gehört ebenfalls zu den ehemaligen Mitgliedern des tödlichen 701-Kommandos und stellt sich gegen seine alten Freunde.
Die internationale Fassung startet stimmungsvoll mit einer Schwarz/Weiß-Rückblende in das Ende des Forschungsprojekts und bereits während der Anfangscredits trumpft "Black Mask" mit der ersten groß angelegten Actionszene auf. Ein überaus amtliches Budget von 64 Millionen Dollar sorgte dafür, dass sich die Macher in Sachen Krawall richtig austoben durften, und so startet Daniel Lees zweiter Film nicht nur als furioses Ballett aus Kampf und Gewalt, sondern schafft es bravourös, das unglaubliche Tempo und die Brillanz der abwechslungsreichen Actionelemente bis zum düsteren Finale souverän zu kontinuieren. Die Prämisse ist zwar soweit gelungen, wenngleich recht klassisch um nicht zu sagen konventionell gehalten, dient jedoch im weiteren Verlauf nur für die Aneinanderreihung der perfekt komponierten Action, die Figuren, Story und einen Subplot um Tsui Chicks Beziehung zu einer in der Bibliothekt arbeitenden Kollegin schnell zum irrelevanten Beiwerk degradiert.
Als Fight Choreografer zeichnet bei "Black Mask" der Maestro seines Faches Woo-ping Yuen ("Tai-Chi", "Matrix", "Kill Bill", "Fearless") verantwortlich, und so stehen die Martial-Arts-Auseinandersetzungen bereits von Anfang außer Frage, und Ping kredenzt einen dermaßen genial choreografierten, überwältigenden Augenschmaus für Genregeeks, dass man es gesehen haben muss, um es zu glauben, und die Actionpalette wird überdies mit genauso furios eingefangenen, teils blutigen Shootouts sowie feurigem Pyrozauber abgerundet.
Zwar resultieren aus dem leichten Sci-Fi-Touch des Geschehens, der sich in futuristischen Spielereien wie beispielsweise Laserstrahlen und der High-Tech-Ausrüstung der 701-Squad manifestiert, einige Spezialeffekte, die heute nicht mehr den verwöhnten Sehgewohnheiten entsprechen, doch zum einen sind die Aufnahmen durchaus noch glaubhaft und ansehbar und forcieren zum anderen den charmanten, leichten Trash-Touch des Gezeigten.
Jet Li ist schauspielerisch genauso wenig gefordert wie der Rest des Casts, überzeugt dafür aber freilich durch seine optimal eingebrachten Martial-Arts-Skills und gibt als teilweise auch peitschenbewährter Zorroableger des 20. Jahrhunderts eine überaus elde Performance ab. Ein gelungener Gitarrenscore tut sein übriges, um den positiven Gesamteindruck von "Black Mask" abzurunden.
Fazit: Wow, wow und nochmals wow! Mit "Black Mask" lieferte HK-Superstar Jet Li vor seiner mehrjährigen Hollywoodexkursion noch einmal ein Meisterwerk ab, das sich guten Gewissens als der geilste Kracher seiner Filmografie klassifizieren lässt. Produziert von Tsui Hark und mit Meister Woo-ping Yuen als Kampfchoreograf bekommt der Rezipient ein abwechslungsreiches Actionfest der Extraklasse kredenzt, das man gesehen haben muss, um es glauben zu können. Als martialischer Held im "Zorro"-angehauchten Düsteroutfit gibt Li überdies eine überaus coole Performance ab.

Alle deutschen DVD-Fassungen sind gekürzt, lediglich in Frankreich und Taiwan ist der Film uncut bzw. als Langfassung zu erwerben. Näheres zum Fassungschaos im obigen Review.