
Originaltitel: Deja Vu
Produktionsjahr: 2006
Herstellungsland: USA
Regie: Tony Scott
Produktion: Jerry Bruckheimer
Darsteller: Denzel Washington, Paula Patton, Val Kilmer, James Caviezel, Adam Goldberg, Elden Henson, Erika Alexander u.a.
Ein friedlicher Morgen in New Orleans. Hunderte Menschen haben soeben eine Fähre bestiegen und dank einer Abordnung Marinesoldaten herrscht ausgelassene Stimmung an Deck. Da explodiert die Fähre ...
Ein friedlicher Morgen in New Orleans. Hunderte Menschen haben soeben eine Fähre bestiegen und dank einer Abordnung Marinesoldaten herrscht ausgelassene Stimmung an Deck. Da explodiert die Fähre ... Grausame Konsequenz: Über 500 Tote und eine komplett in Ungläubigkeit erstarrte Stadt, die nur kurz zuvor von einem Hurrikan weitestgehend verwüstet wurde. ATF Agent Doug Carlin wird zu den Ermittlungen hinzugezogen. Er findet schnell heraus, dass es sich bei dieser Katastrophe um ein Attentat handelte, tappt ansonsten aber im Dunkeln. Da bekommt er von einem Kollegen mitgeteilt, dass unweit der Unglücksstelle der Leichnam einer Frau, namens Claire Kuchever, gefunden wurde, die Doug aufgrund der Umstände und des Zustandes ihres toten Körpers zunächst als abgetriebenes Opfer des Bombenanschlages ablegen möchte, bis er erfährt, dass die Frau deutlich vor dem Anschlag gefunden wurde. Doug ahnt, dass sie in irgendeiner Weise in den Fall verwickelt sein muss. Just in dieser Phase tritt FBI Agent Andrew Pryzwarra an ihn heran und berichtet ihm von einer abenteuerlichen, technischen Entwicklung, die es möglich machen soll, aus den Daten aller in Reichweite befindlichen Satelliten den Tathergang originalgetreu zu reproduzieren! Nur bräuchten die Rechner für diesen Gewaltakt vier Tage und sechs Stunden zum Rendern. Man bittet darum Doug mit ihnen gemeinsam die Daten der Tage zu sichten, die man schon berechnet hat und die eben vier Tage und sechs Stunden in die Vergangenheit zurückreichen und eventuell schon Hinweise auf den Täter liefern könnten. Doug willigt in das Vorhaben ein und konzentriert sich bei seinen "Recherchen" vollkommen auf die angespülte Wasserleiche Claire. Dabei beginnt er bald zu ahnen, dass mit diesem Projekt etwas nicht stimmt. Seine neuen Mitarbeiter weihen ihn daraufhin in die wahren Hintergründe ihres Projektes ein und offenbaren ihm, dass sie ein Wurmloch "aufgetan" haben, das eben die bereits mehrfach erwähnte Zeitspanne zurückreicht ... Liefert das eventuell Möglichkeiten zur Verhinderung des Attentates?

Soviel sei verraten ... Natürlich wird es diese Möglichkeiten geben, allerdings gibt es diese nicht ganz umsonst. Um genau zu sein, es gibt ein weiteres wichtiges Todesopfer ... die Logik. Und damit gleich die wichtigste Warnung vorweg: Wer hier eine physikalisch korrekte Auseinandersetzung mit dem Thema Zeitreisen oder gekrümmter und gefalteter Raum sucht, der ist hier definitiv an der falschen Adresse! Déjà Vu will nicht logisch sein, Déjà Vu will unterhalten. Déjà Vu will nicht logisch sein, Déjà Vu will unterhalten. Und das tut Déjà Vu auch! Mein Grundsatz bei Zeitreisefilmen ist immer: Die Story funktioniert immer dann, wenn im Filmverlauf nicht die filminhärente, eigene Logik ausgehebelt wird. Bleibt also die Handlung in den Grenzen, die der Film selbst bezüglich der Logik errichtet hat, sehe ich das Ergebnis meist als gelungen an. Diesen Grundsatz hält Déjà Vu für mein Dafürhalten weitgehend ein. Natürlich gibt es auch in Déjà Vu Szenen, die am eigenen Verstand (und dem der Drehbuchautoren) zweifeln lassen, wie Manipulationen, die Denzel Washingtons Charakter in der Jetztzeit auffallen, obwohl er sie zukünftig erst in der Vergangenheit vornehmen wird ... obwohl er sie zukünftig erst in der Vergangenheit vornehmen wird ... Doch wer hat bitte mehr von einem Jerry Bruckheimer Film erwartet? Scott errichtet einen pseudowissenschaftlichen Hintergrund, erwähnt Namen wie Einstein, wirft ein paar Schlagworte in den Raum, die sich eben um Raum und Zeit drehen und schon ist das Popcornhirn befriedigt. Obendrein lässt Scott nicht wirklich viel Zeit zum Nachdenken, denn als Mastermind hinter Déjà Vu drückt er in seinem Streifen ordentlich auf die Tube. Dabei erschafft er einen beeindruckenden Spannungsbogen, der als stinknormaler Thriller mit CSI Ansätzen beginnt, einen kleinen Dämpfer bekommt, wenn die Zeitreisegeschichte ins Spiel gebracht wird, um daraufhin Aktion auf Reaktion zu türmen und einen fast schon atemlosen Denzel Washington von Ereignis zu Ereignis zu jagen. Das Ergebnis ist ein überraschend spannendes Zeitreisevehikel, das es sich - abgesehen von ein paar Unwahrscheinlichkeiten im Verlauf des gesamten Filmes ... ich sage nur freibewegliche Kameras in Zeit und Raum!!! - nur am Ende ein klein wenig zu einfach macht ...

Ich nutze die Phrase "überraschend spannend" deshalb, weil ich im Vorfeld des Filmes geglaubt hatte, dass Scott versuchen würde, die Logikuntiefen mittels eines seiner Stilmittelbombardements und nicht mittels einer spannenden Handlung zu übertünchen. Doch glücklicherweise sah ich mich dahingehend recht schnell, recht positiv getäuscht. ... recht schnell, recht positiv getäuscht. Denn zum einen vertraut Scott nicht nur auf die durch die Story entwickelte Spannung, obendrein schraubt er seinen Stilmittelirrsinn aus seinen letzten Werken Man on Fire und Domino auf ein absolutes Minimum zurück! Gibt es hier Stilmittel, stehen diese im Dienste des Filmes und machen ihn nicht aus! Die Kamera zittert nicht, die Schlagzahl der Schnitte bleibt niedrig und Kameramann Paul Cameron findet immer wieder die passenden Bilder. Das ergibt eine optisch imposante, bis ins kleinste Detail durchkomponierte Bilderpracht in braungefilterten Farben und dem üblichen Bruckheimer Pomp wie Helikopterarmadas oder dicke Materialschlachten, sobald Action aufkommt. Im Rahmen der Action geht Déjà Vu sogar richtig innovative Wege und liefert eine - von der Konzeption her - absolut einzigartige Autoverfolgungsjagd, die seinen Probanten gleich zweifach fordert, muss er doch auf den Verkehr in der Vergangenheit genauso achten, wie auf den in der Jetztzeit. Das Ergebnis ist eine herrliche Actionszene mit ordentlich Blechschaden, in der ein Hummer wieder einmal zeigen kann, dass er wohl auch Atombombeneinschläge überstehen würde. Auch die restlichen Actioneinlagen sind stimmig inszeniert und machen Spaß. Die Inszenierung des Bombenanschlages zu Beginn ist meines Erachtens aber der stärkste Moment im ganzen Film. Zum einen weil das Ganze tricktechnisch absolut perfekt ist und brillantes Desasterentertainment bietet. Zum anderen, weil die Szenen im Umfeld der Auswirkungen der Explosion, auch dank des genialen Scores von Harry Gregson-Williams, extrem bedrückend geraten sind. Harry Gregson-Williams ist als derzeitiger Stammkomponist von Scott eh einer der großen Gewinner von Tony Scotts Rückkehr zu seinen optisch opulenten Bildertableaus. Denn endlich kann er wieder einmal Themen entwickeln, die nicht nur 30 Sekunden kurz sein dürfen und eben wie Scotts Bilder auf den Zuschauer herniederflackern. Sehr schön.

Zur technischen Perfektion gesellt sich dann auch noch ein ungemein spielfreudiger, verdammt starker Cast, der allerdings ein klein wenig darunter leidet, dass Denzel Washington den Film mit aller Macht an sich reißt. Washington ist physisch ungemein präsent, sorgt mit einigen Kommentaren immer wieder einmal für die nötige ironische Distanz zum Zeitreisethema und liefert eine wahrlich wuchtige Performance ab, was insofern absolut bewundernswert ist, weil er im Grunde vom Drehbuch ganz schön allein gelassen wird. Überlegt man nämlich im Nachhinein einmal, was man von seiner, den Film dominierenden, Figur eigentlich erfährt, muss man nüchtern anerkennen, dass Washington aus einem NICHTS an Figur einen wirklich lebensechten und funktionierenden ATF Agenten entwirft, mit dem man mitfiebert, obwohl man eigentlich nur weiß, dass er keine Familie hat und aussieht wie Denzel Washington! Ähnlich ergeht es eigentlich allen anderen Figuren in Déjà Vu. Alle spielen absolut passend und entwerfen eben funktionierende Charaktere, ohne dass man als Zuschauer wirklich etwas über Selbige erfährt. Am meisten ragen dabei Val Kilmer als Agent Andrew Pryzwarra, Paula Patton als Claire Kuchever und Jim Caviezel als Carroll Oerstadt hervor. Kilmer, weil er mit absoluter Ruhe und Souveränität aufspielt und optisch anmutet, als könne er demnächst in Top Gun II mitwirken. So jugendlich frisch habe ich ihn seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Scotts Rückkehr zu seinen Wurzeln und Washingtons kraftvollen Spiel zum Trotz, ist die mir bisher vollkommen unbekannte Paula Patton der eigentliche Clou an Déjà Vu. Sie spielt intensiv und kraftvoll ihre Rolle als Claire und strahlt eine anmutige Schönheit aus, die Ihresgleichen sucht. ... eine anmutige Schönheit, die Ihresgleichen sucht. Ich hätte ihr gewünscht, dass Déjà Vu so verlaufen wäre, wie es uns der (imo absolut geniale) Trailer weismachen wollte. Gab dieser doch vor, Washington würde schon viel früher in der Zeit zurückreisen und so deutlich mehr mit Claire interagieren. Dann hätten wir noch viel mehr von ihr sehen können. Es hätte dem Film sicher noch mehr Pluspunkte zugetragen. Jim Caviezel leidet ein wenig unter der Dominanz von Washington. Das merkt man in den gemeinsamen Szenen mit Washington, in denen er Washingtons Figur ein absolut ebenbürtiger, wenn nicht sogar überlegener Gegner ist. Für derartige Momente gibt es aber eben leider viel zu wenige Gelegenheiten und sein Charakter bleibt ein wenig zu eindimensional und flach und hat auch nicht wirklich vernünftige Motive für sein Handeln erhalten. Dennoch versorgen seine bedrohlich ruhigen Auftritte dem Film einige herrlich unheimliche Momente.

Das Ergebnis ist im Grunde ein Zeitreisethriller, der an allen Problemen leidet, die derartige Filme nun einmal gerne vor sich hertragen. Man muss sich mit einer abstrusen Grundidee anfreunden, diverse Abstriche bezüglich der Logik machen und eben bestenfalls sein Hirn an der Kasse abgeben. Kann man sich mit diesen Problemen arrangieren, findet man in Déjà Vu einen mächtig spannenden Popcornreißer aus der Bruckheimerproduktionsschmiede, der dank seines "back to the roots" Regisseurs, eines herrlich aufspielenden, ungemein charismatischen Castes und einer wirklich innovativen Actionszene über so manche Ungereimtheit hinwegpoltert und astreine Unterhaltung bietet, die man sich durchaus häufiger zu Gemüte führen kann ... Déjà Vus sind in diesem Falle dann natürlich keine Ausnahme ;-)

In diesem Sinne:
freeman
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freeman