Rache - Söldner des Todes

Originaltitel: Mercenary
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1997
Regie: Avi Nesher
Darsteller: Olivier Gruner, John Ritter, Robert Culp, Ed Lauter, Michael Zelniker, Martin Kove, Lara Harris, Lindsay Ginter, Nils Allen Stewart, Michael Reid Davis, Duke Valenti, Kevin Knotts, Jaime Pressly u.a.
Der aus Prinzip schwerreiche Industrielle Ambler hält in seinem herrschaftlichen Anwesen eine Party für einen Schriftsteller ab, der sich in seinen Werken kritisch gegenüber dem Terrorismus in der Welt äußert. Da Leute wie dieser in bestimmten Berufskreisen eine eher kleine Lobby haben, machen auch bei dieser Party ein paar Terroristen ihre uneingeladene Aufwartung, meucheln den Schriftsteller und obendrein Amblers Ehefrau. Ambler selbst landet im Krankenhaus und hegt fortan Rachegelüste. Blöderweise entpuppt sich der Drahtzieher hinter dem Attentat als Phoenix, absoluter Topterrorist des ehemaligen sowjetischen Lagers. Ergo lassen sich auch nicht wirklich Bereitwillige finden, die Ambler bei seinen Racheplänen unterstützen wollen.
Irgendwann stolpert Ambler über Hawk, Intimfeind von Phoenix und vermutlich irre genug, den russischen Topterroristen anzugreifen. Als Ambler aber den Wunsch äußert, Hawk begleiten zu dürfen, winkt dieser ab. Als ein Kumpel von Hawk hinter Gittern landet und Hawk eine halbe Million zur Auslöse benötigt, wendet er sich an Ambler und bricht doch mit ihm gen wildes Kurdistan auf, um die ehemalige Sowjetrepublik einem gehörigen Facelift zu unterziehen ...
Die Rachegeschichte hinter dem sinnigerweise im Deutschen gleich Rache genannten Mercenary ist vermutlich alles mögliche, nur nicht originell und lässt sich eben auch auf den Einsatzhandlungsstrang: „Mann will Rache für Frau“ herunter brechen. Aber Rache macht aus diesem dünnen Storyansatz verdammt viel! Im Grunde bekommt man hier mehrere Filme in einem, denn neben der Rachgeschichte gibt es Verschwörungen, Intrigen, Ausbildungssequenzen, Buddy Movie Elemente, Elemente eines Dauerverfolgungsjagdstreifens und diverse kleine Wendungen und Haken, die Rache vor allem handlungstechnisch doch enorm vom Durchschnitt abzuheben vermögen und wahrlich keine Sekunde Langeweile aufkommen lassen, da der Streifen so permanent in Bewegung ist und obendrein mit einem wahren Actionoverload gesegnet ist!
Hier wird geballert, gekickt, mit Buggys um die Wette gefahren, explodiert, gehauen, gestochen, geschlitzt und mit One Linern um sich geschmissen, dass es eine wahre Freude ist. Immer mittendrin: Olivier Gruner, der zwar wie gewohnt eher effektiv denn schön kickt, den Film so aber auch eine gewisse realistische Note in der Action beschert. Aus Actionfansicht dürfte vor allem das Einstiegsmassaker auf der Schriftstellerparty interessant sein, denn hier setzt es Blutwolken, dicke Einschusslöcher und einen netten Bodycount. Danach ist Olivier dran und darf wild um sich kicken, einen Kugelschreiber in ein fremdes Sehorgan rammen und eine Kehle aufschlitzen. Der Actionfan selber lehnt sich derweil zufrieden glucksend zurück. Leider behält Rache diesen hohen Actionstandard nicht bei. Die Action selber bleibt zahlreich und rasant und bietet enorm viel Abwechslung (schauplatztechnisch und actionformtechnisch (Verfolgungsjagden, Luftkämpfe, usw.), switcht aber in den harmlosen „Peng, du bist tot“ Modus und lässt das zu Beginn in den Film gepumpte Quäntchen Härte missen.
Erst am Ende darf dann noch mal in Augen geschossen werden und landen Messer in Hälsen, das ändert aber eben nichts daran, dass Rache gewalttechnisch in der Mitte ziemlich hängt, während der Bodycount selbst behände Purzelbaum schlägt und ganze Armeen von Gegnerhorden ins Russengras beißen. Das ganze Geballer ist obendrein hervorragend und stilvoll in Szene gesetzt und beweist ein sicheres Gespür für coole Schauwerte. Im Grunde schießt Rache nur einen echten Bock und das ist eine selbst für damalige Verhältnisse grandios schlecht getrickste Hubschrauberkampfeinlage, die obendrein für die lancierte Qualität viel zu lange andauert und leider keinen echten Sinn für den Film hat. Diese Sequenz hätte man sich echt schenken können/sollen, zumal bis zu diesem Zeitpunkt auch nie so recht klar war, ob man mit Rache nicht sogar am A-Himmel kratzen wollte, so profund ist der Film bis dahin inszeniert!
Darstellerisch schlägt sich Rache ebenfalls hervorragend. Olivier Gruner ist in einsilbigen Charakterhüllen eh immer am Besten und darf als schweigsamer Söldner Hawk auch genau das machen, wofür die wenigen Grunerfans ihren Olivier nun mal lieben: Straight kicken, cool killen und dabei eine saucoole und megaschnittige Frisur inklusive geiler Sonnenbrille durch die Kante schleppen. Und da die Kommunikation mit dem unlängst verstorbenen Vollblutkomiker John Ritter eh nur aus One Linern besteht und beide keinerlei tiefergehende Gespräche führen müssen, kann man nicht einmal behaupten, dass Ritter den Gruner an die Wand schnoddern würde. Im Gegenteil, beide funktionieren erst im Team so richtig gut und ergänzen sich prächtig! Richtig die Sau rauslassen darf Martin Kove als Phoenix. In seiner Drehbuchschreibung wird wohl nur folgendes gestanden haben: Menschen killen, irre gucken, sexy Russinnen nackt in Ketten legen und vor nem Lagerfeuer durchknattern. Wer da nicht zusagt, ist selber schuld und Kove passt auf die Rolle wie Arsch auf Eimer, wird aber leider einen ganzen Zacken zu früh aus dem Geschehen genommen. Dies liegt aber ganz offensichtlich an dem bereits erwähnten wilden Hakenschlagen der Storyline.
Technisch gesehen überzeugt Rache nicht nur in der Action. Regisseur Avi Nesher arbeitet mit einer stark farbgesättigten Optik und pumpt soviel verschiedene Schauplätze in seinen Film wie das Budget hergab. Gerade im Vergleich zum miesen, nur im Dschungel spielenden Nachfolger gibt es hier die volle Ladung: Aminobelvilla, mexikanisches Gauchodorf, chinesischer Hinterhof, Wüstenlandschaften, Bergfestung, schneebedeckte Hochgebirgslagen, Laubwaldgefilde Russlands und und und. Hier wurde wahrlich geklotzt und nicht gekleckert. Musikalisch gibt es ein zwei zackige Themen auf die Ohren, wirklich im Gedächtnis verhaften bleibt aber keines der Musikstücke.
Was bleibt ist eine Daueractionspaßparade, die alles auffährt, was dem Actionfan das Herz aufgehen lässt. Wildes Gekicke, endloses Geballer und coole Verfolgungsjagden werden garniert mit einer überraschend guten Geschichte, die grundsätzlich eine simple Rachgeschichte erzählt, aber recht schnell weniger ausgelatschte Wege beschreitet. Die Kombination Gruner / Ritter funktioniert hervorragend und lässt vor allem Gruner deutlich weniger steif wirken, als man es gewohnt ist. Die Hubschrauberszene hätte es nicht gebraucht und das einleitende Härteniveau hätte sich durchaus gerne über den ganzen Film ziehen dürfen. Doch davon abgesehen macht Rache verdammt viel Spaß und steckt den mauen Nachfolger mühelos in die Tasche.

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McClane meint:
„Rache – Söldner des Todes“ ist ein ziemlich guter B-Actioner, der überraschenderweise von dem großen Label Hollywood Pictures verliehen wurde.
Finanzgenie Jonas Ambler (John Ritter) liebt lediglich seine Frau Joanna (Lara Harris) mehr als seinen beruflichen Erfolg. Auf einer Party, welche die beiden für einen revolutionären Schriftsteller geben, passiert aber das Unglaubliche: Eine Horde bewaffneter Männer stürmt das Anwesen, um den Schriftsteller zu ermorden. Bei dem Massaker stirbt neben dem Schriftsteller, diversen Bodyguards und Partygästen auch Joanna, während Jonas schwer verletzt überlebt. Damit kann der Film schon als Opener eine ordentliche Ballerei mit vielen blutigen Einschüssen präsentieren.
Jonas sinnt auf Rache als er erfährt, dass der bezahlte Killer Phoenix (Martin Kove) dahinter steckt. Er will den ehemaligen Spezialagenten und jetzigen Söldner Captain Carl ’Hawk’ May (Olivier Gruner) engagieren, damit dieser Phoenix tötet – und Jonas will dabei zusehen. Zwar hat Hawk noch eine alte Rechnung mit Phoenix offen, doch er will keinen Zivilisten mitschleifen. Damit entspannt sich schon eine Art Buddy Konflikt, der zwar weitestgehend humorlos ist, aber dafür viel Raum im Film in Anspruch nimmt.
Dann gerät Hawk allerdings in eine ungemütliche Lage, aus der ihn nur Jonas mit seinem Geld und seinen Beziehungen retten kann. Widerwillig stimmt er zu und trainiert Jonas speziell, ehe sie zu Phoenix’ Unterschlupf aufbrechen. Doch dort bekommt es Hawks Söldnertrupp bald mit unerwarteten Schwierigkeiten zu tun…
Der Konflikt zwischen Jonas und Hawk würde an sich Raum für etwas Buddy Komik bieten, doch der Film probiert diese Schiene nicht aus. Stattdessen versucht man hier eine etwas dramatischere Richtung einzuschlagen, denn die Fieslinge kosten Hawk und Jonas diverse Freunde und geliebte Menschen. Da John Ritter ein professionellerer Darsteller ist und Olivier Gruner auch etwas Talent besitzt, kauft man den Figuren diese Dramatik auch relativ gut ab. Doch der besonders viel Tiefgang sollte man auch nicht erwarten.
Die Story folgt gewohnten Genrebahnen, wobei die Namenssymbolik der Kontrahenten (Falke vs. Phoenix), die noch eine alte Rechnung offen haben noch zu den originellsten Einfällen gehört. Hawk ist natürlich Franzose, damit man Gruners Akzent erklären kann, während die meisten anderen Wendungen (z.B. die Szene mit dem Finger am Ende) ziemlich vorhersehbar sind. Lediglich in der Mitte kann der Film bei der Enthüllung einiger Hintergründe wirklich überraschen. Doch das Tempo ist hoch und der Film kommt auf ein solides Maß an Spannung, da man geschickt auf handelsübliche Weise Nervenkitzel erzeugt (z.B. kennt man Verräter schon vor den Figuren).
Die Action ist ziemlich zahlreich und vor allem in der zweiten Hälfte wandelt sich der Film fast in eine non-stop Hetzjagd. Es gibt diverse Verfolgungsjagden und auch ein paar Nahkämpfe, doch das Hauptaugenmerk liegt auf den Shoot-Outs. Gruners Fights sind relativ spektakulär, aber finden oft im Halbdunkel statt, was den Spaß an den Martial Arts Szenen etwas trübt. Doch die Hauptattraktion, die Schießereien, sind sehr gut inszeniert, zeigen eine recht spektakuläre Choreographie und bieten diverse blutige Einschüsse.
Olivier Gruner macht eine ziemlich gute Figur und beweist sich als recht talentierter B-Actionheld. John Ritter ist als professioneller Schauspieler natürlich auch gut, muss aber etwas damit kämpfen, dass seine Rolle nicht immer sympathisch angelegt ist. Die Nebendarsteller, darunter etwas bekanntere Leute wie Martin Kove und Ed Lauter, machen ihre Sache auch ziemlich gut.
Zwar ist die Story von „Rache – Söldner des Todes“ keine Offenbarung, aber ziemlich gute Unterhaltung für Freunde des gepflegten Ballerfilms bekommt man hier dennoch geboten.

Bis vor kurzem stand die deutsche VHS im Regal, überraschenderweise von Buena Vista/Hollywood Pictures verliehen, weshalb der Film wohl hierzulande uncut durchkam. Der Blutgehalt stellt zwar keine neuen Rekorde auf, aber es wurden ja schon harmlosere B-Movies geschnitten. Jetzt habe ich die kanadische DVD im Regal in schöner Lions Gate Quali, ebenfalls uncut, wenn auch nur mit ein paar Alibiextras.