
Originaltitel: Back In Action
Produktionsjahr: 1994
Herstellungsland: Kanada
Regie: Steve DiMarco/Paul Ziller
Darsteller: Billy Blanks, Roddy Piper, Nigel Bennett, Matt Birman
Bei einem von der Polizei fingierten Drogendeal wird der Partner von Frank Rossi (Roddy Piper) angeschossen, aber dann auch noch von Chukka (Matt Birman), der rechten Hand des Obergangsters Kassajian, kaltblütig abgestochen. Die Schwester von Billy Blanks hat eine Affäre mit einem der Gangster (wahrscheinlich ohne seine wirkliche Profession zu kennen) und hat den Mord an Pipers Partner aus einiger Entfernung beobachtet. Billy Blanks kann sie grade noch aus der Gefahrenzone bringen, die Gangster jedoch wissen, dass seine Schwester den geplatzten Drogendeal und den Mord an Pipers Partner gesehen hat und machen Jagd auf sie. Da kann Billy, der immer sehr um das Wohl seiner Schwester besorgt ist, natürlich nicht tatenlos zusehen, zumal der erste Mordversuch nicht lange auf sich warten lässt.
Piper hat nun durch den brutalen Mord an seinem Partner erst recht den Ehrgeiz, Kassajian hinter Schloß und Riegel zu bringen. Als Billy Blanks seine Schwester mal wieder in einer Bar zurechtweisen will, treffen Blanks und Piper dass erste Mal aufeinander und geben sich erstmal ordentlich eins auf die 12. Im Verlauf des Films werden die beiden allerdings doch noch warm miteinander und raufen sich zusammen, um es mit Kassajian und seiner Organisation aufzunehmen. Piper, weil der Mord an seinem Partner nach Gerechtigkeit ruft, Blanks, weil die Gangster es auf seine Schwester abgesehen haben.
Ihr seht schon an der Inhaltsangabe, dass die Story alles andere als neu ist, aber es geht hier um einen lupenreinen Actionfilm, genauer gesagt B-Action-Film, und nicht um ein tiefgründiges Beziehungsdrama. Dennoch hat man sich bemüht, der Story Tiefe und Plausibilität zu verleihen, in dem man etwa relativ viel Zeit auf die Beziehung von Billy zu seiner Schwester verwendet hat. Billy versucht ständig seiner Schwester klarzumachen, wie sie zu leben habe, mit welchen Männern sie sich einzulassen hat und mit welchen nicht. Die denkt natürlich ganz anders darüber. Sie will immer ihren eigenen Willen durchsetzen und sich von ihrem Bruder keine Vorschriften machen lassen. Im Verlauf des Films, als Billy schon kräftig Kassajians Männern zusetzt, wird auch die Affäre seiner Schwester zu dem Gangster noch etwas vertieft.
Piper dagegen ist zu Anfang der einsame Wolf. Er kennt nur seine Polizeiarbeit und gerät wegen diesem Fall auch schon mal mit seinem Vorgesetzten aneinander. Es wird eine vergangene Beziehung zu einer Nachrichtensprecherin angerissen, die sich aber auch noch in die Gegenwart zieht. Die beiden sind sehr verschieden, aber anscheinend empfinden sie etwas füreinander.
Soweit eher das erste Viertel der Story, denn ab dort lernen sich Piper und Blanks kennen, treffen auch schon mal aufeinander. Den Charakter eines Buddy-Movies nimmt der Film jedoch erst etwa im letzten Viertel an. Vorerst macht jeder seine Sache. Billy sucht seine Schwester und gibt Kassajians Männern ordentlich Saures, Piper versucht auf seine Weise, Kassajian matt zu setzen
Im Bereich der Action gibt’s hier wirklich die volle Breitseite mit allem, was das Genre zu bieten hatten. Das Härte-Level ist teilweise extrem hoch, eigentlich bei jeder Prügelei leidet man mit. Besonders als Billy Blanks den ersten Anschlag auf seine Schwester vereitelt, vertrimmt er die beiden Angreifer nach Strich und Faden. Auch sehr reizvoll anzusehen ist der Kampf beim ersten Aufeinandertreffen von Blanks und Piper. Reizvoll deswegen, weil hier zwei völlig unterschiedliche Kampftechniken, ja Philosophien, aufeinander treffen. Piper, der ja aus dem Wrestling-Bereich kommt, zeigt hier eine ganze Reihe seiner Moves und Techniken, Billy Blanks setzt seine Gegner mithilfe der Tae-Bo-Kampfkunst außer Gefecht.
Prügeleien machen zwar den Großteil der Action aus (besonders vonseiten Billys), sind aber nicht alles, was der Film an Action zu bieten hat. Der fingierte Drogendeal am Anfang mündet in eine handfeste Schießerei, die zugegebenermaßen noch etwas blutiger hätte ausfüllen können, dafür gibt es etwa in der Mitte noch eine kurze Autoverfolgungsjagd, die leider nur durchschnittlich ausgefallen ist, und im Showdown auf einem Frachtschiff werden dann eine ganze Menge Äthanolfässer in die Luft gejagt (Äthanol deshalb, weil es zur Herstellung von Drogen gebraucht wird). Also man sieht schon, für Abwechslung ist in den Actionszenen auf jeden Fall gesorgt, wenn auch insgesamt die Stunts nicht sonderlich spektakulär sind oder speziell eine Szene, als Billy durch eine geschlossene Tür(!)auf einige Männer von Kassajian feuert, auch schon mal etwas daneben ist. Insgesamt kann man aber sagen, dass die Action sehr solide und professionell gemacht ist und vor allem ohne Stock Footage auskommt, was ja in den 90er Jahren erst so richtig Einzug hielt, um die Kosten für selbstgemachte Action zu minimieren.
Man sollte noch anmerken, daß der Film mit einem eher niedrigen bis sehr niedrigen Budget gedreht wurde, aber so unterhaltsam und fetzig geworden ist, wie es manchem Blockbuster versagt bleibt. Ich weiß nicht, wie hoch das Budget war, aber fast immer sieht man dem Film das an. Etwa in der Wahl der Schauplätze (man achte mal auf das Innere des Polizeireviers, hab lange kein so schäbiges, billig ausgestattetes Polizeirevier gesehen). Produziert wurde der Film von Shapiro-Glickenhaus, einer eher kleinen Produktionsfirma, die vielleicht nicht quantitativ mit dem Output eines Pepin-Merhi-Studios oder Nu Image mithalten kann, qualitativ sehr wohl. Das zeigt dieser Film sehr deutlich. Man hat offensichtlich (das ist mein Eindruck) den größtmöglichen Teil des Budgets in die Schauwerte des Films, die Actionszenen gesteckt.
Ein bisschen schade ist auch, dass die Action sich zum Ende hin nur minimal steigert. Sicher, der Showdown ist schon ausgedehnter und auch wieder gut hart, aber bei manch anderem Film ist diese Steigerung zum Ende hin noch besser gelungen. (sehr schön zu beobachten etwa bei Police Story 3 oder Another Meltdown). Dennoch wird der Showdown gut vorbereitet und ist auch in diesem Film glücklicherweise der Höhepunkt.
Meiner Meinung nach ein echtes Highlight im Bereich billiger Actionfilme der 90er Jahre.

Die deutsche DVD von One World Entertainment ist leider OOP, bietet zwar nicht viele, aber sehr informative Extras (Texttafeln mit Hintergründen zur Produktion des Film) und ist ungeschnitten.