(Copyright der Bilder liegt bei Universum Film)
Originaltitel: Town Creek
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Joel Schumacher
Darsteller: Henry Cavill, Dominic Purcell, Emma Booth, Michael Fassbender, Rainer Winkelvoss, László Mátray, Joy McBrinn, Shea Whigham, Tony Barger u.a.
Gerade noch träumt Evan von der Suche nach seinem seit Jahren im Irakkrieg verschollenen Bruder, da steht ebenjener neben seiner Schlafstätte und weist ihn in eilig gebellten Sätzen an, mit ihm zu kommen und alle Waffen mitzunehmen, die er auftreiben kann. Vollkommen verwirrt tut Evan, was ihm sein Bruder geheißen hat. Dessen unerbittlicher Ton und ein enorm schnelles Vordringen in Richtung eines Ortes, von dem er Evan nichts sagen will, verbieten jedwedes Fragen nach dem Weshalb, Wohin und dem Wer. Unvermittelt stehen die Brüder vor einer Ranch und Evan wird angehalten, alle Menschen, die von der Farm fliehen wollen, umzunieten. Unerbittlich bahnt sich Evans Bruder den Weg in die Ranch, Schüsse brechen und schon muss Evan einen aus einem Haus fliehenden jungen Mann erschießen, der ihn mit einer Art Knochenmesser angreift. Bald haben die beiden Brüder die Ranch unter Kontrolle, doch Evans Bruder kommt nicht zur Ruhe. Beständig fragt er nach einem Mann. Doch er erhält keine Antwort über dessen Verbleib. Da kehrt der Vater der Rancherfamilie heim. Er berichtet dem staunenden Evan, was es mit der Farm auf sich hat. Kurz darauf bricht die Hölle los ...
Schumacher is back! Nein, nicht der mit dem Riesenkinn und dem Charakterdaumen, sondern vielmehr jener, der mit Batman III und IV zwei Prototypen des Poptravestieübertrashs geschaffen hat. Und mit Blood Creek versucht er sich erneut in den Untiefen des Trashs, denn zumindest storytechnisch muss man bei Blood Creek schon einiges schlucken. Dabei macht Joel Schumacher einen gravierenden Fehler. Er stellt das, was ich in meiner Inhaltsangabe zu umgehen versucht habe - nämlich die Frage nach dem, was da auf der Ranch vor sich geht – seinem Film als Intro voran! In gediegenen, grandios durchkomponierten, farbentzogenen Bildern erfahren wir alles, was wir für den Film wissen müssen. Deshalb sind wir in den darauf folgenden Minuten den Darstellern immer einen Schritt voraus, was die Spannungskurve merklich abknicken lässt. ABER Schumacher holt trotz dieses eklatanten Fehlers das Beste aus seinem Stoff heraus. Wie er das macht? Nun, er punktet mit einem unglaublichen Tempo, einer trotz des Tempos erstaunlich starken Atmosphäre und einigen absolut irren Ideen, von denen man einige wirklich noch nie zuvor in einem Film zu sehen bekommen hat. Das absolute Highlight dahingehend bildet der Angriff eines Zombiepferdes, der trotz einiger Effektschwächen mit einem solchen Tempo und einer solchen Wucht über den Zuschauer hereinbricht, dass jener sich danach erst einmal verblüfft die Augen reibt. Nach dem stimmungsvoll inszenierten Einstieg schaltet Schumacher dann im Übrigen in einen extrem düsteren, teils pechschwarzen Gang, der seinem Nachtmahr 8mm in Sachen Bilderfluten und körnigen Alptraumszenarien alle Ehre macht. Die trashigeren Gefilde bedient er neben dem Storytelling mit erstaunlich blutigen Gewalteinlagen, die zwischen ordentlichen CGI Effekten und saftigen Latexeinlagen hin und herschwanken und teils sehr unvermittelt und heftig ausfallen. Darstellerisch hat es Schumacher endlich einmal geschafft, Dominic Purcell eine wirklich kraftvolle Performance zu entlocken. Der Zauderer und Zögerer aus Prison Break, der sich immer wie eine Pussy gebärdete und einen Leidensdruck aufbaute, dass man meinte, ihm platze gleich der Arsch, haut hier endlich einmal richtig auf die Kacke und lässt es als Evans Bruder Victor amtlich scheppern. Henry Cavill macht als Evan einen sehr überzeugenden Job und bildet das Bindeglied zum Zuschauer. Das hätte viel besser funktioniert, wenn Schumacher den eingangs erwähnten Fehler nicht gemacht hätte. Aber na ja ... geschehen ist geschehen. Michael Fassbender darf dann als Oberbäddie in dickem schwarzen Ledermantel und irrem Make Up so richtig die Sau rauslassen und macht dies mit sichtlichem Spaß am Overacting. Und wirkt seine Figur zu Beginn des ganzen Mummenschanzes noch ziemlich clownesk, bekommt diese doch noch ordentlich die Kurve und wird angenehm bedrohlich, erinnert in ihren besten Momenten gar an die Cenobiten aus Clive Barkers Horrorwelten. Sehr gelungen ist auch der Soundtrack von David Buckley, der vor allem den Auftritten des Bösewichtes etwas unterschwellig Flirrendes, schleichend Wahnsinniges verleiht. Stark.
Klar, die Geschichte von Blood Creek ist kompletter Schwachsinn und lanciert die üblichen Klischees vom Wahn der Hitlerdeutschen in Sachen Okkultismus. Das ist so überdreht und comicesk, dass man es zu keiner Sekunde ernst nehmen kann. Dennoch versinkt der Film nicht wie vermutet in unfreiwilligen Humor. Vielmehr zieht Schumacher nach seiner vollkommen falsch platzierten Exposition so gnadenlos das Tempo an, das einem gar keine Zeit zum Nachdenken bleibt. So wird im Film auf einmal erklärt, wie man den Oberbösen töten könne, einzig man versteht aufgrund der Skurrilität nicht ein Wort von dem, was da gesprochen wird. Doch bevor man sich darüber den Kopf zerbrechen kann, steht die nächste Konfrontation ins Haus. Es wird geschrieen, gerannt, gestorben und irgendwann erklärt sich eh alles von alleine, denn der Schumacher wird’s schon richten. Ganz irres Ding, mit coolen Ideen (hier sei noch Shea Whighams diverse Konventionen unterlaufende Figur genannt), guten Darstellern, hervorragender Optik, gelungenem Score und zwingender Geschwindigkeit. Ein klein wenig Feintuning in Sachen Dramaturgie und der hätte meine uneingeschränkte Empfehlung erhalten. So bleiben überraschend starke:
Die deutsche DVD kommt von Universum Film und ist mit einer FSK 18 uncut.
In diesem Sinne:
freeman
