
Them Crooked Vultures - Them Crooked Vultures
Sehr spaßige, verspielte Alternative/Prog/Blues/Jazz-Fusion von 2 Musikgrößen (Dave Grohl, Josh Homme) und einer Legende (Sir John Paul Jones). Die Spielfreude, der Spaß am Experimentieren mit abgefahrenen Rhythmus-Patterns, der ungeheuer bluesige Groove...über weite Strecken kann das blind überzeugen, wenn es auch teilweise anstrengend ist. Schuld daran ist auch der gewöhnungsbedürftige Gesang vom "Queens of the Stone Age"-Fronter Josh Homme, der jegliche Earcatcher-Melodien mit riesigem Sicherheitsabstand umschifft und so eine ganz eigene Gesangs-Atmosphäre kreiiert, die zwar hochgradig individuell daherkommt, aber dafür auch nicht immer auf Gegenliebe stößt. Den wahren Zauber entfalten "Them Crooked Vultures" definitiv erst in ihren geradezu magischen Live-Performances, aber als Appetizer darauf taugt das Debut-Album der Supergroup allemal...


Ozzy Osbourne - Scream
Dank MTV seit Jahren als Witzfigur abgestempelt, konnte der "King of Darkness", eigentlich legendärer Sänger von dem Metal-Urknall Black Sabbath und ebenfalls erfolgreicher Solo-KÜnstler in den 80ern, in den letzten Jahren auch musikalisch nicht wirklich punkten. Niemand glaubte mehr daran, dass sich das nochmal ändern könnte. Ich habe die aktuelle Scheibe "Scream" auch eher belächelt, bis sie dann über meinen Onkel doch den Weg in meinen Player fand und mir gehörig die Frisur umföhnte. Man mag es kaum glauben, aber mit mutigem, unglaublich druckvollem und erstaunlich hartem Songwriting schafft es der Altmeister tatsächlich nochmal eine starke Metalscheibe abzuliefern. Das die perfekt auf den Meister zugeschnitten ist und hörbar alle möglichen Filter und Effekte über seiner stark angeschlagenen Stimme liegen, wird sicherlich nicht jedem schmecken. Ozzy klingt, als sei er erst 30...und er singt die gleichen oberflächlich-lahmen Lyrics wie mit 30. Egal, Fakt ist, dass das Endprodukt einfach nur einen Heidenspaß macht und erstaunlich abwechslungsreich ist, egal ob tonnenschwere "Black Sabbath"-Gedächtnis-Grooves, angezogene Double Bass-Nummern (ja, wirklich!) oder die klassischen Ozzy-Kitsch-Balladen. Alles da, alles sehr eingängig...einfach nur ein großer, perfekt produzierter Spaß!


Iron Maiden - The Final Frontier
Es gibt kaum eine andere Band, die in den letzten 30 Jahren ihrem Stil so treu geblieben sind, ohne dabei auf der Stelle zu treten. Im Jahr 2010 sind "Iron Maiden" progressiver denn je, aber es klingt doch in jeder Sekunde wie..."Iron Maiden". Die Scheibe, von der befürchtet wird, dass sie die letzte Platte der britischen Metal-Pioniere sein könnte, beherbergt 6 Songs, die die 8 Minuten-Marke sprengen und die ausgewalzten Epen sind auch ganz klar die stärksten Songs. Das vertrackte "Isle of Avalon" braucht seine Zeit, frisst sich aber zuverlässig in die Gehörgänge rein, das sensationelle "Starblind" legt den wohl progressivsten Maiden-Beat aller Zeiten über ein 80er-Jahre-Riff par Excellence und kreiert Klangwelten, die frisch und doch herrlich vertraut klingen. "The Talisman" ist ein einziger Volltreffer, der nochmal knapp vom großen 11-minütigen Epizentrum "When The Wild Wind Blows" getoppt wird, dass an Earcatcher-Qualitäten und Songwriter-Skills kaum zu überbieten ist. Über allem liegt der fantastisch eingängige Gesang von Teilzeit-Pilot Bruce Dickinson, dem man sein Alter (Mitte 50) zu keiner Zeit anhört, auch wenn seine Stimmfarbe sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Auch die Lyrics bleiben größtenteils frei von klassischen Metal-Klischees, erzählen Wendungs-reiche Geschichten, bleiben bodenständig und reichen doch stellenweise erstaunlich feinfühlig in philosophische Abgründe hinein. Eine sensationelle Metal-Platte, die in ihrem Ansatz, progressive Ansätze mit Old-School-Qualitäten zu verbinden, sowohl die großartige, wenn auch etwas einseitige "A Matter of Life and Death", als auch "Dance of Death" und "Brave New World" locker auf die hinteren Ränge verweist. Abwechslungsreich, unvorhersehbar, spannend, eingängig...ein kleines Meisterwerk, dass man Steve Harris & Co eigentlich gar nicht mehr zugetraut hätte...
