Raging Phoenix aka Fighting Beat II + Fighting Beat III

Der Actionfilm der 80er, der 90er und heute.
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Raging Phoenix aka Fighting Beat II + Fighting Beat III

Beitrag von freeman » 23.11.2010, 11:05

Raging Phoenix

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(Copyright aller Bilder: Sunfilm)

Originaltitel: Deu Suay Doo
Herstellungsland: Thailand
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Rashane Limtrakul
Darsteller: JeeJa Yanin, Patrick Tang, Nui Sanddang, Boonprasert Salangam, Sompong Leartvimolkasame, David Bueno, Marc Nghi Hoang, Saroch Ruampaothai, Roongtawan Jindasing u.a.

Deu lebt nicht wirklich ein schönes Leben. Der Vater tot, die Mutter irgendwo am Arsch der Welt und auch mit der Musikerinnenkarriere will es nicht wirklich klappen. Als sie nach einem Probegig als Schlagzeugerin in einer Rockband wieder nicht genommen wird, säuft sie sich ordentlich einen an und wird im angetrunkenen Zustand fast von ein paar Baddies entführt. Das beherzte Eingreifen eines jungen Kampfsportkünstlers bewahrt Deu allerdings vor dem Schlimmsten. Der junge Mann hört auf den Namen Sanim und führt Deu daraufhin in seine Bande ein. Ein verwahrloster Haufen, der auf schneidige Namen wie Pigshit und Dogshit hört. Doch alle Männer dieser Gang eint ein gemeinsamer Nenner: Ihre Freundinnen und Angetrauten wurden von der Bande entführt und/oder getötet, die auch Deu entführen wollte. Gemeinsam beschließt man nach einem ausführlichen Training Deus in der Kampfsportart Meyraiyuth die Bande auszuheben. Deu nutzt man dabei als Köder ...

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Raging Phoenix ist, was seine Handlung angeht, eine echte Räuberpistole. Die ersten 50 Minuten passiert rein handlungstechnisch gar nichts. Im Grunde schaut man lauter Jugendlichen zu, wie sie saufen, kotzen, sich prügeln, weitersaufen, weiterkotzen und sich weiterprügeln. Irgendwann wird Deu in der coolen Kampfsportart des Filmes unterrichtet und zu fetten Hip Hop Beats gibt’s weiter amtlich aufs Maul. Das wird alles federleicht inszeniert und erinnert irgendwie an den Punkt eines Besäufnisses, wenn Freund Alkohol noch euphorisierend wirkt. Der Film fließt derweil über vor starken, teils vollkommen übersättigten Farben, die dem Film fast einem Comicanstrich verleihen. Die Fights sind genial choreographiert, fließend, elegant und enorm spektakulär. Sie muten an wie ein Mix aus modernem Hip Hop Tanz, Muay Thai, Breakdance und Capoeira und setzen voll auf die Athletik der beteiligten Darsteller.

Danach steigt dann der Handlungsteil. Und der beginnt gar nicht mal so uninteressant. Denn das allen Hauptfiguren ihre Liebsten genommen wurden, ist ein interessantes Element, das dem Film auch einen stimmungstechnischen Umschwung beschert. Die vorher locker flockige Inszenierung wird etwas getragener, genauso die Musik. Die Stimmung verschiebt sich ein wenig, alles wirkt ein wenig melancholischer und Raging Phoenix fühlt sich auf einmal an, wie ein entgleisender Partyabend, bei dem man längst über den Punkt hinaus ist, wo der Alkohol einem noch ein Stimmungshoch verpasste. In diesem Abschnitt hat dann im Übrigen die Action vollends Pause, was mit einem ordentlichen Tempoeinbruch verbunden ist. Und zum Höhepunkt dieses Abschnittes kommt der Punkt, wo der Film je nach persönlichem Geschmack steht oder brutal fällt. Denn freilich haben die Entführer für ihre Taten auch ein Motiv und das ist wirklich jenseits von Gut und Böse. Skurril beinahe, aber mit soviel Ernst vorgetragen, dass man den Machern irgendwann glaubt, dass sie die ganze Chose wirklich so meinen, wie sie sich dem Zuschauer darstellt.

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Und schon finden wir uns im Showdown wieder. Und man meint förmlich, man ist aus einem Delirium erwacht und weiß gar nicht mehr, wo man eigentlich am Abend eingeschlafen ist. Äquivalent zum Kater und diversen Erinnerungslücken nach einem richtigen Umtrunk scheint es wirklich, als schaue man inzwischen einen anderen Film. Das Motiv der Baddies wird in abgefahrenen Bildern zelebriert, alle Farbe scheint bis auf ein paar knallige, meist rote Farbeinsprengsel zugunsten von Grautönen aus dem Film gewichen zu sein und die Musik wird befeuert mit düsteren Chorälen! Dazu wird die vorher so leicht wirkende Kampfsportart brutal auf ihre Effektivität reduziert und ziemlich fies gesetzte Zeitlupen lassen einen unvermittelt zu den Extremitäten greifen, die da gerade bildschirmfüllend zerbrachen.

Kurzum: Raging Phoenix ist handlungstechnischer Kokolores, der einen aber garantiert nicht kalt lässt. Zwar meint man es am Ende mit der Melodramatik etwas zu gut, aber die Stimmungsverschiebungen im Film verfehlen definitiv nicht ihre Wirkung. Genau wie die gebotene Action. Hier wird so derart ungehemmt auf die Kacke gehauen, dass es eine wahre Freude ist. Die ans Drunken Boxing erinnernde, ausgiebig zelebrierte Kampfsportart des Filmes macht riesigen Spaß, enthält irre akrobatische Elemente, hat auch gewitzte Momente im Gepäck und macht vor allem dann Spaß, wenn einer der Kämpfer einen seiner Mitstreiter wie eine Art Nunchaku einsetzt und man quasi im Team Kauleisten verbiegt. Erstaunlicherweise greifen die Thais diesmal recht häufig und offensichtlich zu Drahtseilen, was die Fights einerseits zwar noch ein wenig verspielter wirken lässt, aber andererseits auch irgendwie recht hingeschummelt wirkt, da man selten den Eindruck hat, dass die gebotenen Seilzugmanöver ohne Seile nicht möglich gewesen wären. Des Weiteren fällt auf, dass dem Film wirklich spektakuläre Momente fehlen. Ein Kampf auf in unterschiedlichen Höhen angebrachten Hängebrücken soll vermutlich der Höhepunkt des Kampfreigens sein, will aber nie so recht durchstarten und stinkt vor allem im Vergleich zu der Fassadenprügelei in Chocolate komplett ab.

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Wieso Chocolate? Natürlich weil Raging Phoenix und Chocolate die Hauptdarstellerin gemein haben. Jeeja Yanin beweist in diesem Film erneut, dass sie es mit der männlichen Muay Thai Riege aus Thailand locker aufnehmen kann und über enorme Nehmerfähigkeiten verfügt. Auch schauspielerisch macht die junge Dame nicht viel verkehrt und ne Süße ist sie obendrein. Flankiert wird sie von großartigen Kampfsportlern, die ihre wenig komplexen Rollen mit ordentlich Charme über die Bühne bringen und eben vor allem in den entfesselten Kampfsportszenen glänzen. Was dem Film durchweg fehlt, ist ein echter Bösewicht. Der gegen Ende lancierte Oberbaddie wirkt eher wie eine Karikatur denn wie eine ernst zu nehmende Bedrohung. Blöd auch, dass die Helden zu Beginn des Filmes ganze Heerscharen von Gegnern umklöppeln, im Showdown aber schon an drei Hanseln scheitern. Hier hätte man im Drehbuchstadium definitiv noch etwas mehr Sorgfalt walten lassen sollen.

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Was bleibt, ist ein handlungstechnisch derbes Dumm Dumm Geschoss aus thailändischen Gefilden, das im wirklich astreinen, knallbunten, farbsatten Hochglanzlook daherkommt und fast wie ein überlanger „Got Alcohol?“ Werbespot wirkt. Doch was man aufgrund der Grundprämisse, dass man auf Alkohol besser fighten kann, aus choreographischer und athletischer Hinsicht aus den Darstellern herausholt, ist ganz ganz großes Kampfsportkino, das wirklich interessante Akzente im Genre setzt und über die teils heftigen Stimmungsumschwünge im Film problemlos hinwegsehen lässt. Hätte man auf die Handlung, die unpassenden CGI Kamerafahrten und diverse Seilzugeinlagen ähnliche Sorgfalt gelegt wie auf die Kampfsportszenen, dieser Film hätte alles wegrocken können. So bleibt zumindest ordentliche Unterhaltung mit einer sympathischen Hauptdarstellerin und ein Film, der sich irgendwie anfühlt wie eine durchzechte Nacht - inklusive dem Aufwachen danach ...
:liquid7:

In UK erschien der Film von Cine Asia auf Blu Ray und DVD, wobei vor allem die Blu die genialen Farben des Films grandios wiedergibt. Mit einer Freigabe ab 15 ist der Film hier uncut. Die deutsche DVD erscheint am 14. Januar 2011 in zwei Fassungen von Sunfilm. Dabei sollte man jener ab 18 den Vorzug geben, gibt’s doch nur hier die volle Packung Fratzengeballer. Seltsamerweise machte man in Deutschland Raging Phoenix zum zweiten Teil von Fighting Beat, einem höchst unterdurchschnittlichem Thaiprügler. Dieser sollte NICHT als Gradmesser für den wütenden Phönix gesehen werden ;-)

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Fighting Beat 3

Beitrag von freeman » 23.11.2010, 11:06

Fighting Beat 3

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Originaltitel: This Girl is badass aka Jukkalan
Herstellungsland: Thailand
Erscheinungsjahr: 2011
Regie: Petchtai Wongkamlao
Darsteller: Petchtai Wongkamlao, JiJa Yanin, Akom Preedakul, Bawriboon Chanreuang, Chalerm Yamchamang, Anek Intajan, Udom Songsaeng, Chookiat Iamsook, Siriporn Eiamsuk u.a.

JeeJa Yanin, der Wirbelwind aus dem Kampfsportkracher “Chocolate”, wird in dieser grotesken Actionkomödie von ein paar fiesen Schergen gejagt, denen sie ordentlich Kohle gestohlen hat. Abgesehen von den wenigen Momenten, in denen Yanin richtig aufdrehen darf, ist dieser Streifen eine ziemliche Enttäuschung.
Knappe: :liquid4:

Zur "Fighting Beat 3" Kritik

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Beitrag von kami » 23.11.2010, 11:26

Noch stärker als in CHOCOLATE empfand ich die Hauptdarstellerin eher als Fluch denn als Segen, denn sie kämpft schon deutlich "weicher" als ihre männlichen Kollegen, es fehlt der richtige Kick.
So hat mich dann RAGING PHOENIX nach einem grandiosen Start leider etwas enttäuscht, da die Action später unschlüssig wirkt, was sich wie vom freeman erwähnt im Showdown überdeutlich manifestiert.
Von mir gibt's gute :liquid6:

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Beitrag von freeman » 04.11.2014, 09:14

Die Kritik zu "Fighting Beat 3", dem dritten Teil einer Filmreihe, die es nur Deutschlandexklusiv gibt, ist drin ;-)

Fighting Beat 3

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Beitrag von kami » 04.11.2014, 15:59

War von JUKKALAN sehr positiv überrascht. Zwar ist der Film offensichtlich preiswert, weniger actionreich als CHOCOLATE und RAGING PHOENIX und auch nicht allzu attraktiv gefilmt, dafür gefiel mir der Humor überraschend gut, und die Charaktere waren erfreulich sympathisch. Kein Hit, aber für Freunde von Thai-Action eine Empfehlung.
:liquid7:

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