
Originaltitel: District 9
Herstellungsland: Neuseeland / USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Neill Blomkamp
Darsteller: Jason Cope, Sharlto Copley, Nathalie Boltt, Sylvaine Strike, Elizabeth Mkandawie, John Summer, William Allen Young, Greg Melvill-Smith, Nick Blake, Morena Busa Sesatsa u.a.
Vor 20 Jahren kamen sie zu uns. In einem Raumschiff, das regungslos über Johannesburg verharrte und die Menschen fast magisch anzog. Man drang in das Raumschiff ein und fand eine ganze Schar halb verhungerter Aliens, die man aus lauter Mitleid retten wollte. Man brachte sie von dem Raumschiff auf die Erde und half ihnen durch die erste große Leidensphase. Doch als dies überstanden war, verschwanden die Aliens nicht. Irgendwas fehlte ihnen. Und so blieben sie auf der Erde und wurden in ein Flüchtlingslager abgeschoben. Hier leben sie unter unwürdigen Bedingungen und die Kriminalitätsrate unter den abfällig Shrimps genannten Aliens steigt und steigt. Da man des Problems nicht Herr wird, beschließt man, die Aliens einfach 200 Kilometer von Johannesburg entfernt neu anzusiedeln. Nach der Devise: Aus den Augen, aus dem Sinn. Bei der Räumung des Flüchtlingslagers geht allerdings etwas schief und der Leiter der Aktion, Wikus Van De Merwe, wird mit einer seltsamen Flüssigkeit bespritzt. Kurz darauf beginnt er zu mutieren und sich zu einem Shrimp zu verwandeln. Fortan von der eigenen Regierung gejagt, muss es sein Ziel sein, mit den Außerirdischen zusammenzuarbeiten, denn vielleicht können diese ihn ja heilen. Leider stellt sich das alles als leichter gesagt als getan heraus...

District 9 beginnt wie eine Mockumentary im [REC] oder Cloverfield Stil. Sprich, es wird der Eindruck einer Art Dokumentation wahrer Ereignisse heraufbeschworen. Hier über Interviews mit angeblich Betroffenen und direkt zur Kamera sprechenden Figuren, Aliens usw. Es wird der Eindruck erzeugt, eine Art Nachrichtensendung zum Thema zu verfolgen. Diesen Einstieg nutzt Regisseur Neill Blomkamp auf großartige Weise, um am Beispiel der Aliens aufzuzeigen, wie entmenschlichend es teilweise in den Flüchtlingslagern dieser Welt und in diversen Armenvierteln zugeht. Grundstein fürs Gelingen dieses Ansatzes sind die herrlich menschlich agierenden Aliens, die den weltweit entmenschlichten Flüchtlingen und Ärmsten der Armen ein „erträglicheres“ Antlitz verleihen und unserem Verhalten entgegenkommen, über Klischeebilder alle diese Menschen über einen Kamm zu scheren. Hier transportiert District 9 einen herrlich bitteren Humor, OHNE in moralisierende Phrasen zu verfallen oder mit dem Zeigefinger zu wedeln. Obendrein entwickelt Regisseur Blomkamp bereits in diesem Mockumentary Abschnitt ganz allmählich seine Geschichte, die sich auch von nun an eher bedächtig vor unseren Augen entwickelt und dank teils herrlich antiklimaktischer Wendungen die Spannung oben hält und relativ unvorhersehbar bleibt.
Nach etwa einer Stunde ändert sich dann der filmische Ansatz hinter District 9. Aus dem Nachrichtenstar Wikus Van De Merwe ist ein Opfer geworden, das aufgrund seiner Mutation zu einem Shrimp aus dem System heraus fällt. Ihn begleiten keine Kameras von Fernsehteams mehr. Darum ändert sich jetzt eben auch der erzählerische und formale Ansatz von District 9. Er wird im eigentlichen Sinne filmischer, schüttelt den Nachrichtencharakter ab, bietet keine direkten Ansprachen und Interviews an/ins Publikum mehr und folgt zunehmend einer klareren dramaturgischen Struktur, OHNE seinen erzählerischen Verve einzubüßen oder an Spannung zu verlieren. Viel eher wird er immer stringenter und packender und sollte vor allem Actionfans ein strahlendes Lächeln ins Gesicht zaubern. Denn vor allem mit Aufkommen und Einläuten des Showdowns geht District 9 richtig steil und rockt den Alien!

Aber so richtig! Fortan ist man dabei, wie die Macher hinter District 9 immer neue, fantasievolle Wege finden, um Menschen zu zersplattern. Dementsprechend zerplatzen diese, verlieren Gliedmaßen, bekommen die Köpfe abgerissen und werden von Kugeln zerfetzt oder mit Kühlschränken, Autos und sogar Schweinen (ja Schweinen!) erschlagen. Dazu gibt es eine dicke Materialschlacht sondergleichen, hervorragende fotorealistische Spezialeffekte und Tempo, Tempo, Tempo. Vor allem dank des grandiosen Mechakampfes gegen Ende bekommt man endlich auch einmal einen Eindruck davon, wie Transformers im nicht so familienfreundlichen Gewand aussehen würde. Nur geil!
Optisch wird man dabei im zweiten Filmteil etwas ruhiger als im Mockumentaryteil, wo die Kamera teils gar heftig wackelte und taumelte. Das macht sie nun zwar immer noch – wohl auch, um die beiden Filmhälften dann doch nicht zu deutlich voneinander zu trennen – aber nicht mehr so heftig und vor allem niemals so extrem, dass die Übersicht leidet. Zudem kommen nun deutlich filminspiriertere, teils grandios geniale Kameraperspektiven und -fahrten ins Spiel, die ordentlich Adrenalin in die Actionsuppe pumpen. Darunter hören wir einen tollen, mal treibenden, mal hochmelodramatischen Score, der die Stimmung des Filmes vortrefflich trifft. Denn obwohl District 9 einen herrlichen Humor an Bord hat und bei der Action genialst rockt, ist der eigentliche Grundtenor hinter dem Film eher ein sehr düsterer Dark Future Ansatz, der sich vor allem im von einigen sicher als zu unspezifisch empfundenen, sehr offenen Ende offenbart.

Und erstaunlicherweise gehen der Mockumentary Ansatz und der filmische Teil von District 9 absolut reibungslos, ja fast schon unbemerkt ineinander über. Erst wenn am Ende auf einmal wieder Interviews auftauchen, weiß man wieder, wie der Einstieg des Filmes aussah. Und wie bereits erwähnt, geht auch die Geschichte im actionreichen zweiten Teil niemals vor die Hunde. Sie ergibt sich jetzt zwar mehr aus dem Aktion Reaktion Prinzip heraus, bewahrt sich aber ihren Humor, amüsiert mit einem coolen Buddygespann, fesselt durchweg und ist wirklich bis zur letzten Minute spannend, auch und vor allem weil auf viele Klischees dankenswerterweise verzichtet wird.
Darstellerisch bleiben vor allem die genial getricksten Shrimps in Erinnerung und natürlich Sharlto Copley als Wikus Van De Merwe, der hier vom Bürohengst über den feldeinsatzleitenden Schwachkopf und feigen Mutanten hin zum Helden wächst, der sich selbst aber nach wie vor am nächsten ist und im eigentlichen Sinne nur wenig heldenhaftes an sich hat.

Was bleibt ist ein Instant Klassiker. Klar, es gibt Momente, da fragt man sich schon, warum die Aliens sich so behandeln lassen, was auch nur relativ lapidar beantwortet wird, und hier und da entstehen noch weitere, recht heftige Logiklöcher, aber im Großen und Ganzen ist dieser irrwitzige Streifen ein absolut bekömmlich dargereichtes Potpourri, das aus zwei, nur auf dem Papier heftig auseinanderklaffenden Filmhälften besteht, die aber absolut schlüssig ineinander übergehen. Dank formidabler Effekte, interessanter erzählerischer Stilmittel, starker Darsteller, fesselnd entwickelter und klug geschriebener Story und Spitzenaction weiß der wilde District 9 durchweg zu begeistern.

In diesem Sinne:
freeman
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C4rter ist ebenfalls begeistert:
Der erste Trailer zum Sci-Fi Movie „District 9“ zeigte nicht viel. Ein Raumschiff über Süd-Afrika, einige aufgebrachte Menschen und die Befragung eines Aliens. Das Gesicht des Aliens war damals sogar noch verpixelt.
Viel größere Wellen schlug „District 9“ allerdings mit dem beliebten viralen Marketing. Der Film war im Internet schnell in aller Munde und wieder rankten sich bis zum ersten richtigen Trailer diverse Theorien um den Film. Was „Cloverfield“ vorgemacht hat konnte „District 9“ genau so gut und es hat sich ausgezahlt. Der Film schlug am US-Boxoffice unerwartet gut ein.
Vor über 20 Jahren erschien ein riesiges Ufo über Süd-Afrika. Zunächst war die Sorge einer Invasion groß, doch bei den Passagieren handelte es sich stattdessen um Flüchtlinge eines anderen Planeten.
Da weder eine Invasion zu erwarten war, noch ein Fortschritt in Technik(Geräte der Aliens können nur die Aliens selbst bedienen aufgrund der speziellen DNA) streiten sich seit Jahren die Regierungen und Organisationen der Erde über den Status und den Verbleib der insektoiden Aliens. Provisorisch wurde daher in Johannesburg eine Art Flüchtlingslager errichtet, District 9. Dieses Lager wurde mit den Jahren zu einem heruntergekommen Ghetto in dem Gewalt regiert und Waffenhandel im großen Stil betrieben wird.
Bewacht wird das Lager von dem privaten Konzern „MNU“. Die „MNU“ arbeitet jedoch neben dem eigentlichen Auftrag der Instandhaltung und Bewachung des Lagers auch daran Mittel und Wege zu finden die Waffen-Technologie der Aliens für sich nutzbar zu machen. Darunter fallen Genforschung und Tests an „freiwilligen“ Aliens.
Aufgrund der schlechten Zustände in District 9 sollen die Aliens umgesiedelt werden an einen Ort der mehr wie ein Konzentrationslager anmutet.
Dazu müssen alle Bewohner von District 9 aus ihren Blechhütten in das neue Camp ziehen. Einer der dafür zuständigen MNU-Mitarbeiter ist Wikus van der Merwe (Sharlto Copley). Während seiner Schicht infiziert er sich versehentlich mit einem Virus und wird damit zur gejagten Zielscheibe, denn durch den Virus wird er langsam aber sicher selbst zu einem der „Prawns“ genannten Aliens. Für die MNU tun sich hier somit ganz neue Wege auf, denn Wikus stellt den Schlüssel zur Nutzung der Alien-Technologie dar. Ausgerechnet in District 9 und bei den ungeliebten Aliens scheint es für ihn die einzige Möglichkeit zu geben sich zu verstecken und Hilfe zu bekommen ...
„District 9“ ist ein von der Inszenierung und Story her sehr außergewöhnlicher Science Fiction Film. Ein Flüchtlingslager für Aliens auf der Erde? Das klingt nicht nur seltsam, das mutet im Film zunächst auch sehr seltsam an. Aber nach kurzer Zeit wundert man sich nicht mehr darüber das dort Aliens in Blechbaracken wohnen, sondern sieht wie schlecht die Aliens von den Menschen behandelt werden und mit Füßen getreten werden und entwickelt schnell Sympathien für die seltsam aussehenden Gestalten.
Die erste Hälfte des Films ist in einer Art Doku Stil gehalten. Nachrichtenfetzen und kurze Schnipsel von Überwachungskameras mischen sich in Kameraaufzeichnungen eines Kamerateams welches Wikus auf seiner Arbeitsschicht im District 9 begleitet.
Kurz nachdem Wikus sich mit dem Virus infiziert hat, wird das Tempo und die Stimmung des Films eine andere und langsam aber sicher wird eine Actionbetontere Gangart gewählt. War der Film zunächst eher ruhig und sachlich und schilderte die genauen Umstände der Flüchtlinge, beginnt nun eine gute Stunde Action-Thriller.
Dieses Umschwenken kann man als Stilbruch bezeichnen oder auch als Kunstgriff. Mir hat es sehr gut gefallen. Die Einführung der ganzen Situation hätte kaum besser gelöst werden können als über diesen Doku-Stil.
Aber auch die nun folgende Action kann voll überzeugen. Regieneuling Neill Blomkamp versteht auch hier sein Handwerk und inszeniert einige richtig fetzige Schießereien zwischen Aliens und Menschen und verspritzt dabei auch jede Menge des roten Lebenssaftes. Hier wird „District 9“ zum dreckigen Erwachsenenfilm. Sehr schön!
Schauspielerisch macht man eine Eingewöhnungsphase durch. Die mit niederländischem Akzent sprechenden Süd-Afrikaner sind zunächst ungewohnt, aber man gewöhnt sich dann doch schnell dran und vor allem Sharlto Copley als Wikus zeigt eine super Performance, besonders in Anbetracht der Tatsache, dass es erst sein zweiter Film ist.
„District 9“ wurde nicht ganz das was ich mir unter dem Film zunächst vorgestellt hatte. Trotzdem oder evtl. gerade deswegen hat mir der Film ziemlich gut gefallen. Die beiden unterschiedlichen Stile des Films sind gut aufeinander abgestimmt und ergeben ein wohlgeformtes Ganzes. Nach einer kurzen Anlaufphase wo man sich an den Stil und die Schauspieler gewöhnt, fesselt der Film bis zum Ende an den Sessel.

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Vince berichtet Live vom District 9:
Aliens. Sie kamen hinab zu uns auf die Erde, um uns ein Spiegel von außen zu sein. In die Metaperspektive, die sie schaffen, dringen wir Menschen ein, um uns selbst zu beobachten: Sind wir gut oder sind wir schlecht? Wer könnte das objektiv beurteilen, wenn nicht die fremden Wesen aus einer anderen Welt?
Begegnen wir im Film feindseligen Außerirdischen, so ist die Menschheit für den Filmemacher ein tendenziell wertvolles, ein zu beschützendes Gut; friedliche Besucher aus dem All dagegen deuten oft die dunklen Seiten der menschlichen Natur an, sie zeigen, wie verdorben wir im Vergleich zu den Aliens eigentlich sind, auch wenn praktisch jeder Filmschaffende einen guten Kern in seinesgleichen entdeckt. Was aber, wenn die Aliens uns nun keine Waagschale für den Wert des Lebens bieten? Was, wenn wir das schwebende Monstrum von Mutterschiff über dem Himmel von Johannesburg kapern und darin als Besatzung ein Häufchen Elend antreffen, das sich gut und gerne auch unter der Plane eines Segelbootes von einem gewissen Danny Glover in einem gewissen “Lethal Weapon 4" hätte verstecken können? Wie gehen wir damit um, dass die Landung und Entdeckung extraterrestrischen Lebens die Geschichtsschreibung neu ansetzt, die betroffenen Geschöpfe sich dieser umwälzenden Zäsur irdischer Geschichte allerdings kaum als würdig erweisen?
Die Antwort darauf kennt kaum einer besser als Peter Jackson, dessen Handschrift aus Neill Blomkamps Spielfilmdebüt kristallklar heraussticht. Unverhohlenheit ist es, die “District 9" auszeichnet; eine solche, wie sie die dreist humanen Antagonisten aus Peter Jacksons “Bad Taste” schon anhing. Blomkamps Film wurden nun “Shrimps” getaufte Alien-Krustenkreaturen designed, die sich - ohne Geheimniskrämerei, ungeachtet ihrer CGI-Herkunft - unverblümt ins Kamerablickfeld positionieren, ohne sich zu verstecken oder hineinzudrängen. Verhaltensbiologisch gesehen passen sie sich dabei nahtlos dem Menschen an: Sie haben die gleichen Grundbedürfnisse (gemäß der Maslow’schen Bedürfnispyramide), sie sprechen, sie zeigen Emotionen, hegen Beschützerinstinkte ihren Kindern gegenüber und reagieren auf äußere Umwelteinflüsse. Sie sind uns, so die Aussage des Films, gleich. Und doch werden sie von der irdischen Menschheit separat behandelt.
Natürlich birgt das eine ganze Reihe von sozialkritischen Ansätzen mit sich, allen voran durch die Apartheid, deren Einbringung dann auch den ungewöhnlichen Handlungsort Afrika erklärt. “District 9" trennt von den andere sozialkritischen Alienfilmen aber die Erzählebene, handelt es sich doch zugleich um eine Parodie auf die Kollegen. Deutlich macht das der Mockumentary-Ansatz: vorgetäuschte Nachrichteneinblendungen und Interviews vor laufender Kamera integrieren die Aliens endgültig in den Kreislauf der Erde und ihrer Bewohner. Wie das Raumschiff da am Himmel steht und durch diffuse Lichtverhältnisse mit der Atmosphäre verschmilzt, so schmiegen sich auch die Fremdkörper der “Shrimps” in den zuletzt durch J.J. Abrams wieder gepushten Pseudorealismus ein. Blomkamp nimmt das Absurde und stellt es als Tatsache dar, aber nicht nur das: als ärgerliche Tatsache.
Wie sich das Fiktionale mit dem Realen vermengt, so verschmelzen unter dem südafrikanischen Himmel auch die Genregrenzen: “District 9" ist ein gewagter Aufprall der Themengebiete, Action, Science Fiction, Parodie, Sozialdrama und Komödie werden mit erwähnter Mockumentary scheinbar wahllos in einen Topf geworfen, doch eben nur scheinbar wahllos. Tatsächlich hat Blomkamp seinen Eintopf von vorne bis hinten im Griff. Angeführt durch einen schmierigen, in seiner nicht vorhandenen Coolness fast schon wieder coolen Witz von Hauptdarsteller, einen frechen Gegenentwurf des klassischen Helden, bahnt sich das Skript seinen Weg durch ein unvorhersehbares Dickicht aus Wendungen, die kommen wie der Donnerschlag. “District 9" ist wie ein Ritt durch den Dschungel: Die verdeckenden Blätter immer einen Meter vor dem Gesicht, so dass der Horizont mit jedem Messerhieb seine Form verändert.
Dadurch wahrt das Treiben auf volle Distanz seine Kurzweil. Mit jedem Haken, der geschlagen wird, wagt sich der Film weiter auf unerobertes Gebiet und sieht sich gar nicht erst der Lage ausgesetzt, Klischees bedienen zu müssen. Wenn überhaupt, sind sie derart entfremdet wie etwa ein Alien-Kind, das unter einer Schicht aus Krusten und Fühlern eines der nach Vorbildern gierenden Hollywood-Kinder sein KÖNNTE. Erstaunlich ist es auch, mit welcher Eleganz sich die anfangs dominanten Doku-Ansätze in Wohlgefallen auflösen und die Kamera zunehmend unsichtbarer machen, als sie den Figuren in private Situationen folgen. Der schnelle Wechsel der technischen Grundlagen des Films lässt ihn grob und beinahe gehäusefrei wirken, was dem Geschehen auf der Leinwand aber nur entspricht, da dort auch grob agiert wird: Unter Schmutz, Abfall und Wohnprovisorien werden auch gerne mal Gliedmaßen abgerissen, Körperflüssigkeiten aufgestoßen oder Mutationen vollzogen.
Nun mag man bemängeln, dass Blomkamp seine Fäden in einem bombastreichen Finale voller Krawumms aus der Hand gebe, doch letztlich ist diese Quasi-Parodie auf die ach so niedlichen “Transformers” doch die Sahnehaube auf dem Dreckloch des neunten Distrikts, wenngleich Sahne nicht so recht dorthin passen mag.
Unter Jacksons Obhut gelingt die damit wahrscheinlichste aller Varianten eines außerirdischen Pit Stops auf der Erde: Aliens bringen nicht die erhoffte Erlösung, Erkenntnis oder Weisheit, sondern nur noch mehr Bürokratie und noch mehr Probleme. So sind sie halt die Menschen. Selbst Gott höchstpersönlich könnten sie profanisieren oder sogar in die Slums verweisen. Und wie sie das tun, weiß “District 9" in wildem Draufgängertum zu erzählen, ohne dabei auf das durch “Herr der Ringe” geübte Auge der Übersicht zu verzichten. Neil Blomkamp und Peter Jackson - Dream Team?
