Choose
Choose
Originaltitel: Choose
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2010
Regie: Marcus Graves (Robert Legato)
Darsteller: Katheryn Winnick, Kevin Pollak, Richard Short, Nicholas Tucci, Bruce Dern, Kate Nauta, ...
Trailer:
http://www.imdb.com/video/screenplay/vi1205181721/
Unterm Strich vermag man „Choose“, einem makaberen kleinen Serienkiller-Thriller aus dem Jahre 2010, durchaus so einige Schwächen und ungenutzte Chancen vorzuwerfen – nicht aber, dass es ihm an einem packenden Einstieg mangeln würde: Als es gegen Ende eines abendlichen Telefonats, welches die Schülerin Sara (Shana Dowdeswell) bis dato mit ihrer besten Freundin geführt hat, im schicken Vorstadtsiedlungshaus ihrer Eltern plötzlich zu einem Stromausfall kommt, schaut sie erst einmal im oberen Stockwerk nach ihrem jüngeren Bruder Jake, der dort (in seinem Zimmer) seltsamerweise allerdings nicht aufzufinden ist, bevor sie wenig später (einige Türen weiter) eine furchtbare Entdeckung machen muss – nämlich ihre Mutter und ihr Vater, gefesselt und geknebelt in ihrem Bett liegend. Ehe sie auf das Gebotene reagieren kann, wird sie von einer dunklen Gestalt ergriffen, welche sie sogleich mit einer Pistole bedroht und vor die bittere Wahl stellt, wer von ihnen getötet, wer am Leben gelassen werden soll – ansonsten müssten beide sterben. 60 Sekunden gesteht ihr der Mann für die betreffende Antwort zu, worüber hinaus er auch noch Jake mit ins Spiel bringt, um den Druck zusätzlich zu erhöhen. Als Sara ihre schmerzhafte Entscheidung letztlich herausschreit, wird ihr dann jedoch (obendrein) mitgeteilt, dass dieser „entsetzliche Albtraum“ für sie noch immer nicht vorüber ist – denn nun verlangt er zusätzlich von ihr, in Kombination mit dem Überreichen eines Messers sowie ergänzt um einen neuerlichen Hinweis auf die knappe verbliebene Zeit, die auserwählte Person gar eigenhändig zu töten: Nur wenn das auf jenem Wege geschieht, würde er die übrigen Mitglieder ihrer Familie verschonen…
Einer recht Genre-typischen Credits-Sequenz folgend, die einen mal wieder unweigerlich an „Se7en“ erinnert und in welcher man (in düstere Bilder gekleidet) u.a. aufgezeigt erhält, wie unser Psycho aus einem zusammengeschmolzenen Glaskolbenpaar „Sanduhren“ herstellt, die er bei seinen Taten jeweils (mit seinem eigenen Blut gefüllt) im Rahmen des von ihm ausgesprochenen Ultimatums verwendet, wird die hübsche Journalismusstudentin Fiona Wagner (Katherine Winnick) in die Story eingeführt – ihres Zeichens Tochter des örtlichen Sheriffs (Kevin Pollack) sowie Hauptprotagonistin der verbliebenen Geschehnisse. Als das Schicksal eines weiteren Opfers öffentliche Bekanntheit erlangt – dieses Mal ein Pianist, der seine Finger abgeschnitten bekam, statt (per Zweckentfremdung eines Bohrers) sein Gehör zu verlieren – wecken die Umstände zuerst allein das berufliche Interesse Fionas, doch schon kurz danach fängt sie auf einmal an, übers Internet mysteriöse Text-Nachrichten zu empfangen, welche angeblich von der für die Verbrechen verantwortlichen Person stammen sowie Informationen beinhalten, die einen Zusammenhang mit dem Suizid ihrer Mom (vor einiger Zeit) andeuten. Könnte es sein, dass jene damals überhaupt nicht freiwillig aus dem Leben schied? Unabhängig der „gewohnten Proteste“ ihres Vaters, geht sie fortan verschiedenen Ansätzen und Hinweisen nach – wobei sie schließlich auf eine bereits länger geschlossene Jugendbesserungsanstalt stößt, in der ein Psychologe (Bruce Dern) seinerzeit eine so genannte „Choice Therapy“ mit etlichen jungen Patienten durchführte. Im Zuge der Ermittlungen wird es immer deutlicher, dass es eine „persönliche Connection“ zwischen allen Involvierten geben muss – nur welche? Fieberhaft bemüht sich Fiona, gemeinsam mit ihrem Dad und dessen Kollegen das bislang noch ziemlich unübersichtliche „Puzzle“ zusammenzusetzen – bloß scheint ihnen der Gesuchte dabei andauernd ein Schritt voraus zu sein…
In mehrerlei Hinsicht bezieht sich „Choose“ auf die bekannte „Man in the Maze“-Illustration amerikanischer Ureinwohner: In Form eines Labyrinths veranschaulicht diese die zahlreichen Entscheidungen und Erfahrungen, die jeden Menschen im Laufe seines Lebenswegs prägen (siehe auch: „I'itoi“). In Anbetracht des präsentierten Konzepts sowie der Vorgehensweise des Killers, also dass er den Leidtragenden stets eine gewisse (jedoch perfide eingegrenzte) Wahl offeriert, kommen einem rasch ähnliche Storyelemente thematisch verwandter Werke (wie „Saw“ oder „W∆Z“) in den Sinn – allerdings geht es in diesem Fall weniger um moralische Verfehlungen sowie in gar überhaupt keiner Weise um irgendwelche ausgeklügelten bzw. grausam-kreativen „Spielchen“ oder Apparaturen, sondern in erster Linie um eine traditionelle investigative Jagd auf den (unverkennbar gestörten) Täter, dessen Motiv ein sehr persönliches ist. Letztgenanntes Plot-Element ist inzwischen ja ein relativ weit verbreitetes: Wie so oft dient ein in der Vergangenheit verwurzeltes Ereignis als Auslöser des aktuellen Schreckens, nimmt der Gesuchte von sich aus (resultierend aus speziellen Gründen) Kontakt zu einer bestimmten Person auf, die ihn spätestens von dem Augenblick an aktiv zu verfolgen beginnt, und offenbaren die nach und nach zutage geförderten Spuren an einem zentralen Punkt der Handlung irgendwann eine konkrete Verbindung zwischen den beteiligten Partien. Statt dabei in moderne „Torture Porn“-Gefilde vorzudringen, folgt der Streifen insgesamt aber eher den Pfaden klassischer Thriller: Die zur Schau gestellten Härten bleiben der eigentlichen Story kontinuierlich untergeordnet, ohne sie je zu „überschatten“ – was hauptsächlich der gewählten inszenatorischen Herangehensweise zu verdanken ist, welche sich in den betreffenden Momenten meist dezent zurücknimmt sowie auf das Aufzeigen allzu expliziter Details verzichtet…
Das Drehbuch aus den Federn von Mike Thompson („Dragonfly“) und Brandon Camp („Love Happens“) hangelt sich über weite Strecken hinweg entlang gängiger Genre-Strukturen, ohne diese mit eigenen (neuen) Impulsen anzureichern oder sie (zumindest) in einem fruchtbaren Maße zu variieren: Einzelne reizvolle Ideen und Aspekte werden schlichtweg zu spät (und überdies auch zu halbherzig bzw. ineffektiv) ins Geschehen injiziert, um den umfassenden Eindruck dann noch entscheidend aufwerten zu können. Inhaltlich wie stilistisch lässt einen vieles an etwas düsterere TV-Shows á la „Criminal Minds“ denken – was per se zwar nicht verkehrt ist, im vorliegenden Kontext jedoch nicht unbedingt wirklich zufrieden stellt. Man vermisst im Grunde einen „Kick“, der einen als Zuschauer fest zu packen sowie zum gespannten Weiterschauen zu animieren vermag. Stattdessen erhält man diverse Stereotypen und Klischees geboten – wie die Kontaktaufnahme des Irren per Internet oder die Auswirkungen des unverarbeiteten Ablebens ihrer Mutter auf Fiona (mitsamt ihrer Gemütslage), zusätzlich ergänzt um einige nicht sonderlich hochwertige, teils angrenzend unfreiwillig komische Dialogzeilen (mein Favorit: „You smell good, like apples. I like apples.“). In diesem Zusammenhang wären außerdem noch private Recherchen, die cleverer und ergiebiger als jene der Cops sind, wie auch sporadisches „Verhalten wider besserer Vernunft”, etwa sich mit dem bereits identifizierten Täter allein auf einem abgelegenen Grundstück zu treffen, als weitere markante Exempel anzuführen – ganz zu schweigen von zwei auffallend substanzlosen Szenen, über die ich mich aber eigentlich nicht weiter beschweren möchte, da die hinreißende Fiona in der einen duscht und es sich in der anderen in der heimischen Badewanne gemütlich macht. Es gibt einfach zu wenige beseelte Einfälle, wie zum Beispiel die Verwendung eines Bücher-Barcodes als Quelle eines aufschlussreichen Hinweises – worüber hinaus sowohl die aufgegriffenen Urängste als auch angerissenen psychologischen Komponenten der Geschichte nur ungenügend ausgelotet verbleiben...
Die Hauptrolle wird von der attraktiven Kanadierin Katheryn Winnick gespielt, welche sich in den zurückliegenden Jahren nicht nur dank ihrer Auftritte in verschiedenen Horror-Flicks (siehe „Satan´s Little Helper“, „Hellraiser: Hellworld“ oder „Amusement“) einen guten Ruf in entsprechenden Fan-Kreisen erarbeiten konnte, sondern auch in einigen interessanten Indies (wie „Cold Souls“, „When Nietzsche Wept“ und „Radio Free Albemuth“) mitwirkte, bevor sie jüngst erst in zwei ansprechenden Nebenparts größerer Studio-Produktionen (nämlich „Killers“ und „Love and other Drugs“) sowie obendrein in acht Folgen der Hit-Serie „Bones“ zu sehen war. Ihre hier abgelieferte Leistung ist durchweg annehmbar – nichtsdestotrotz aber irgendwie nicht auf der Höhe ihrer vorherigen. Immerhin stimmt die Chemie zwischen ihr und ihrem Screen-Dad, der vom erfahrenen Kevin Pollak („End of Days“/„Hostage“) verkörpert wird – neben welchem sie im Übrigen schon 2004 im Kurzfilm „Our Time is up“ auftrat. Pollak agiert ebenso routiniert wie sympathisch – wird den Anforderungen seiner (bewährten) Vater-/Cop-Figur umfassend gerecht. Als dessen Partner steht ihm Richard Short („Public Enemies“) zur Seite, die Rolle des (wegen einer physischen Entstellung „Scar Lip“ genannten) Killers übernahm Nicholas Tucci („Undocumented“) – und da der Streifen nicht als ein „Whodunit?“ ausgelegt wurde, entspricht letztere Nennung auch keinerlei Spoiler. Ferner mimt Kate Nauta („Transporter 2“) ein zwischen ihrem Augenlicht und ihrer Schönheit wählen müssendes Model, also eines der Opfer – während Bruce Dern („Monster“) als ein Kinderpsychologe im Ruhestand, dessen frühere Therapie-Methoden eng mit dem Fall verwoben sind, ein (an sich) zwar nett zu registrierendes, insgesamt jedoch nicht allzu nachhaltiges Cameo absolviert...
Auf handwerklicher Ebene gibt es an dem fertigen Ergebnis kaum etwas zu beanstanden: Im Gegensatz (z.B.) zum „aufdringlichen“ visuellen Stil des Genre-Kollegen „Saw“, kommt die zur Schau gestellte Kamera- und Editing-Arbeit jeweils auffallend „bodenständig“ daher – frei ungewöhnlicher Perspektiven und/oder rascher Schnittfolgen. Überdies mutet das Tempo generell recht unüberhastet an, ist die kreierte Atmosphäre (der Story angepasst) relativ ungemütlicher Natur und wurden die (wenigen) brutaleren Szenen durch die Bank weg anständig umgesetzt – allerdings ist dabei (erneut) zu betonen, dass es den Verantwortlichen in keiner Weise um ein möglichst explizites Aufzeigen der Grausamkeiten ging, weshalb die direkten Gewaltakte meist auch „nur“ außerhalb des Bildausschnitts stattfinden. Der Score Nathan Larsons („Choke“) ist zweckdienlich, wird teilweise aber zu vordergründig eingesetzt, eine Albtraum-Sequenz wirkt leicht deplatziert und die Mehrzahl der integrierten Jump-Scares wurde weder sonderlich inspiriert noch effektiv gestaltet bzw. eingebunden. Die zentralen Probleme markieren jedoch eindeutig die fehlende Hochspannung sowie innovationslose Geschichte, welche viel zu unbeirrt ausgelatschten Pfaden folgt, dem Publikum zu schnell konkrete Hinweise auf spezielle Verbindungen und Motive offenbart sowie (gerade im späteren Geschehen) einige potentiell höchst reizvolle Ansätze einfach nicht ersprießlich genug auszunutzen weiß – man nehme nur mal die fragwürdigen Vorgänge in der Besserungsanstalt oder die daraus resultierenden „seelischen Konsequenzen“ für bestimmte Leidtragende. Ich muss gestehen, dass mir der „böse Schlussmoment“ erstaunlich gut gefiel – wohingegen der vorangegangene Showdown (aufgrund seiner Kürze und eher unspektakulären Entfaltung) allerdings ein gewisses Gefühl der Enttäuschung heraufbeschwor. Eine von Seiten der Produzenten ausgehende Änderung des ursprünglichen Finales hatte im Vorfeld der Veröffentlichung sogar dazu geführt, dass Regie-Debütant Robert Legato (seines Zeichens u.a. Second-Unit-Director bei mehreren Scorsese-Filmen) es letzten Endes vorzog, dem Projekt seinen Namen zu entziehen sowie in den Credits jetzt nur noch unter dem Pseudonym Marcus Graves aufgeführt zu werden...
Fazit: Bei „Choose” (2010) handelt es sich um einen 08/15-Serienkiller-Thriller, der sowohl passabel besetzt als auch solide in Szene gesetzt wurde, alles in allem aber merklich an seiner überraschungsarmen (weil unoriginellen) inhaltlichen Beschaffenheit krankt...
Kann Stefans Kritik leider nur vollumfänglich zustimmen. Wobei ich sogar den vom Stefan gelobten Einstieg ziemlich misslungen fand. Denn so spannend die Choose Prämisse am Anfang auch sein mag, sie wird schon im ERSTEN Anwendungsfall überreizt! Sprich, der Killer stellt andauernd noch weitere Choose Elemente und lässt das Spannende ins Sadistische kippen. Auch wird die ganze Choosechose nie richtig erklärt sondern steht immer als Behauptung im Raum, obwohl man irgendwelche Doktoren installiert, die sie "lehren". Und so verkommt das reizvollste Element zur belanglosen Nebensache (und wird bem Model gleich gar nicht mehr angewendet bzw. ausgeblendet). Dafür schlagen sich die Darsteller ordentlich, die Umsetzung ist wirklich gelungen (DTV und Co. haben hier Pause) und zwischenzeitlich ist der Film ganz flüssig anzuschauen. Die dämliche Schlusspointe macht dann aber wieder einiges kaputt. Wer hat eigentlich befohlen, dass jeder Thriller, Horrorfilm einen Schlussgag braucht? Der gehört auch mal gesteinigt.
In diesem Sinne:
freeman
In diesem Sinne:
freeman
Bin etwas gnädiger. In Kürze: Grundstory sowie einige Storyentwicklungen haben durchaus ihren Reiz, das Problem für mich war eher, dass es der Regie nicht gelang, ein gewisses Tempo in die Cho(o)se zu bringen. Hach, was fürn Wortspiel ;) - Das Finale war extrem enttäuschend, und der Killer hatte irgendwie nicht ansatzweise so einen interessanten Charakter wie der Jigsaw-Killer...lange Rede kurzer Sinn: GAnz ok, aber irgendwie auch leidlich spannend, streckenweise zieht sich die Chose unnötig.
eine sehr knappe
bedingte Empfehlung von mir
eine sehr knappe
bedingte Empfehlung von mir
Unser neuestes Projekt: https://open.spotify.com/show/35s3iDdkQ12ikEFT9hOoTP - Talk rund um Filme und Serien
Ultraöder Opfer-recherchiert-über-Google-nach-Unbekanntem-Faustformelhorrorfilm, sogar mit zweifacher (!!) Badezimmerspiegelszene und auch sonst allem an Klischees, die selbst als Parodie schon seit den 90ern abgedroschen sind. Schon die Opening Sequence, die die Blaupause "Sophie's Entscheidung" einführen soll, haben praktisch alle Filme, die das Thema nur am Rande anschnitten, intensiver hingekriegt; danach wirkt jeder erneute Auftritt des Sadisten im Kaupuzenpulli wie dahingerotzt - kein Spannungsaufbau, nur ratzfatz eine schnelle Entscheidung zwischen zwei Übeln nach der anderen. Das Ganze selbstredend im Hochglanzlook der "Ring"-Phase abgekurbelt, mit starren Totalen, bei denen sich die Kamera leicht vom Fokus weg- oder auf ihn zubewegt, und ein Blondchen in der Hauptrolle, das leider nur angepisst dreinschauen kann und bei deren Duschszene wohl eine Über-dem-Brustbereich-Klausel eingearbeitet war. Doof und überflüssig.
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