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von kami » 19.02.2012, 12:04
DRAGON INN
Der King Hu-Klassiker gehört sicher zu den spannendsten und unterhaltsamsten Filmen des Regisseurs, die etwas uninteressanten Charaktere, der Mangel an glaubwürdiger Motivation, das wenig attraktive Setting und die antiquierte Action machen den Film aber eher zu einem Fall für den filmhistorisch Interessierten. Dann doch lieber A TOUCH OF ZEN, der hat Ideen und Atmosphäre, oder THE VALIANT ONES, bei dem stimmen Tempo und Action.
6/10
NEW DRAGON GATE INN
Das 1992er Tsui Hark-Remake gehört zu den wenigen Neuauflagen, die wirklich in jeder Hinsicht gegenüber dem Original zulegen. NDGI ist ein Traum von einem Wuxia-Film, spannend, wunderbar gespielt (Maggie Cheung ist fantastisch) und gefilmt und von wahrhaft atemberaubender Wire-Fu-Action komplementiert, die in einem grandiosen, blutigen Showdown gipfelt. Des nicht ganz perfekten Einstiegs wegen gibt's nur gute 9/10. BTW, bin ganz froh, dass ich nach dem Kauf der HK-DVD von Mei Ah die HKL-DVD nicht verhökert hab. Das Bild der HK-Scheibe ist etwas schärfer, dafür mit starkem Farbstich und Bewegungsunruhe gestraft. Kann man sich anschauen, aber die HKL-DVD macht trotz fehlendem Kanto-Tons (nur Mandarin) mehr Spaß.
FLYING SWORDS OF DRAGON GATE
20 Jahre nach seinem Remake (wobei ja eigentlich Raymond Lee Regie geführt hat) schiebt Tsui Hark einen umständlich als Re-Imagining oder Ähnlichem bezeichneten neuen Dragon Gate-Film nach, wahrscheinlich beflügelt vom Erfolg seines letzten Wuxia-Films. Überraschenderweise gibt es nur recht wenige Rezis, die den Film ganz klar als das bezeichnen, was er ist, nämlich ein waschechtes Sequel. Die Handlung spielt drei Jahre nach dem Vorgänger, die Tony Leung-Rolle wird jetzt von Jet Li verkörpert, der gleich zu Beginn des Filmes den Nachfolger von Donnie Yen als Chef des East Chamber-Geheimdienstes, gespielt von Gordon Liu, ausschaltet. Auch eine anderer wichtigerer Charakter des 1992er Films taucht wieder auf, wenn auch natürlich anders besetzt.
Die inszenatorische und dramaturgische Geschlossenheit des Remakes wird leider nicht erreicht, der etwas zu lange Film erweist sich eher als typischer Tsui Hark-Film, wo gerne Ideen und Konzepte wust gemischt werden und ein zunächst in Richtung Politactioner gehender Streifen gegen Ende eher auf den Spuren von INDIANA JONES wandelt. Spannend wie der Vorgänger ist FSODG nur selten, unterhaltsam aber immer. Die Darsteller machen ihre Sache ordentlich, gerade Jet Li erweist sich aber einmal mehr als uncharismatischer, leicht unsympathischer Hauptdarsteller, der diese Mankos heutzutage ja auch leider nicht mehr mit beeindruckenden Kampfsportleistungen kompensiert. Die Action besteht aus Drahtziehkämpfen im Geiste des Vorgängers, verliert allerdings durch TV-Style-Montage, exzessive Flugmanöver und zu starke Konzentration auf 3D-Gimmicks deutlich an Wirkung. Dennoch gefällt mir die Action etwas besser als die in DETECTIVE DEE, es gibt auch mehr davon. In jedem anderen Aspekt ist der findige Tang-Detektiv den Ming-Streitern immer etwas voraus. Die Effekte sind zum Teil erschreckend schlecht, wobei gerade einfache Composites scheitern, wohingegen komplexe Aufnahmen wie eine Kamerafahrt über eine gewaltige Hafenanlange großartig aussehen. Auch der Soundtrack hat mich ein wenig enttäuscht, vom Filmmusik-Comeback von Wu Wei Lap a.k.a. William Hu (TAI CHI, HEROIC TRIO, BAREFOOTED KID) nach 16 Jahren hatte ich mir etwas mehr erhofft als einen recht generischen, wenn auch meist passenden Score.
Fans des Vorgängers, des Genres generell und des Regisseurs sollten dennoch reinschauen, langweilen wird man sich bei diesem Film kaum.
Knappe 7/10