the Violent Kind
the Violent Kind
Originaltitel: the Violent Kind
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2010
Regie: Mitchell Altieri & Phil Flores
Darsteller: Cory Knauf, Taylor Cole, Bret Roberts, Christina Prousalis, Joe Egender, Nick Tagas, Tiffany Shepis, ...
Trailer:
http://www.imdb.com/video/imdb/vi2302385433/
Nach ihrem 2006er „After Dark Horrorfest“-Beitrag „the Hamiltons“, welcher sich als einer der besten „Films to die for“ jenes Jahres entpuppte, sowie dem enttäuschenden „April Fool´s Day“-Remake, über das man lieber (in allen Belangen) den Mantel des Schweigens belassen sollte, markiert(e) „the Violent Kind“ 2010 die dritte gemeinsame Genre-Regiearbeit der „Butcher Brothers“ Mitchell Altieri und Phil Flores – bei denen es sich im Übrigen weder um echte Fleischer noch Brüder handelt. Unabhängig der groß auf dem Poster bzw. Cover platzierten Info, dass einige Produzenten der „Halloween“-Franchise und „Texas Chainsaw Massacre“-Neuversionen an dem Projekt beteiligt waren, stellt das Werk aber keineswegs einen „typischen Horror-Flick“ dar, welchen man einfach mal schnell konsumieren und anschließend dann gleich wieder abhaken kann – sondern vielmehr einen höchst polarisierenden Indie, dessen ebenso eigenwillige wie grobschlächtige (sowohl inhaltliche als auch stilistische) Beschaffenheit entweder seine größte Stärke oder Schwäche markiert, je nach Betrachtungsweise und persönlichem Geschmack. Entsprechend heftig scheiden sich die Geister an dem Streifen bereits seit seiner Premiere auf dem 2010er „Sundance“-Festival – doch egal ob man ihn denn nun schätzt oder hasst: Der betreffende „Trip“ ist ein relativ ungewöhnlicher und wilder – zumindest darüber dürften sich so ziemlich alle einig sein...
Quentin (Bret Roberts), Elroy (Nick Tagas) und Cody (Cory Knauf) sind Angehörige einer Biker-Gang namens „the Crew“ – und das in zweiter Generation, da ihre Eltern damals mit zu den Begründern eben jener Bande gehörten, welche sich seither einen gefestigten Ruf innerhalb der kriminellen Szene Nordkaliforniens erworben hat. Kürzlich erst wurde letzterer des Trios aus dem Knast entlassen, nachdem ihm die Behörden zuvor auf die Schliche gekommen waren und er im Rahmen dessen (obendrein) den Unmut einiger seiner Kameraden auf sich gezogen hatte – weshalb er sich zurzeit verschiedene Gedanken über seine aktuelle Lage sowie „künftigen Möglichkeiten“ macht. Begleitet von Quentin´s Freundin Shade (Taylor Cole), erreichen er und die anderen eines Abends (nach längerer Fahrt) nun jedenfalls ein ländlich-abgelegenes Clubhaus der „Crew“, in welchem Cody´s Mutter (Lynn McRee) gerade im „üblichen Rocker-Ambiente“ (ungepflegte Kerle, zügellose Stripperinnen, eine Menge Bier etc.) ihren Geburtstag feiert. Die Anwesenheit seiner „Ex“ Michelle (Tiffany Shepis) und ihres neuen Lovers trägt dort allerdings nicht unbedingt zu einer Verbesserung seiner generellen Laune bei – wohl aber die freundliche Aufmerksamkeit ihrer jüngeren Schwester Megan (Christina Prousalis), die schon immer ein Auge auf ihn geworfen hatte und nach ihrem College-Abschluss jetzt wieder „in die Heimat zurückgekehrt“ ist...
Als die Party irgendwann in der Nacht in ihren finalen Zügen liegt, braust Michelle mit ihrem Freund kurzerhand davon – beide betrunken, sie am Steuer – ohne in dem Moment jedoch an Megan zu denken, welche fortan keine Mitfahrgelegenheit mehr besitzt. Da die übrigen Gäste jeweils in andere Richtungen aufbrechen, entschließt sie sich (notgedrungen) zu einer Übernachtung vor Ort, um sich am nächsten Morgen dann von Shade, Elroy, Quentin und/oder Cody nach Hause fahren zu lassen, da jene bis dato als einzige im Haus zurückbleiben wollen. Im Folgenden dauert es allerdings nicht lange, bis Michelle (überraschend) erneut bei ihnen auftaucht – allein, zu Fuß, blutüberströmt sowie diverse Verletzungen aufweisend. Versuche, einen Arzt zu rufen oder sie zu einem solchen zu bringen, scheitern aufgrund der seltsamen Gegebenheit, dass auf einmal weder Telefone funktionieren noch sich die verfügbaren Fahrzeuge starten lassen. Die Situation verschärft sich gar ein zusätzliches Stück weiter, als Michelle plötzlich aggressives, irgendwie „besessen“ anmutendes Verhalten an den Tag legt – worauf sie Elroy (zudem) „anfällt“, ihn übel zurichtet sowie von den anderen prompt ans Bett gefesselt wird, zum Schutze aller. Die anknüpfende Bemühung Codys und Megans, bei einem Nachbarn Hilfe zu erlangen, mündet kurz danach in einer schrecklichen Entdeckung – und infolge ihrer Wiederkehr geraten sie und ihre Freunde überdies auch noch in die Gewalt von fünf merkwürdigen, wie „frisch aus den 50ern“ wirkende Personen, die ins Haus eindringen, sie überwältigen und umgehend zu peinigen anfangen. Wie es sich herausstellt, sind jene hinter etwas her, das sich in Michelle´s „Innerem“ befindet...
„the Violent Kind“ eröffnet in Gestalt einer Sex-Szene, an deren Ende Shade Quentin die Faust einfach mal so ins Gesicht schlägt. Unmittelbar darauf geraten er und seine Kumpels draußen vor der Tür (in der Einfahrt) mit zwei Typen aneinander, welche er im Vorfeld offenbar bei einem Drogendeal hintergangen hat. Abgepasst mit einzelnen Standbildern des Prügeleiverlaufs, setzen indessen die (zusätzlich noch mit eingeblendeten Zeitungsartikeln, Fotos und Rockmusik unterlegten) Opening Credits ein, um auf diesem Wege von Beginn an aufzuzeigen, dass das Leben dieser Leute (u.a.) stark von Sex, Gewalt, illegalen Aktivitäten und einer gewichtigen Verbundenheit geprägt ist. Unweigerlich wird man dabei ans „launig-ungehobelte Gefühl“ einiger Biker-B-Movies aus den 60er- und 70er-Jahren erinnert, nur halt in einem modernen Ambiente angesiedelt – ähnlich wie etwa bei der Serie „Sons of Anarchy“. An jene musste ich während des ersten Drittels gleich mehrfach denken – gerade im Hinblick auf das ausgelassene Treffen der „Crew“ im Bekannten- und Familienkreis, mit all ihren Ansichten, Verhaltensweisen und dramatischen Verstrickungen untereinander. In einem recht ruhigen Tempo eingebettet, erhalten die Charaktere in dieser Phase zumindest ein wenig an „Background“ zugestanden – und das unabhängig der vorwiegend trivialen Natur des Gebotenen (siehe Cody´s „unharmonisches“ Beziehungsaus vor einiger Zeit, seine unaufgearbeiteten Konflikte mit Quentin oder die Tatsache, dass ihm Megan regelmäßig Liebesbriefe ins Gefängnis geschickt hat, da sie eigentlich schon seit langem auf ihn steht)...
Es ist so um der 20-Minuten-Marke herum, als sich die Stimmung zu verändern beginnt und immer unheilschwangere Einstellungen zunehmend in den Vordergrund treten: Irgendwelche elektronische Interferenzen wirken sich auf Lichter und Telefone aus, Autos geben keinerlei Regung mehr von sich, ein ungewöhnliches Wetterleuchten ist im nächtlichen Himmel auszumachen – und direkt nach ihrer Rückkehr bricht die von Kopf bis Fuß mit Blut beschmierte Michelle bewusstlos vorm Haus zusammen. Ihr Zustand hält Elroy aber trotzdem nicht davon ab, ihr unters Röckchen in den Schritt zu fassen – was darin resultiert, dass sie ihn jäh anspringt und ihm das halbe Gesicht „wegreißt“ (oder besser gesagt: wegkratzt und wegbeißt). Ihr Aussehen und Auftreten, das Sprechen in fremden Zungen wie auch die Kraft bzw. Fähigkeit, gar an der Decke „hängen“ zu können, führen schon bald zu der Vermutung, etwas hätte von ihr Besitz ergriffen. So ganz kommt das zwar nie heraus, doch versetzen diese (sich in jene Richtung entfaltenden) Ereignisse dem Film einen kräftigen „Energieschub“: Als Zuschauer findet man sich schlagartig inmitten einer Variation unterschiedlicher „Horror-Inhalte“ wieder, die einem u.a. aus den „the Exorcist“- und „Evil Dead“-Streifen durchaus bekannt vorkommen. Bevor überhaupt jemandem die Chance eingeräumt wird, sich halbwegs darüber im Klaren zu werden, was zur Hölle im Prinzip da gerade so alles vor sich geht, schreitet das Werk munter weiter (auf unvorhersehbaren Pfaden) voran: Totgeglaubte (wie Michelle´s Lover) leben auf einmal wieder, ein Nachbar wird mit weggeschossenem Schädel vor einer Pinnwand mit alten Zeitungsartikeln aufgefunden, mysteriöse (mit Blut gezeichnete) Symbole sind an mehreren Wänden zu entdecken – und obendrein lösen sich zwei Personen gar zu einer ekelig-blubbernd-schleimigen Masse auf…
Hervorgehend aus der Zahl und Beschaffenheit der bisherigen „WTF?!“-Momente, sollte sich bereits an dieser Stelle „die Spreu vom Weizen“ innerhalb der Publikumsreihen getrennt haben – nur sind die „Butcher Brothers“ noch lange nicht fertig mit ihrem sogleich vergnügt in die nächste Runde einsteigenden „Genre-Mashup“: Ehe sich die (bislang) Überlebenden versehen, geraten sie nämlich nun in die Gewalt eines schrägen „Rockabilly-Quintetts“, welches sich aus dem soziopathisch-überdrehten Anführer Vernon (Joe Egender), seinen Handlangern Murderball (Samuel Child) und Jazz (Joseph McKelheer) sowie den Girls Trixie (Mackenzie Firgens) und Pussywagon (Ilea Matthews) zusammensetzt. Während Vernon „wie unter Strom stehend“ anmutet und sich dabei unentwegt über diverse Themen auslässt, die von James Dean bis hin zum Ende der Welt reichen, sind seine beiden Kumpanen eher schlichter Natur (der eine permanent angespannt, der andere ruhig Musik per Headphones hörend) und können die Mädels ihre Finger nur begrenzt voneinander lassen – in einer Szene krabbeln sie übrigens auch mal „sich gegenseitig anbellend“ über den Boden. Es bereitet ihnen Spaß, ihre Opfer zu quälen und sie grausamen Psycho-Spielchen auszusetzen: Das gesamte Szenario könnte man in etwa als eine Kreuzung aus „Grease“, Stephen King´s „Sometimes they come back“ und gewissen „Home Invasion“-Reißern (á la „Funny Games“ oder dem letzten Akt von Jack Ketchum´s „the Lost“) beschreiben. Her sind sie jedenfalls hinter Michelle, um mit ihr ein bestimmtes „Ritual“ zu vollziehen – was den Plot wiederum auf eine andere Bahn lenkt und letztlich in einem noch (eine zusätzliche Stufe) abstruseren Finale mündet, über das ich mich allerdings köstlich zu amüsieren vermochte und welches mich mit einem belustigten Grinsen in den Abspann entließ…
Da die Regisseure mit etlichen der Darsteller zuvor schonmal gearbeitet hatten, kann ich mir gut vorstellen, dass die Stimmung am Set eine relativ vertraute war. Abgesehen davon, dass man Cory Knauf („Godspeed“) Cody´s kriminelle Ader bzw. Vergangenheit nicht wirklich abnimmt, was seine im Knast verbrachte Zeit (entsprechend) mit einschließt, meistert er die verbliebenen Eigenheiten seines (eh recht sensibel und weniger „hart“ gestrickten) Parts aber immerhin noch akzeptabel. Glaubwürdig tritt dagegen Bret Roberts („S.Darko“) als „Tough Guy“ Quentin in Erscheinung – ebenso wie die hübsche Taylor Cole („April Fool´s Day“) als seine Freundin Shade, die sich selbst stets anständig zu helfen weiß und den Leuten um sich herum außerdem (durchgehend) tatkräftige Unterstützung bietet. Newcomerin Christina Prousalis, die zuvor nur kleinere Rollen in einigen TV-Serienfolgen (z.B. bei „the Riches“) spielte, hat mich durchaus passabel überzeugen können – wohingegen Nick Tagas („Pig Hunt“) als Elroy weitestgehend blass verbleibt. In den Augen mancher mit Sicherheit etwas zu over-the-top, verkörpern Joe Egender („Hunger“), Samuel Child („Marked“), Joseph McKelheer („Dirty“), Ilea Matthews („Ad Game“) und Mackenzie Firgens („Break“) die „irren Greaser“ in nicht gerade filigranen, dem kapriziösen Gesamteindruck jedoch zuträglichen Zügen – wobei einem speziell Egender´s ungezügelte Performance eine Menge „Spaß“ bereitet. Natürlich muss an dieser Stelle auch noch „Scream Queen“ Tiffany Shepis („Dark Reel“) Erwähnung finden, welche solide agiert und überdies mal wieder „nahezu alles“ zeigt…
Die Vorlage aus den Federn von Altieri, Flores und Adam Weis vereint zig Ideen, Einflüsse und Genre-Versatzstücke zu einer mit verschiedenen subtilen Anspielungen und deutlichen Wendungen gespickten Geschichte, die multiple Male ihren (bis dato jeweils eingeschlagenen) Kurs alteriert und auf diesem Wege die Gefahr drohender Vorhersehbarkeit (im Großen und Ganzen) erfolgreich umschifft. Zeitweise witzig, sexy, ekelig, albern, brutal, dramatisch und/oder grotesk, entwickelt sich die Story kontinuierlich weiter – bis am Ende wesentlich mehr auf dem Spiel steht, als man in der ersten Hälfte noch je zu mutmaßen wagte. Dass einem weder klare Infos noch Erklärungen geboten werden, die Geschehnisse demnach einen oberflächlichen Eindruck erzeugen und man zum Schluss zudem mit zig offenen Fragen in den Abspann entlassen wird, ist selbstverständlich eine seitens der Verantwortlichen (überwiegend) beabsichtige bzw. tolerierte Gegebenheit – und dennoch wäre es schön gewesen, zumindest eine bessere Charakterzeichnung der Hauptprotagonisten präsentiert zu erhalten. Die begrenzten finanziellen Ressourcen haben die „Butcher Brothers“ ersprießlich einzusetzen gewusst – wobei aber selbst die ein wenig „kostengünstig“ ausschauenden CGIs unterm Strich mit dem forcierten „B-Movie-Feeling“ bestimmter Plot-Ausprägungen harmonieren. Unterlegt mit einem angepassten Soundtrack sowie ebenso raw&gritty bebildert wie in Szene gesetzt, kommt der Film (trotz des eher ruhigen ersten Drittels) angenehm straff, abwechslungsreich und kurzweilig daher und weist obendrein so einige Härten wie vereinzelte nackte Tatsachen auf. Übermäßig spannend ist er zwar nie – dafür aber durchweg unterhaltsam und in Teilen gar recht ungemütlich und atmosphärisch. Angesichts der „ungehobelten Materie“ hätte mir persönlich (alles in allem) aber schon ein „noch ungestümeres Herangehen“ gewünscht, mit weiterer „wilder Energie“ – doch kann man ja nicht alles haben und ist das Ergebnis (fürs geneigte Publikum) auch so eine gewisse Empfehlung wert…
Fazit: Bei „the Violent Kind“ handelt es sich um einen gleichermaßen uneben-schrägen wie unberechenbar-vergnüglichen Genre-Mix aus Biker-Drama, Psycho-Reißer, Sci-Fi-Flick und Horror-Thriller, welcher diverse Themen (u.a. bezogen auf die gewalttätige Ader bzw. Natur des Menschen) aufgreift, mit unterschiedlichen inhaltlichen Schlenkern und „WTF?!“-Momenten aufwartet, auf keinen Fall sonderlich ernst genommen werden sollte und beileibe nicht für die „breitere Masse“ geeignet ist…
In den USA und GB ist der Film bereits uncut auf DVD zu haben - die US BluRay ist leider "region locked".
Hierzulande erscheint der Streifen unter dem Titel "Von der bösen Art" - allerdings voraussichtlich in einer geschnitten Fassung!
Hab den jetzt auch mal gesehen und kann mich größtenteils anschließen. Ziemlich wirr und im Grunde genommen großer Kokolores, in seiner wilden Mischung aber doch recht kurzweilig. Wünschenswert wäre gewesen, wenn der angerissene Background der Figuren noch weiter vertieft worden wäre (gerade Codys angekratzter Status in der Crew wird ja nur kurz angesprochen), das urplötzlich endende Finale ist auch unschön - aber der herrlich beknackte Schlussgag sammelt dafür Punkte. Schönes Biker-Flair (ich musste auch mehrfach an "Sons of Anarchy" denken), coole Mucke, zwei ausgesprochen knusprige Mädels (Taylor Cole, Christina Prousalis) und ein Haufen wilder Ideen, so sieht man sein B-Movie doch gern. Konfus, nur passagenweise spannend und mit ein paar verschenkten Möglichkeiten - so sieht man sein B-Movie weniger gern. "The Violent Kind" ist beides, hat aber seinen Reiz.
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