
Originaltitel: Direct Contact
Herstellungsland: Deutschland / USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Danny Lerner
Darsteller: Dolph Lundgren, Gina May, Michael Paré, Bashar Rahal, James Chalke, Vladimir Vladimirov, Raicho Vasilev, Mike Straub, Uti Bachvarov u.a.
„Hi Danny (Lerner), schön dass ihr bei Nu Image noch an mich denkt und mir trotz meiner Gurkenfilme noch kleine Jobs bei euch gebt.“
„Ach, kein Problem lieber Mark (Roper), ich bin ja nun auch nicht die hellste Leuchte am Filmhimmel und ein Platz als Second Unit Regisseur ist immer für dich da!“
„Danke Danny! Kennst du eigentlich noch meinen Actionklassiker Operation Delta Force IV?“
„Klar!“
„Da waren tolle Actionszenen drin. Leider hat die kaum einer gesehen, weil sich keiner für die Operation Delta Force Reihe interessiert hat.“
„Stimmt, ich hätte da eine Idee, wie wir diese Höhepunkte deines Schaffens noch einmal Zweitverwerten können! Der Dolph Lundgren macht bald nen Film mit mir ... da schreib ich einfach die Handlung um deine Actionszenen herum und flechte noch ein paar andere gigantische Actionszenen unserer Produktionsschmiede ein. Vielleicht aus Commando Deep Sea, Special Forces, Undisputed II und hey, der Seagal steht doch auch so auf Stock Footage, zeigen wir ihm mal, wie sich das anfühlt, wenn man seine Filme recycelt ... Out for a Kill wäre ne gute Idee ...“

So oder ähnlich MÜSSEN die Drehbuchbriefings zwischen Flachzangenregisseur Danny Lerner und seiner First Assistent Regisseursnulpe Mark Roper ausgesehen haben, als sie das letzte NU Image Projekt Direct Contact besprochen haben. Leider waren das auch schon die einzigen "Ideen", die den beiden in den Sinn kamen. Und so wuselt sich das Ergebnis handlungstechnisch nun gerade so mal eben durch ... In selbigem geht es um Ex-Marine Mike Riggins, der wegen Waffenschmuggels in einer russischen Haftanstalt einsitzt und da durch die Hölle geht. Da kommt ein Typ von der amerikanischen Botschaft auf ihn zu und offeriert ihm die Freiheit, wenn er im Gegenzug eine junge Frau aus den Händen eines irren, genozidverübenden Generals befreit. Logisch marschiert Mike Mechanikmäßig in dem Lager des Generals ein, befreit die Geisel mittels ordentlich überbordenden Sprengstoffeinsatzes und kratzt die Kurve. Doch hey, irgendwas stimmt hier nicht! Die Geisel will gar nicht befreit werden ... und den Typ aus der Amibotschaft kennt auch keiner. Mike wurde verarscht ... und zwar so richtig. Doch Mike wäre nicht Dolph, wenn er diesen Betrug nicht zum Anlass nehmen würde, um den Lumpenhunden der betrügerischen Sorte die Hammelbeine lang zu ziehen.
Soviel vorweg: Direct Contact ist dumm. So richtig dumm. Und er mutet an, wie ein Film, den man so heute gar nicht mehr sehen will. Vor allem nicht im Oeuvre von Schwedenhammer Dolph Lundgren, der mit seinen eigenen Regieprojekten unlängst bewiesen hat, wie B-Action eigentlich auszusehen hat. Doch erstaunlicherweise unterhält das wüste Gebräu, das wild von Schauplatz zu Schauplatz hetzt und - wie zu Beginn angedeutet - scheinbar um diverse Stock Footage Szenen herumgebaut wurde, ganz ordentlich! Das liegt vor allem daran, dass der Film immer in Bewegung ist und mit viel Schmackes und Rumms verkauft wird. Irgendwann ist es einem zwar ziemlich egal, wer da gegen wen und warum intrigiert, langweilig wird es aber nie. Das liegt vor allem an dem überbordenden Actionaufkommen.

Dabei fällt neben dem zu häufigen und teils ungelenken, ja verwirrenden Stock Footage Einsatz (hier wechseln in einzelnen Szenen schonmal Klimazonen UND Jahreszeiten) immer wieder auf, wie unfähig Danny Lerner beim Inszenieren von Action ist. Immer wieder bremst er mitten im größten Actionhöhepunkt ab, schneidet ungelenk zu ungünstigen Perspektiven, versaut den Schnitt im Allgemeinen und baut eben immer wieder Momente ein, die seine Action unrund wirken lassen. Das gleicht er mit einem ordentlichen Pfund Härte, groben Bluteffekten und einem (mal wieder - das scheint langsam Dolphs Markenzeichen zu werden) ultragorigen Oberbäddieende aus. Zudem lässt er Dolph Lundgren selbst im hohen Alter mehr Kicken und Ballern als er es in seiner fittesten Zeit gemacht hat. Einfach weil Lerner gemerkt haben muss, dass Lundgren die sicherste Bank am ganzen Unterfangen ist.

Der stürzt sich nämlich beherzt in die zahlreichen Keilereien und Actioneinlagen, wütet wie eine Abrissbirne und hat immer wieder den Schalk im Nacken. Der Mime wird wahrlich mit zunehmendem Alter immer besser. Einen Oscar wird es zwar in naher Zukunft nicht geben, aber gäbe es Auszeichnungen für ordentlich Selbstironie, sympathisches Auftreten oder verschmitzte Darstellungen, Dolph würde sie locker abräumen. Da reichen die anderen Darsteller - vor allem die osteuropäischen Nasen - samt und sonders nicht heran, letztlich machen aber auch sie einen soliden Job und bieten endlich mal wieder komplett menschenverachtende Mistschweine, die selbst unbeteiligte Personen ohne jedwede Skrupel umrußen. In einer größeren Nebenrolle erleben wir zudem Michael Pare, der ein wenig lustlos wirkt, aber auch noch einmal einen Zacken Souveränität in den Film hineinträgt.

Müsste man den Film zusammenfassen, könnte man ihn als Agent Red in spaßig umschreiben. Soll heißen, er ist zwar auch eine ziemlich billig zusammengeschusterte Stock Footage Sammlung, die von dem unfähigen Regisseur mehr schlecht als recht zusammengemixt wurde, aber die Minuten zwischen diesen "Highlights" fremder Filme sind wahrlich nicht so katastrophal wie in Dolphs Megaflop im U-Boot. Dazu trägt er selbst einen gewichtigen Teil bei, denn der schwedische Hüne ist mit sichtlichem Spaß bei der Sache und bedient die massig aufkommende, recht brutale Action souverän. Das Highlight der selbst gemachten Action stellt der sehr solide und ansprechende Showdown in einem Abrisshaus dar, in dem Dolph die Wände wackeln lassen darf. Ohne Dolph und die Action wäre der Streifen aber nur ein neuerliches Zeugnis für lahme Streifen in abgerissenen Ostblocklocations und Danny Lerners komplette Inszenierungsunfähigkeit! Da aber sowohl Dolph als auch die Action mit von der Partie sind, ist Direct Contact ein ganz netter, straff durchgezogener, lückenfüllender B-Actioner - ohne nennenswerte Langzeitwirkung ...

Die deutsche DVD von Kinowelt ist nur uncut, wenn sie eine SPIO/JK Freigabe vor sich herträgt.
In diesem Sinne:
freeman