Ich klemm mich mal als Belag mitten zwischen das McClane-kami-Sandwich:
Er hat aber auch bitter gefehlt, der versöhnliche Schlusspunkt. Eine durchwachsene Finalstaffel und ein auch nicht gerade überzeugender Promoclip zu einer letztlich nie realisierten vierten Staffel waren kein würdiger Ausklang für eine Serie, die dermaßen charmant zwischen Highschool-Drama-Comedy, Coming-Of-Age und Detektiv-Krimi pendelte. Was nur fehlte, war der Punkt unter dem Strich.
Der kommt jetzt natürlich ein bisschen spät. Dass die Zeit nicht stehen geblieben ist, wirkt sich auf den Film in gewissen Bereichen nachteilig aus, in anderen allerdings zum Vorteil. Was zu erwarten gewesen ist: Kristen Bell kann nicht mehr das unschuldige Ding verkörpern, das sie im Alter von 24 Jahren (bei damals noch deutlich jüngerem Aussehen) bei Serienstart erfunden hatte. Sie ist jetzt 34, Mutter (demnächst sogar zweifache) und konnte zudem in zwischenzeitlichen Filmrollen nicht einmal mehr ansatzweise die Ausstrahlung abrufen, die sie als Veronica Mars mit Leichtigkeit verströmte. All diese Geschehnisse lassen sich deutlich in ihrem Gesicht ablesen. Dass der Film nun aber unbedingt auf den Charaktereigenschaften der Detektivstochter pocht, lässt die Figur anfangs gekünstelt erscheinen, unecht, verkrampft.
Zu entwaffnend sind allerdings die Mars-Methoden, als dass man sich ihnen langfristig erwehren könnte. Sollte die letzte Sichtung der Serie also schon eine gewisse Zeit her sein – kein Problem. Das alte Veronica-Mars-Feeling stellt sich trotz der Skepsis zu Beginn recht schnell wieder ein. Zum Originalformat verhält sich das per Crowdfunding realisierte Projekt genauso wie die jüngst erschienene vierte American-Pie-Episode zu ihrer Originaltrilogie, nämlich als nostalgischer Rückblick. Nicht zufällig ist in beiden Fällen ein Klassentreffen das Zentrum der Wiederkehr in alte Muster, die nicht nur von den Charakteren, sondern auch von deren Darstellern aufgegriffen werden. Zugegeben, es ist schon ziemlich viel Berechnung dahinter, aber wenn es doch Spaß macht, über die Nostalgie wieder ins Neptune-Universum einzutauchen, warum denn nicht.
Gerade weil Optik und Dramaturgie dem TV-Format treu bleiben, ist es aber auch besonders einfach, sich wieder einzufinden. Wenn Keith Mars’ erster Blick auf seine gerade in den Heimatort zurückgekehrte Tochter darin besteht, sie bei einem Geschäftsgespräch zu erblicken, das sie in seiner kurzzeitigen Abwesenheit in seinem eigenen Büro spontan angenommen hat, trifft das pointiert die kleinen Besonderheiten, mit denen vor allem die ersten beiden Staffeln glänzen konnten. Derartige Verspieltheiten finden sich verteilt über die gesamte Laufzeit immer wieder.
Neue Erkenntnisse werden allerdings nicht geboten. Nicht einmal der Versuch wird unternommen, das Meta-Level der Serie nochmals anzuheben. Tatsächlich macht der Plot sogar recht viele Zugeständnisse, um die Erwartungen der Fans stillen zu können. Der schnell beiseite geschobene Piz oder der ins Leere laufende Gastauftritt von Jamie Lee Curtis stehen stellvertretend für die Risikoarmut – man wollte es weder wagen, das neue Karriere-Ich der selbstbewussten Detektivstochter stärker ins Spiel zu bringen (und damit die latenten Veränderungen zu thematisieren) noch die Sogwirkung des von Jason Dohring wie im Schlaf verkörperten Homme Fatal in Frage zu stellen. Insofern ist der Veronica-Mars-Film reine Fan-Bedienung ohne Wagnisse im Visuellen oder Erzählerischen, doch darüber kann man hinwegsehen – wie eben immer, wenn Mrs. Mars ihr eigenes Leben mit einer bewundernswerten Nonchalance auf die leichte Schulter nimmt.

(knapp)