
Originaltitel: Over the Top
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1987
Regie: Menahem Golan
Darsteller: Sylvester Stallone, Robert Loggia, Susan Blakely, David Mendenhall, Rick Zumwalt u.a.
Guten Tag liebes Publikum da draußen an den Bildschirmen! Es ist mal wieder soweit! Die Nerven sind zum Zerreißen gespannt, die Athleten hochkonzentriert, ihre Oberkörper gut eingeölt, die Muskeln schwellen und die Sehnen werden flexibel gehalten. Diese ganze adrenalingeladene Szenerie wird umrahmt von absolut enthusiastischen Fans. Sie ahnen es sicher schon, es ist mal wieder Zeit für ... ääähm, was? Armdrücken? Wollt ihr mich verarschen?
Jo, die Amis, jeden möglichen und unmöglichen Sport versehen sie mit einem passenden pathosgetränkten Film. So auch das Armdrücken ... warum auch immer. Alles beginnt mit uns Sly, der seinen Sohn – von dem er getrennt lebt, woran sein Schwiegervater nicht ganz unschuldig ist, der nicht will, dass sein Sohn mit einem Versager wie Slys Charakter (im weiteren Verlauf Lincoln Hawk genannt) zusammen kommt - von dessen Militärakademie abholt. Lincoln ist nur gewöhnlicher Truckerfahrer. So nimmt es kein Wunder, dass der Vater seiner Frau immer etwas gegen ihn hatte. Nun wird Lincolns Frau (Ex-Frau) operiert und sie möchte sowohl Mann als auch Sohn vereint vor sich sehen. Dazu wünscht sie sich, dass Lincoln und Sohn gemeinsam 3 Tage mit nem Truck durch die halbe USA zu ihrem Krankenhaus tuckern und sich kennen lernen.
Allerdings kann der Junge seinen Vater nicht riechen und gibt sich wunderbar trotzig. Doch die beherzte Art von Lincoln sagt seinem Sohn sehr zu. Auch Lincolns Armdrückerfähigkeiten beeindrucken ihn sehr, macht doch Lincoln beim ersten Halt in einem Diner mit einem Berg von einem Kerl ein Halbes ... im Armdrücken.
Und jetzt wird man auf das eingestimmt, was da noch kommen wird: Sly atmet tief ein und aus – sichtlich, also mit angespannter Hals und Schultermuskulatur. So geht er auf seinen Gegner zu, dem sein „Manager“ ordentlich in die Fresse haut, damit er hochkonzentriert ist. Dieser gebiert sich daraufhin wie ein Wrestler und putscht sich mit affenartigem Geschrei auf. Schnitt zu Lincoln: Der lässt den Motor an – so wird er es später nennen – indem er bei seinem Basecap den Schirm nach hinten dreht. Dann werden die Hände verschränkt und es gilt: Sly hängt sich voll rein *Hnnnnn*. Sein Gegner blockt spielend und beleidigt ihn. Sly gerät ins Hintertreffen. Sein Gesicht ist Slymäßig verzerrt (ihr wisst schon, der rechte Mundwinkel sieht sehr lustig aus ;-) ) und jetzt kommt der Cheat! Sly greift um *Muuuuuuaaaaaaah* bricht es aus ihm heraus, sein Gesicht erstarrt zur angestrengten Fratze und er drückt den anderen Typen platt! Yeah! Das ganze dauert gut 2 Minuten (deren Arme möchte ich echt haben) und ist an Dramatik kaum zu überbieten! Alleine der düstere Soundtrack darunter pusht die Spannung ins unermessliche.)
Im weiteren Verlauf erfahren wir, warum Lincoln seinen Sohn und seine Frau einst sitzen ließ und Lincoln nimmt an der Weltmeisterschaft im Armdrücken in Las Vegas teil. So finden die beiden Kerle freilich allmählich zusammen und das obwohl Mikes Opa alles versucht, um die aufkeimende Vater Sohn Beziehung im Keim zu ersticken.
Was ein Film. Man stelle sich den Drehbuchautor Sly Stallone vor, wie er bei den Produzenten vorstellig wird, selber wissend, dass er da irgendwie nen ziemlichen Stuss zusammenfabuliert hat. Doch zu seinem Erstaunen wird das ganze sogar wirklich auf den Weg gebracht! Wenn ich mir das irre Lachen von Sly vorstelle, als aus er dem Produzentenbüro kam und den dicken Batzen Geld in seinen Hände vor seiner Nase hin und her wedelte, läuft es mir vor Ehrfurcht kalt den Rücken runter.
Denn klar, der Film ist dumm, ABER er funktioniert! Er ist pathetisch, im Finale sogar mitreißend, spannend und fährt sogar einen wundervollen Humor auf. Insbesondere die Gespräche zwischen Sly und Sohn rocken die Bude. Sly selber ist hier so sympathisch wie selten zuvor, weil ihm die Rolle des missverstandenen Vaters mit Herz sehr gut steht. David Mendenhall ist am Anfang zwar ziemlich nervig, wandelt sich aber mit der Zeit und ergänzt Sly hervorragend. Als Opa von Mike spielt hier sogar Robert Loggia mit. Ich frage mich, ob der in seiner Filmographie bei diesem Film nicht nur nen dicken schwarzen Balken hat Sorgsam mit nem Edding übermalt LOL.
Was man besonders hervorheben muss ist freilich der Soundtrack. Das is 80s Mucke vom allerfeinsten. Immer passend, immer genial. Der eigentliche Score mit seinem Synthesizergedudel ist nicht so gelungen, aber die Songs sind derbe.
Mit Lincolns Sprüchen vom Mann sein und vom Aufrecht durchs Leben gehen wird der Film dann letztendlich abgerundet! Dieser Film ist einfach ein Klassiker und er hat Herz. Und zwar ne ganz große Portion davon. Achja, wer den Showdown von Over the Top gesehen und gehört hat, wird wissen, was die wirkliche Inspiration für das Sounddesign der Dinoschreie in Spielbergs Jurassic Park war ;-)
Die DVD des Filmes ist leider nicht sonderlich gelungen. Unscharf und verrauscht kommt sie daher und bietet annehmbaren Surroundsound.
Mit Klassikerbonus gibt es lockere

In diesem Sinne:
freeman