Entgegen dem Hyperrealismustrend, der viele neue Actionfilme im von Schnittgewitter durchzogenen Hier und Jetzt spielen lässt, versucht sich "Stolen" nochmal an einer Methode, die Anfang der 00er-Jahre recht beliebt war: Man zimmert einen griffigen, mit viel Aufwand (hier: inklusive eines mehrjährigen Knastaufenthalts zwischen Eröffnungsszene und späterer Handlung) versehenen Rahmen, der reichlich markante Figuren aufbahrt, die sich auch mal um 180 Grad drehen können, Hauptsache, sie bleiben im Gedächtnis und hinterlassen Eindruck. Dass die Charaktere dadurch oft überzeichnet wirken und dementsprechend unglaubwürdig und / oder albern, scherte diese Filme nicht und schert auch "Stolen" nicht. Alleine Josh Lucas als heruntergekommene Pennergestalt durch den Film wanken zu sehen, versetzt mindestens zehn Jahre in der Vergangenheit (mein Mitgucker fragte tatsächlich dann auch: "Der Film ist aber schon was älter, oder?"), zu der Zeit, als Heist-Filme wie "The Score" oder "Inside Man" noch gedreht wurden.
Für Nicolas Cage ist das eigentlich genau das Richtige, er tobt sich in dem hanebüchenen, aber effektiven Plot mächtig aus, legt Parkhäuser und Mietwohnungen auseinander und zieht dabei die Routine von der versagenden Vaterfigur ab, die durch eine Ausnahmesituation noch eine letzte Chance bekommt, seine Tochter aus emotional zurückzugewinnen. West, der für "Expendables 2" einen Schritt auf den erdigen Schnittefilm der Jetztzeit zumachen musste, knüpft hier wieder eher an seine Arbeiten aus den späten 90ern an.
Einen Film von Langhaltswert kann man dabei natürlich nicht erwarten, "Stolen" ist eher was für den kurzzeitigen Spaß, dann aber auch schnell wieder vergessen.

(noch)